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DA Elisabeth Lambrecht.pdf

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schen Prämissen zu vermeiden. Um die Tragweite der Cookschen Kritik zu erfassen, ist<br />

es dienlich, ein Beispiel heranzuziehen. Auch hier gilt wiederum, dass das Beispiel beliebig<br />

sein muss und nicht schon auf das Ergebnis hin ausgewählt wurde.<br />

Cook wählt das Beispiel der 20-jährigen Franca Viola, einer sizilianischen Frau, die<br />

sich weigerte den Sohn eines reichen Mannes zu heiraten, der sie zuvor kidnappte und<br />

vergewaltigte. Damit brach sie einen seit dem Mittelalter auf Sizilien gängigen Brauch,<br />

der vorsieht, dass das Kidnappen und Vergewaltigen einer Frau für einen Freier einen<br />

sicheren Weg zum Altar bietet. Verneinte die Frau nach den genannten Verbrechen die<br />

Heirat, galt sie als entehrt und niemand würde sie mehr heiraten. Im konkreten Beispiel<br />

weigerte sich Franca Viola, zog vor Gericht und heiratete etwas später einen anderen<br />

Mann. Die Reaktion ihrer Gemeinde war vehement. Franca Viola und ihre Familie wurden<br />

wegen der Verletzung des althergebrachten Brauches mit Rache bedroht. In der<br />

Perspektive des Kulturrelativismus war der Vergewaltiger keines moralisch abwegigen<br />

Verhaltens anzuklagen, da er lediglich dem jahrhundertealten Brauch folgte. Franca<br />

Viola hingegen brach mit gleich zwei Gepflogenheiten. Sie weigerte sich, ihren Vergewaltiger<br />

zu heiraten und ehelichte einen anderen Mann anstelle ihres Peinigers. Damit<br />

sei ihr Verhalten moralisch falsch. Das sei zumindest die Lektion, welche uns der Kulturrelativismus<br />

vermittelt (ebd.). Er lehrt, dass das Verhalten von Personen innerhalb<br />

einer Kultur anhand der Konformität zu lokalen Bräuchen und Werten zu bewerten sei,<br />

gleichgültig wie diese Bräuche auch aussehen mögen. Denn wie schon weiter vorne<br />

ausgeführt, ist es für den Relativismus unmöglich, Werte an sich zu beurteilen. Es wäre<br />

also aus Perspektive des Kulturrelativismus nicht möglich, die Vergewaltigung und das<br />

Kidnapping der Franca Viola als manipulierendes und degradierendes Verhalten aufzufassen<br />

und zu verurteilen (ebd.).<br />

3) Was eine Kultur von ihren Mitgliedern fordert oder als indifferent toleriert, kann<br />

nicht falsch sein. Und wer seine beziehungsweise ihre eigene Kultur moralisch<br />

kritisiert und innerhalb dieser gegen die gegebenen Werte und Bräuche opponiert,<br />

kann aus der Sicht des Kulturrelativismus nur als verrückt oder irregeleitet<br />

betrachtet werden.<br />

Diesem Aspekt beziehungsweise dieser Implikation des Kulturrelativismus widmet sich<br />

Cook wiederum anhand eines Beispiels, das ebenfalls beliebig sein muss. Es spielt<br />

demnach für den Relativismus keine Rolle, um welchen Brauch oder welche Norm es<br />

sich dreht. Der Autor greift auf den durch den Anthropologen R. Redfield dokumentier-<br />

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