17.11.2013 Aufrufe

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Grenziiberschreitung in literarischen Landschaftsbildern . Der Autor distanziert sich<br />

von motivgeschichtlichen Arbeiten zum Raum und wãhlt einen semiotischen Ansatz, der<br />

den Fragen von Raumorganisation, Grenzsetzung und -iiberschreitung in der<br />

europáischen Literatur der Neuzeit bis in die Gegenwart nachgeht. Begriffe aus der<br />

darstellenden Kunst wie „Zentralperspektive", „Rahinung", „Bildsegmentierung" stellen<br />

ein wichtiges Begriffsinstrumentarium auch in der Analyse literarischer Bildsemantik<br />

dar. 70 In den Arbeiten von Gõtz Grofiklaus zur Raumsemantik 71 werden von der<br />

kulturanthropologischen Verhaltensforschung ubernommene Kategorien der „kognitiven<br />

Kartographie", des „kollektiven Gedãchtnisses" und der „Raumorientierung" in ihrer<br />

jeweiligen kulturspezifischen und historischen Realisierung untersucht. In seinem Aufsatz<br />

„Berg- und Alpenmythos: Utopischer Ort - Schõne Aussicht - Leerer Raum" behandelt<br />

der Autor die sich wandelnde Funktion des Alpendiskurses fur das biirgerliche<br />

Selbstverstãndnis: der unberiihrte Naturraum stellt fur das sich emanzipierende<br />

Búrgertum zunáchst ein herrschaftsfreies Territorium dar und eine Befreiung „aus den<br />

vielfáltigen Fesseln der feudalen Stândegesellschaft mit ihrer Codierung des gesamten<br />

soziokulturellen Feldes" 72 . Dieser Protest als radikaler Codebruch artikuliert sich im<br />

neuen Diskurs iiber die Natur. Im Laufe des 19. Jahrhunderts erlebt die Codierung des<br />

Naturraums jedoch einen Wandel, der Naturraum, z.B. die Schweizer Alpen, werden als<br />

Kontrast zur unruhigen und sittenlosen Stadt dargestellt und erlauben dem Burger einen<br />

Riickzug in eine private Idylle. Besonders der Trivialroman bringt den Mythos einer<br />

heilen Bergwelt zum Ausdruck und artikuliert den Wunsch des Burgers, sich ins Private<br />

zuruckzuziehen. 73 Als Beispiel fur eine zeitgenõssische Naturraumdarstellung, die ein<br />

grõBeres Lesepublikum anspricht und damit so etwas wie epochenspezifische Sehnsuchte<br />

69 Koschorke, 1990<br />

70 Als Beispiel fur eine Interpretation der Landschaltssemantik siehe auch Hans Peter Herrmann, 1994:<br />

360-81<br />

71 Gõtz Grofiklaus verwendet diese Begrifle u.a. im Bereich der interkulturellen Germanistik. Siehe<br />

GroBklaus, 1987: 377-404. Erhellend sind auch seine Ausfuhrungen zur Darstellung von Natur-raumen.<br />

Siehe dazu GroBklaus, 1993: 97-118 und zum „Naturtraum des Kulturburgers". GroBklaus 1983: 169-<br />

196<br />

72 GroBklaus, 1993: 98<br />

73 Johanna Spyris Welterfolg mit ihrem Roman JHfeidi's Lehr- und Wanderjahre" ist nicht zuletzt darauf<br />

zuruckzufiihren, dass die Autorin den Erwartungen eines groBstadtmiiden und harmoniesiichtigen<br />

Lesepublikums entsprach.<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!