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Schönau • Schönforst - Medievalcoinage.com

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zeichnet, sondern schlicht als strenuus vir, eine vage Bezeichnung, die sich nur so interpretieren<br />

lässt, dass Gerhard gleichsam in Vertretung seines Vaters als Empfänger fungiert, der<br />

möglicherweise erst so kurz zuvor verstorben ist, dass die dauerhafte Regelung der Nachfolge<br />

noch nicht festgelegt war. 159 Die Urkunde ist im Heerlager bei Köln ausgestellt, so dass nicht<br />

auszuschließen ist, dass Rasso I. den König in seiner Auseinandersetzung mit dem Kölner<br />

Erzbischof unterstützte, 160 und möglicherweise sogar in dessen Dienst zu Tode kam – warum<br />

sonst hätte Gerhard von <strong>Schönau</strong> den Monarchen ‚im Felde‘ aufsuchen sollen? Eine solche<br />

Annahme würde nicht nur – zumindest teilweise – die Motivation für die Privilegierung erklären,<br />

sondern auch, warum jede statusbezogene Anrede Gerhards von <strong>Schönau</strong> fehlt, obwohl<br />

der weitere Text des Dokumentes ihn als Inhaber einer allodialen Herrschaft ausweist.<br />

Spätestens 1306 war Gerhard von <strong>Schönau</strong> Kanoniker des St. Servatiusstiftes in Maastricht.<br />

161 Die große Überlieferungslücke von 1309 bis 1319/20 verwundert zunächst, hat ihren<br />

Grund aber vermutlich in einem – möglicherweise länger dauernden – Aufenthalt Gerhards<br />

von <strong>Schönau</strong> in ”Übersee”. 162 Nach seiner Rückkehr machte er jedenfalls eine erfolgreiche<br />

Karriere: Papst Johannes XXII. übertrug ihm, der mittlerweile Dekan geworden war, 163 am<br />

26. Oktober 1320 ein Kanonikat am Dom zu Lüttich unter Exspektanz einer Präbende, obwohl<br />

er neben seinem Dekanat an St. Servatius auch dort noch eine Präbende besäße und zu-<br />

159 Zum Begriff strenuus, der im Deutschen mit ‚fest‘ wiedergegeben wird, und seiner Verwendung<br />

für Angehörige des Niederadels vgl. RÖDEL, Reichslehnswesen, S. 438f., 508; unten S. 380, 383.<br />

160 Vgl. zum so genannten Zollkrieg 1301/02 zusammenfassend PFEIFFER, Transitzölle, S. 437-471,<br />

unter Einbeziehung der älteren Literatur. Albrecht I. hatte seit 1300 Kontakte zu den territorialen Gegnern<br />

Kurkölns – Kleve, Jülich, Berg und Mark – aufgebaut; ebd. S. 443 mit Anm. 28, S. 469. Die Absicht<br />

des Königs, sich eines breiteren Rückhaltes im Adel des territorialen Umfeldes Kurkölns zu vergewissern,<br />

wird auch in dem Friedensvertrag deutlich, den Albrecht I. am Tag vor der Ausstellung des<br />

<strong>Schönau</strong>er Privilegs mit dem Kölner Erzbischof geschlossen hatte; denn dieser sah unter anderem die<br />

eidliche Verpflichtung von 20 Herren und 100 Rittern vor, dem Erzbischof bei Wiederaufnahme der<br />

Auseinandersetzungen nicht beizustehen; REK III/2, S. 300f. Nr. 3876.<br />

161 Am 19. Dez. 1306 fungierte er als Zeuge in einer Urkunde, die wahrscheinlich den gesamten<br />

Konvent aufführt, unter den einfachen Kanonikern; DOPPLER, Verzameling, S. 282-288 Nr. 248. Am<br />

16. April 1307 erwarb er als solcher für seine Kirche drei Weinberge in Bachem bei Ahrweiler;<br />

ADERS, Neuenahrer Herrschaften, S. 3f. Nr. 7. Im April 1309 erscheint er letztmalig als einfacher<br />

Stifts-Kanoniker; HABETS, CD Mosae-Trajectensis, S. 56-62 Nr. 94 – DOPPLER, Verzameling, S. 290-<br />

293 Nr. 253.<br />

162 Über den Anlass, die Art und die Dauer dieser Reise ist gar nichts bekannt; sie ist überhaupt nur<br />

rein zufällig anlässlich einer Schenkung Herzog Johanns III. von Brabant an Johann von <strong>Schönau</strong>,<br />

Kanoniker an St. Servatius zu Maastricht, aus dem Jahre 1352 überliefert. In dem zugehörigen Dokument<br />

ist ein Haus dieses Johann im Klosterbezirk erwähnt, das vorher Gerhard von <strong>Schönau</strong> gehört<br />

habe, und dessen bauliche Veränderungen während Gerhards Abwesenheit in Übersee Anlass für Auseinandersetzungen<br />

mit der Stadt Maastricht gaben; DOPPLER, Verzameling, S. 339 Nr. 320.<br />

163 Der interne Aufstieg Gerhards von <strong>Schönau</strong> an die Spitze des Stiftes lässt sich im Detail nicht<br />

verfolgen; als Dekan belegt ist er erstmals am 5. Juli 1320; DOPPLER, Verzameling, S. 296f. Nr. 262.<br />

Doppler zufolge bekleidete er dieses Amt aber schon seit 1319; DOPPLER, Verzameling, S. 285 Anm.<br />

6.<br />

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