Schattenlords: House Amaris Quellenbuch - Convolution
Schattenlords: House Amaris Quellenbuch - Convolution Schattenlords: House Amaris Quellenbuch - Convolution
Battletech Schattenlords: House Amaris Quellenbuch
- Seite 2 und 3: Der vorliegende Text ist nur „Fan
- Seite 4 und 5: SCHATTENLORDS: Haus Amaris Quellenb
- Seite 6 und 7: Historische Übersicht Um zu sehen,
- Seite 8 und 9: Rowe, seinen ersten politischen Bes
- Seite 10 und 11: Gregory Amaris, Sohn und Nachfolger
- Seite 12 und 13: zugunsten seiner Nichte Selanta Ama
- Seite 14 und 15: Die Nachfolge der Amaris-Dynastie w
- Seite 16 und 17: Stefan Amaris kam 2717 auf die Welt
- Seite 18 und 19: Planung und Mathematik langweilten
- Seite 20 und 21: Ein Fürst darf also weder ein ande
- Seite 22 und 23: Knossos lag versteckt in einem bedr
- Seite 24 und 25: unerkannt und umgab sich mit Leuten
- Seite 26 und 27: 191. Royal BattleMech Division eben
- Seite 28 und 29: den Jungen als Ersten Lord und erna
- Seite 30 und 31: Richard war vollständig eingenomme
- Seite 32 und 33: ausgebildete DEST-Kommandosoldaten)
- Seite 34 und 35: Trotz ihrer Rückschläge einige Ja
- Seite 36 und 37: Stefan Amaris begann sofort, seine
- Seite 38: In den Nachwehen des Amaris-Bürger
- Seite 41 und 42: Kurz bevor er sich während des let
- Seite 43 und 44: Woche. Die nächsten Tage regierte
- Seite 45 und 46: Leben aufgeben und ein neues beginn
- Seite 47 und 48: Heloten zu rekrutieren; damit erhie
- Seite 49 und 50: Anais Amaris’ Person gegenüber l
- Seite 51 und 52: für Außenseiter war es in gewisse
Battletech<br />
<strong>Schattenlords</strong>:<br />
<strong>House</strong> <strong>Amaris</strong> <strong>Quellenbuch</strong>
Der vorliegende Text ist nur „Fanfiction” und ein inoffizielles <strong>Quellenbuch</strong><br />
basierend auf dem Classic Battletech Brettspiel. Classic Battletech ist Eigentum<br />
von Wizkids LLC. Alle Rechte vorbehalten. Alle Illustrationen sind Eigentum<br />
der entsprechenden Künstler.<br />
Text: Triptych<br />
Rangabzeichen: oriontwin<br />
Illustrationen: Squigglysquid, Alex Iglesias, Solarmech, Tommy „crayonred”<br />
Colon<br />
Dioramen and Miniaturen: Heiko „Joker” Häublein<br />
Künstler: Jean „Moebius” Giraud, Christopher Foss, Jason Warren, D20<br />
RPG (Copyright Wizards of the Cost- Kalman Andrasofzky, Daniel Falconer,<br />
Langdon Foss, Grafiksismik Inc., Matthew Hatton, Timothy II, David Johnson,<br />
Karl Kerschl, Warren Mahy, Stephan Martiniere, Christian A. Piccolo, Joel<br />
Thomas, Chris Trevas, Francis Tsai, Ronald Wimberly)<br />
Kriegsschiff Design: Dr. Love<br />
Übersetzung: Sven „Rayge” Pötzl, Heiko „Joker” Häublein<br />
Web Hosting: Galen „Captain Martius” Tucker<br />
Speziellen Dank an: www.battletechuniverse.org, www.classicbattletech.com,<br />
www.btencyclopedia.com, www.mektek.net<br />
2
Inhalt<br />
Historische Übersicht 6<br />
Die Republik der Randwelten 6<br />
Die <strong>Amaris</strong>-Dynastie 8<br />
Stefan <strong>Amaris</strong> 13<br />
Die Grundlagen des Krieges 19<br />
Vorzeichen des Untergangs 25<br />
Meridian 31<br />
Kurzlebiges Imperium 34<br />
Kinder der Verlorenheit 40<br />
Die Geburt der Verborgenen Gesellschaft 44<br />
Das Jarnfolk und Clan Vielfraß 50<br />
Fühler 56<br />
Krieg der Attentäter 60<br />
Der unsichtbare Feind 66<br />
Soziopolitische und militärische Strukturen 71<br />
Die Heloten 71<br />
Die Gilden 73<br />
