Download PDF - Kölner Philharmonie
Download PDF - Kölner Philharmonie
Download PDF - Kölner Philharmonie
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Klassiker! 2<br />
Leif Ove Andsnes<br />
Chamber Orchestra of Europe<br />
Mittwoch 28. November 2007 20:00
Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher<br />
für Sie an der Garderobe Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen<br />
Ihnen Stofftaschentücher des Hauses Franz Sauer aus.<br />
Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Handys, bei sich haben:<br />
Bitte schalten Sie diese zur Vermeidung akustischer Störungen aus.<br />
Wir bitten um Ihr Verständnis dafür, dass Bild- und Tonaufnahmen aus<br />
urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind.<br />
Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir<br />
Sie um Verständnis dafür, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir<br />
bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzert zu gewähren.<br />
Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen.<br />
Sollten Sie einmal das Konzert nicht bis zum Ende hören können, helfen<br />
wir Ihnen gern bei der Auswahl geeigneter Plätze, von denen Sie den Saal<br />
störungsfrei und ohne Verzögerung verlassen können.
Klassiker! 2<br />
Leif Ove Andsnes Klavier und Leitung (Mozart)<br />
Chamber Orchestra of Europe<br />
Pekka Kuusisto Konzertmeister und Leitung<br />
(Bartok und Ravel)<br />
Mittwoch 28. November 2007 20:00<br />
Pause gegen 20:45<br />
Ende gegen 22:00<br />
19:00 Einführung in das Konzert<br />
durch Bjørn Woll
2<br />
Béla Bartók 1881 – 1945<br />
Divertimento für Streichorchester BB 118 (1939)<br />
Allegro non troppo<br />
Molto adagio – Sostenuto – Tempo I<br />
Allegro assai<br />
Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791<br />
Konzert für Klavier und Orchester Es-Dur KV 449 (1784)<br />
Allegro vivace<br />
Andantino<br />
Allegro ma non troppo<br />
Pause<br />
Maurice Ravel 1875 – 1937<br />
Le Tombeau de Couperin (1914 – 17/1919)<br />
für Orchester<br />
Prélude. Vif<br />
Forlane. Allegretto<br />
Menuet. Allegro moderato<br />
Rigaudon. Assez vif<br />
Wolfgang Amadeus Mozart<br />
Konzert für Klavier und Orchester d-Moll KV 466 (1785)<br />
Allegro<br />
Romance<br />
Rondo
3<br />
Zu den Werken des heutigen Konzerts<br />
»Mit heutigen Augen sehe ich klar«<br />
Paul Sacher, ein unermüdlicher und visionärer Motor der Neuen Musik.<br />
Über 200 Werke gab er in Auftrag, viele davon führte er als Leiter<br />
des Basler Kammerorchesters auf. Sacher initiierte und finanzierte<br />
nicht nur bahnbrechende Werke des 20. Jahrhunderts, er hielt auch<br />
seine schützende Hand über jene Musiker und Komponisten, denen in<br />
politisch verrohten Zeiten Gefahr für Leib und Leben drohte. Darunter<br />
Béla Bartók. Im Hause Sacher war er Gast, im Hause Sacher erfuhr er<br />
Zuneigung, Verständnis, Förderung. Bartók macht aus seiner Verachtung<br />
gegenüber dem Faschismus keinen Hehl und erwägt Ende der<br />
Dreißiger Jahre die Möglichkeit einer Emigration, denn »es besteht<br />
die eminente Gefahr, dass sich auch Ungarn diesem Räuber- und Mördersystem<br />
ergibt«. Gefährliche Worte, sie allein können den Kopf kosten.<br />
Bartók will fort aus der politischen Barbarei, fort aus der Nähe des<br />
»verpesteten Landes, wo Wotan und sein irdischer Statthalter herrschen«.<br />
In Basel findet Bartók so etwas wie eine friedliche Insel inmitten<br />
einer auf den Krieg hin sich rüstenden Welt. In Basel ist er für kurze<br />
Zeit in Sicherheit; er, der kein Blatt vor den Mund nimmt, der seinen<br />
Namen unter öffentliche Protestdeklarationen gegen Rassengesetze,<br />
gegen Verbote fortschrittlicher Kundgebungen und gegen Verfolgungen<br />
setzt, der letztendlich die Aufführung seiner Werke in faschistischen<br />
Ländern untersagt (das trifft sich gut, die Nazis ächten ihn ihrerseits,<br />
indem sie ihn in die Liste der »entarteten Musik« aufnehmen).<br />
Paul Sachers Aufträge lassen nicht nur die Musik für Saiteninstrumente,<br />
Schlagzeug und Celesta bzw. die Sonate für zwei Klaviere und<br />
Schlagzeug entstehen, sie veranlassen den Komponisten auch, im<br />
Jahr 1939 das Divertimento für Streichorchester zu schreiben. Ein Divertimento<br />
an der Schwelle zum Zweiten Weltkrieg, eine »Zerstreuung«,<br />
eine »Unterhaltung« im aufflackernden Flächenbrand des Holocausts?<br />
Lakonischer Kommentar Bartóks zu seinem dreisätzigen Werk:<br />
»Ich habe diesem Werk nichts hinzuzufügen außer vielleicht ein Wort<br />
hinsichtlich seiner Form: erster Satz in Sonatenform, der zweite ungefähr<br />
eine ABA-Form, der dritte eine Rondo-Form«.<br />
Mit federndem Schwung hebt der erste Satz an, mit pochendem<br />
Metrum und – kein Wunder bei diesem Komponisten, der Jahre seines<br />
Lebens mit dem Sammeln und Ordnen von Volksliedern verbracht hat –
4<br />
mit einem folkloristisch getönten Hauptthema, das seiner Einfachheit<br />
wegen sich eingängig in Szene setzt. Als thematische Antwort eine<br />
eher wiegende Weise. Was so einfach, so kraftvoll-gesund und so markant<br />
beginnt, verfällt dann aber doch an manchen Stellen ins dumpfe<br />
Grübeln, ins nachdenkliche Dunkel, und nicht selten brechen aus den<br />
leuchtenden Klangbildern scharf geschliffene Schmerzenslaute hervor,<br />
häufig macht der musikalische Duktus den Eindruck, als kreise er ausweglos<br />
um sich selbst und verfange er sich in depressiven Befindlichkeiten.<br />
So hört er denn auf, dieser teils turbulente, teils in sich einsinkende<br />
Satz: ratlos, fragend, verstummend.<br />
Die geistige Verwandtschaft zu den Klangfantasien der Musik für<br />
Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta offenbart der zweite Satz.<br />
Sordinierte Streichernebel steigen wie in Zeitlupe aus dunklen Tiefen<br />
