pdf/Krust.Hebr.13,12-14 Hinausgehen zu IHM.pdf
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Predigt von Pfr. Ralf <strong>Krust</strong> – Hardtheim-Höpfingen<br />
am 9. März 2008 // Sonntag Judika<br />
Thema: <strong>Hinausgehen</strong> <strong>zu</strong> <strong>IHM</strong> (Jesus)<br />
Text: Hebräer 13, <strong>12</strong>-<strong>14</strong><br />
„Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor<br />
dem Tor. So lasst uns nun <strong>zu</strong> ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen.<br />
Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die <strong>zu</strong>künftige suchen wir.“<br />
Liebe Gemeinde,<br />
wir leben heute in einer Demokratie und dafür bin ich dankbar. Sie ist die die Grundlage unserer<br />
Freiheit, z.B. das wir heute Morgen Gottesdienst miteinander feiern können.<br />
Im Gegensatz <strong>zu</strong>r Politik ist der christliche Glaube keine demokratische Angelegenheit. Wenn<br />
das so wäre, dann würden wir immer um das goldene Kalb tanzen. Die Sache mit Jesus ist<br />
keine Sache für Mehrheiten. Die Mehrheit war gegen Jesus und hat ihn, den Unschuldigen <strong>zu</strong>m<br />
Tod verurteilt.<br />
Mit dem Ort der Kreuzigung außerhalb der Stadt, ist auch äußerlich sichtbar gemacht worden,<br />
wie die Menschen Jesus, ganz demokratisch, aus der Gesellschaft ausgeschlossen haben<br />
Jesus war Außenseiter in der Welt. Es ist gefährlich sich dieser Welt an<strong>zu</strong>passen und<br />
an<strong>zu</strong>biedern wenn ich das versuche, dann bin ich nicht mehr auf dem Weg, den Jesus<br />
vorangegangen ist. Christen denken in vielen Fragen wie die Abtreibung, Homosexualität und<br />
der Ehe anders als die breite Masse der Bevölkerung.<br />
Und Christsein ist auch keine Angelegenheit der Moral und der Menschlichkeit. Denn dann hätte<br />
Jesus nicht draußen vor die Stadt gemusst. Dann hätte man sich auf den kleinsten<br />
gemeinsamen Nenner geeinigt und das Leben wäre wie bisher weiter gegangen. Aber Jesus<br />
ging vor die Stadt:<br />
Doch machen wir uns diesen einen Augenblick klar, wie Jesus durch das Stadttor hinausgeführt<br />
wird <strong>zu</strong>r Hinrichtungsstätte. Jesus ist so voll absoluter Schwachheit, so entleert von aller Kraft,<br />
dass ihm unter der Last der Kreuzesbalken die Beine unter dem Körper weggezogen wurden.<br />
Aus den Hinterhöfen und Slums von Jerusalem waren sie gekommen; mit gierigen Blicken stand<br />
der Pöbel von Jerusalem am Straßenrand, diejenigen denen nicht so rasch etwas die Tränen<br />
der Rührung in die Augen trieb. Aber wie dieser Jesus vorbei getrieben wird, vorangepeitscht<br />
von den römischen Soldaten, da brach mitten in diesem Pöbel das Weinen an. Doch bleiben wir<br />
<strong>zu</strong>erst einmal am Stadttor <strong>zu</strong>rück. Der johlende Haufen jagt mit Jesus hinaus <strong>zu</strong>m<br />
Hinrichtungshügel.<br />
Wir bekommen auch von ferne mit, was dort oben gespielt wird. Die Hinrichtungsstätte ist ja<br />
nicht mehr als ein paar hundert Meter vom Stadttor entfernt. Wir hören die Hammerschläge.<br />
Jetzt ist er dran, dieser Jesus! Die Stunden ziehen sich hin. Mitten am hellen Mittag ist es fast<br />
dunkel geworden. Noch immer scheint dieser Jesus leiden <strong>zu</strong> müssen.<br />
Immer wieder hört man über das Geschrei und das Spotten hinweg seine Stimme: „Vater, vergib<br />
ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun.“ – „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich<br />
verlassen?“ – „Mich dürstet!“ – „Vater, ich in deine Hände befehle ich meinen Geist!“
Und dann gibt es mit einem Male ein Erbeben, wie wenn sich der ganze Erdball in den<br />
