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DA Elisabeth Lambrecht.pdf

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durch künstliche Konstruktionen, die vorgeblich universell und mehr oder weniger<br />

anachronistisch sind, zu ersetzen.“ (ebd.: 23)<br />

Die (Rück-)Besinnung auf jene Leitprinzipien, die angeblich in den Einzelnen des jeweiligen<br />

kulturellen Kollektives fest verwurzelt seien, wird einem universellen und von<br />

Esteva als künstliche Konstruktionen bezeichneten Verständnis vom gesellschaftlichen<br />

Zusammenleben entgegengestellt. Mit der Positionierung auf der Seite des relativistischen<br />

Kulturverständnis, das keine nähere Erklärung durch Esteva erfährt, wird die universell<br />

orientierte Vorstellung von Entwicklung als etwas abgelehnt, das weder als Wort<br />

noch als kulturelle Praxis aus den von ihm vorgestellten kulturellen Gemeinschaften<br />

hervorgebracht wurde.<br />

Die als amöbenhaft, also als schwammig und undeutlich charakterisierte Idee von Entwicklung<br />

bedeute für die Länder des Südens eine „pax oeconomica“ (ebd.: 41), die einem<br />

„permanente[n] Kriegszustand“ (ebd.) gleich käme. Mit der Nachkriegszeit, die<br />

überdies den Beginn der Entwicklungsära markiere, wurde nach Esteva der „traditionelle<br />

Mensch“ (ebd.: 46) ausgerottet und ein Entwicklungsmodell eingeführt, dessen<br />

Grundlage der „homo oeconomicus“ sei. Ohne zwischen verschiedenen Entwicklungsmodellen<br />

zu differenzieren, geht Esteva der Vorstellung nach, dass der Einzug der Idee<br />

von der Entwicklung in den Entwicklungsländern den „homo oeconomicus“ als physische<br />

Realität etablierte (ebd.: 47). Entwicklung wird ganz im Sinne der beiden obigen<br />

Zitate als eine Abstraktion begriffen, die universelle Geltung beansprucht, doch mit den<br />

kulturellen Gepflogenheiten und Vorstellungen der Gemeinschaften in den Entwicklungsländern<br />

nichts Gemeinsames habe. Doch nicht nur in der Abstraktheit und Universalität<br />

sieht Esteva das Problem von Entwicklung. Entwicklung habe sogar die eigenständigen<br />

kulturellen Lebensweisen „zu Tode entwickelt“ (ebd.: 57).<br />

Aus diesem Grunde, aber auch auf der Basis der schon im Vorwort erwähnten Krise der<br />

„Entwicklung“ in den 1980er Jahren, erklärt der Autor seine Ablehnung gegenüber jeglicher<br />

Entwicklungsidee und -praxis. Eine Entwicklung, welche nicht das vorgegebene<br />

(und für Esteva unerreichbare) Ziel eines Gleichgewichts zwischen Kapazitäten und<br />

Bedarf wiederzuerlangen im Stande sei, löse nicht die Probleme, sondern verschlimmere<br />

sie und institutionalisiere sich selbst als Hilfe in Permanenz (ebd.: 67 f.).<br />

Mit der Behauptung, dass sogar der Hunger in den Ländern des Südens durch Entwicklung<br />

verursacht werde, unterstreicht Esteva seine These:<br />

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