hervor, breiten sich langsam aus, wabern ans Licht. Eine grelle,<br />
schmerzbetonte Klangrede im hohen Streicherregister hält dagegen<br />
und stellt unmissverständlich klar, dass mit dem anfänglichen Klangnebel<br />
kein nostalgischer Rückfall ins Land romantischer Poesie gemeint<br />
ist. Diese Klangrede ist stechend, zum Zerreißen gespannt und<br />
im Zustand leidenschaftlicher Energie. Und auch die diffusen Klangkulissen<br />
beleben sich nach und nach zu tremolierender, bebender Erregung.<br />
Der Satz macht in seinem Fortgang denkbar schroffe Gegensätze<br />
hörbar, jene zwischen dumpfem Gemurmel und heftigen Einsprüchen<br />
in klarster Diktion. Emphatische »Klangrede« vor dunkel getönten<br />
»Klangbildern«: eine schauerliche Vision weit jenseits dessen,<br />
was »Divertimento« ursprünglich einmal war. Über Stock und Stein<br />
jagt der dritte Satz, eine Hommage an die volkstümliche slawische<br />
Tanzkultur. Stiefelklang, derbes Melos, krachendes Auf-die-Schenkel-<br />
Schlagen. Verdichtungen und Verdickungen mit eingeschobenen kanonischen<br />
Engführungen, auch einmal eine verschwiegene Stelle für<br />
die Solovioline, versponnen ein Rezitativ auszuführen und eine luftholende<br />
Unterhaltung mit den anderen Streicherkollegen anzustimmen<br />
oder (pizzicato) ein Tänzchen auf Zehenspitzen zu wagen. Solchen<br />
gelegentlichen duettierenden bzw. ballettösen Momenten<br />
bleibt indessen keine Zeit, der Drive des Tanzes und der urwüchsigen<br />
Lebenslust fegt über sie hinweg und stürmt einem leichtsinnigen Ende<br />
entgegen. So reich diese drei Sätze an Ausdruck, an Wechselspiel,<br />
an Widersprüchen und Kontrasten sind, so einfach ist im Grunde ihre
5<br />
Faktur. Die Texturen sind kammermusikalisch transparent, mehr als<br />
einmal gelten die Dialogregeln des Streichquartetts. »Was mich betrifft«,<br />
sagt Bartók einem Interview-Partner zwei Jahre später, »verfolgt<br />
meine Entwicklung seit ungefähr 1926 – wo meine Werke kontrapunktischer<br />
und zugleich einfacher wurden – meines Erachtens<br />
ziemlich konsequent eine einzige Richtung. Diese Periode wird auch<br />
durch die stärkere Betonung der Tonalität gekennzeichnet. Vorher,<br />
zwischen 1918 und 1924, waren meine Werke viel radikaler und viel<br />
mehr homophoner Art. Je reifer man wird, umso deutlicher fühlt man<br />
den Wunsch, sparsamer mit den Mitteln umzugehen und einfacher zu<br />
sein […]. Wir finden nur in reifem Alter jenes richtige Maß, jene goldene<br />
Mitte, in welcher unsere musikalische Individualität am besten<br />
zum Ausdruck gelangt. Der junge Komponist ist geneigt, alles aufzubringen,<br />
was er kann. Wenn ich heute mein erstes Streichquartett wieder<br />
komponieren würde, wäre es natürlich von ganz anderer Art; mit<br />
heutigen Augen sehe ich klar, was darin überflüssig ist, wo darin Wagner-Reminiszenzen<br />
stecken«.<br />
Das Divertimento für Streichorchester ist Beleg für den in diesem<br />
Sinne reifen Béla Bartók. Die Reduktion auf das monochrome Streichorchester,<br />
auf eine Quartett-typische Linearität der Stimmen und auf<br />
wenige, dann aber umso griffigere Ausdrucksgesten wird belohnt mit<br />
rhetorischer Präzision, plastischen Tanzbildern, korrekt skizzierten<br />
Stimmungen und – der Hörer dankt es ihm – mit großer Fasslichkeit.<br />
Diese Musik schwätzt nicht noch raunt sie in selbstverliebten Struktureitelkeiten<br />
vor sich und für sich hin, sie redet rundheraus in kunstvoll<br />
vereinfachter, zugleich erdiger Sprache. Sie vereinigt, wie Bence Szabolcsi<br />
schreibt, »die befreite Freude des gemeinsamen Musizierens<br />
mit der bedrückenden Vision eines Trauerzuges« – seismographische<br />
Musik des Jahres 1939 im friedlichen Basel, Tür an Tür mit dem Untergang<br />
des Abendlands.<br />
»Das ist ein Concert von ganz besonderer art«<br />
Mit dem Konzert für Klavier und Orchester Es-Dur KV 449 eröffnet<br />
Wolfgang Amadeus Mozart, 28 Jahre alt, den Reigen seiner 12 großen<br />
Solokonzerte für dieses Instrument. Wir schreiben den 9. Februar
6<br />
1784, und Mozart schreibt es als erstes Werk ins Verzeichnüss seiner<br />
Werke: »1784, den 9:ten Hornung. Ein Klavier Konzert. Begleitung. 2<br />
Violini, Viola e Baßo. – (2 oboe, 2 corni ad libitum.)«. Aha, ein Konzert<br />
also, welches auch in schlanker Streicherbesetzung ausgeführt werden<br />
kann. Ein kleines Konzert also? Komponiert für seine Klavierschülerin<br />
Barbara Ployer, macht es vielleicht einige Zugeständnisse insofern,<br />
als es häuslichem Musizieren zugänglich sein sollte (d. h. unter<br />
Verzicht auf die Bläserstimmen), außerdem verzeichnet es noch nicht<br />
jene virtuosen Kunstfertigkeiten, mit denen die folgenden elf bis zum<br />
Dezember 1786 aufwarten. Immerhin konnte es die Schülerin in kürzester<br />
Zeit einstudieren, sie soll es am 23. März 1784 bereits gespielt<br />
haben, im Rahmen eines Hauskonzerts.<br />
Wir staunen gleich über den kraftvollen Zugriff eines männlichen,<br />
kantigen, ganz und gar schnörkellosen Themas gleich einem Motto,<br />
das wie eine nachdrückliche Behauptung eingeworfen wird, geziert<br />
mit einem Triller, der eher wie eine muskulöse Vibration denn wie eine<br />
artige Galanterie klingt. So entwickelt sich dieses stolze Kopfthema<br />
denn auch zum dramatischen Grundriss, wird indessen bald abgelöst<br />
durch ein liedhaftes, in schönen Sexten auf und ab schweifendes<br />
Gegenthema. Beide Grundgedanken indes bleiben eingebunden in<br />
den energisch-frischen Vorwärtsdrang dieser Exposition, die zwar<br />
flott im Dreiertakt geht, vom Tanzcharakter aber nichts wissen mag,<br />
stattdessen zügig auf jenen Punkt hineilt, wo das Klavier seinen Einsatz<br />
bekommt, endlich. Die nun folgende Entwicklung ist geprägt von<br />
einem neuen, ganz und gar modernen Verständnis des Konzertierens.<br />
