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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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zentrale Element der Initiation ist immer dasselbe: symbolischer Tod und Auferstehung des<br />

Neophyten. 19<br />

Das Meer dagegen bedeutet Bewegung, Weite und Unbegrenztheit, aber auch<br />

Ausgesetztsein, ãhnlich wie die Ebenen. In Mythen, Mârchen und Sagen sind Berge<br />

hãufig Sakral- und Taburaume, von denen aus den Menschen Gutes und Schlechtes<br />

erwachsen kann, je nachdem, wie sie sich verhalten. In der griechischen Mythologie gait<br />

der Olymp ais Sitz der Gõtter und durfte von den Menschen nicht betreten werden. 20<br />

Entscheidend fur die Bedeutung der Ráume wird die Bewegung des darin<br />

handelnden Menschen. Sie markiert sein Verhãltnis zum Raum, z.B. durch<br />

Grenzbeachtung oder Grenziiberschreitung, durch Bearbeiten und Verândern, durch<br />

Inbesitznahme oder Flucht. In der Kulturgeschichte der Berge blieb die Bergbesteigung<br />

dem einzelnen Helden vorbehalten, ais Aufgabe im Prozess der Selbstfindung oder<br />

Erleuchtung . Das Eindringen in den Berg verkõrperte Tod und Wiedergeburt, in der<br />

Riickkehr ins Tal wurde der Protagonist in seiner Entwicklung und in seinem Verhãltnis<br />

zur Umwelt thematisiert. Zusammen mit dem Motiv des Wanderers, der sich durch die<br />

Bergbesteigung von der Gesellschaft entfernt und durch das Betreten eines<br />

Grenzgebietes zwischen Erde und Hirnmel zu neuen Einsichten kommt und geláutert in<br />

die Gesellschaft zuruckkehrt, gehõrt das Bergmotiv zu den Symbolen, die sich<br />

kulturiibergreifend bis in die Gegenwart erhalten haben. 22 Die Semantik dieses Raums<br />

muss jedoch vom Leser immer wieder neu entschliisselt werden.<br />

Die literarischen Alpenbilder beleuchten zudem das kulturelle Verhãltnis zur<br />

Natur am Beispiel einer Topographie, die durch ihre Beschaffenheit - ãhnlich wie die<br />

Wiiste und das Meer - dem Menschen Widerstãnde entgegen gebracht hat und auch<br />

heute, trotz zunehmender Naturbeherrschung, immer noch bringt. Lange Zeit gehõrte<br />

Hotels oder Ferienorte, an denen sonst unterdriickte Wunsche ausgelebt werden kõnnen, haben die<br />

Funktion von Heterotopien. Siehe dazu Foucault 1990: 34-46<br />

19 apud GroíMaus, 1987: 383<br />

20 Noch heute gehõrt im tibetanischen Buddhismus nicht die Bergbesteigung, sondern die Umrundung<br />

des Heiligen Berges zum rituellen Brauch<br />

21 So zum Beispiel Moses auf dem Berg Sinai; vergleiche Michel, 1997: XVI<br />

12 Siehe dazu den Aufeatz von Jõrg Huber, der die Funktion des „heiligen Bergs" kulturubergreifend<br />

betrachtet und ihm in der sâkularisierten westlichen Kultur eine Bedeutung als „ein Modell vor allem<br />

der topografischen und topologischen Symbolisierung im Kontext der Selbstreprasentation von<br />

Individuen, Gemeinschaften und Gesellschaften" zuschreibt. Huber, 1997: 205-213<br />

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