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DA Elisabeth Lambrecht.pdf

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sie annimmt. Jeder Wert einer Kultur sei gleichermaßen gültig. Diese Indifferenz gegenüber<br />

kulturellen Praktiken und Bräuchen, die jede transkulturelle Kritik oder jeden<br />

transkulturellen Eingriff als ethnozentrisch verwerfe, zieht eine ganze Reihe von Konsequenzen<br />

nach sich. Cook bedient sich des Beispiels des Nationalsozialismus, um zu<br />

veranschaulichen, dass nicht jede Gesellschaftsform oder kulturelle Praxis für sich belassen<br />

werden könne, nur weil sie die Praxis im Rahmen einer bestimmten Kultur sei.<br />

Man denke in diesem Sinne beispielsweise an Diktaturen wie die von Charles Taylor in<br />

Liberia, dessen Regentschaft durch Terror und Verfolgung von Oppositionellen geprägt<br />

war. Es hätte sogar schon viel früher zu einer internationalen Anklage gegen den Despoten<br />

kommen müssen, um den Verlust weiterer Menschenleben zu stoppen.<br />

Cook führt mit der siebten paradoxen Implikation darüber hinaus an, dass insbesondere<br />

das Verständnis von Moral der KulturrelativistInnen abseits von dem verläuft, was eigentlich<br />

unter Moral verstanden werde. Indem Moral als das einer Kultur gemäße Set<br />

von akzeptierten Bräuchen, Praktiken und Sanktionen verstanden wird, missversteht der<br />

Kulturrelativismus den eigentlichen Sachverhalt. Denn Moral wird durch den Kulturrelativismus,<br />

wie Cook es am Beispiel der VietnamkriegsgegnerInnen darlegt, fälschlicherweise<br />

als entlang der gegebenen Konventionen interpretiert. Die KriegsgegnerInnen<br />

beurteilen den Krieg gerade als amoralisch, auch wenn er eine gängige Praxis der USamerikanischen<br />

Außenpolitik darstellte. Ähnliches gilt für das Beispiel der AbtreibungsgegnerInnen.<br />

Für sie stellt Abtreibung in den USA eine gegebene Praxis dar und<br />

wird trotzdem als amoralisch interpretiert. Nicht nur, dass der Kulturrelativismus es<br />

missversteht, wie eigentlich Moral gedeutet wird, sondern darüber hinaus führt er zur<br />

Konsequenz, dass eine Person, die für ihr Handeln moralisch kritisiert wird, die Handlung<br />

damit verteidigen kann, dass sie darauf verweist, das alle es tun würden. Nach<br />

Cook handele es sich dabei nicht mehr als um eine einfältige Entschuldigung, die darauf<br />

hindeutet, dass die eingenommene Position moralisch nicht zu verteidigen ist.<br />

Auch für Esteva lässt sich die Frage stellen, ob seine Auffassung von Kultur und Moral,<br />

die er entlang der kulturellen Grenzen verabsolutiert, wirklich das verkörpere, was eigentlich<br />

unter Moral verstanden werde. In der Perspektive des Kulturrelativismus ist<br />

eine Handlung dann moralisch, wenn darauf verwiesen werden kann, dass sie alle in<br />

einer Kultur ausführen. Zeigt nicht etwa das Beispiel der Schattenwirtschaft, die in einem<br />

Land gang und gäbe ist, aber heimlich praktiziert wird, dass die kulturrelativistische<br />

Vorstellung von Moral und die sich daraus ergebenden Rechtfertigungsstrategien<br />

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