Todeskampf Jesu mit eingeschaltet und ihn weitergegeben hätte. Dann noch der<br />
markerschütternde Schrei: „Es ist vollbracht!“ Dann ist da nur noch Stille. Diese eigenartige,<br />
einmalige Stimme ist erstorben. Endgültig still geworden.<br />
„Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor<br />
dem Tor." So haben sie ihn aufgehängt, draußen vor dem Tor, als einen Verbrecher, als einen<br />
Ausgestoßenen, als einen Hinausgeworfenen. So, wie man eben in Israel die besonders<br />
Verfluchten außerhalb des Lagers <strong>zu</strong> Tode brachte. Sie haben ihn endlich <strong>zu</strong> Tode gehetzt.<br />
Man kann es auch heute schlecht ertragen, dass es seiner Bewertung nach für uns Menschen<br />
nur zwei Noten geben soll. Entweder die Note „sechs“, ungenügend. Ungenügend deshalb, weil<br />
man Jesus nicht hat, auch wenn man noch so gerne religiös denkt und redet, auch wenn man<br />
noch so brennend den Bedürftigen hilft. Oder es gibt für einen Menschen die Note „eins“, „sehr<br />
gut“ - und das dann trotz Kleinkariertheit, sogar trotz Sünde, trotz peinlichen Versagens.<br />
„Sehr gut“ einfach deshalb, weil man Jesus hat. Das ist die glasklare Botschaft Jesu. Sie enthält<br />
ein hundertprozentiges Nein an alle menschliche Moral. So, wie du normalerweise lebst, kannst<br />
du vor Gott nicht bestehen! So nicht! Aber Jesu einfache Botschaft enthält auch ein<br />
hundertprozentiges „Ja" Gottes.<br />
Gott hat dich so lieb, dass er dir einen Retter <strong>zu</strong>gedacht hat. Gott macht dir die ewige Rettung<br />
so leicht, dass du dich nur an Jesus halten musst. „Wer mich bekennt vor den Menschen, den<br />
will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater.“<br />
Diese glasklare Botschaft will der Mensch nicht hören. Heute nicht und damals nicht. Ich<br />
wünschte, wir alle bekämen endlich wieder ein klares Verständnis dafür, welches Hassgewitter<br />
sich da draußen vor dem Stadttor von Jerusalem entladen hat.<br />
„Der gehört doch kaltgestellt, der die edelsten humanistischen Bemühungen der Menschen<br />
schlecht macht. Dem gehört auf den Mund geschlagen, diesem Gotteslästerer, der sich selbst<br />
die Bedeutung <strong>zu</strong>misst, als ob er der liebe Gott persönlich wäre.“<br />
Jesus hat Schmach getragen! Und er trägt sie heute noch, überall wo Menschen seinen Namen<br />
schmähen oder noch schlimmer, wo Menschen in Gottes Namen andere schmähen.<br />
Von dort oben, vom Hinrichtungshügel, hört man kein Geschrei mehr. Auch die einzigartige<br />
Stimme Jesu ist erstorben. Die Stimme, die dem tobenden Sturm geboten hatte, <strong>zu</strong> schweigen<br />
und <strong>zu</strong> verstummen, war selbst verstummt.<br />
Auf alle Vollmacht, die in dieser Stimme gewesen war, hatte Jesus ja vor diesem Stadttor<br />
offenkundig verzichtet. Er hatte verzichtet auf das Wort, mit dem er so oft dem Verderben<br />
geboten hatte <strong>zu</strong> weichen und der Rettung befohlen hatte <strong>zu</strong> kommen.<br />
Für sich selbst wollte er die göttliche Macht nicht in Anspruch nehmen, die er für so viele<br />
Menschen eingesetzt hatte. All das, was bisher bezeichnend für sein Leben gewesen war,<br />
schien mir dem <strong>Hinausgehen</strong> durch das Stadttor anders geworden <strong>zu</strong> sein.<br />
Vorher hatte er seine große Sprechstunde, die überall dort geöffnet wurde, wohin er auch nur<br />
kam. Da war er da für die Bedrückten, für die von bösen Geistern gehetzten, für die mit den<br />
Geschwüren und mit den verkrümmten Gliedern, für die mit den leeren Mägen, für die Dummen,<br />
für die Primitiven, für die Ausgelachten.
