DA Elisabeth Lambrecht.pdf
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Das hier vorscheinende Verständnis von Ereignissen als in einem historischen Kontext<br />
stehend und damit nicht naturgegeben, lässt auf ein konstruktivistisches Verständnis<br />
von Wirklichkeit schließen. Analog wird auch die Kultur bei Escobar gefasst. Denn mit<br />
dem Hinweis, Kultur sei nicht statisch, sondern transformierbar (ebd.: 226), versucht<br />
Escobar auch in seinem Kulturverständnis an jene Philosophietradition anzuschließen.<br />
Dies drückt sich beispielsweise in seiner Beschreibung von hybriden Kulturen aus, die<br />
als politisches Analysekonzept für die Dritte Welt zu interpretieren ist.<br />
„The notion of hybrid cultures – as a biological reading might suggest – does not<br />
imply the belief in pure strands of tradition and modernity that are combined to<br />
create a hybrid with a new essence; nor does it amount to the combination of discrete<br />
elements from tradition and modernity, or a „sellout“ of the traditional to the<br />
modern. Hybridity entails a cultural (re)creation that may or may not be<br />
(re)inscribed into hegemonic constellations.“ (ebd.: 220)<br />
Diese Form der Neubildung, die aus dem Zusammentreffen von traditionellen und modernen<br />
Kulturen entsteht, die Escobar auch als Analysemuster für südamerikanische<br />
Kulturen nutzt, verweist darauf – und darauf kommt es Escobar an – dass traditionelle<br />
Kulturen in der Regel die Zeit der Entwicklung überdauerten:<br />
„The analysis in terms of hybrid cultures leads to a reconceptualization of a number<br />
of established views. Rather than being eliminated by development, many „traditional<br />
cultures“ survive through their transformative engagement with modernity.“<br />
(ebd.: 219)<br />
Hier widerspricht er seinem eigenen Vorhaben und Anspruch, Kultur als konstruktivistisch,<br />
nämlich als sich durch die Praxis der einzelnen Menschen verändernd wahrzunehmen.<br />
Denn er spricht vom Überleben traditioneller Kulturen trotz ihres Zusammentreffens<br />
mit der Moderne. Ein konstruktivistisches Verständnis von Kultur würde hier<br />
die Veränderung als neue kulturelle Praxis erblicken und nicht vom Überleben schreiben.<br />
Kulturen werden auf subtile Art als traditionell etikettiert und essentialisiert, ohne<br />
dass ein konkreter Kontext oder ein präzises Beispiel herangezogen wird. Somit erscheinen<br />
bei Arturo Escobar „traditionelle“ und „moderne“ Kulturen immer wieder als<br />
dualistische Antipoden, die eine noch zu erfassende Essenz haben. Die auf der Vorstellung<br />
von kultureller Differenz basierende Anschauung, wonach „traditionelle Kulturen“<br />
in der Auseinandersetzung mit der Entwicklung „überlebten“, wird im Weiteren durch<br />
Werke zum Beispiel von Kate Manzo 30 ergänzt, die eine Rückkehr zur Kultur und eine<br />
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30 Siehe dazu Manzo 1991.<br />
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