Die Inquisition 75<br />
Das Schattenkorps 77<br />
Unbestätigte militärische Ausrüstung 80<br />
Gravedigger OmniMech 80<br />
Inquisitor OmniMech 86<br />
Nephilim FLUM 91<br />
Necronomicon Panzerschiff 94<br />
MechWarrior RPG 98<br />
3
SCHATTENLORDS:<br />
Haus <strong>Amaris</strong> <strong>Quellenbuch</strong><br />
WOLFNETZ BERICHT (VERTRAULICH): FREIGABE LEVEL OMEGA<br />
Von: Lieutenant Sheila Dumont, WolfNetz Analyse Abteilung, Outreach<br />
An: Commander Jaime Wolf<br />
Datum: 1. Dezember 3067<br />
Meine aufrichtige Entschuldigung für die Verspätung dieses Berichts. Als ich<br />
General Maeve Wolf im Oktober dieses Jahres den ersten, unvollständigen<br />
Entwurf dieses Berichtes vorlegte, gab sie mir den Befehl, Ihnen diesen Bericht<br />
nicht zu übermitteln, bevor er vollständig und die enthaltenen Informationen<br />
bestätigt seien. Obwohl der Bericht nun weitgehend abgeschlossen ist, fürchte<br />
ich, daß es uns nicht möglich war, die in ihm enthaltenen Enthüllungen zu<br />
untermauern oder zu bestätigen. Viele der Informationen über diese gefürchtete<br />
Fraktion sind nur durch Zufall in unsere Hände gelangt: vor ein paar Monaten<br />
wurde ein Mann auf seinem Weg nach Temptown in Wolf City von einem zu<br />
schnellen Autofahrer überfahren. Seine Verletzungen waren schwer und er starb<br />
auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Versuch der Polizei, die Identität des<br />
Unfallopfers festzustellen, endete in einer Sackgasse. Es gab absolut keine<br />
Identifizierungsmöglichkeit; eine biometrische Analyse und eine Anfrage bei<br />
ComStars Universal Personal Directory Database brachten keine Ergebnisse, es<br />
scheint, als gäbe es keine Aufzeichnungen über die Identität dieses Mannes. Da<br />
ich annahm, es könnte sich um einen Agenten einer fremden Macht handeln,<br />
ordnete ich sofort eine Untersuchung seiner Besitztümer an. Der Tote hatte<br />
gefälschte Papiere sowie einige persönliche Gegenstände ohne Bedeutung bei<br />
sich.<br />
Allerdings stellte ein Beweisstück eine schockierende Entdeckung dar, die mich<br />
dazu bewog, weiter nachzuforschen. Es handelte sich dabei um eine Datendisk<br />
mit Passagen aus einem Buch mit dem Titel „Vicissitudes“, verfaßt von einem<br />
gewissen „Meridian“. Obwohl uns der Name nicht bekannt ist, habe ich eine<br />
kurze Biographie (aus den ComStar Archiven) eines MechKriegers aus dem<br />
<strong>Amaris</strong> Bürgerkrieg mit diesem Rufnamen beigefügt. Ich persönlich bin davon<br />
überzeugt, daß eine Verbindung besteht.<br />
Die anderen Quellen, auf die wir bei der Erstellung dieses Berichts<br />
zurückgriffen, sind abgefangene und dekodierte HPG-Übertragungen von<br />
Blakes Wort. Wie Sie wissen, hat das WolfNetz, seit wir begonnen haben, in der<br />
Mark Sarna eine Allianz gegen diese ehemaligen ComStar-Fanatiker zu bilden,<br />
seine Überwachung verzehnfacht. Nachdem wir alle abgefangenen Übertragungen<br />
archiviert hatten, führte ich eine Suche nach bestimmten<br />
Schlüsselwörtern und –sätzen durch; auf diese Weise gelang mir eine<br />
erschreckende Analyse der militärischen Stärke und Ausrüstung dieser Fraktion.<br />
4
Viele der analysierten HPG-Übertragungen stammen auch aus Clanquellen und<br />
berichten über ihre neu aufgetauchten Probleme mit der Banditenaste. Weiterhin<br />
muß ich hinzufügen, daß diese neue Macht aufgrund der technischen und<br />
