pdf/Traub.2013-05-05. Vaterunser,Mt-6.pdf
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Pfarrer Hermann Traub, Kraichtal bei Bretten<br />
Sonntag „Rogate“ (Gebet) – 5. Mai 2013<br />
Ev. Kirche Eisingen (KB Pforzheim-Land)<br />
Predigt zum <strong>Vaterunser</strong> - Matthäus 6, 9-13<br />
die Anrede<br />
die D-Bitten<br />
die U-Bitten<br />
der Lobpreis<br />
Vater unser im Himmel<br />
im Himmel<br />
Geheiligt werde dein Name.<br />
Dein Reich komme.<br />
Dein Wille geschehe,<br />
wie im Himmel, so auf Erden.<br />
Unser tägliches Brot gib uns heute.<br />
Und vergib uns unsere Schuld,<br />
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.<br />
Und führe uns nicht in Versuchung,<br />
sondern erlöse uns von dem Bösen.<br />
Denn dein ist das Reich<br />
und die Kraft und die Herrlichkeit<br />
in Ewigkeit. Amen.<br />
Beim <strong>Vaterunser</strong> möchte ich heute alles in einem Bild zusammenfassen und so auslegen.<br />
Für mich ist das <strong>Vaterunser</strong> wie Türen, die nacheinander aufgehen.<br />
Heute am Sonntag Rogate, wo das Thema „Gebet“ im Mittelpunkt des Gottesdienstes steht,<br />
sollen wir einen neuen Zugang zum Gebet und zum weltweiten Mustergebet Jesu<br />
bekommen.<br />
1. Der Türöffner<br />
Zum Verstehen des <strong>Vaterunser</strong>s hilft mir am Besten die heute im jedem Privathaus<br />
eingebauten elektronischen Türöffner. Ich drücke auf die Klingel des Hauses. Und der<br />
Besitzer innen drückt auf den Türöffner und öffnet mir.<br />
Gebet ist wie eine Haustürklingel bei Gott. Innen ist Jesus, der mir öffnet. Und bei der<br />
Öffnung der Türe gibt er mir ein Wort für Gott, das heißt Vater.<br />
Vater unser im Himmel!<br />
Das heißt eigentlich: Papa.<br />
Mir passiert es öfters, dass mich meine Tochter anruft. Es klingelt, ich nehme ab und sie<br />
sagt: „Hier ist deine Tochter!“. Das geht runter wie Öl.<br />
Dass Jesus uns den Namen „Vater“ erlaubt ist nicht selbstverständlich. Es ist sein<br />
Kosenahme „Papa“, den wir verwenden dürfen. Ganzes Vertrauensverhältnis, ganze Nähe,<br />
ganze Gemeinschaft mit Gott – das heißt: unser Vater im Himmel!“<br />
„Vater“ ist der Türöffner im Gebet.<br />
Wer so betet, der signalisiert: ich gehöre zum Vater, ich bin sein geliebtes Kind. Ich darf zu<br />
ihm kommen. Jesus hat mir die Türe geöffnet.
2. Die Haustüre<br />
Geheiligt werde dein Name.<br />
Dein Reich komme.<br />
Dein Wille geschehe,<br />
wie im Himmel, so auf Erden.<br />
Die Haustüre eines Hauses ist der Haupteingang. Das Gebet hat einen Haupteingang. Und<br />
dieser Haupteingang ist das, was Gott will, seine Visionen, seine Ziele. Auf der Erde, und in<br />
seinem Reich. Wer betet der setzt seine Prioritäten auf das, was Gott wichtig ist.<br />
Zuerst also nicht unsere Weh-Wehchen, das Wetter, unser Wohlstand, Krankheit und<br />
Gesundheit.<br />
Zuerst Gott. So setzt das Mustergebet die Prioritäten. Als vor über 30 Jahren in der DDR das<br />
400-jährige Lutherjubiläum gefeiert worden ist, haben die Kirchen dort ein Plakat entwickelt,<br />
das sie überall ausgehängt haben. Immerhin hatte der Staat dies Jubiläum als<br />
Staatsjubiläum gefeiert und Luther als den ersten Arbeiter- und Bauernbefreier gefeiert.<br />
Auf dem Plakat war der Kopf Martin Luthers und die große Schrift: „Zuerst Gott“. Was ist<br />
dem Plakat passiert? Überall, wo es aufgehängt wurde in der Öffentlichkeit hing es nicht<br />
lang. Es wurde in der Nacht runtergerissen, weil es Dorn im Auge der Machthaber war:<br />
„Zuerst Gott“! Es wurden unendlich viele dieser Plakate nachgedruckt. Und die Ev.<br />
Jugendarbeit hatte dann ihre eigenen Trupps aufgestellt, die jeweils in der Nacht<br />
nachgeklebt haben: „Zuerst Gott“!<br />
Abertausende Plakate wurden abgerissen, genau so viele wieder nachgeklebt.<br />
„Zuerst Gott“! – das ist auch heute ein unerträglicher Satz für viele!<br />
Zuerst sein heiliger Name! Zuerst die Heiligkeit Gottes beachten!<br />
