19.1911 - der Landesbibliothek Oldenburg

114 Dr. Engelke.
Kosten. Ihm allein stand cd auch zu, den also Verhafteten zu
verhöre».') Die Exemtion des Urteils und deren Kosten mar
Sache des Landesherrn. So heißt es noch in der Vechtaer Amtsrechiiung
vom Jahre 1613: „Die Diebin Else Mollers justisicirt
— 3 Thaler. Hiebe! zu wissen, daß die Verpflegung obgenanter
Verstrickten und Justisicirten vom Ampthause nicht bescheren, sondern
von Bürgermeister und Nhat, weile dieselben sie als eine Bürgersche
in ihre custodie gehabt und deshalb dafür auch Nichts in Rechnung
gePracht." 2 )
Die Aburteilung der kleineren Vergehen, wie Scheltworte,
trockene Schläge, auch Blutronnen, kurz alle Sachen, die mit Geld
gesühnt wurden, waren schon früh dem landesherrlichen Stadtgericht
genommen lind einem besonderen fiskalischen Verfahren vor dem
durch den Amtmann und Stadtrichter zu Vechta gebildeten Brächtengericht
überwiesen. In der Vechtaer Amtsrechnung von 1613 heißt
es z, B.:
„Erstlich am Stadtgericht Bruchfellige: Erstlich Jorgen
Tabeken, daß er Gerdt von Ahlhorn mit einer Kannen ein Logk
ins Henbt geschlagen, Abtragh genommen — 2 Mark leicht;
Henrich Vehmeyer, daß er Berendt Schlüter in Burmaus
Hause verwundet = l 1 /, Goldgl.;
Henrich Wulmer. daß er Johan Lawech und dessen Brod er
Gerdt vor Molkenzeuberschen Sohens gescholdeu — 3 Goldgl."
usw. 3 )
Nebeu dem landesherrlichen Stadtgericht tagte in Vechta an
öffentlichen Gerichten noch das Gericht der Burgmannen und das
Vechtische Gogericht auf dem Desum.
Das Gericht der Burgmauiien wird in jener oben bereits angezogenen
Urknnde der Vechtaer Burgmannschaft vom Jahre 1269,
wenn auch nur mittelbar, urkundlich zuerst erwähnt. Der judex
liberorum (wörtlich: Richter der Freien) jener Urkunde ist der
Willohschc Aktenaiiszüge.
*) Vechtaer Aintsrechnung von 1613.
') Vechta er Amtsrechnung von 1613. Vgl. auch Willoh: Brüchtengerichtsnrteile
und Verwandtes im Oldeiibnrger Iahrblich Band XVI 3. 360/361.