militärische Hilfe, die sie den Blakisten gewährt, entweder mit ihnen verbündet<br />
ist oder sie sogar kontrolliert. Obwohl diese letzte Entdeckung noch nicht<br />
bestätigt ist, bietet sie doch einen erschreckenden Ausblick nicht nur für unsere<br />
Allianz gegen die Blakisten, sondern auch für die ehemaligen Mitgliederstaaten<br />
des Sternenbundes.<br />
Ich bete zu unseren geliebten Gründern, daß ich Ihnen diesen Bericht nicht zu<br />
spät übermittelt habe.<br />
5
Historische Übersicht<br />
Um zu sehen, was die Zukunft birgt, muß man in die Vergangenheit blicken. Die<br />
Vergangenheit ist der Schlüssel zu unserem ultimativen Schicksal und muß<br />
sorgfältig studiert werden, um zu sehen, was vor uns liegt. Sie dient nicht nur als<br />
unser Anker in der Gegenwart, sondern auch als Orakel für das, was in der<br />
Zukunft getan werden muß. Das Schicksal unseres Volkes und unserer Sache<br />
steht nun an einem Scheideweg, wir müssen uns an das erinnern, wo wir irrten,<br />
um das Richtige zu tun. Um das Ende zu sehen, muß man zum Anfang<br />
zurückkehren.<br />
- Aus Vicissitudes von Meridian<br />
DIE REPUBLIK DER RANDWELTEN<br />
Obwohl die meisten Informationen bezüglich dieser Peripherienation wegen der<br />
Zerstörung der Zentralbibliothek der Hegemonie während der Eroberung Terras<br />
durch die SBVS 2779 verloren gingen, sind doch Fragmente übrig geblieben,<br />
die zumindest ein Teilwissen über diese einst große Macht ermöglichen.<br />
Fest steht, daß die Republik der Randwelten eine Peripherienation an der Grenze<br />
der Lyranischen Allianz war. Aus frühen Aufzeichnungen geht hervor, daß der<br />
einflußreichste Planet der Republik Apollo war, der 2250 von Hector<br />
Worthington Rowe und seiner Bande von gesellschaftlichen Außenseitern und<br />
Unzufriedenen besiedelt wurde. Rowe hatte eine verdrehte Vision von antiker<br />
griechischer Mythologie und Philosophie. Einige Historiker meinen sogar, daß<br />
Rowe geistesgestört, ja psychotisch war, was angesichts der über ihn<br />
vorliegenden Unterlagen sehr gut möglich ist. Übereinstimmend mit seinem<br />
Ideal einer utopischen Gesellschaft wurden Frauen gezwungen, entweder seine<br />
Gefolgsleute zu heiraten oder Sklaven, sogenannte „Heloten“ zu werden.<br />
Ausgenommen von harter körperlicher Arbeit waren diejenigen mit technischen<br />
Fertigkeiten, die sich auf wichtigere Pflichten wie die Konstruktion von Waffen<br />
und den Aufbau von Industrie konzentrieren sollten.<br />
6
Als Shiro Kurita 2330 das Draconis-<br />
Kombinat gründete, begannen viele<br />
Flüchtlinge, hauptsächlich Handwerker<br />
und Techniker, Welten in der Region<br />
der Randwelten zu besiedeln. Dank<br />
ihrer technischen Kenntnisse und der<br />
Freistellung von harter körperlicher<br />
Arbeit eröffneten die zukünftigen<br />
Randweltler nur vier Jahre später die<br />
erste Universität in der Peripherie. Eine<br />
Welle von Flüchtlingen aus dem<br />
Distrikt Rasalhaag sorgte für weiteren<br />
Zuwachs im Schmelztiegel. Die<br />
Herrscher des Draconis-Kombinats<br />
nahmen an, die Flüchtlinge seien<br />
einfach aus der Inneren Sphäre<br />
verschwunden, da niemand außerhalb<br />
der Randwelten von ihrer Existenz<br />
wußte; die Rowe-Dynastie kontrollierte<br />
den Sprungschiffverkehr mit eiserner<br />
Hand und verbot jeglichen Kontakt mit<br />
der Außenwelt. Obwohl es den<br />
