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auch in einer Urkunde, die Herzog Wilhelm von Jülich im Juni 1361 für Reinhard von Schönau ausstellte, in der es ausdrücklich heißt: ... so solen her Reynart here van Schoynvorst, ind sine erven up irme guide, ind heren Maschereils sijntz broiders ind der vrauwen van Ulpich guide, dat binnen dem kirspel, van Richtergijn, ind in anderen den dorpen, ind velde, gehoerende zu Richtergijn gelegen is, richten, ind dincgen, mit iren laissen [Laten], sunder as verre as id treffen mach an lijf ... Ind treiffe dat gerichte an lijf, dat solen sij oeverleveren, uns hertzogen vurs. ind unsen amptluden. Ind dan af sal man as dan richten, also yre laissen dat wijsen solen. 88 Die Güter Reinhards von Schönau, seines Bruders Rasso III. Mascherel und der Frau von Ülpenich, in der vermutlich die Stiefmutter der beiden zu sehen ist, 89 behielten also die niedere Gerichtsbarkeit, die dortige Hochgerichtsbarkeit blieb jedoch dem Herzog vorbehalten, wenn auch Verhandlung und Urteilsfindung durch das Schönauer Gericht erfolgen sollten. Bei der im darauf folgenden August beurkundeten Weiterpfändung von Richterich samt seiner zugehörigen Dörfer an Godart von Bongart 90 musste dieser in seinem Revers zusichern, die dem Herrn von Schönforst übertragenen Rechte in keiner Weise beeinträchtigen zu wollen. 91 Gleichartige Vorbehalte sind in der Urkunde zu lesen, mit der der Herzog dem Godart von Bongart Haus und Amt Wilhelmstein verpfändete, denn auch hier sollten Reinhard von Schönau und die Gebrüder Johann Mascherel, Herr von Rode, und Godart von Schönau an ihren im Amt liegenden Gütern weder behindert noch mit Schatzungen, Beden oder sonstigen Diensten belastet werden. 92 Vermutlich ist es der zu dieser Zeit bereits sehr großen Machtstellung Reinhards von Schönau zuzuschreiben, dass sich ähnliche Klauseln bei den Lehnserneuerungen Godarts wiederholten. 93 Für die Erträge der Steuer- und Akziseerhebungen liegen erst seit der zweiten Hälfte des 88 KAEMMERER, UB Düren I, S. 138-145 Nr. 132 – LACOMBLET, UBNrh. III, S. 521-525 Nr. 621. Diese Bestimmung wird in ähnlichem Wortlaut wiederholt in der Gegenurkunde Reinhards von Schönau vom gleichen Tag, HSAD, Jülich, Urk. Nr. 249. 89 Vgl. dazu ausführlich unten S. 43-44. 90 KRAUS, Regesten III, S. 251 Nr. 388*. 91 STRANGE, Bongart, S. 6f. 92 STRANGE, Bongart, S. 7; vgl. KRAUS, Regesten III, S. 251 Nr. 388*. 93 Am 17. März 1370 bei der Neubelehnung Godarts von Bongart mit Heiden: Ind behalden ouch heren Reinarde, dem heren van Schoenvorst op deme goede van Schoenawe ind wilne heren Maschriels sins broders ind der vrouwen van Uelpich ire moinen irene goede zo Schoenawe, dat zo Richtergin binnen deme kirspel inde in den anderen vorschreven dorperen ind kirspelen mag gelegen syn, ire laessen ind lenluden, wie sie die alda hant, op wilchen irem goede van Schoenawe her Reinard, her van Schoenvorst, die gerichte haven ind halden sal, ind die vorschreven heren Goedert noch die sine sich der niet annemen en solen; STRANGE, Bongart, S. 8; HANSEN, Schönau, S. 247 Anm. 3. Diese Bestimmung konsentierte Godart von Bongart 1373, indem er erklärte, dat wir ... unsen magen und broderen herrn Johannen Mascherel und Goddarten van Schonaw gebroderen geloft han und globen ... ihnen und ihren luden, laessen und gerichten ind goederen van Schonaw und Ulpich geine noth, hindernus noch achter theil nimmer mehr zu doen; GROSS, Schönau, S. 11. 24