Weder spielt das Soloinstrument – wie im alten Concerto – quasi improvisierende<br />
Fortspinnungen, noch putzt es sich eitel heraus mit<br />
brillanten Extravaganzen. Stattdessen lässt es sich mit dem Orchester<br />
auf einen blitzschnellen und blitzgescheiten Dialogwechsel ein, auf<br />
den raschen Austausch von Rede und Gegenrede, hellwach und mit<br />
offensichtlicher Lust an der Konversation, am entspannten Disput, am<br />
Pingpongspiel der Gedanken, deren Substrat aus den beiden Themen<br />
gesaugt wird, besonders neckisch in der Durchführung, wo Orchester<br />
und Klavier mit dem Trillerchen einen geradezu albernen Unfug treiben.<br />
Klavier und Orchester sind in jeder Phase eng beieinander, mal<br />
lebhaft, mal lyrisch; bleiben aufmerksam miteinander verschmolzen,<br />
agieren mit- und reagieren aufeinander mit größter Lebhaftigkeit,
7<br />
und nur während der paar Kadenz-Takte darf das Klavier dann mal heraus<br />
aus seiner kompositorisch verordneten Partnerrolle, um flinke<br />
Finger unter Beweis zu stellen. Typisch, wie dieser Satz aufhört – nicht<br />
mit stürmisch erklommener Lösung, sondern damit, dass die gleichermaßen<br />
temperamentvolle wie wohltemperierte Gesprächspartie<br />
schließlich abgewinkt wird … genug jetzt!<br />
Ähnlich sind Orchester und Soloinstrument auch im langsamen<br />
Satz positioniert, einem anmutigen Arioso-Gebilde mit weichgeformten,<br />
wohlgerundeten melodischen Flugbewegungen. Nach der Atemlosigkeit<br />
des ersten Satzes walten jetzt Ruhe, gelassener Gesang, innige<br />
Empfindsamkeit und die Kunst gegenseitigen Zuhörens dort vor<br />
allem, wo das Klavier die Arie mit üppigen Figurationen umhäkelt, wo<br />
es mit anderen Worten den schlichten Gesang weiterbildet zur graziös<br />
ausgezierten Fantasie. Konzert im modernen Verständnis auch hier,<br />
soll heißen: Musizieren als sorgsam aufeinander abgestimmtes,<br />
klanglich durchbrochenes Kollektivspiel, ein Patchwork der gleichwertig<br />
und harmonisch ineinander gefügten Bausteinchen.<br />
Das gut gelaunte Finale nicht, wie zu erwarten, eine leichtgewichtige<br />
Kehraus-Nummer, eher ein wichtigtuendes Gelehrtenstück<br />
von barockisierendem Ernst, so jedenfalls wirft das um polyphone<br />
Ver- und Entwicklung bittende Thema seinen Hut in den konzertanten<br />
Ring. Und in der Tat entspinnt sich ein kontrapunktisches Flechtwerk,<br />
dessen strenger Gestus sich auch im Folgenden nicht lockert. Überflüssig<br />
zu sagen, dass Mozart im Finale einmal mehr nicht lassen mag<br />
von einer Schreibweise, die das Soloklavier und das Orchester zu permanenter,<br />
fast möchte man sagen gehorsamer Verständigung zwingt,<br />
hier vielleicht besonders strikt in einem Satz, dessen altmodische<br />
Stimmenverschachtelung beinahe wie eine augenzwinkernde Parodie<br />
auf den stile antico klingt.<br />
Im Brief vom 26. Mai 1784 an den Herrn Vater redet Mozart von<br />
zwei Konzerten (KV 450 und KV 451), zwischen denen ihm die Entscheidung<br />
schwerfalle: »Ich halte sie beyde für Concerten, welche<br />
schwizen machen […]. Das ex Eb [KV 449] gehört gar nicht dazu. – Das<br />
ist ein Concert von ganz besonderer art, und mehr für ein kleines als<br />
grosses Orchestre geschrieben«. Nein, das Es-Dur-Konzert macht<br />
nicht schwitzen, weder pianistisch noch gedanklich, dazu ist es zu<br />
freundlich reguliert, zu vernünftig ausbalanciert. Es gehorcht einem
8<br />
zeitgeschichtlichen neuen Gesetz »von ganz besonderer art«: dem<br />
des besonnenen Dialogs, der gescheiten Auseinandersetzung auf einer<br />
imaginären Schaubühne abstrakter Töne, wo sich alle Protagonisten<br />
auf eine aufgeklärte Weise miteinander verständigen – temperamentvoll<br />
(1. Satz), empfindsam (2. Satz) und solide gebildet (3. Satz) –<br />
und stets problemlos, wie’s scheint. Möglicherweise jener Schaubühne<br />
verwandt, von der Friedrich Schiller (im gleichen Jahr 1784!) sagt,<br />
sie sei »mehr als jede andere öffentliche Anstalt des Staats eine Schule<br />
der praktischen Weisheit, ein Wegweiser durch das bürgerliche Leben,<br />
ein unfehlbarer Schlüssel zu den geheimsten Zugängen der<br />
menschlichen Seele […]. Die Schaubühne führt uns eine mannigfaltige<br />
Szene menschlicher Leiden vor. Sie zieht uns künstlich in fremde<br />
Bedrängnisse und belohnt uns das augenblickliche Leiden mit wollüstigen<br />
Tränen und einem herrlichen Zuwachs an Mut und Erfahrung«.<br />
» … ein Denkmal sublimierter Trauer«<br />
Am 6. September des Kriegsjahres 1916 ernennt man Maurice Ravel<br />
zum militärischen Lastwagenfahrer, für den Dienst in der Luftwaffe ist<br />
er mit einer Körpergröße von 159 cm zu klein. Doch bald wird er krank<br />
und muß den Soldatendienst quittieren. Er hat genug gesehen, das<br />
Gemetzel vor Verdun, den Tod vieler Freunde. Er, der in keinem seiner<br />
Werke private Eindrücke musikalisch verschlüsselte, er zieht mit dem<br />
1917 abgeschlossenen Le Tombeau de Couperin seine persönliche Bilanz.<br />
Nicht, indem er versucht, das Grauen in grauenhaften Klängen<br />
einzufangen und in erschütterter Musik seine Erschütterung widerzuspiegeln,<br />
sondern mit einer Folge von sechs stilisierten Tänzen in der<br />
Manier des 18. Jahrhunderts in Anlehnung an die Kunst der französischen<br />
Clavecinisten. Wörtlich: »Ich beendete sodann ›Le Tombeau de<br />
Couperin‹. Die Huldigung richtet sich in Wirklichkeit weniger an Couperin<br />
selber als an die französische Musik des 18. Jahrhunderts«. Jedes<br />
der sechs Stücke widmet er einem gefallenen Freund, weitere persönliche<br />
Anspielungen gestattet er sich nicht. Im Gegenteil: dieses Tombeau<br />
(frz. = Grabmahl, Totenhuldigung) weint nicht noch klagt es. Es<br />
scheint, als suche Ravel nach einer Ordnung jenseits des Kriegs-Chaos,<br />
nach einer Welt der Reinlichkeit inmitten totaler Weltverschmutzung.