Randwelten an natürlichen Rohstoffen<br />
mangelte, waren sie mit einem Überfluß<br />
an Flüchtlingen mit technischen<br />
Fertigkeiten und Wissen gesegnet, was<br />
die Entwicklung von ersten Städten<br />
erleichterte und diese gedeihen ließ.<br />
Innerhalb weniger Jahrzehnte wuchs die<br />
Wirtschaft der Randwelten sprunghaft<br />
an, während durch Fortschritte in<br />
Biotechnologie und Schwerindustrie<br />
mehrere große Städte entstanden,<br />
hauptsächlich auf Apollo. Aber unter<br />
der Oberfläche des Wohlstandes<br />
brodelten starke soziale Unruhen,<br />
besonders unter den Heloten, die wie<br />
Sklaven behandelt wurden.<br />
Gegen Ende 2338 enthüllte die<br />
Republik der Randwelten versehentlich<br />
ihre Existenz gegenüber dem Tamar-<br />
Pakt, der gerade dabei war, einen Teil<br />
des Lyranischen Commonwealth zu bilden. Die ganze Zeit über war die<br />
Existenz der Republik der Randwelten ein Geheimnis, doch die Republik war zu<br />
stark gewachsen, um sie für immer geheim zu halten. Innerhalb weniger Monate<br />
machte der durch die Erbfolge bestimmte Herrscher der Republik, Maxwell<br />
7
Rowe, seinen ersten politischen Besuch im Tamar-Pakt und unterzeichnete eine<br />
Vertrag über gegenseitige Neutralität. Obwohl es ihm gelang, eine potentiell<br />
bedrohliche Lage zu entschärfen, erkannte Maxwell Rowe nicht, daß seine<br />
Handlungen das Ende für die Vision von Utopia seines Vorfahren bedeuten<br />
würden.<br />
2340 gab es massive soziale Unruhen, als Arabella Rowe eine Revolte begann,<br />
um die Heloten zu befreien, die für beinahe 100 Jahre unterdrückt worden<br />
waren. Der abgesetzte Maxwell Rowe floh mit einer Handvoll Getreuer von<br />
Apollo in die tiefe Peripherie. Arabella Rowe erklärte sich selbst zum Ersten<br />
Konsul der jetzt demokratisierten Republik der Randwelten und befreite die<br />
Heloten. Unter der Führung des Ersten Konsuls Arabella Rowe begann eine<br />
neue Zeit der Erforschung und Kolonialisierung, in der die Republik versuchte,<br />
so nahe wie möglich an die vom neu gegründeten Lyranischen Commonwealth<br />
festgelegten Grenzen zu gelangen. Die Gründe für diese Änderung der Außenpolitik<br />
sind unklar, aber es könnte Rowes Wunsch gewesen sein, eine<br />
Pufferzone zwischen ihrem Reich und dem gewaltigen lyranischen Staat zu<br />
schaffen. Eine Reihe neuer Kolonien unter dem Banner der Randwelten würde<br />
zudem auf lange Sicht weitere Vorteile bringen.<br />
Als Arabella Rowe 2376 starb, wurde ihr Sohn, Michael Durant, der neue Erste<br />
Konsul der Republik. Zu dieser Zeit bestanden die Randwelten aus 23<br />
bewohnten Sternensystemen mit mehr als 12 Milliarden Bewohnern und 2<br />
Millionen Soldaten. Die Durant-Familie regierte die Republik in größtenteils<br />
friedvoller, ununterbrochener Folge, bis 2459 Heather Durant, die letzte der<br />
Durant-Dynastie, die Nachfolge an Lady Terens <strong>Amaris</strong> übergab.<br />
DIE AMARIS-DYNASTIE<br />
Zunächst nicht mehr als eine Familie aus dem niederen Adel der Terranischen<br />
Hegemonie wird die <strong>Amaris</strong>-Familie erstmals im Zusammenhang mit der<br />
Untersuchung eines Mordanschlages auf den Ersten Lord Jacob Cameron<br />
erwähnt, die von Lady Terens <strong>Amaris</strong> geleitet wurde. Lady Terens <strong>Amaris</strong> war<br />
eine ehemalige Spitzenagentin des Hegemony Central Intelligence Bureau und<br />
