19.1911 - der Landesbibliothek Oldenburg

Zur Geschichte des Kirchenpatronats in I-riesland. 161
darüber im Vertragsinstrumente mit der allgemeinen Redensart hinwegzugehen,
daß es mit den Beuefizien in beiden Landen Öftringen
und Wangerland bei der bisherigen Sitte und Gewohnheit derbleiben
sollte. Daß dabei jeder den von ihm gewünschten und für
rechtmäßig erkannten Zustand als den herkömmlichen ansprechen
würde, lag auf der Hand. Auch die Bestimmung des vielleicht
etwa in dieser Zeit entstandenen Sendrechtes für Östrin gen und
Wangerland: 1 ) „Item so mag unser Herr der dechant uns keine
Priester in unser kirchen setzen gegen unser Herrn und des kaspels
willen", bedeutet doch zuletzt nur eine Beschränkung des bremer aber
nichts weniger als eine unbedingte Anerkennung des landesherrlichen
Patronats.
Zu einer einheitlichen Durchsetzung des angestrebten landesherrlichen
Patronats scheint es im Jeverlaude vor der Reformation
nicht mehr gekommen zu sein. Die wenigen Fälle von Besetzungen
geistlicher Stelleu die uns aus den ersten Jahrzehuten des 16. Jahr-
Hunderts überliefert sind, weisen das alte Bild auf, welches je nach
örtlichem Herkommen bald den Häuptling, bald ben Dechanten im
Besitze des Präsentationsrechtes zeigt. Am 19. September 1503
verleiht der Domdechant die erledigte Pfarre zu Hohenkirchen auf
Grund der ihm zustehenden collatio, provisio seu quavis alia
dispositio, ohne dabei irgend welcher Rechte des Häuptlings zu
gedenken. Am 5. März 1506 vollzieht fein Kommissarius einen
gleichen Akt für die erledigte Pfarre zu Oldendorf in Wangerland
unter den gleichen Verhältnissen, während hinwiederum für die
Kirche zu Schortens am 3. Januar 1512 vom Junker Christoffer
dem Domdechanten ein Anwärter zur Investitur präsentiert wird. 2 )
Das war die Sitte und Gewohnheit bei der es nach dem Wortlaut
des Vertrages von 1513 verbleiben sollte.
Soweit ersichtlich ließe sich für ein endliches Durchdringen
der landesherrlichen Ansprüche vor Einführung der Reformation
') Sello, Studien zur Gesch. v. Ostringeu und Rüstringen, S. 75.
Borchling: Die niederdeutschen Rechtsquellen Ostsrieslands, S. 245.
2
) Diese und die vorhergehenden Nachrichten über Psarrbeschuugen im
Jeverlande ergeben sich aus Urkunde» im Großh. Hans- und Zentral-Archiv
zu Oldenburg.
Jahrbuch für Oldcnb. Geich. XIX. \\