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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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zum Prozess der Individualisierung und Ich-Konstitution. Gesellschaftliche Verháltnisse<br />

wurden vor der Folie der Alpen ais Symbol der Freiheit und Zufluchtsort fur die<br />

Verfolgten reílektiert und fuhrten zu einer Historisierung der Alpenlandschaft. 125 Mit der<br />

sogenannten Gebirgserzâhlung bildete sich in der Unterhaltungsliteratur ein neues Genre<br />

heraus, das zur Popularisierung der Alpenthematik fUhrte. Auífállig ist, dass sich in den<br />

Texten unterschiedlichster Provenienz und Qualitãt ein Kanon an Darstellungsmustern<br />

fiir die Berglandschaft herausbildete. Dazu gehõrte u.a. die Personifizierung der Berge,<br />

die sich nicht nur auf das Aussehen beschrânkte, sondem auch anthropomorphe<br />

Eigenschaften und Verhaltensweisen auf die Berge iibertrug. Aber auch andere<br />

Landschaftsformationen wie Meer, Insel oder Wuste wurden zum Vergleich mit den<br />

Bergen herangezogen, ebenso wie architektonische Gebilde wie Dome, Tiirme, Stufen,<br />

die die vertikale Raumachse betonten. Berglandschaften konnten ais Theaterkulissen<br />

oder Gemálde beschrieben werden. Andererseits dienten die Landschaften auch zur<br />

Charakterisierung der Personen, zur Veranschaulichung ihres Seelenlebens und ais<br />

Metaphern fur die Etappen ihres Lebensweges. In der Art ihrer Darstellung als<br />

unbegrenzte Landschaft mit offenem Horizont, wie die Landschaft noch Ende des 18.<br />

Jahrhunderts reprãsentiert wurde und damit zum Projektionsraum fur Hoffhungen und<br />

Wiinsche werden konnte, fand ab Mitte des 19. Jahrhunderts allerdings ein Wandel statt.<br />

Der Horizont wurde als geschlossen wahrgenommen. Koschorke schreibt dazu:<br />

In der Folge der Jndustrialisierung von Raum und Zeit", die im 19. Jahhundert das Bild der<br />

Erde revolutioniert, verliert die Feme eben jene Qualitãt des Unbestimmten und<br />

Unbestimmbaren, die sie geeignet machte, ein Projektionsfeld persõnlicher und kollektiver<br />

Wiinsche zu sein. In dem MaB, indem durch die Entwicklung neuer Transportmittel und durch<br />

die wachsende õkonomische Vernetzung der Welt eine fast unbegrenzre Bewegungsfreiheit des<br />

Einzelnen technologisch moglich wird, verringert sich in der Literatur deren utopischer<br />

Wert 126 .<br />

Siehe dazu Stockinger, 2000: 16113:'<br />

Koschorke, 1990: 253<br />

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