19.1911 - der Landesbibliothek Oldenburg

G
Dr. Josef Wanke.
auch die mecklenburgischen Kaperer Vitalienbriider geheißen; der
letzte Teil des Namens bezeichnet ihre innige Gemeinschaft unter
einander. Wie schon gesagt, ist Mecklenburg der Ausgangsort dieser
Seeräuber, welche lange Zeit hindurch Ost- und Westsee in gleicher
Weise unsicher machten. Mecklenburgische Städte und mecklenburgische
Herren eröffneten ihnen zum ersten Male ihre Häfen, und
mecklenburgische Adlige waren ihre erste» Anführer, und aus
Mecklenburg strömte ei» großer Teil jener Raubgesellen zusammen.')
Zwar hören wir im Jahre 1391 noch wenig von ihrem Treiben. 2 )
aber 1392 ist schon die Ostsee von ihnen augefüllt. In diesem
Jahre plündern sie zwei elbingische Schiffe und vergreifen sich
sogar an der geweihten Person eines Hirten der Kirche, indem sie
den Bischof Tordo von Strängnäs gefangen mit sich fortführe».
Für die Hausestädte wäre es jedenfalls nützlich und heilsam gewesen,
wenn sie das Übel in seinem Etttstehen samt feiner Wurzel ausgerottet
hätten, d. h , wenn sie sofort Friedeschiffe ausgerüstet hätten,
und wenn sie vermittelnd zwischen beiden Parteien aufgetreten wäre».
Statt dessen verhalten sich die Städte anfänglich zaudernd und untätig,
und auch später sind sie über die zu ergreifenden Maßregeln
unter sich uneins.
Bereits im Herbste 1391 war es infolge beiderseitige» Mangels
a» Lebensmittel» zu Nyköping zu Verhandlungen zwischen den
Dänen und den Mecklenburger» gekomme», wonach der König gegen
ein Lösegeld von 50 000 Mk. lötigen Silbers aus der Gefangenschaft
befreit werden sollte. Aus Grund dieser Abmachung wurden im
Juni 1392 aus einem Tage zu Wordiitgborg die Verhandlungen
weiter fortgeführt. Die Mecklenburger verwarfen den Vertrag, weil
König Albrecht nicht bloß ein Lösegeld von 50 000 Mk. lötigeit
Silbers zahlen, sondern auch auf die Herrschaft Dänemarks und
Schwedens verzichten sollte. Die Ratssendeboten hatten an beiden
') Lisch, Beitrag zur Geschichte der Vitalienbrüder und Landstädte am
Ende des 14. JahrhunderteS. Mecklenburgische? Jahrbuch 15 (1850), S. 51—53.
3
) In diesem Jahre haben nach Detinar, Liib. Chroniken ed. Grantoff,
S. 353, die Stralsunder wohl hundert oder mehr Seeräuber gefangen und hingerichtet.
Detmar selber sepl das Auftreten der Vitalienbriider in das Jahr
1392. S. Koppman», S. X.