9<br />
Das Prélude ist ein überaus graziles, luftleichtes und heiter rieselndes<br />
Spielstück; die Fuge buchstabiert ihr Thema nebst Kontrapunkt<br />
mit der Zuverlässigkeit und der spinnwebdünnen Klang-Transparenz<br />
einer Spieluhr; die Forlane im wiegenden 6 /8-Takt und mit kirchentonlicher<br />
Harmonik versprüht den Geist einer versunkenen, höfisch<br />
stilisierten Tanzkultur; das Rigaudon springt in kecker Bewegung<br />
einher, im beruhigten Mittelteil glaubt man eine ländlich-volktümliche<br />
Klarinettenmelodie zu vernehmen; auch das artig bezopfte Menuet<br />
ist eine charmante Verbeugung vor alten Suitentänzen mitsamt<br />
einer pastoralen, dudelsackähnlichen Musette in der Mitte; schließlich<br />
die wirbelnde Toccata als Huldigung an die cembaleske Virtuosität<br />
des französischen Barock, angetrieben von einer ungeheuren,<br />
rastlosen Bewegungsenergie, die einem übersprudelnden, dionysisch-rauschhaftem<br />
Ende zutreibt.<br />
Im Juni 1919 stellt Ravel eine Instrumentalfassung für Orchester<br />
her. Dieser Übertragung fallen leider die Sätze Fugue und Toccata<br />
zum Opfer, indessen gewinnen die verbliebenen vier so an Kolorit, als<br />
hätte man Bleistiftskizzen in Acquarelle verwandelt – gleichwohl ein<br />
Streitobjekt für Puristen, denen der Bezug zur Musik französischer<br />
Clavecinisten damit verloren geht.<br />
In keinem der Suitensätze Spuren eines Lamentos, nicht mal andeutungsweise.<br />
Vielmehr sind sie auf einen heiteren, abgeklärten Ton<br />
gestimmt. »Man gewinnt den Eindruck«, schreibt Willy Tappolet, »daß<br />
Ravel die Summe seines raffinierten, pianistisch-schöpferischen Könnens<br />
ziehen möchte«. Hans Heinz Stuckenschmidt gelingt eine bessere<br />
Deutung: »Die ganze Suite zeigt in jedem ihrer Sätze eine Kunst der<br />
äußersten Verfeinerung und zugleich die volle Ästhetik des Verzichtes<br />
[…]. Das Tombeau ist ein Juwel der Klassizität und des nach innen gekehrten<br />
Ausdrucks, ein Denkmal sublimierter Trauer und der Sublimierung<br />
schlechthin. Alle Selbstquälerei, alller Liebesverzicht, aller<br />
Schmerz um die Mutter und die gefallenen Freunde haben hier einen<br />
künstlerischen Überbau gefunden«.
10<br />
»… er hat geschmack und über das die größte<br />
Compositionswissenschaft«<br />
In mancherlei Hinsicht ist das Konzert für Klavier und Orchester<br />
d-Moll KV 466 von Wolfgang Amadeus Mozart so ganz anders. Der<br />
erste Satz Allegro hebt an wie eine düster umwölkte Ouvertüre mit<br />
leise anbrandenden Bassfiguren im dunklen Register und verschiefter<br />
rhythmischer Struktur, alles in allem in unruhiger, fahriger Bewegung.<br />
›Keine Zeit‹, sagt der Anfang. Die Moll-Tonart taucht zum ersten<br />
Mal in Mozarts Konzerten auf, das bringt die Exegeten auf den<br />
Plan. Wie weiter? Dramatisch in jedem Fall mit imposanter orchestraler<br />
Gebärde, scharf ritzenden Streichergesten, drohenden Bläser-<br />
Ausrufezeichen und rumpelnden Bässen. Folgt eine lyrische Gegen -<br />
figur, der sanfte Widerspruch, legt sich Licht über den anfänglichen<br />
Schatten, Holzbläser und Streicher in herziger Dialogform, sie sagen<br />
›So viel Zeit muss sein‹, bald aber unterbrochen vom tragischen Wortlaut<br />
nach anfänglicher Ouvertürenart. Das lässt aufhorchen, hier<br />
scheint es um die Austragung pointierter Gegensätze zu gehen, um<br />
die Schlichtung von Konfliktspannungen. Der Einsatz des Soloklaviers:<br />
weder für den einen noch den anderen thematischen Gedanken<br />
Partei ergreifend, sondern mit einer ruhig nachdenkenden<br />
Klangrede, mit rezitativischer Gelassenheit, mit feiner Überlegenheit.<br />
So also stellt sich das dramatische Szenario dar: das orchestrale Tutti,<br />
zugespitzt und unüberhörbar, scheint in zwei Lager gespalten und<br />
mit zwei Zungen zu reden: mit dem tragischen Tonfall hier, dem<br />
lyrisch-ariosen dort. Mitten hinein in diesen mit wenigen kräftigen<br />
Strichen angedeuteten Gegensatz stellt sich das Klavier, die führende<br />
Stimme der Vernunft, des besonnenen Denkens in überzeugender<br />
Klarheit und schlanker Eindringlichkeit. Daraus nun entspinnt sich<br />
ein scharfer Disput (zugespitzter als in KV 449, gefährlicher), in welchem<br />
sich das Klavier mal auf diese, mal auf jene Denkart einlässt,<br />
Formulierungen überprüft, weiterspinnt, phantasievoll entwickelt,<br />
ans Kollektiv zurückwirft, alternative thematische Angebote an die<br />
Runde macht. Nach und nach gestaltet und verfestigt sich dieses turbulente<br />
Rollenspiel nach Kantischem Muster zum vernunftregulierten<br />
Ausgleich zwischen den anfänglichen Widersprüchen, darin<br />
nichts unter den Teppich gekehrt und alles mit klarem kritischen Ver-
11<br />
stand ans Licht gehoben wird so, als könne es harmonischen Ausgleich<br />
nur dort geben, wo große und zunächst widerstreitende Kräfte<br />
gebändigt werden wollen.<br />
Hier obwaltet ein Geist der Argumentation, des Zuhörenkönnens,<br />