hatte daher Erfahrung mit verdeckten Operationen. Die Untersuchung hatte<br />
keine konkreten Auswirkungen, bildet jedoch die Basis für diverse<br />
Verschwörungstheorien, die sich um die <strong>Amaris</strong>-Familie ranken.<br />
2463, gerade vier Jahre nachdem sie Lady <strong>Amaris</strong> zu ihrer Nachfolgerin als<br />
Erster Konsul der Republik der Randwelten ernannt hatte, starb Heather Durant<br />
an einer nicht festgestellten Herzkrankheit. Fast augenblicklich begann Lady<br />
<strong>Amaris</strong>, ihre Macht zu festigen, indem sie jedes Mittel, von Erpressung bis zu<br />
Bestechung, benutzte, um ihre Familie fest in den Machtstrukturen zu<br />
verankern. Einige Abgeordnete aus dem Senat der Republik legten Beschwerde<br />
8
ein; sie wurden krank und starben oder fielen schrecklichen Unfällen zum Opfer,<br />
bei denen sie so verletzt wurden, daß sie sich über kurz oder lang aus dem<br />
politischen Leben zurückziehen mußten. 2488 war die Republik de facto ein<br />
Lehen von Haus <strong>Amaris</strong>.<br />
Einige beunruhigende Fragen begannen sich zu<br />
stellen, als 2499 ein unbewaffnetes Forschungsschiff<br />
in lyranischem Raum von einem augenscheinlich aus<br />
den Randwelten stammenden Kriegsschiff, angegriffen<br />
und zerstört wurde. An Bord des zerstörten<br />
Schiffes befand sich der zukünftige Erste Lord des<br />
Sternenbundes, John Cameron. Die Zusammensetzung<br />
der Crews der SBVS-Flotte war kein<br />
allgemein bekanntes Wissen für außenstehende<br />
Mächte; allerdings weisen einige Historiker darauf<br />
hin, daß Lady <strong>Amaris</strong> bereits begonnen hatte, eines<br />
der skrupellosesten und effizientesten Spionagenetzwerke,<br />
das jemals existierte, zu organisieren und<br />
so leicht hätte herausfinden können, ob ein Mitglied<br />
der Cameron-Familie entweder Teil einer<br />
Schiffsbesatzung war oder wo sich die Familie<br />
ungefähr aufhielt. Handelte das Randwelten-<br />
Kriegsschiff auf ihren direkten Befehl? Diese Frage<br />
bleibt bis heute unbeantwortet.<br />
Lady Terens <strong>Amaris</strong>, sowohl gewandte Politikerin als auch – falls es die<br />
Situation erforderte – charmante Gastgeberin, war ein Rätsel. Über ihre<br />
Vergangenheit vor ihrer Zeit als gefeierte Undercoveragentin beim Hegemony<br />
Central Intelligence Bureau ist nicht viel bekannt. Ausgestattet mit großem<br />
Intellekt und Charakter konnte Lady <strong>Amaris</strong> jeden dazu bringen, sich ihr zu<br />
unterwerfen – sei es durch Schmeichelei oder Drohungen. Ihr, gelinde gesagt,<br />
ehrgeiziges Ziel war es, die vornehmen Dynastien der Camerons und McKennas<br />
mit ihrer eigenen Familie an Macht und Einfluss zu übertreffen. Wurde dieser<br />
Ehrgeiz aus Eifersucht oder aus purer Gier geboren? Historiker weisen auf<br />
ihren fehlgeschlagen Versuch, das Herz Jacob Camerons zu gewinnen, als<br />
Wendepunkt in ihrem sonst ereignislosen Leben hin - sie habe nach der<br />
Ablehnung durch den zukünftigen Ersten Lord des Sternenbundes einen<br />
intensiven Hass auf die Cameron-Linie gehegt. Ob irgend etwas davon<br />
tatsächlich wahr ist, wird wahrscheinlich nie bekannt werden. Alle Spuren der<br />
Familiengeschichte der <strong>Amaris</strong>’, ihre persönlichsten Aufzeichnungen<br />
eingeschlossen, wurden von General Aleksandr Kerensky vor dem Exodus der<br />
