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DA Elisabeth Lambrecht.pdf

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dass die Vorstellung von einer grundlegenden kulturellen Differenz – wenn sie auch<br />

nicht ganz der Idee einer hybriden Kultur entgegengestellt ist – zumindest jedoch einen<br />

Widerspruch offenlegt. Welchen Grund gäbe es, von einer generell unterstellten kulturellen<br />

Differenz auszugehen, wenn sich – aus einer konstruktivistischen Perspektive –<br />

durch das von Escobar konstatierte Zusammentreffen von modernen und traditionellen<br />

Kulturen unlängst hybride kulturelle Formen gebildet hätten? Eine solche Form von<br />

hybrider Kultur entwickelte sich beispielsweise in China nach dem Ableben von Mao<br />

Zedong im Jahre 1976 34 .<br />

Anstatt nun Formen hybrider Kulturen oder eine permanente Veränderung von Kulturen<br />

und Gesellschaften in einer globalisierten Welt anzuerkennen, worin die Perspektive<br />

eines konstruktivistischen Verständnisses von Kultur bestünde, beharrt Escobar weiter<br />

auf dem Diktum der Zurückdrängung und Zerstörung von traditionellen Kulturen durch<br />

das westlich und universalistisch geprägte Entwicklungsregime. Insofern unterschlägt<br />

auch er in Gänze das aktive Handeln, also die Subjekteigenschaft vieler Länder des Südens<br />

und degradiert sie zu passiv absorbierenden Objekten.<br />

Alternativen zu Entwicklung und nicht etwa alternative Entwicklungsstrategien seien<br />

notwendig, um mit Entwicklung vollständig zu brechen. Sonst würden die traditionellen<br />

Gesellschaften des Südens in moderne, das heißt – nach Escobar – auf Reflexion, Universalismus<br />

und Individualität aufbauende Gesellschaft transformiert werden. In seinen<br />

Schlussfolgerungen und politischen Forderungen weist er sogar ohne jede Differenzierung<br />

allen Widerstandsformen von Gruppen, sozialen Bewegungen oder sogenannten<br />

Graswurzelorganisationen eine Schlüsselrolle gegen den Entwicklungsdiskurs zu. Die<br />

Gleichgültigkeit gegenüber dem Inhalt von Traditionen, Moralvorstellungen und Formen<br />

des traditionellen kulturellen Widerstands gegen Entwicklung führt auch in den<br />

Ausführungen Escobars zu Implikationen, die vermutlich nicht unbedingt beabsichtigt<br />

sind, aber zwangsläufig aus der Annahme einer kulturrelativistischen Perspektive resultieren.<br />

Denn wie schon Cook darlegte, sollte die Auswahl der Beispiele nicht nur auf<br />

der Herausstellung des Ethnozentrismus oder des missionarischen Charakters der zu<br />

untersuchenden Fälle basieren. Es ist – gerade um die Implikationen einer Theorie wie<br />

die des Kulturrelativismus in den Griff zu bekommen – unumgänglich, auch auf Bei-<br />

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34 Siehe zum Beispiel Jullien 2002 oder Jullien 2006. Dieser stellt dar, dass im China der Post-Mao Zedong<br />

Ära die Verbindung des Konfuzianismus, des Neo-Traditionalismus mit den Ideen einer kapitalistisch<br />

organisierten Marktwirtschaft (und einem starken Staat) den gesellschaftlichen und kulturellen Deutungshorizont<br />

ausmachten.<br />

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