Seite 10 MANNHEIMturf Mein Leben auf der Rennbahn – der 35. Arc Ein kleiner Fehler kostete Japan den ersehnten Sieg 21 . <strong>Ausgabe</strong> Hallo liebe Rennsportfreunde! Es ist wieder soweit. Das erste „Mannheim turf“ der neuen Saison <strong>2013</strong> ist da, und es gibt viel zu berichten ...! Ich war 2012 oft unterwegs, und ich habe mir vorgenommen, über einige herausragende Renntage des alten Jahres zu erzählen. Über DANEDREAM habe ich schon viel geschrieben; es war natürlich ein Schock, dass unsere beste Stute nicht nach Paris verladen werden konnte, aber der Prix de l´Arc de Triomphe 2012 fand natürlich auch ohne die Titelverteidigerin seine Anhänger. Es war sehr schade, aber das Reiseverbot für alle Pferde der Kölner Trainingszentrale war aus Sicherheitsgründen unerlässlich. Am 7. Oktober 2012 stand das größte Galopprennen Europas ganz im Zeichen der japanischen Turfwelt. Europa schickte zwar seine „restlichen Bomber“, aber alle Augen richteten sich auf den Superstar aus Japan. ORFEVRE gewann die Triple Crown in seinem Heimatland, und sollte in der Geschichte des Rennens der erste Sieger aus dem fernen Japan werden. Man hatte es oft probiert; japanische Wunderpferde sind schon seit vielen Jahren nach Paris gereist, aber es sollte noch kein Sieg werden. EL CONDOR PASA wurde von MONT- JEU besiegt, NAKAYAMA FESTA von WORKFORCE, und DEEP IMPACT wurde SOLEMIA beim Finish im Qatar Prix de l´Arc de Triomphe 2012. Foto: Archiv Burk wegen unerlaubter Mittel, also Doping, disqualifiziert und sogar ganz aus der Ergebnisliste genommen. Es wäre also Zeit ... für Japan! Auch für mich war es ein „kleines“ Jubiläum, war es doch der 35. Arc hintereinander, den ich in Longchamp verfolgen durfte. Der Tag war gekommen; ich war schon wie immer bei den Rennen am Vortag in Longchamp dabei, und nach Vorzeigen meiner Pressekarte mischte ich mich unter die Besuchermassen, unter denen mir als bald auch Lester Piggott über den Weg lief. Ein Gruppe I- Rennen nach dem anderen wurde wie immer seit vielen Jahren an diesem Tag gelaufen. Alles verläuft so schnell, dass man sich eigentlich gar nicht auf jedes große Rennen konzentrieren kann. Einige dieser Rennen waren früher auf andere Renntage im Jahr verteilt. Egal wie, der Prix de l´Arc de Triomphe sticht unverändert aus der Masse der großen Rennen und Pferde heraus. Das Volk begab sich also gegen 15.50 Uhr an den Führring, um die Superstars zu begutachten. Und dann kam er auch, dieser hübsche Fuchs aus Tokio: ORFEVRE, den die Japaner als bisher zweitbestes Rennpferd ihres Landes aller Zeiten bezeichneten, hatte bereits Bahnerfahrung, denn er gewann Mitte September unter dem für ihn extra verpflichteten Starjockey Christophe Soumillon ein Vorbereitungsrennen für den Arc, den Prix Foy. Unter den 18 Startern war auch der Sieger des englischen Derbys, CAMELOT, der es Wochen zuvor <strong>zum</strong> Entsetzen der weltweiten Turffans versäumte, die Triple Crown zu gewinnen; Guineas, Derby und St. Leger also, was zuvor <strong>zum</strong> letzten Mal dem großen NIJINSKY im Jahre 1970 gelang. CAMELOT wurde in Paris sogar <strong>zum</strong> großen Favoriten gemacht, zu denen auch der ebenfalls aus Irland entsandte ST. NICHOLAS ABBEY sowie SEA MOON und natürlich ORFEVRE gehörten. Großes Vertrauen setzten die Franzosen natürlich auf die Vorjahres-Zweite SHARETA und Derbysieger SAONOIS. Alle die eben erwähnten Pferde, mit Ausnahme des Japaners, spielten, wie so oft, überhaupt keine Rolle im Arc 2012. Ein Sieg für Japan war nun einmal ausnahmslos überfällig, und als es in die Zielgerade ging, verabschiedete sich ORFEVRE wie von Millionen Japanern geplant und live verfolgt von seinen vorderen Gegnern, und ich freute mich schon, Zeuge dieses historischen Sieges zu werden. Aber dann: Er hatte unter anderem auch die vierjährige 33:1 Außenseiterin SOLEMIA passiert, die sich aber trotzig wieder in die Verfolgung begab. Unter energischem Reiten ihres Jockeys Olivier Peslier, der den Arc schon dreimal gewonnen hatte, kam sie <strong>zum</strong> Entsetzen der unzähligen Japaner und mir immer näher an ORFEVRE heran. Und als der an der Innenseite plötzlich auch noch einen kleinen Fehler in Form eines Stopps in Bruchteilen einer Sekunde machte, war die Sensation perfekt. Die Gebrüder Wertheimer haben als Besitzer von SOLEMIA, das letzte Mal 1981 mit GOLD RIVER, wieder zugeschlagen, und die Hoffnungen Japans waren wieder einmal knapp zerstört. Dritter wurde MASTER- STROKE, der Sieger aus dem Grand Prix de Deauville. Dieses Jahr sehen wir uns wieder in Paris, und OR- FEVRE versucht es erneut. Er ist jetzt schon in der Vorbereitung und wird als „Aufgalopp“ wieder den Prix Foy bestreiten. SOLEMIA wird ihm im allerdings keine Schwierigkeiten mehr machen, denn die ist bereits in der Zucht. Au revoirs à Paris <strong>2013</strong>! Viel Spaß bei den Renntagen in Mannheim! Jürgen Burk
<strong>April</strong> <strong>2013</strong> MANNHEIMturf Seite 11