SBVS persönlich zerstört.<br />
- Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses <strong>Amaris</strong><br />
9
Gregory <strong>Amaris</strong>, Sohn und Nachfolger von Lady Terens <strong>Amaris</strong>, zerstörte<br />
beinahe, was seine Mutter durch harte Arbeit erreicht hatte. Anders als seine<br />
Mutter war Gregory kein gewandter Politiker; vielmehr klagten viele über seine<br />
harsche, tyrannische Einstellung seinem eigenen Volk gegenüber. Als Politiker<br />
neigte Gregory zu spontanen Wutausbrüchen und hatte die Angewohnheit, sich<br />
für die Durchsetzung eines unpopulären Gesetzes den denkbar ungünstigsten<br />
Zeitpunkt auszusuchen. Wo seine Mutter sich subtiler politischer Manöver zur<br />
Durchsetzung ihrer Ziele bedient hätte, benutzte Gregory offene Drohungen<br />
gegen die Familien seiner Gegner und weigerte sich stur, auch nur den kleinsten<br />
Kompromiß einzugehen. All dies verschlimmerte sich 2573, als Gregory ohne<br />
vorherige Konsultation seiner Berater einseitig die „Universelle<br />
Loyalitätserklärung“ einführte, ein Gesetz, das alle Randweltler verpflichtete,<br />
Haus <strong>Amaris</strong> und dem Sternenbund die Treue zu schwören. Das Volk der<br />
Republik war von starken individualistischen Elementen und einer gesunden<br />
Verachtung gegenüber Autorität geprägt und die versuchte Vollstreckung des<br />
Gesetzes brachte das Faß zum Überlaufen. Viele Randweltler begannen im<br />
Untergrund mit der Gründung einer Randweltenarmee, welche die <strong>Amaris</strong>-<br />
Dynastie stürzen und die Demokratie in der Republik wieder herstellen sollte.<br />
2575 begann die Provisorische Regierung der<br />
Randwelten, der politische Zweig der<br />
verbotenen Randweltenarmee, den offenen<br />
Aufstand gegen die <strong>Amaris</strong>-Familie mit einem<br />
Angriff auf die Diplass Mechfabrik auf<br />
Apollo. Gregory <strong>Amaris</strong> versuchte, die<br />
Revolte mit seinen persönlichen Haustruppen<br />
zu unterdrücken, wurde aber schnell von der<br />
Übermacht erdrückt. Da sich seine<br />
unerfahrenen (und größtenteils untrainierten)<br />
Truppen auf breiter Front zurückzogen, floh<br />
Gregory mit seinen verbliebenen Truppen von<br />
Apollo und rief sofort den Sternenbund um<br />
Intervention an. Indem er den Sternenbund<br />
um Hilfe bat, spielte Gregory <strong>Amaris</strong> die<br />
Trumpfkarte, die er lange in der Hinterhand<br />
behalten hatte.<br />
Viele Analysten sehen darin <strong>Amaris</strong>’ einzige<br />
richtige Handlung; in den vorhergehenden<br />
Jahren hatte er mit einflußreichen Politikern<br />
und Generälen des Sternenbundes Beziehungen<br />
aufgebaut, für den Fall, daß sich<br />
sein eigenes Volk gegen ihn wendete. Nun, da<br />
seine schlimmsten Befürchtungen Realität wurden, spielte Gregory sein<br />
verstecktes As, um das Imperium seiner Mutter zurückzuerobern.<br />
10
Der Vereinigungskrieg forderte nicht nur von der Republik der Randwelten,<br />
sondern auch von den anderen Peripheriestaaten, die gegen die Macht des<br />
Sternenbundes rebellierten, einen hohen Blutzoll. Obwohl die Provisorische<br />
Regierung der Randwelten die peripherieweite Revolte auslöste, hatten die<br />
anderen Mächte der Peripherie den passenden Zeitpunkt abgewartet und ihre<br />
Streitkräfte aufgebaut, um in einer losen Koalition dem Sternenbund die<br />