des Antwortenfindens, der Abwägung, der Zustimmung. Mit anderen<br />
Worten: was Mozart im ersten Satz seines d-Moll-Konzerts entwirft, ist<br />
ein utopisches Versprechen, gegeben in einer frühen Zeit, wo man<br />
sehnsüchtig darauf wartete, dass Gedankenfreiheit gegeben würde.<br />
Ausgleich und Balance auch im zweiten Satz Romance. Kein augenschließendes<br />
Wiegenlied, der zügige Alla-breve-Takt verbietet es.<br />
Aber Lied immerhin, leuchtend und leichtfüßig, schwärmend und voller<br />
Lust am instrumentalen Gesang, mit lockeren Anläufen zu sanften<br />
melodischen Linien und fein gehäkelten Dekorationen – Variationen<br />
über einen glücklichen Einfall, ungetrübt, zart vorgetragen als Gedanke,<br />
der so schön ist, dass man ihn möglichst oft wiederholen muss. Er<br />
findet im wildbewegten Sturmlauf des g-Moll-Mittelteils seinen<br />
schärfsten Kontrast, aufgewühlte Gegenfigur, pianistisch-virtuoses<br />
Intermezzo in Gestalt heftig erregten Einspruchs. Sein loderndes Feuer<br />
brennt stark, brennt allerdings bald aus, die Rauchwolken verdunsten<br />
im Sonnenschein des wiederkehrenden Romanzen-Arioso, als sei<br />
nichts gewesen. Nichts? Ruhe und Turbulenz sind gewesen, Frieden<br />
und Kampf, Traum und Alptraum. Elementare Emotionen also, doch<br />
formal gebändigt und an festen Zügeln mit männlicher Hand geführt.<br />
Nicht entartet das klare Melos zur trüben Sentimentalität, nicht der<br />
Intermezzo-Aufruhr zum Chaos. Starke Gefühle brauchen starke<br />
Form-Gefäße. Rationale Kontrolle wie im ersten Satz, nur anders –<br />
plakativer, drastischer, theatralischer.<br />
Welcher Satz-Typ macht danach Sinn? Was braucht es nach Diskursen<br />
und Exkursen? Ein starkes Rondo-Finale, in Temperament und<br />
Kraft ebenbürtig den beiden vorausgegangenen Sätzen. Mit jugendlichem<br />
Überschwang fällt es ins Haus als orchestral-pianistischer Dialog,<br />
leidenschaftlich geführt, spielwitzig ausgelegt, reich an Überraschungen<br />
und – wie der Kopfsatz – geprägt von krassen Stimmungsschwankungen,<br />
nun aber durchsetzt mit humorvollen Pointen, mit<br />
flüchtigen Redewendungen im plappernden Tonfall, mit sei’s trivialen,<br />
sei’s charmanten Aperçus, alles in flottem Tempo auf ein rasches<br />
Ende hin, wo Mozart mit läppischem Trompetengetön beinahe ki-
12<br />
chernd aus der Rolle fällt. Lächelnder Abschied, musikalischer Spaß,<br />
effektvolle und beifallheischende Schlussnummer für einen fingerfertigen<br />
Pianisten.<br />
Das d-Moll-Konzert, sagt man, sei geschrieben in der düsteren<br />
Tonart des steinernen Commendatore aus Don Giovanni, der Tonart<br />
des Requiems, mit ihm habe Mozarts »Weg in die Einsamkeit begonnen«,<br />
es sei sein »Selbstportrait, aber zugleich eine Vision von Schicksal,<br />
Leid und Tod«. Was für ein hermeneutischer Schwachsinn! Gut<br />
geht es Mozart im Februar des Jahres 1785, er hat eine Menge zu tun,<br />
kommt als Konzertveranstalter kaum zum Schnaufen, beginnt eine<br />
Serie von Streichquartetten, projektiert dies und das, nimmt den Figaro<br />
in Angriff, führt ein glückliches Familienleben, freut sich über die<br />
Aufnahme in die Loge ›Zur Wohltätigkeit‹ usw. Einiges von diesen<br />
bewegten Zeiten lesen wir im Brief Leopolds an seine Tochter am<br />
16. Februar 1785. Was der Vater schildert, zeigt keinen todesvisionären,<br />
einsamen Schicksalswanderer, sondern einen vielbeschäftigten<br />
Sohn in full swing:<br />
»Das Concert war unvergleichlich, das Orchester vortrefflich, außer<br />
den Synfonien sang eine Sängerin vom welschen Theater 2 Arien.<br />
dan war ein neues vortreffliches Clacier Concert vom Wolfgang [d-<br />
Moll], wo der Copist, da wir ankamen, noch daran abschrieb, und dein<br />
Bruder das Rondeau noch nicht einmahl durchzuspielen Zeit hatte,<br />
weil er die Copiatur übersehen mußte […]. Am Samstag war abends H:<br />
Joseph Haydn und die 2 Baron Tindi bey uns, es wurden die neuen<br />
quartetten gemacht […]. H: Haydn sagte mir: ich sage ihnen vor gott,<br />
als ehrlicher Mann, ihr Sohn ist der größte Componist, den ich von<br />
Person und den Nahmen nach kenne: er hat geschmack und über das<br />
die größte Compositionswissenschaft. am Sonntag abend war im<br />
Theater die accademie der ital: Sängerin Laschi, die izt nach Italien reiset.<br />
Sie sang 2 Arien, es war ein Violoncello Concert, ein Tenor und Baß<br />
sangen ieder eine Aria und dein Bruder spielte ein herrliches Concert,<br />
das er für die Paradis nach Paris gemacht hatte. Ich war hinten nur 2<br />
Logen von der recht schönen würtemb: Prinzessin neben ihr entfernt<br />
und hatte das vergnügen alle Abwechslungen der Instrumente so vortrefflich<br />
zu hören, daß mir vor Vergnügen die thränen in den augen<br />
standen. als dein Bruder weg gieng, machte ihm der kayser mit dem<br />
Hut in der Hand ein Compl: hinab und schrie bravo Mozart. – als er
13<br />
herauskam zum spielen, wurde ihm ohnehin zugeklatscht […]. Der<br />