16. Jahrhunderts Quellen vor. 94 Die Akzise war für Schönau vor allem eine Bierakzise, die recht einträglich und von gewisser Bedeutung für das Gebiet um Aachen gewesen sein muss; denn 1340 beanspruchte Arnold von Schönau das Braulehen in der Stadt Aachen, das Kaiser Ludwig der Bayer ihm am 29. Februar gewährte (feodum praxatorium, quod vulgariter prulehen nuncupatur), so dass Arnold von jedem Brauer der Stadt, so oft er braute, einen alten Aachener Denar als Lehensabgabe erheben könnte. 95 Zwar wurde dieses Privileg ein halbes Jahr später, am 31. August, nach heftigem Einspruch der Stadt Aachen, widerrufen, weil Arnold es betrügerisch erlangt und weder er noch sein Vater es je besessen hätten, 96 woraufhin er gegenüber dem mit der Schlichtung beauftragten Markgrafen Wilhelm von Jülich im Juli 1341 seinen Verzicht auf die nun als Grutabgabe bezeichnete Forderung (super requisicione fermenti sive denario qui dicitur gruspennich) leisten musste. 97 Doch lassen der Versuch und sein vorläufiger Erfolg darauf schließen, dass sein Anspruch, wenn er auch nicht nachzuweisen oder durchzusetzen war, zumindest nicht von vornherein ausgeschlossen erschienen sein muss. 98 Für das Gebiet von Schönau selbst ist für das 14. Jahrhundert nur eins von fünf in der 94 GROSS, Schönau, S. 17-21. 95 STAA, RA I, A I. 29 – QUIX, CD Aquensis, S. 228 Nr. 328 – MUMMENHOFF, Regesten II, S. 301 Nr. 646. Die genealogische Zuordnung Arnolds von Schönau ist nicht sicher möglich, wenn auch seine Zugehörigkeit zu der hier zu untersuchenden Familie angenommen werden muss, vgl. unten S. 36-37. Der Anspruch auf das Braulehen der Stadt Aachen könnte aus einem alten Braubannbezirk abgeleitet sein, dessen Bezugspunkt in Schönau gelegen haben bzw. für Schönau behauptet worden sein könnte, vgl. FLACH, Aachener Reichsgut, S. 242 mit Anm. 771, und SCHIRMEYER, Weinakzise, S. 223-231. 96 STAA, RA I, A I. 30 – QUIX, CD Aquensis, S. 228f. Nr. 329 – MUMMENHOFF, Regesten II, S. 307 Nr. 658 – DIESTELKAMP, Urkundenregesten V, S. 222 Nr. 365. 97 STAA, RA I, A VII. 7 – MUMMENHOFF, Regesten II, S. 314 Nr. 672. 98 Die älteste urkundliche Erwähnung einer Besteuerung von Brot und Bier findet sich in der Bestätigungsurkunde Friedrichs II. für Aachen aus dem Jahre 1215, in der den königlichen Beamten zunächst verboten wird, den Bürgern talliam vel precariam aufzuerlegen, zu denen sie nicht ihre Einwilligung gegeben haben; gleichzeitig schafft der König eine von den iudices zeitweise erhobene Abgabe a venditoribus panis et cervisie ab, die er als iniustam et illicitam consuetudinem bezeichnet; LACOMBLET, UBNrh. II, S. 26f. Nr. 51. Den Ursprung dieser Besteuerung vermutete Helene SCHIRMEYER, Weinakzise, S. 224-227, unter Verweis auf das Beispiel anderer rheinischer Städte, im Zusammenhang mit dem ersten städtischen Mauerbau um 1171/75: Friedrich Barbarossa könnte als Stadtherr durch seine Beamten, die iudices, den Bewohnern zur Liquidierung der Baukosten eine Verbrauchssteuer auf Brot und Bier auferlegt haben, die von den königlichen Administratoren aber auch über den Abschluss der Arbeiten hinaus erhoben worden sein könnte. Im Zuge städtischer Autonomiebestrebungen sei diese Besteuerung zunehmend als ‚ungerecht und unzulässig‘ empfunden worden. Die 1215 erfolgte Übernahme der bis dahin der welfischen Partei angehörenden Stadt Aachen durch Friedrich II. mag für den Magistrat die Gelegenheit dargestellt haben, vom Kaiser das oben genannte Privileg zu erbitten. 1257 wurde dann den Bürgern der Stadt Aachen selbst von Richard von Cornwall das Recht verliehen, inter se de bonis suis colligere; LACOMBLET, UBNrh. III, S. 353-355 Nr. 438. Diese Vergünstigung hat der Magistrat wohl schon bald darauf, spätestens 1272, in Form einer Bierakzise umgesetzt; LOERSCH, Aachener Rechtsdenkmäler, S. 35 Nr. 2. Aus dieser Urkunde geht hervor, dass eine schon früher erlassene Bier- 25

16. Jahrhunderts Quellen vor. 94 Die Akzise war für <strong>Schönau</strong> vor allem eine Bierakzise, die<br />

recht einträglich und von gewisser Bedeutung für das Gebiet um Aachen gewesen sein muss;<br />

denn 1340 beanspruchte Arnold von <strong>Schönau</strong> das Braulehen in der Stadt Aachen, das Kaiser<br />

Ludwig der Bayer ihm am 29. Februar gewährte (feodum praxatorium, quod vulgariter prulehen<br />

nuncupatur), so dass Arnold von jedem Brauer der Stadt, so oft er braute, einen alten Aachener<br />

