17.11.2013 Aufrufe

SUNNY - TIMES Rückblick auf die Woche vom 04.11. bis 17.11.2013

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Willkommen in meinem Leben<br />

Jede <strong>Woche</strong> und oftmals mehrmals in der <strong>Woche</strong> werden wir vor <strong>die</strong> Entscheidung gestellt, zu<br />

helfen - oder auch nicht.<br />

Jedes Mal sind es Schicksale von Tieren - und oftmals auch Menschen - <strong>die</strong> uns vorgetragen<br />

werden. Und jedes Mal ist es ein abwägen, ob wir helfen können - oder nicht.<br />

Viele Male hängt es von Kapazitäten ab, von Hilfsmöglichkeiten, von Aufnahmemöglichkeiten,<br />

von Zeitfaktoren und fast immer am lieben Geld, das wir haben oder auch nicht.<br />

Oftmals sind uns <strong>die</strong> Hände gebunden, wissen wir, dass wir helfen müssten oder auch könnten,<br />

wenn ... Ja, wenn das kleine Wörtchen „wenn“ nicht wäre.<br />

Nur einmal möchte ich hier einen kleinen Einblick in meinem Tagesabl<strong>auf</strong> geben, denn kaum jemand<br />

kann sich vorstellen, was hinter unserem Verein, hinter fast jedem Tag steckt:<br />

Morgens um 5.00 Uhr (manchmal auch früher) klingelt der Wecker. Mein inständiger Gedanke ist<br />

dann: „Och neee, nicht Du schon wieder. Sei doch bitte leise, weck mit in einer Stunde wieder,<br />

ich bin noch so müde!“. Doch es hilft nichts. Raus aus den Federn, sonst ist der Tag schon gel<strong>auf</strong>en,<br />

bevor er richtig angefangen hat.<br />

Ich komme <strong>die</strong> Treppe runter. Die „Bande“ erwacht beim ersten Lichtschein. Kaum aus dem Bad<br />

heraus, <strong>die</strong> große Begrüßung – verbunden mit immensem Hunger.<br />

Wenn alle gefüttert sind, gibt es einen Kaffee, manchmal auch zwei, wenn <strong>die</strong> Zeit es zulässt. Ich<br />

schaue <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Uhr; der Kopf sagt: „Du musst Gas geben, sonst schaffst Du das nicht“. Der Körper<br />

sagt: „Och neee...“. Zwischendrin schnappe ich mir <strong>die</strong> ersten, <strong>die</strong> Medikamente brauchen.<br />

Dann geht es <strong>auf</strong> Katzenklo-Tour - verbunden mit Betten machen, staubwischen, <strong>auf</strong>räumen,<br />

kehren.<br />

So eben komme ich noch ins Bad. Schnell duschen, Haare föhnen, ins Auto springen, zur Arbeit<br />

fahren. Die Kollegin hat sich krankgemeldet, <strong>die</strong> Arbeit häuft sich. Keine Stunde <strong>auf</strong> der Arbeit, da<br />

schon der erste Anruf: „Ich habe hier eine Problemkatze ... <strong>die</strong> muss sofort weg ...“ . Wir haben<br />

keine Kapazitäten mehr; können nicht <strong>auf</strong>nehmen. Ich versuche, den Menschen am anderen Ende<br />

dazu zu bewegen, Fotos und Beschreibung zu schicken, das Tier vorläufig bei sich zu behalten;<br />

merke aber, dass ist nicht <strong>die</strong> Lösung, <strong>die</strong> der Mensch am anderen Ende sich erhofft hat. Er/<br />

sie will <strong>die</strong> Katze schließlich loswerden. Das Problem jemand anderem übergeben. Der einzige<br />

Ausweg: „Bitte rufen Sie mich heute Abend ab 18.00 Uhr nochmals an.“ Ich bin <strong>auf</strong> der Arbeit,<br />

kann solche Gespräche eigentlich gar nicht führen. Auch mein Arbeitgeber – so nett er auch ist -<br />

erwartet Resultate ...<br />

Es rufen noch mehr Leute <strong>auf</strong> dem „Nottelefon“ an - eben <strong>die</strong> Nummer, <strong>die</strong> eigentlich für echte<br />

Notfälle sein sollte. Alle werden vertröstet <strong>auf</strong> 18.00 Uhr ... nach der Dienstzeit. Ärger mit dem<br />

Arbeitgeber kann ich so gar nicht brauchen.<br />

Irgendwann ist es endlich 17.00 Uhr. Feierabend - schön wär‘ es. Kaum vor dem Haus vorgefahren,<br />

höre ich drinnen schon das Telefon klingeln. Der Mann geht ran; den Schlüssel noch im Türschloss<br />

rufe ich schon „Bin da!“ Er gibt den Hörer weiter und der Telefon-Marathon beginnt. Alle,<br />

<strong>die</strong> ich <strong>auf</strong> 18.00 Uhr vertröstet haben, rufen an. Sie wollen sich alles von der Seele reden, erwarten<br />

sofortige Lösungen. Die hab ich nicht, kann sie nicht aus dem Ärmel schütteln.<br />

Während der Telefonate wird gefüttert, Medikamente werden verabreicht an jeden, der sie benötigt<br />

und manchmal, wenn das Telefon gerade nicht klingelt, rufe ich <strong>die</strong> Tierärztin an, weil gerade<br />

einer meiner Pfleglinge ein dickes Auge hat, Durchfall oder sonst was.

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