kleine Carl sieht deinem Bruder ganz ähnlich. Ich fand ihn recht gesund<br />
– das Kind ist übrigens sehr angenehm, denn es ist ungemein<br />
freundlich, und lacht so oft mans anredet […]. Gestern den 15ten war<br />
wieder ein Concert im theater für ein Mädl die charmant singt, dein<br />
Bruder spielte das große neue Concert ex D. Magnifique etc: heut gehen<br />
wir in eine Haus accademie zum Salzb: agenten v Plöyer«.<br />
G Aden
14<br />
Leif Ove Andsnes<br />
Leif Ove Andsnes, geboren 1970 im norwegischen Karmøy, studierte<br />
am Konservatorium in Bergen bei Jiří Hlinka. Seit den frühen<br />
1990er Jahren konzertiert er weltweit mit Soloabenden und als<br />
Konzertsolist unter führenden Orchestern. Daneben widmet er sich<br />
jährlich der Kammermusik bei dem von ihm 1991 mitbegründeten<br />
Kammermusikfestival im norwegischen Risør. Regelmäßig ist Leif<br />
Ove Andsnes bei den internationalen Festivals in Aspen, Ravinia,<br />
Tanglewood, Verbier und beim New Yorker Festival Mostly Mozart<br />
zu Gast. 2005 spielte er erfolgreich die Uraufführung des Klavierkonzertes<br />
von Marc-André Dalbavie mit dem BBC Symphony<br />
Orchestra bei den BBC Proms und bei weiteren Konzerten mit dem Chicago Symphony<br />
Orchestra und dem Cleveland Orchestra. In der Saison 2005/2006 war er Artist in residence<br />
des Los Angeles Philharmonic. Außerdem gab er sein Solodebüt im Musikverein Wien, und<br />
eine Tournee mit dem Norske Kammerorkester führte ihn durch Deutschland und nach<br />
Asien. In der vergangenen Saison spielte Leif Ove Andsnes in den USA mit dem Saint Louis<br />
Symphony Orchestra, dem Cleveland Orchestra und in der New Yorker Carnegie Hall. Weitere<br />
Höhepunkte dieser Saison waren verschiedene Tourneeprojekte, darunter ein Mozart-<br />
Programm mit dem London Symphony Orchestra unter Sir John Eliot Gardiner sowie Soloabende<br />
in Europa und Japan. Zudem spielte er mit dem Symphonieorchester des Bayerischen<br />
Rundfunks unter Franz Welser-Möst, mit dem Royal Stockholm Philharmonic<br />
Orches tra unter Alan Gilbert und mit dem Danish National Radio Symphony Orchestra. Leif<br />
Ove Andsnes wurde zum Kommandeur des königlichen norwegischen St.-Olav-Ordens<br />
ernannt und erhielt den Royal Philharmonic Society Music Award, den Gilmore Artist Award<br />
und drei Gramophone Awards, u. a. für die als beste Konzerteinspielung ausgezeichnete<br />
Aufnahme der Klavierkonzerte von Grieg und Schumann unter Mariss Jansons mit den<br />
Berliner Philharmonikern. Die jüngste Solo-CD Horizonte von Leif Ove Andsnes stellt 20<br />
kürzere Werke vor, die ihn stets – oft als Zugaben – begleitet haben. Zu den neuesten Einspielungen<br />
zählt Rachmaninows zweites Klavierkonzert mit den Berliner Philharmonikern<br />
unter Antonio Pappano, die von Gramophone mit dem Editor’s Choice ausgezeichnet wurde.<br />
Seine Aufnahmen von Schuberts Winterreise mit Ian Bostridge und Mozarts Klavierkonzerten<br />
Nr. 9 und 18 mit dem Norske Kammerorkester wurden in der New York Times als beste<br />
CD des Jahres ausgezeichnet. In der <strong>Kölner</strong> <strong>Philharmonie</strong> war Leif Ove Andsnes zuletzt im<br />
Februar 2007 mit dem Orchestra di Santa Cecilia di Roma unter der Leitung von Antonio<br />
Pappano zu Gast.
15<br />
Chamber Orchestra of Europe<br />
Das im Jahr 1981 ins Leben gerufene Chamber Orchestra of Europe vereint fünfzig Musiker<br />
aus fünfzehn verschiedenen Nationen. Seit seiner Gründung spielt das Orchester unter<br />
weltweit führenden Dirigenten vor allem in Kontinentaleuropa, wobei wichtige und langjährige<br />
Verbindungen zu den Konzerthäusern in Köln, Frankfurt, Graz, London, Paris und<br />
Salzburg entstanden. 2006 feierte das Chamber Orchestra of Europe, das inzwischen über<br />
200 Werke auf mehreren preisgekrönten CDs eingespielt hat, sein 25-jähriges Bestehen mit<br />
Konzerten u. a. in Amsterdam, Berlin, Köln, Lissabon, London, Luzern, Madrid, Paris, Salzburg<br />
und Wien. Darüber hinaus gab das Orchester beim Bachfest Leipzig zwei umjubelte<br />
Konzerte unter der Leitung von Douglas Boyd, dem ehemaligen Solo-Oboisten des Ensembles.<br />
Zu Beginn dieses Jahres spielte das Chamber Orchestra of Europe erneut in Salzburg<br />
bei der Mozartwoche, bevor es zusammen mit Andras Schiff auf Tournee ging. Zudem<br />
spielte das Orchester unter der Leitung von Thomas Adès im Londoner Barbican Centre und<br />
beim Edinburgh Festival, zusammen mit Pierre-Laurent Aimard sowie unter der Leitung von<br />
Nikolaus Harnoncourt bei der Styriarte in Graz, unter Heinz Holliger beim Lucerne Festival<br />
und unter dem Dirigat von Thomas Hengelbrock beim Musikfest Bremen. Im Januar 2008<br />
tritt das Chamber Orchestra of Europe seine neue Residency in Lissabon an. Auf dem Podium<br />
der <strong>Kölner</strong> <strong>Philharmonie</strong> war das Chamber Orchestra of Europe zuletzt im Dezember 2006 zu<br />
Gast, damals unter der Leitung von Roberto Abbado.
