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DA Elisabeth Lambrecht.pdf

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lungsforschung, welches sich mit Ursachen, Begriffsbestimmungen, aber auch Rechtfertigungen<br />

und Grenzen von Entwicklung beschäftigt, als äußerst relevant. Lange Zeit<br />

galten Fragen von Kultur und ihrer Wirkmächtigkeit als nebensächlich und wurden gerade<br />

im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit unterschätzt. Immer wieder erlebte<br />

das Thema Kultur und Entwicklung in der vergleichsweise kurzen Geschichte der Entwicklungsforschung,<br />

Entwicklungszusammenarbeit und auch Entwicklungspolitik jedoch<br />

Konjunktur, die zuletzt verstärkt seit der Jahrtausendwende zu erkennen ist (Faschingeder<br />

2003: 9).<br />

Dabei herrscht allerdings kein Konsens über den Kulturbegriff. Was genau unter Kultur<br />

verstanden wird, bleibt oftmals nebulös und vage (vgl. ebd.). Trotz der unterschiedlichen<br />

Konjunkturperioden und der Schwierigkeit, den Begriff Kultur zufriedenstellend<br />

zu erfassen 11 , ergibt sich insbesondere für ein Forschungsfeld, das sich dezidiert einer<br />

globalen Perspektive auf Entwicklung verschreibt, die Herausforderung, sich dem Themenkomplex<br />

Universalismus versus Kulturrelativismus zuzuwenden; das heißt, die Frage<br />

der Relativität der Beurteilung von kulturellen Werten und Praktiken zu erörtern.<br />

Unterliegen Bewertungen und normative Maßstäbe von Kulturen und deren Entwicklungsprozessen<br />

einer Relativität? Können kulturelle Gemeinschaften nur von innen erkannt<br />

und kritisiert werden oder gibt es universalistische Maßstäbe für eine Kritik der<br />

eigenen wie der fremden Kultur? Besteht in einer globalisierten Welt nicht sogar die<br />

Notwendigkeit zur Formulierung allgemeiner Maßstäbe der Kritik?<br />

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11 Mit Rückgriff auf Raymond Williams erörtert Gerald Faschingeder in seinem Artikel u.a. die<br />

Bedeutung der drei Phasen der Begriffsgeschichte von Kultur. Kultur als Zivilisation, Kultur als Identität<br />

und Kultur als geistige Betätigung (Kunst). Die Genese von Kultur gehe auf das Verhältnis von Natur und<br />

Kultur zurück, wobei Kultur die durch Menschenhand veränderte Natur sei. Im 17. Jahrhundert hielt<br />

dieses Verhältnis Einzug in den Bereich des Geistigen, indem Kultur als Zivilisiertheit, als langer und<br />

elitärer Lernprozess interpretiert wurde. Dabei stellt gerade Norbert Elias für das 19. Jahrhundert die<br />

innerliche Beherrschung der einzelnen Subjekte als Prozess heraus, der allerdings in Deutschland und<br />

Frankreich sehr unterschiedliche gesellschaftliche Konnotationen erfuhr. Vom deutschen Bürgertum<br />

wurde Kultur als das Wahre, Echte und Innerliche begriffen, wogegen das französische Bürgertum,<br />

welches nicht wie das deutsche von der politischen Sphäre abgetrennt war, den Zivilisationsbegriff<br />

favorisierte, der weniger essentialisiert wurde (Faschingeder 2003: 12-16). Auch Max Horkheimer und<br />

Theodor W. Adorno widmeten sich insbesondere im Exkurs I ,,Odysseus oder Mythos und Aufklärung”<br />

in der ,,Dialektik der Aufklärung” dem Zivilsierungsprozess des Einzelnen. Gefasst als bürgerliche<br />

Subjektwerdung beschäftigten sie sich mit dem Zusammenhang von Herrschaft und Zivilisation. Die<br />

Subjektwerdung des bürgerlichen Individuums beinhalte nicht nur die Herrschaft über die Natur, sondern<br />

auch die Herrschaft über sich selbst (vgl. Horkheimer/Adorno 2008). Mit der von Elias beschriebenen<br />

Herausbildung einer ,,civilisation” bzw. ,,Kultur” ginge allerdings, wie Faschingeder weiter festhält, eine<br />

Differenzierung zwischen Zivilisierten bzw. Kultivierten und jenen Menschen einher, denen jenes Wesen<br />

bzw. ein Lernprozess abgesprochen war. Nicht zuletzt wurde versucht jene Unterscheidung mittels<br />

Mission oder Eroberung in den Gesellschaften des Südens ,,auszugleichen”.<br />

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