Kontrolle über die Peripherie ein für alle mal zu entreißen. Der Ausgang des<br />
Krieges jedoch stand fest, als die Peripheriestaaten einer nach dem anderen<br />
fielen; der Vereinigungskrieg endete schließlich 2597. Nachdem die Republik<br />
der Randwelten ein Territorialstaat des Sternenbundes geworden war, kehrte<br />
Gregory <strong>Amaris</strong> nach Apollo zurück und ließ jedes einzelne Mitglied der<br />
Provisorischen Regierung der Randwelten hinrichten.<br />
Nur zwei Jahre später wurde Gregory <strong>Amaris</strong> von einer Gruppe Militärs seiner<br />
eigenen „loyalen“ Truppen ermordet. Sein Sohn, Richard <strong>Amaris</strong>, folgte ihm als<br />
Präsident nach; offensichtlich hielten die Militärs den scheinbar furchtsamen<br />
Richard für eine geeignete Marionette für ihre neue Regierung. Die nächsten<br />
fünf Jahre regierte Richard ohne Zwischenfälle, bis 2604 seine Leibwächter<br />
einen eigenen Putsch durchführten, die Militärjunta absetzten und ihre Anführer<br />
exekutierten. Danach verlief Richards Regierungszeit ereignislos bis zu seinem<br />
Tode 2619. Seine Tochter Amanda <strong>Amaris</strong> regierte nur ein Jahr, dann wurde sie<br />
bei einem fehlgeschlagenen Putschversuch ermordet. Das Amt des Präsidenten<br />
wurde von Amandas Bruder Jeffrey übernommen, der jedoch kurze Zeit später<br />
11
zugunsten seiner Nichte Selanta <strong>Amaris</strong> abdankte. Selanta regierte für fast zwei<br />
Jahrzehnte, bis 2649 eine seltene Form von Krebs bei ihr diagnostiziert wurde,<br />
woraufhin sie sich in Behandlung gab. Während dieser Zeit übernahm ihr<br />
Cousin Tadeo <strong>Amaris</strong> ihre Amtsgeschäfte als Regent der Republik.<br />
Anders als Richard und Selanta besaß Tadeo einen Ehrgeiz, der an den von Lady<br />
Terens <strong>Amaris</strong> heranreichte. Tadeos wichtigster Beitrag während seiner kurzen<br />
Zeit als Regent war die Reorganisation des Militärs von Haus <strong>Amaris</strong>. Er war zu<br />
dem korrekten Schluß gekommen, seine Haustruppen seien schlecht ausgerüstet<br />
und voll von inkompetenten Kommandanten, die ihre Position mehr durch<br />
Loyalität und politischen Einfluß hielten als durch tatsächliche Eignung für die<br />
Kriegsführung. Tadeo, der als<br />
junger Offizier im <strong>Amaris</strong>-<br />
Militär gedient und über das<br />
Offiziersaustauschprogramm<br />
auch Erfahrungen mit der<br />
Kommandostruktur und den<br />
Doktrinen der SBVS sammeln<br />
konnte, war perfekt geeignet für<br />
die Wiederbewaffnung des<br />
erbärmlich ausgerüsteten und<br />
trainierten Randweltenmilitärs.<br />
Mit der absoluten Autorität, die<br />
ihm Selanta verliehen hatte<br />
begann Tadeo <strong>Amaris</strong>, das<br />
Offizierskorps zu säubern, indem<br />
er unfähige Kommandanten entfernte und junge Offiziere mit innovativen Ideen<br />
in Kommandopositionen beförderte. Weiterhin etablierte Tadeo mit seiner<br />
Erfahrung als Beobachter in den SBVS eine neue Doktrin für das<br />
Republikmilitär, eine Doktrin welche die Kriegsführung mit kombinierten<br />
Waffengattungen beinhaltete. Innerhalb von sechs Monaten nach Beginn der<br />
Reformen wurde mit dem Aufbau einer speziellen (und geheimen)<br />
Militärakademie auf Apollo begonnen; ein Jahr später war sie fertiggestellt.<br />
Nachdem er erkannt hatte, daß die meisten Bürger der Republik seiner Familie<br />
