II - CCA Monatsblatt
II - CCA Monatsblatt
II - CCA Monatsblatt
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
In eigener Schule Sache<br />
Strukturen der Erstsprache zurück. Sind diese Strukturen identisch mit den Strukturen<br />
der Erstsprache, dann werden sie leicht und fehlerfrei gelernt. Unterschiedliche<br />
Strukturen dagegen bereiten Lernschwierigkeiten und führen zu Fehlern.<br />
Die Identitätshypothese geht im Gegensatz dazu davon aus, dass die Erstsprache<br />
beim Erwerb der Zweitsprache keine Rolle spielt. Erstspracherwerb und Zweitspracherwerb<br />
verlaufen demnach prinzipiell gleichartig und Fehler beim Zweitspracherwerb<br />
haben allein etwas mit der Struktur der Zweitsprache zu tun.<br />
Die sog. Interlanguage-Hypothese verbindet die beiden vorgenannten Hypothesen.<br />
Sie nimmt an, dass der Lerner beim Zweitspracherwerb zunächst ein spezifisches<br />
Sprachsystem entwickelt, welches Merkmale der Erst- und Zweitsprache,<br />
aber auch neue, von beiden Sprachen unabhängige Elemente aufweist. Es handelt<br />
sich sozusagen um eine dritte Sprache, eine „Lernersprache“, die ein Zwischenstadium<br />
auf dem Weg zur Beherrschung der Zielsprache darstellt.<br />
Es gibt heute Untersuchungen darüber, welche Faktoren den Erwerb einer Zweitsprache<br />
beeinflussen. Dazu gehört z.B. das Verhältnis der erworbenen zur neuen<br />
Sprache, d.h. entscheidend ist, ob die Sprachen in einem ausgewogenen Verhältnis<br />
gelernt werden oder ob eine Sprache die dominante ist. Außerdem hat die<br />
Zweitsprache selber mit ihren Regeln und Strukturen Einfluss auf die Art bzw.<br />
den Erfolg des Lernens. Biologische Grundlagen und psychische Mechanismen<br />
spielen eine Rolle sowie die Möglichkeiten zum sprachlichen Handeln, d.h. zum<br />
Kommunizieren in der Zweitsprache.<br />
Die Vorteile scheinen gegenüber den Nachteilen bzw. den Gefahren ganz klar zu<br />
überwiegen! Kinder, die mit zwei oder mehreren Sprachen aufwachsen, können<br />
ihr Leben lang diese Sprachen so gut beherrschen wie Muttersprachler, die nur<br />
mit einer Sprache aufwachsen, oder zumindest auf einem sehr hohen Niveau kommunizieren.<br />
Bilinguale Kinder gewinnen ein hervorragendes Gefühl für Sprachen<br />
und verstehen zugleich, dass eine Sprache nur ein Mittel zum Zweck der Kom-<br />
In eigener SchuleSache<br />
munikation ist. Sie haben meistens Vorteile beim Erlernen weiterer Sprachen zu<br />
einem späteren Zeitpunkt. Kinder, die eine mehrsprachige Erziehung genießen,<br />
können Informationen von einer Sprache auf die andere übertragen, sei es um<br />
ihr Vokabular auszuweiten oder grammatische Strukturen besser zu verstehen.<br />
Sie haben bei bestimmten Berufen, die Mehrsprachigkeit und Internationalität<br />
erfordern, signifikante Vorteile. Und sie haben ein besseres Gespür für kulturelle<br />
Unterschiede und Besonderheiten der globalen Welt.<br />
Nachteile können dagegen sein, dass Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, unter<br />
bestimmten Umständen Gefahr laufen, dass sie keine der Sprachen richtig beherrschen<br />
und damit Probleme in der Schule bekommen. Außerdem können Sprachprobleme<br />
bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern noch deutlich schwieriger zu<br />
beheben sein, da sie z.T. in jeder Sprache korrigiert werden müssen.<br />
Die Vorteile, auch als Erwachsener eine andere Sprache zu lernen und mehrere<br />
Sprachen zu beherrschen, liegen auf der Hand. Auch wenn es schwer fällt!!!<br />
Ute Sterr<br />
Erziehungsratgeber empfehlen Eltern, die ihre Kinder zweisprachig erziehen, die<br />
konstante Beibehaltung der einmal festgelegten Sprachregeln (z.B. Vater spricht<br />
immer Deutsch mit Kindern, Mutter immer Spanisch). Trotzdem ist es normal,<br />
dass zweisprachige Kinder in einem gewissen Stadium des Sprachentwicklungsprozesses<br />
beide Sprachen mischen. Ein Bewusstsein, welche Wörter zu welcher<br />
Sprache gehören, bildet sich erst etwa im Schulalter aus. Für einen erfolgreichen<br />
Zweitspracherwerb sei außerdem die Akzeptanz des gesellschaftlichen Umfelds<br />
wichtig, dass die Kinder zwei Sprachen sprechen.<br />
Ist es denn – unabhängig von dem Wunsch und der Notwendigkeit ein Kind aufgrund<br />
des zweisprachigen Hintergrunds der Eltern zweisprachig zu erziehen –<br />
vorteilhaft, ein Kind schon früh mit zwei Sprachen zu konfrontieren? Oder birgt<br />
das vielleicht auch Nachteile und Gefahren?<br />
2/2011 86 Käseblatt<br />
Käseblatt 87<br />
2/2011