FluSi205.V5.qxp - Luftwaffe
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Flugsicherheit<br />
Stellungnahme<br />
Dr. Wolfgang<br />
Lawicki:<br />
Ich bin aufgefordert, zu diesem<br />
Bericht, der hier in dieser Ausgabe der<br />
Zeitschrift „Flugsicherheit“ abgedruckt<br />
ist, Stellung zu beziehen.<br />
Nach Durchsicht des Artikels war ich<br />
ein wenig verwirrt über den Titel ...<br />
„Unsere Streitkräfte greifen hart<br />
durch, wenn es um Drogenmissbrauch<br />
geht“.<br />
Da ist zu lesen, ich zitiere „In Ausnahmefällen<br />
wurden Angehörigen<br />
der Streitkräfte Amphetamine verordnet<br />
... auch während des Golfkrieges<br />
1990 wurden einigen Luftfahrzeugbesatzungen<br />
der Koalition sorgfältig<br />
überwachte Dosen von Amphetamin<br />
verordnet, um ihre Wachsamkeit zu<br />
erhöhen und um ihren Arbeitstag zu<br />
verlängern. Dennoch lehnten die meisten<br />
Luftfahrzeugführer dieses Angebot<br />
höflich ab.“<br />
Ist das nicht als Doppelmoral zu<br />
bewerten? Für diesen Zweck von<br />
einem begrenzten medizinischen<br />
Nutzen zu sprechen, ist nicht nachzuvollziehen.<br />
Der Autor schreibt an<br />
anderer Stelle „... dass jede Art von<br />
Amphetaminen nichts Gutes verheißt.<br />
Nach den Amphetaminen kommt<br />
immer eine Phase der Niedergeschlagenheit.<br />
Ich habe schon Patienten<br />
gehabt, die bis zu zwei Jahre brauchten,<br />
um sich von ihrem Amphetaminmissbrauch<br />
zu erholen.“<br />
Diese Bewertung ist absolut richtig.<br />
Zur Frage der Abhängigkeitsentwicklung<br />
schreibt die Deutsche Hauptstelle<br />
gegen Suchtgefahren (DHS): Amphetamine<br />
können sehr schnell zu einer<br />
starken psychischen Abhängigkeit<br />
führen. In den ersten Monaten des<br />
Konsums erfährt der Konsument aufgrund<br />
seiner positiv wirkenden Ausstrahlung<br />
meist Bestätigung und<br />
Bewunderung, doch in der Folge<br />
schränkt er zunehmend seine sozialen<br />
Aktivitäten ein. Um die gewünschten<br />
Wirkungen schneller und intensiver zu<br />
erleben, wird häufig zu einer schneller<br />
wirksamen Verabreichungsform<br />
übergegangen, beispielsweise zum<br />
Rauchen oder Injizieren. Dies ändert<br />
jedoch auch die Wirkungen: So dominieren<br />
nun beispielsweise die sich<br />
gleichförmig wiederholenden Handlungen,<br />
das Gedankenfixieren und die<br />
Mümmelbewegungen im Mundbereich.<br />
Gleichzeitig entwickelt sich<br />
gegenüber den blutdrucksteigernden,<br />
appetitdämpfenden und euphorisierenden<br />
Wirkungen eine Toleranz, was<br />
wiederum zu Dosissteigerungen führt.<br />
Zu den Entzugssymptomen beim Absetzen<br />
der Substanz gehören Schlaflosigkeit,<br />
Mundtrockenheit und Unruhe,<br />
aber auch psychische Symptome<br />
wie Stimmungsschwankungen,<br />
Angststörungen und Depressivität.<br />
Der Zweck heiligt die Mittel? Mögliche<br />
Bagatellisierungen könnten sein:<br />
... nur ab und zu, ... wenn es sein<br />
muss, dann auch nur kurzfristig. Sind<br />
das aber nicht auch typische Bagatellisierungstendenzen<br />
der User?<br />
Sicher ist: Eine Verordnung von<br />
Amphetaminen für Flugzeugführer -<br />
zu welchem Zweck auch immer - ist in<br />
der Bundeswehr nicht zulässig. Die<br />
Erlasslage ist eindeutig. Das gilt für<br />
alle Drogen, für alle Bereiche, ohne<br />
Ausnahme.<br />
Der Autor beschränkt sich in seinem<br />
Bericht auf die Designerdroge „Ecstasy“.<br />
Seine Darstellung bringt die Problematik<br />
dieser Droge außerordentlich<br />
gut an das Publikum.<br />
Hier einige wichtige Ergänzungen<br />
bezogen auf Deutschland:<br />
Nach Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums<br />
konsumieren in<br />
Deutschland ca. 500.000 Jugendliche<br />
die Partydroge Ecstasy.<br />
Im Umfeld der Technoszene und<br />
Partykultur besteht eine deutlich erhöhte<br />
Drogenerfahrung unter Jugendlichen.<br />
In der entsprechenden<br />
Stichprobe lagen die Prävalenzwerte<br />
um ein Vielfaches höher als in einer<br />
vergleichbaren Repräsentativstichprobe.<br />
So betrug die Lebenszeitprävalenz<br />
des Cannabiskonsums 1997 in der<br />
Gesamtbevölkerung zwischen 23%<br />
und 26%, während unter dem befragten<br />
18- bis 29-jährigen Technopublikum<br />
ca. 51-75% Erfahrungen<br />
mit Cannabis hatten. Ebenso deutlich<br />
waren die Unterschiede bezogen auf<br />
die Lebenszeitprävalenz des Ecstasykonsums.<br />
Hier wiesen 26-61% der<br />
Befragten der Technostudie, aber nur<br />
3-7% der Repräsentativstichprobe<br />
Drogenkonsumerfahrung auf.<br />
Wer auf Technopartys illegale Drogen<br />
konsumiert, betreibt in aller Regel<br />
einen Mischkonsum mehrerer Substanzen.<br />
Zusätzlich zu Ecstasy ist der<br />
Beikonsum von Cannabis am wahrscheinlichsten<br />
(65%), gefolgt von<br />
Alkohol (56%) und Speed (42,2%).<br />
Der zusätzliche Konsum von Kokain<br />
(14,8%) und Halluzinogenen (9,4%)<br />
ist innerhalb der Partykontexte weniger<br />
wahrscheinlich. Die subjektiven<br />
Begründungen für den Mischkonsum<br />
von Ecstasy mit Cannabis, Alkohol,<br />
Speed, Kokain und Halluzinogenen<br />
variieren stark. Den meisten Formen<br />
des Mischkonsums liegen szenebezogene<br />
soziale Konventionen und das<br />
Motiv einer differenzierten Stimmungsregulation<br />
zugrunde.<br />
Zu den vorrangig genannten Gründen<br />
für das Einstellen des Ecstasykonsums<br />
gehören das Auftreten negativer<br />
Erlebnisse und Nachlassen<br />
positiver Erfahrungen, die Inkompatibilität<br />
des Drogenkonsums mit dem<br />
(aktuellen) Lebensentwurf und soziale<br />
Motive.<br />
Zur Nachweisbarkeit von Ecstasy: im<br />
Urin ca. 1-4 Tage, im Blut ca. 1 Tag, in<br />
den Haaren noch nach Monaten.<br />
Zusammenfassung<br />
Unsere Streitkräfte greifen hart<br />
durch, wenn es um Drogenmissbrauch<br />
geht. Das gilt für die Streitkräfte<br />
der USA wie der Bundesrepu-<br />
12 II/2005 FLUGSICHERHEIT