Aber nachdem er durch das Stadttor geschritten war, sah es so aus, als ob diese große<br />
Sprechstunde unwiderruflich geschlossen sei. Trotzdem konnte man den Eindruck haben, dass<br />
Jesus seinen Weg zielstrebig ging: weg von dieser großen Sprechstunde, weg von dem großen<br />
Helfen - hin, ja, hin wo<strong>zu</strong>?<br />
Trotz körperlicher Schwäche war im Gang Jesu etwas, das so aussah, als ob er eine Aufgabe<br />
von unsagbarer Bedeutung <strong>zu</strong> erfüllen hätte. „...dass er das Volk heiligte durch sein eigen Blut*,<br />
da<strong>zu</strong> ist Jesus zielstrebig hinaus geschritten durch das Tor <strong>zu</strong>m Leiden. So, wie man beim<br />
großen alttestamentlichen Versöhnungstag, der einmal im Jahr als der Tag der Buße und<br />
Vergebung der Schuld begangen wurde (3. Mose 16), die Opfertiere wurden draußen vor<br />
Jerusalems Toren verbrannt, so ließ sich Jesus vor das Tor hinausschaffen und kreuzigen.<br />
Dort draußen vor dem Tor zeigt Gott, wie es zwischen den Menschen und dem heiligen Gott<br />
wirklich aussieht. Da besteht nicht bloß Entfremdung, nicht bloß Spannung, sondern da ist<br />
Schuld, Sünde, Verlorenheit, Verderben.<br />
Da ist ein ganzer Wust von Schrecklichem, <strong>zu</strong> dem Gott nichts anderes als Nein sagen kann,<br />
das Gott strafen muss, das er richten muss. Er schlägt <strong>zu</strong> und lässt den tödlichen Schlag Jesus<br />
treffen, damit du und ich, damit wir frei sein können. Rettung ist immer wichtiger als Heilung.<br />
Wenn die Menschen <strong>zu</strong> uns sagen "Hauptsache gesund", lasst uns das ergänzen und ihnen<br />
sagen, Gesundheit ist wichtig, aber Jesus sagt und Jesus zeigt hier: „Hauptsache gerettet.".<br />
„So lasst uns nun <strong>zu</strong> ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen."<br />
Wenn das Jesus so wichtig war, dass es Rettung gibt für uns Sünder, dass es eine rechtsgültige<br />
Verordnung gibt für Vergebung meiner Schuld, dass es einen Heimweg <strong>zu</strong>m Vater gibt – an<br />
seiner Hand, wenn das Jesus wichtiger war als alle seine Sprechstunden des Heilens und<br />
Tröstens, wichtiger als das „Hauptsache gesund" - ja, dann müssen wir uns doch fragen:<br />
Wofür ist uns eigentlich Jesus gut? Etwa als Sorgentelefon, wenn ich in Not bin? Oder als<br />
Vorbild seiner Liebe <strong>zu</strong> den Menschen? Oder als Tröster, der mich wieder aufmuntert? Das alles<br />
stimmt ja und gehört auch <strong>zu</strong> den reichen Geschenken von Jesus. Aber das Eigentliche ist, dass<br />
ich ihm Schuld um Schuld meines Lebens hinlege, das eigentliche ist „Hauptsche gerettet", das<br />
ich sage:<br />
„Herr Jesus, das ist passiert; dein Heiliger Geist hat es mir als Schuld aufgedeckt; jetzt lass dein<br />
Sterben dafür eine Rettung sein, eine Vergebung, die du an meiner Stelle geleistet hast.“<br />
Lasst uns hinausgehen <strong>zu</strong> ihm und sagen: „Herr Jesus, du hast die Strafe des Vaters getragen,<br />
jetzt möchte ich ganz <strong>zu</strong> dir gehören. Du bist schon hindurch durch den Zorn Gottes. Lass mich<br />
bei dir Geborgenheit finden und mit dir heimkommen <strong>zu</strong>m Vater.“<br />
Diese rechtsgültigen Erklärungen müssen abgegeben werden. Gottes Rettung gilt nicht<br />
automatisch. Es ist ein Angebot. Und wir dürfen uns bewusst auf den Boden dieses<br />
Tatbestandes göttlichen Rechtes, auf dieses Gebiet der ewigen Rettung begeben.<br />
Lasst uns hinausgehen <strong>zu</strong> ihm! Natürlich werden wir dann belächelt werden. Vielleicht sogar<br />
mitten in der Kirche. „Jetzt hat auch den der religiöse Wahn gepackt!“ – „Willst du dich als<br />
moderner Mensch wirklich mit diesen überholten Vorstellungen herumschlagen?“ – „Auch<br />
wieder einer, dem es eben um das private Rettung geht!“
Ja, wir wollen Schmach tragen. Lasst uns hinausgehen <strong>zu</strong> ihm und sagen: „Hauptsache<br />
gerettet." Christsein ist keine demokratische Angelegenheit. Mehrheit hin oder her, ich will<br />
hinausgehen <strong>zu</strong> ihm.<br />
Amen.