Die Heiligkeit seines Wortes – das heißt ja auch die Gültigkeit seines Wortes im Glauben<br />
und Leben.<br />
Die Heiligkeit „allein Jesus“. Das wird doch mit Füßen getreten, wenn nahezu alle<br />
öffentlichen Verantwortungsträger die Religionen hofieren. Die Zusammenarbeit sei der<br />
Beginn des Friedens Gottes – das hat der leitende Pfarrer unserer Landeskirche gesagt. Und<br />
Martin Luther hat gesagt: Allein Jesus bringt den Frieden!<br />
Zu der Haustüre, der Haupttüre des Gebetes, gehört aber auch:<br />
Dein Reich komme! Den Beter erfasst eine unstillbare Sehnsucht, dass Gottes Reich sich<br />
ausbreitet, dass mehr Menschen Jesus finden, dass seine Gemeinde gebaut wird. Da kann<br />
es doch nicht sein, dass die messianischen Juden aus dem Kirchentag ausgeschlossen<br />
werden mit der Begründung. die seinen ja missionarisch! Und das wolle man nicht!<br />
Da sind doch, Frau Überschär, alle Grundlagen unseres Glaubens verlassen!<br />
Beter sind zur Haustüre – zur Haupttüre hineingegangen. „Zuerst Gott“! – das ist ihr Gebet!<br />
2. Die Alltagstüre<br />
Unser tägliches Brot gib uns heute.<br />
Und vergib uns unsere Schuld,<br />
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.<br />
Und führe uns nicht in Versuchung,<br />
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Hier kommt alles vor, was unseren Alltag betrifft:<br />
Der Kampf ums tägliche Brot, um unser Auskommen.<br />
Der Kampf um Versöhnung zwischen denen, die schuldig geworden sind!<br />
Den Kampf versucht zu werden, den Glauben hinzuwerfen und Gott abzusagen.<br />
Und der Kampf gegen das Böse. Wörtlich: „sondern entreiße uns dem Bösen.“<br />
Alltagstüren sind nicht Schmuckstücke. Es sind Türen, die tragen Spuren, Kratzer. Die sind<br />
nicht immer auf Hochglanz poliert.<br />
Das Gebet zum lebendigen Gott, von Jesus geboten und erlaubt ist kein Schönwettergebet<br />
sondern ein Allwettergebet.<br />
Mit allem dürfen wir zu ihm kommen. Unser Papa sieht das alles! Kein Haar fällt von<br />
unserem Haupt, das er nicht weiß. Wer die Spatzen versorgt, der versorgt auch uns.<br />
Unser Gott ist also nicht abgehoben, sondern hineinverwoben in unser Leben.<br />
Ihm darf ich alles sagen! Die Alltagstüren sind ihm nicht fremd.<br />
3. Die Himmelstür<br />
Denn dein ist das Reich<br />
und die Kraft und die Herrlichkeit<br />
in Ewigkeit. Amen.<br />
Der Lobpreis steht am Schluss des <strong>Vaterunser</strong>s. Weil der Lobpreis eine Himmelssache, eine<br />
Ewigkeitssache ist! Er reißt die Himmelstüre auf. Noch einmal wird das Ziel Gottes genannt:<br />
das Reich Gottes, die Herrschaft Gottes, seine Kraft und seine ewige Herrlichkeit – auf die<br />
Christen immer zugehen, zu leben, zuarbeiten.<br />
Man kann das <strong>Vaterunser</strong> nicht beten, wenn man sich nicht nach Gottes Ewigkeit<br />
ausrichtet und sehnt!<br />
Der Lobpreis aber ist zugleich eine Kampfansage an alle widergöttlichen Mächte! An<br />
die dem Teufel zugewandten Praktiken, an jeden Götzendienst – egal was man vergöttert!<br />
Ich habe vor 16 Jahren einen eindrucksvollen Gottesdienst erlebt in einer alten Kirche von<br />
Hawaii, die von Missionaren gebaut worden war.<br />
Ein alter Pfarrer hat der Gemeinde berichtet, dass seine Kindergottesdienstmitarbeiterin<br />
gerade auf dem Flug nach Kalifornien ist. Dort nimmt sie am Schönheitswettbewerb von<br />
„Miss Amerika“ teil. um Siegerin zu werden - und „Miss World“.<br />
Dann schloss er sie in die Fürbitte mit ein. Und das war ein denkwürdiges Gebet: „Hilf, dass<br />
unsere Schwester mit diesem Wettbewerb deinem Namen Ehre macht. Du hast ihr ihre<br />
Schönheit verliehen. Bewahre sie vor Versuchungen jeder Art und hilf, dass sie ein Zeichen<br />
deiner Herrlichkeit ist“!<br />
Der hat es begriffen: Es geht um Gottes Ehre, wenn wir beten. Es geht um Gottes Ziele,<br />
wenn wir beten. Es geht um die aufgestoßene Himmelstüre!<br />
Amen.