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Schönau • Schönforst - Medievalcoinage.com

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Zum anderen und vor allem aber, um der individuellen Persönlichkeit Raum zu geben, von<br />

der anzunehmen ist, dass sich die Entfaltung ihrer Lebensführung im einzelnen nicht zuletzt<br />

auf situative Entscheidungen in Abhängigkeit von ihrer momentanen mentalen und psychischen<br />

Konstitution zurückführen lässt.<br />

Dass man mit dieser Annahme einer ‘Entscheidungsfreiheit’ des Individuums, aus mehreren<br />

Möglichkeiten die der eigenen ‘Selbstverwirklichung’ dienlichste auszuwählen, durchaus<br />

im Rahmen mittelalterlicher Personalität liegt, zeigt exemplarisch eine Episode aus dem Leben<br />

Reinhards von <strong>Schönau</strong>: Nachdem 1349 Erzbischof Walram von Köln, unter dem Reinhard<br />

seit 1345 eine steile Karriere gemacht hatte, gestorben war, und Markgraf Wilhelm von<br />

Jülich, in dessen Diensten sich Reinhard seit Ende der 1330er Jahre immer wieder findet, im<br />

Dezember 1349 für eineinhalb Jahre von seinen Söhnen in Haft genommen wurde, Reinhards<br />

Karriere also in den beiden nicht nur räumlich nahe liegenden Machtbereichen Kurkölns und<br />

der Grafschaft Jülich zunächst keine Aussicht auf eine Fortsetzung hatte, findet Reinhard von<br />

<strong>Schönau</strong> sich plötzlich ab etwa 1350 im Dienst des Herzogtums Brabant, wo er ebenfalls<br />

rasch vom Inhaber eines eher unbedeutenden Lehens zum Landfriedensgeschworenen, Mitglied<br />

des weiteren, dann des engeren herzoglichen Rates aufsteigt, und schließlich ausgedehnte<br />

Besitzungen im Inneren Brabants erwirbt. Der Wechsel Reinhards von <strong>Schönau</strong> nach<br />

Brabant setzt eine gründliche persönliche Auseinandersetzung mit seinen realistischen Karrierechancen<br />

Ende 1349/Anfang 1350 voraus, in deren Ergebnis er zur Optimierung seiner sozialen<br />

Position selbst initiativ geworden sein musste. Eine solche Initiative ergibt aber nur einen<br />

Sinn, wenn damit ein sozialer Aufstieg verbunden war oder zumindest ein eventuell drohender<br />

sozialer Abstieg vermieden werden konnte; d. h. hier hat man jenseits aller Kategorisierung<br />

eine zeitgenössische, wenn auch subjektive Einschätzung der Bedingungen sozialen<br />

Prestiges, auf deren Grundlage das Individuum seine Entscheidung getroffen haben könnte.<br />

Der ‘Dreh- und Angelpunkt’ dieser Studie ist die Biographie Reinhards von <strong>Schönau</strong>. Aus<br />

diesem Grund werden aus seiner Aszendenz nach der Aufnahme der ersten nachweisbaren<br />

Generation nur die Mitglieder der Linie seiner direkten Vorfahren ausführlich behandelt, die<br />

weitere Deszendenz der Seitenlinien kann jeweils nur in einem summarischen Ausblick geboten<br />

werden. Die Nachkommenschaft seiner Geschwister wiederum wird so ausführlich dargestellt,<br />

wie die erreichbaren Quellen dies zulassen, da sie quasi die Kontrastfolie bilden zur<br />

eigenen Deszendenz Reinhards von <strong>Schönau</strong>.<br />

Erst im Anschluss daran soll – die ersten drei Generationen zusammenfassend und dann je<br />

Generation – eine Analyse der Sozialschichtzugehörigkeit unter den Bedingungen der Wechselbeziehungen<br />

zwischen politischer Situation, wirtschaftlicher Stellung, sozialen Merkmalen<br />

und mentalen Normen durchgeführt werden. Dabei ist zu betonen, dass dieser Ansatz einer<br />

Differenzierung nach verschiedenen Handlungsebenen insofern forschungshypothetisch ist,<br />

als diese Ebenen sich in Bezug auf den Einzelnen oder seine Familie immer als ineinander<br />

verzahnt darstellen, also einzelne Ereignisse auf mehreren Ebenen wirksam wurden. Auf<br />

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