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DA Elisabeth Lambrecht.pdf

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ten Fall von Knife Chief und seinem Sohn zurück, Mitglieder eines Clans (ebd.: 36).<br />

Knife Chief und sein Sohn sind die einzigen in ihrem Clan, die sich gegen Menschenopfer<br />

stellten und sogar versuchten, diese zu verhindern. Die Opfer sollten, so der Brauch,<br />

dem Clan eine bessere Ernte einbringen. Es ist also davon auszugehen, dass Knife Chief<br />

und sein Sohn moralische Bedenken gegen das Opfern von Menschen hegten und diese<br />

Praxis als falsch verurteilten. Für den Kulturrelativismus stellen sich solche Bestrebungen<br />

als irregeleitet dar. Zwar wenden sie, wie beispielsweise Herskovits, ein, dass Kulturen<br />

auch Veränderungen erfahren, doch mit diesem Einschub beantworten sie nicht<br />

das wirkliche Problem, das sich aus dem Sachverhalt ergibt. Es stellt sich die Frage, wie<br />

können KulturrelativistInnen Personen wie Knife Chief und seinen Sohn beschreiben,<br />

die mit ihrem Handeln nicht darauf abzielten, eine Gepflogenheit innerhalb einer Kultur<br />

lediglich zu modifizieren, sondern sie aus prinzipiellen Erwägungen heraus ganz abzuschaffen<br />

trachteten (ebd.: 38). Der Kulturrelativismus vermag keine andere Antwort zu<br />

geben als die, Knife Chief und sein Sohn seien Verwirrte. Cook argumentiert weiter,<br />

dass die meisten von uns Knife Chief nicht in diesem Licht interpretieren würden, denn<br />

es sei verständlich, dass man sich gegen das Opfern von Menschen stelle. Es sei gewalttätig,<br />

grausam und unnütz, darüber hinaus beraube es unschuldige Leute ihres Lebens<br />

(ebd.). Für den Kulturrelativismus erweist sich eine solche Ansicht lediglich als Universalismus<br />

und damit irrgleitet (ebd.).<br />

4) Der Kulturrelativismus wird gerade unter AnthropologInnen als eine Theorie<br />

von philosophischer Weitsicht gesehen, die zugleich von großer Relevanz für<br />

die politische Praxis ist. Der Kulturrelativismus zeichne sich dadurch aus, dass<br />

er die Menschen lehre, nicht voreingenommen und wertend gegenüber anderen<br />

Kulturen zu sein.<br />

Wenn der Kulturrelativismus in diesem Punkt als wahr anzunehmen sei, dann würden<br />

wir uns davon freisprechen, auch nur daran gedacht zu haben, dass wir etwas Falsches<br />

in einer Kultur sehen, über das zu richten wäre. Eine Ausnahme würde einzig die Anklage<br />

sein, dass tradierte Bräuche und Normen nicht richtig umgesetzt würden (ebd.).<br />

Doch was für Konsequenzen bringt hier die kulturrelativistische Sichtweise mit sich?<br />

Cook bedient sich in diesem Falle eines gar nicht so weit zurückliegenden Beispiels.<br />

1947 verfasste das Exekutivboard der „American Anthropological Association“ ein<br />

Schreiben, das die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen aufforderte, den<br />

Kulturrelativismus als Grundlage für die Deklaration der Menschenrechte zu verwen-<br />

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