16<br />
Die Besetzung des Chamber Orchestra of Europe<br />
Violine<br />
Pekka Kuusisto<br />
Sophie Besançon<br />
Fiona Brett<br />
Christian Eisenberger<br />
Lucy Gould<br />
Matilda Kaul<br />
Sylwia Konopka<br />
Gaby Lester<br />
Hans Liviabella<br />
Stefano Mollo<br />
Peter Olofsson<br />
Fredrik Paulsson<br />
Joseph Rappaport<br />
Aki Sauliere<br />
Henrietta Scheytt<br />
Martin Walch<br />
Viola<br />
Pascal Siffert<br />
Helena Baillie<br />
Aurelie Entringer<br />
Claudia Hofert<br />
Dorle Sommer<br />
Eve Wickert<br />
Violoncello<br />
Richard Lester<br />
Kate Gould<br />
Howard Penny<br />
Flöte<br />
Magali Mosnier<br />
Josine Buter<br />
Oboe<br />
François Leleux<br />
Rachel Frost<br />
Klarinette<br />
Romain Guyot<br />
Marie Lloyd<br />
Fagott<br />
Matthew Wilkie<br />
Christopher Gunia<br />
Horn<br />
Jonathan Williams<br />
Elizabeth Randell<br />
Trompete<br />
Nicholas Thompson<br />
Julian Poore<br />
Pauke<br />
Geoffrey Prentice<br />
Harfe<br />
Charlotte Sprenkels<br />
Kontrabass<br />
Enno Senft<br />
Denton Roberts<br />
Lutz Schumacher
17<br />
Jugendprojekt der <strong>Kölner</strong> <strong>Philharmonie</strong><br />
Mit den Jugendprojekten soll Kindern und Jugendlichen der Zugang zu einer für sie meist<br />
fremden Klangwelt geöffnet werden. Indem sie sich – von der KölnMusik unterstützt –<br />
intensiv im Musikunterricht auf den Konzertbesuch vorbereiten, wird die Offenheit für andere<br />
Musik als die ihre und die Erlebnistiefe eines solchen Konzerts gefördert.<br />
Zur Vorbereitung für den heutigen Abend standen die beiden Werke von Bartók und Ravel im<br />
Vordergrund, die vor allem hinsichtlich ihrer jeweiligen Instrumentierung und ihres historischen<br />
Kontextes im Unterricht beleuchtet und miteinander verglichen wurden. Bei der Betrachtung<br />
des Divertimentos von Bartók fokussierten die Schülerinnen und Schülern zudem<br />
besonders das Phänomen der unregelmäßigen Akzentrhythmik. Einige Klassen wurden von<br />
der Geigerin Anna Forgó besucht, die anhand verschiedener Passagen aus Bartóks Divertimento<br />
das theoretisch und praktisch vermittelte auf der Violine demonstrierte.<br />
An diesem Projekt haben folgende Klassen teilgenommen und besuchen das heutige Konzert:<br />
Bettina-von-Arnim-Gymnasium, Klassen 11 und 12<br />
Humboldt-Gymnasium, Leistungskurs Musik 13<br />
Gymnasium Kerpen, Klassen 11 und 12<br />
Apostelgymnasium, Klasse 9<br />
Dreikönigsgymnasium, Klasse 5c<br />
Gesamtschule Langerwehe, Klasse 9a<br />
Gesamtschule Holweide, Klasse 5<br />
Gymnasium Frechen, Klasse 7a<br />
Gymnasium Hennef, Klasse 11<br />
Anna-Freud Schule f. Körperbehinderte, Klasse11<br />
Seit über 15 Jahren bietet die Betreibergesellschaft der <strong>Kölner</strong> <strong>Philharmonie</strong>, die KölnMusik<br />
GmbH, zu ausgewählten Konzerten kostenlose Jugendprojekte für weiterführende Schulen<br />
an. Diese Projekte werden gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V.<br />
Wenn Sie Informationen über unsere Jugendprojekte haben möchten, informieren Sie sich<br />
unter www.koelner-philharmonie.de oder schreiben Sie uns:<br />
KölnMusik GmbH – Kinder- und Jugendprojekte<br />
Agnes Rottland, Andrea Tober<br />
Bischofsgartenstr. 1, 50667 Köln<br />
Telefon: 0221–20408-350 oder -355, E-Mail: jugendprojekte@koelnmusik.de
18<br />
KölnMusik-Vorschau<br />
Donnerstag 29.11.2007 12:30<br />
<strong>Philharmonie</strong>Lunch<br />
WDR Sinfonieorchester Köln<br />
Gerd Albrecht Dirigent<br />
Das Projekt <strong>Philharmonie</strong>Lunch wird von der<br />
KölnMusik in Zusammen arbeit mit dem WDR<br />
Sinfonieorchester Köln und dem Gürzenich-<br />
Orchester Köln ermöglicht.<br />
Medienpartner Kölnische Rundschau<br />
KölnMusik gemeinsam mit<br />
dem Westdeutschen Rundfunk<br />
Sonntag 02.12.2007 16:00<br />
Rising Stars – die Stars von morgen 3<br />
Nominiert vom Konserthus Stockholm<br />
Christian Svarfvar Violine<br />
Anders Kilström Klavier<br />
Emil Sjögren<br />
Poème für Violine und Klavier op. 40<br />
Richard Strauss<br />
Sonate für Violine und Klavier Es-Dur op. 18<br />
Jean Sibelius<br />
Humoreske Nr. 1 d-Moll op. 87, 1<br />
Humoreske Nr. 2 D-Dur op. 87, 2<br />
Sergej Prokofjew<br />
Sonate für Violine und Klavier D-Dur op. 94bis<br />
Christian Sinding<br />
Suite im alten Stil op. 10<br />
für Violine und Klavier<br />
15: 00 Einführung in das Konzert<br />
durch Bjørn Woll<br />
Die Reihe wird gefördert<br />
durch die Europäische Kommission<br />
Sonntag 02.12.2007 20:00<br />
Internationale Orchester 2<br />
Alexander Toradze Klavier<br />
Budapest Festival Orchestra<br />
Ivan Fischer Dirigent<br />
Richard Strauss<br />
Rosenkavalier<br />
Walzer-Suite<br />
Sergej Prokofjew<br />
Ouvertüre über hebräische Themen op. 34b<br />
Maurice Ravel<br />
Konzert für Klavier und Orchester G-Dur<br />
Sergej Prokofjew<br />
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1<br />
