DA Elisabeth Lambrecht.pdf
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spiele hinzuweisen, welche auch die Konsequenzen einer theoretischen Position notwendigerweise<br />
widerspiegeln.<br />
Ähnlich wie für Gustavo Esteva ergeben sich auch aus der Darlegung von Arturo Escobar<br />
bestimmte Paradoxien, die sich nach John W. Cook wie folgt darstellen lassen. So<br />
muss konstatiert werden, dass die Forderung nach und Legitimierung des lokal verankerten<br />
Widerstands, der die Perspektive eines traditionellen und an die jeweils „eigene“<br />
Kultur gebundenen „Entwicklungsweges“ 35<br />
propagiert, Problemlösungen nicht mehr<br />
transnational behandelt. Das heißt, dass eine, wie sie Cook fasst, transkulturelle Kritik<br />
(vor dem Hintergrund von Entwicklungsfragen) an anderen Kulturen keine Legitimation<br />
mehr bei Arturo Escobar erfährt. Indem Escobar Entwicklung als soziokulturelles und<br />
historisches Produkt der europäischen Aufklärung verortet, und ihre Gültigkeit auf ihren<br />
regionalen Entstehungskontext beschränkt, wird jede Kritik, die sich überregionalen<br />
Maßstäben verschreibt, für den Autor unerheblich. In diesem Kontext muss auch die<br />
Entwicklungsidee gefasst werden, die zwar nach universeller Gültigkeit strebt, aber<br />
nicht mehr als ein historisch spezifisches, kulturelles Produkt mit lokaler Bedeutsamkeit<br />
ist. Doch vor dem systemischen Hintergrund des kapitalistischen Regimes expandierte<br />
sie und drang breit in die Länder des Südens.<br />
Das mit der Umsetzung des Kulturrelativismus beginnende Ende der transkulturellen<br />
Kritik zeitige auch Folgen, die nach Cook zu einem Überdenken der kulturrelativistischen<br />
Perspektive führen sollten. Denn auch hier muss nach Cook an das Beispiel von<br />
Abba Thulle erinnert werden, der die Briten für eine bestimmte Form der Kriegsführung<br />
kritisierte und dafür aus der Perspektive des Kulturrelativismus als ethnozentrisch gebrandmarkt<br />
werden müsste. Neben der Unmöglichkeit, durch Kritik klüger oder einsichtiger<br />
zu werden, führen die Postulate des Kulturrelativismus nach Cook auch zu der<br />
Möglichkeit, Kritik, wenn sie durch Angehörige einer anderen Kultur formuliert wird,<br />
als ethnozentrisch und als ignorant gegenüber den kulturrelativistischen Tatsachen abzuwehren.<br />
Die im Kulturrelativismus eingeschlossene Möglichkeit, Kritik abzuwehren<br />
und zu instrumentalisieren, wird von Escobar wie von anderen AnhängerInnen des Kulturrelativismus<br />
nicht explizit praktiziert, ergäbe sich jedoch implizit als Konsequenz bei<br />
einer weltweiten Anwendung desselben.<br />
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35 Hier wird der Begriff des Entwicklungsweges genutzt, auch wenn Arturo Escobar mit jener universell<br />
ausgerichteten Vorstellung von Entwicklung zu brechen beabsichtigt, denn sie drückt die Vorstellung<br />
eines Fortgangs der gesellschaftlich spezifischen Produktion und Reproduktion aus, die mit Entwicklung<br />
beschrieben werden kann.<br />
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