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DA Elisabeth Lambrecht.pdf

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Auf die Frage, was denn jenseits der „Entwicklung“ komme, antwortet Esteva schlicht<br />

mit dem Wort: „Gastlichkeit“ (ebd.: 21). In einer negativen Bestimmung der westlichen<br />

Welt hält der Autor fest:<br />

!<br />

„Das westliche Ethos, dessen letzter Ausdruck Entwicklung ist, definiert eine ungastliche<br />

Welt.“ (ebd.)<br />

Auf der zweiten, weiter vorne erwähnten diskursanalytischen Ebene erwähnt der Autor<br />

zudem folgende Vorschläge, die zu einem Durchbrechen des Verhaftet-Seins in der Idee<br />

von Entwicklung verhelfen würden. So wird die Kopplung traditioneller Weisheiten mit<br />

lokalen Überlieferungen als Möglichkeit für die Entstehung von „historischem Wissen“<br />

für den „Kampf im Herzen“ (ebd.: 106) erlauben. Weiter heißt es dazu:<br />

„So könnte der Kampf gegen die Tyrannei der universalistischen Diskurse und gegen<br />

die wissenschaftliche Hierarchisierung des Wissens’ mit ihren spezifischen<br />

Herrschaftseffekten entstehen.“ (ebd.)<br />

In Anlehnung an Michel Foucault, auf den sich Esteva direkt bezieht, hält er Folgendes<br />

fest:<br />

„Die Herausforderung besteht‚ nicht darin, das Bewusstsein der Menschen, oder<br />

das, was sie im Kopf haben, zu verwandeln, sondern darin, das politische, wirtschaftliche<br />

und institutionelle System, das Wahrheiten produziert, zu verändern’“<br />

(Foucault zit. nach ebd.: 106 f.).<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Autor seiner Forderung, Entwicklung<br />

zu stoppen und durch eine gastliche Welt der „Hängematte“ zu ersetzen, auf zwei Ebenen<br />

Ausdruck verleiht. Zum einen veranlasst ihn die Krise der Entwicklung in den<br />

1980er Jahren zu einer radikalen Rückbesinnung auf die „eigene“ Kultur, da sie das<br />

Scheitern von Entwicklungspraxis und Entwicklungstheorie offen zu Tage bringe. Zum<br />

anderen erweisen sich seine diskursanalytischen Interpretationen als ursächlich für die<br />

Forderung nach einer Beendigung von Entwicklung. Entwicklung wird in dieser Tradition<br />

als ein umfassendes System, das Wahrheiten produziere, wahrgenommen, welches<br />

es zu durchbrechen gelte.<br />

Esteva leitet aus seiner eben dargelegten grundsätzlichen Ablehnung von Entwicklung<br />

politische Forderungen ab, die er in die Form der durchaus sympathischen Metapher<br />

einer Hängematte kleidet. Vor allem in der Identifizierung verschiedener kultureller<br />

Kollektive, die jeweils über eine „eigene“ und ursprüngliche Kultur verfügen, die es<br />

durch andere universalistische Prinzipien oder Unternehmungen nicht anzutasten gelte,<br />

offenbart sich Estevas relativistisches Kulturverständnis. Denn Kultur erweist sich für<br />

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