Des-Dur op. 10<br />
Maurice Ravel<br />
La valse<br />
Donnerstag 06.12.2007 12:30<br />
<strong>Philharmonie</strong>Lunch<br />
Gürzenich-Orchester Köln<br />
Dmitrij Kitajenko Dirigent<br />
<strong>Philharmonie</strong>Lunch wird von der KölnMusik<br />
in Zusam menarbeit mit dem WDR Sinfonie -<br />
orchester Köln und dem Gürzenich-Orchester<br />
Köln ermöglicht.<br />
Medienpartner Kölnische Rundschau<br />
KölnMusik gemeinsam<br />
mit dem Gürzenich-Orchester Köln<br />
Sonntag 09.12.2007 16:00<br />
Kinderkonzert für junge Hörer von 8 bis 12<br />
Kinder-Abo 2<br />
Ein kleines Theaterstück mit viel Musik und<br />
augenzwinkerndem Spaß<br />
Vogler-Quartett<br />
Tim Vogler Violine<br />
Frank Reinecke Violine<br />
Stefan Fehlandt Viola<br />
Stephan Forck Violoncello<br />
Joseph Haydn<br />
Streichquartett C-Dur op. 76,3 Hob. III:77<br />
»Kaiser-Quartett«
19<br />
Ihr nächstes Abonnement-Konzert<br />
Sonntag 09.12.2007 20:00<br />
Die Kunst des Liedes 2<br />
Christiane Oelze Sopran<br />
Eric Schneider Klavier<br />
Gustav Mahler<br />
5 Lieder aus »Des Knaben Wunderhorn«<br />
Claude Debussy<br />
Ariettes oubliées<br />
Francis Poulenc<br />
Fiançailles pour rire<br />
Richard Strauss<br />
Ausgewählte Lieder<br />
Mittwoch 12.12.2007 20:00<br />
Thomas Quasthoff Bariton<br />
Reinhold Friedrich Trompete<br />
Berliner Barock Solisten<br />
Rainer Kussmaul Violine und Leitung<br />
Georg Philipp Telemann<br />
Sinfonia spirituosa TWV 44:1<br />
Ouvertüre c-Moll TWV 55:c4.<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Sinfonia und Bass-Arien aus den Kantaten<br />
BWV 49, 57, 73, 110<br />
Georg Friedrich Händel<br />
Concerto grosso F-Dur op. 3, 4 HWV 315<br />
sowie Overtüre und Bass-Arien aus<br />
»Messiah«<br />
Sonntag 16.03.2008 20:00<br />
Klassiker! 3<br />
Christian Tetzlaff Violine<br />
Mitsuko Uchida Klavier<br />
Ensemble intercontemporain<br />
Pierre Boulez Dirigent<br />
Wolfgang Amadeus Mozart<br />
Serenade B-Dur KV 361 (370a)<br />
für Bläser<br />
»Gran Partita«<br />
Alban Berg<br />
Kammerkonzert für Violine und Klavier<br />
mit 13 Bläsern op. 8<br />
19:00 Empore: Einführung in das Konzert<br />
Beachten Sie bitte auch folgendes Konzert:<br />
Sonntag 23.12.2007 20:00<br />
Viktoria Mullova Violine<br />
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen<br />
Paavo Järvi Dirigent<br />
Ludwig van Beethoven<br />
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61<br />
Jean Sibelius<br />
Rakastava op. 14 für Streichorchester<br />
Ludwig van Beethoven<br />
Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 »Pastorale«<br />
Donnerstag 13.12.2007 12:30<br />
<strong>Philharmonie</strong>Lunch<br />
WDR Sinfonieorchester Köln<br />
Semyon Bychkov Dirigent<br />
<strong>Philharmonie</strong>Lunch wird von der KölnMusik in<br />
Zu sam menarbeit mit dem WDR Sinfonie -<br />
orchester Köln und dem Gürzenich-Orchester<br />
Köln ermöglicht.<br />
Medienpartner Kölnische Rundschau<br />
KölnMusik gemeinsam<br />
mit dem Westdeutschen Rundfunk
<strong>Philharmonie</strong> Hotline +49.221.280280<br />
www.koelner-philharmonie.de<br />
Informationen & Tickets zu allen Konzerten<br />
in der <strong>Kölner</strong> <strong>Philharmonie</strong>!<br />
Kulturpartner der <strong>Kölner</strong> <strong>Philharmonie</strong><br />
Herausgeber: KölnMusik GmbH<br />
Louwrens Langevoort<br />
Intendant der <strong>Kölner</strong> <strong>Philharmonie</strong> und<br />
Geschäftsführer der KölnMusik GmbH<br />
Postfach 102163, 50461 Köln<br />
www.koelner-philharmonie.de<br />
Redaktion: Sebastian Loelgen<br />
Textnachweis: Der Text von G Aden ist ein<br />
Originalbeitrag für dieses Heft.<br />
Fotonachweis: EMI Classics/Simon Fowler S. 14<br />
Corporate Design: Rottke Werbung<br />
Umschlaggestaltung: Hida-Hadra Biçer<br />
Gesamtherstellung:<br />
adHOC Printproduktion GmbH
Dienstag 25. Dezember 2007<br />
Neapolitanische<br />
Weihnacht<br />
Neapolis Ensemble<br />
Foto: Künstleragentur<br />
Roncalliplatz<br />
50667 Köln<br />
<strong>Philharmonie</strong><br />
Hotline<br />
0221/280 280<br />
www.koelner-philharmonie.de<br />
Ein ausgelassenes und buntes Fest ist Weih -<br />
nachten in Italien, besonders in Neapel, am<br />
Fuß des feurigen Vesuv! Überschäumende<br />
Lebens freude in Form von Volks musik aus fünf<br />
Jahrhun derten unterschiedlichster kultu reller<br />
Einflüsse kommt am ersten Weihnachtstag mit<br />
dem Neapolis Ensemble direkt aus dem italienischen<br />
Sü den nach Köln. Bei Tarantellen,<br />
Villanellen und Moresken wird getanzt,<br />
gelacht und gesungen – und die Geburt des<br />
Jesuskinds gefeiert.<br />
in der Mayerschen<br />
Buchhandlung<br />
Neumarkt-Galerie<br />
50667 Köln<br />
16:00 Italienische Weihnacht für Kinder<br />
Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre: € 5,–<br />
Erwachsene: € 14,– / zzgl. Vorverkaufsgebühr<br />
20:00 Neapolitanische Weihnacht<br />
€ 25,– zzgl. Vorverkaufsgebühr