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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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Befreiung suchte. Damit kam auch ein poHtisch motivierter Tourismus in Mode. Ebel,<br />

der Verfasser des zu Beginn des 19. Jahrhunderts renommiertesten Reisefuhrers durch<br />

die Schweiz, sieht in den politischen Institutionen einen Grund, in dieses Land zu reisen:<br />

Wer reine Volksregierungen kennen lernen will, der íindet sie in den Gebirgen der Schweiz;<br />

und wer iiberhaupt iiber die Formen der burgerlichen Gesellschaften, iiber die Vortheile und<br />

Nachtheile dieser und jener Verfassung sich aulklâren, und so durch eigne Beobachtung und<br />

Vergleichung zu den politischen Wahrheiten gelangen wollte, der kõnnte nirgendwo auf eine<br />

zweckmãBigere Art sich aufhalten. 110<br />

Mit der Bewunderung fiir die demokratischen Regierungsformen in der Schweiz tauchte<br />

die Frage auf, inwiefern es, wie Haller bereits erklârt hatte, einen Zusammenhang<br />

zwischen Topographie und Politik gabe. Die Frage wurde kontrovers beantwortet, hat<br />

aber mit zu einer Mythisierung der Alpen beigetragen. Besonders deutsche Autoren, die<br />

unter den feudalstaatlichen Zustãnden im eigenen Land litten, fanden in der Schweiz,<br />

insbesondere urn den Vierwaldstãtter See die Gedãchtnisráume fíir ihre politischen<br />

Phantasien. In Friedrich Hõlderlins (1770-1843) Gedicht Kanton Schweiz werden die<br />

Berge zu Hutern der Freiheit ernannt:<br />

Lebt dann wohl, ihr Glucklichen dort! Im friedsamenTale<br />

Lebe wohl, du Statte des Schwurs! Dir jauchzten die Sterne,<br />

Als in heiliger Nacht der ernste Bund dich besuchte.<br />

Herrlich Gebirg! Wo der bleiche Tyrann den Knechten vergebns,<br />

Zahm und schmeichlerisch Mut gebot - zu gewaltig erhub sich<br />

Wider den Trotz die gerechte, die unerbittliche Rache-<br />

Lebe wohl, du herrlich Gebirg. Dich schmuckte der Freien<br />

Opferblut - es wehrte der Trane der einsame Vater.<br />

Die in den Alpen realisierte Freiheit verkõrperte eine auch in Deutschland einzulõsende<br />

Utopie. 112<br />

109 Karl Spazier, apud Schraid, 1990: 145f<br />

110 ebda.: 149<br />

111 Friedrich Hõlderlin, Kanton Schweiz, apud Loquai, 2000" 53-55<br />

112 Loquai, 2000:451<br />

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