Denar als Lehensabgabe erheben könnte. 95 Zwar wurde dieses Privileg ein halbes Jahr<br />

später, am 31. August, nach heftigem Einspruch der Stadt Aachen, widerrufen, weil Arnold es<br />

betrügerisch erlangt und weder er noch sein Vater es je besessen hätten, 96 woraufhin er<br />

gegenüber dem mit der Schlichtung beauftragten Markgrafen Wilhelm von Jülich im Juli<br />

1341 seinen Verzicht auf die nun als Grutabgabe bezeichnete Forderung (super requisicione<br />

fermenti sive denario qui dicitur gruspennich) leisten musste. 97 Doch lassen der Versuch und<br />

sein vorläufiger Erfolg darauf schließen, dass sein Anspruch, wenn er auch nicht nachzuweisen<br />

oder durchzusetzen war, zumindest nicht von vornherein ausgeschlossen erschienen sein<br />

muss. 98 Für das Gebiet von <strong>Schönau</strong> selbst ist für das 14. Jahrhundert nur eins von fünf in der<br />

94 GROSS, <strong>Schönau</strong>, S. 17-21.<br />

95 STAA, RA I, A I. 29 – QUIX, CD Aquensis, S. 228 Nr. 328 – MUMMENHOFF, Regesten II, S. 301<br />

Nr. 646. Die genealogische Zuordnung Arnolds von <strong>Schönau</strong> ist nicht sicher möglich, wenn auch<br />

seine Zugehörigkeit zu der hier zu untersuchenden Familie angenommen werden muss, vgl. unten S.<br />

36-37. Der Anspruch auf das Braulehen der Stadt Aachen könnte aus einem alten Braubannbezirk<br />

abgeleitet sein, dessen Bezugspunkt in <strong>Schönau</strong> gelegen haben bzw. für <strong>Schönau</strong> behauptet worden<br />

sein könnte, vgl. FLACH, Aachener Reichsgut, S. 242 mit Anm. 771, und SCHIRMEYER, Weinakzise, S.<br />

223-231.<br />

96 STAA, RA I, A I. 30 – QUIX, CD Aquensis, S. 228f. Nr. 329 – MUMMENHOFF, Regesten II, S.<br />

307 Nr. 658 – DIESTELKAMP, Urkundenregesten V, S. 222 Nr. 365.<br />

97 STAA, RA I, A VII. 7 – MUMMENHOFF, Regesten II, S. 314 Nr. 672.<br />

98 Die älteste urkundliche Erwähnung einer Besteuerung von Brot und Bier findet sich in der<br />

Bestätigungsurkunde Friedrichs II. für Aachen aus dem Jahre 1215, in der den königlichen Beamten<br />

zunächst verboten wird, den Bürgern talliam vel precariam aufzuerlegen, zu denen sie nicht ihre Einwilligung<br />

gegeben haben; gleichzeitig schafft der König eine von den iudices zeitweise erhobene Abgabe<br />

a venditoribus panis et cervisie ab, die er als iniustam et illicitam consuetudinem bezeichnet;<br />

LACOMBLET, UBNrh. II, S. 26f. Nr. 51.<br />

Den Ursprung dieser Besteuerung vermutete Helene SCHIRMEYER, Weinakzise, S. 224-227, unter<br />

Verweis auf das Beispiel anderer rheinischer Städte, im Zusammenhang mit dem ersten städtischen<br />

Mauerbau um 1171/75: Friedrich Barbarossa könnte als Stadtherr durch seine Beamten, die iudices,<br />

den Bewohnern zur Liquidierung der Baukosten eine Verbrauchssteuer auf Brot und Bier auferlegt<br />

haben, die von den königlichen Administratoren aber auch über den Abschluss der Arbeiten hinaus<br />

erhoben worden sein könnte. Im Zuge städtischer Autonomiebestrebungen sei diese Besteuerung zunehmend<br />

als ‚ungerecht und unzulässig‘ empfunden worden. Die 1215 erfolgte Übernahme der bis<br />

dahin der welfischen Partei angehörenden Stadt Aachen durch Friedrich II. mag für den Magistrat die<br />

Gelegenheit dargestellt haben, vom Kaiser das oben genannte Privileg zu erbitten. 1257 wurde dann<br />

den Bürgern der Stadt Aachen selbst von Richard von Cornwall das Recht verliehen, inter se de bonis<br />

suis colligere; LACOMBLET, UBNrh. III, S. 353-355 Nr. 438. Diese Vergünstigung hat der Magistrat<br />

wohl schon bald darauf, spätestens 1272, in Form einer Bierakzise umgesetzt; LOERSCH, Aachener<br />

Rechtsdenkmäler, S. 35 Nr. 2. Aus dieser Urkunde geht hervor, dass eine schon früher erlassene Bier-<br />

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