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DA Elisabeth Lambrecht.pdf

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diesem Hintergrund etablierende und „Wahrheiten“ produzierende Entwicklungsregime<br />

führte zur Ausbeutung und Zurückdrängung lokaler kultureller Usancen und von spezifischen<br />

kulturellen Formationen. Dazu merkt Escobar immer wieder an, dass die Grundlage<br />

jenes expandierenden Entwicklungsregimes im ökonomischen System des Kapitalismus<br />

zu suchen sei. Dieser vermochte es, die besonderen sozialen Formen der Identität<br />

durch die Zerstörung der regional wirkmächtigen kulturellen Praktiken vorzunehmen.<br />

Escobar insistiert in seinen Darlegungen darauf, dass das kapitalistische Regime, also<br />

auch das Entwicklungsprojekt, als Teil der westlichen und auf der Aufklärung basierenden<br />

Moderne verstanden werden müsse. Die Moderne sei wiederum nichts anderes als<br />

eine kulturell spezifische und historische Form der Lebensführung. Escobar begreift die<br />

Welt – wie der Kulturrelativismus im Allgemeinen auch – als gegebenen Zusammenhang<br />

unterschiedlicher Kulturen. Da auch Escobar – wie schon Esteva – auf dem Aspekt<br />

der kulturellen Differenz beharrt und ihn als eine Grundlage des Post-Development benennt,<br />

lässt sich hier die erste von Cook für den Kulturrelativismus dargelegte Prämisse<br />

identifizieren. Diese besagt, dass es differente Moralvorstellungen gibt, die durch die<br />

Wissenschaft (insbesondere moderne Anthropologie) bewiesen wurden. Was bei Cook<br />

als differente Moralvorstellung gefasst wird, ist bei Escobar die kulturellen Differenz.<br />

Moral könne als relevanter Bestandteil einer Kultur – wenn nicht sogar deren Hauptbestandteil<br />

– begriffen werden. Sie fußt auf einem Set aus Vorstellungen, Praktiken, Bräuchen<br />

und Traditionen, unter denen sich die Menschen im sozialen Zusammenhang begegnen.<br />

Die zweite Prämisse, die der Kulturrelativismus zur Grundlage hat, ist der Aspekt, dass<br />

Moral nicht über eine rationale Abwägung von Argumenten erworben werde, sondern<br />

durch die enkulturelle Konditionierung. An die Stelle letzterer tritt bei Escobar der Begriff<br />

der kulturellen Affirmation. Zwar erklärt er diesen nicht genau, doch bringt Affirmation<br />

genau diesen Sachverhalt zum Ausdruck. Unter diesem Begriff kann ohne weiteres<br />

eine Art positive Annahme, also Aneignung – in unserem Fall von Kultur – verstanden<br />

werden. Durch die Erfüllung der beiden Prämissen, sind bei Escobar die Grundlagen<br />

des Kulturrelativismus bereits hinreichend nachgewiesen.<br />

Zwar versucht Escobar mit seinem Konzept der hybriden Kultur, welche aus dem Zusammentreffen<br />

von traditionellen und modernen Kulturen entstehen kann, ein konstruktivistisches<br />

Verständnis von Kultur zu befördern, verfehlt jedoch jenes Unterfangen,<br />

wie bereits im Abschnitt 4.2.1 dargestellt. Es muss außerdem darauf verwiesen werden,<br />

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