entweder desinteressiert oder sogar ablehnend gegenüber standen, begann Tadeo<br />
<strong>Amaris</strong>, unzufriedene Hausmilitärs abzuwerben; er ging sogar so weit,<br />
pensionierte Mitglieder der SBVS als Berater für seine militärischen Reformen<br />
zu rekrutieren. Infolgedessen stieg nicht nur die Qualität seiner Truppen,<br />
sondern auch die Loyalität des Militärs gegenüber seiner Familie.<br />
Unzufrieden mit dem Status quo nahm Tadeo <strong>Amaris</strong> geheime Verhandlungen<br />
über Lieferungen von fortgeschrittener Militärtechnologie mit dem Draconis-<br />
Kombinat auf. Die Führer des Kombinats stimmten zu im Wissen, daß sie einen<br />
künftigen Verbündeten brauchten, der im Rücken ihrer lyranischen Feinde<br />
zuschlagen konnte, und begannen 2650 verdeckt Kriegsmaterial in die Republik<br />
zu verschiffen. Allerdings lief nicht alles nach Tadeos Vorstellungen. Im selben<br />
12
Jahr entdeckte der Geheimdienst des Sternenbundes die illegalen Lieferungen<br />
und der Erste Lord des Sternenbundes, Michael Cameron, befahl einen<br />
sofortigen Stop der Waffenlieferungen. In diesem Moment wurde Tadeos<br />
Schwachpunkt klar: er war kein gewandter Politiker, sondern ein Militär. Anstatt<br />
zu versuchen, die Situation zu entschärfen, antwortete Tadeo, er habe nichts<br />
Falsches getan und würde mit der Aufrüstung fortfahren. Daraufhin befahl Lord<br />
Cameron 2651 fünf SBVS Regimenter zu Manövern knapp außerhalb des<br />
Randweltenraums. In Panik sandte Tadeo <strong>Amaris</strong> den Großteil seiner kürzlich<br />
reformierten Regimenter an die lyranische Grenze. Die Situation blieb<br />
angespannt, bis Tadeo scheinbar einlenkte und Camerons Forderungen<br />
entsprach. In Wirklichkeit erhielt Tadeo <strong>Amaris</strong> weiterhin Waffenlieferungen,<br />
nur auf versteckteren Wegen. Er hatte eine teure Lektion gelernt.<br />
Nur vier Jahre später kehrte Selanta <strong>Amaris</strong> als Präsident der Republik der<br />
Randwelten zurück. Da sie den Beitrag erkannte, den ihr Cousin bei der<br />
Wiederbelebung des Republikmilitärs geleistet hatte, behielt sie Tadeo als<br />
zuverlässigen Berater, so daß er die Reform des Militärs im Geheimen fortsetzen<br />
konnte. Tadeo nahm dankbar an und setzte seine Verbesserungsprogramme bis<br />
zu seinem Tod 2676 fort. 2687 starb Selanta <strong>Amaris</strong> an Krebs. Ihr Sohn und<br />
Nachfolger Bertram wurde beinahe sofort von Gregor Siever ermordet, einem<br />
entfernten Verwandten; aus seinem Familienzweig stammte der Regent für<br />
Selanta, als sie noch minderjährig war. Gregor wiederum wurde von seinem<br />
Bruder Carl ermordet, der somit zum neuen Präsidenten der Republik wurde.<br />
Carl Siever regierte als Präsident, bis ihn 2692 die Schuldgefühle wegen seines<br />
blutigen Aufstiegs zur Macht zu Gunsten von Selantas Enkeltochter Cynthia<br />
<strong>Amaris</strong> zurücktreten ließen. Gerade als die Macht der <strong>Amaris</strong> Familie zu<br />
schwinden begann, brachte eine schnelle Wende der Ereignisse sie zurück auf<br />
die Bühne des Schicksals.<br />
STEFAN AMARIS<br />
Wie Shiva war er Schöpfer und Zerstörer zugleich. Er war unser Wegweiser,<br />
unser Führer, unser Gott. Er trug die Saat unseres Aufstiegs und unseres Falls<br />
mit sich. Er konnte fürsorglich und bösartig sein. War er nur eine Manifestation<br />
unseres Messias-Komplexes oder war er wirklich der Eine, für den wir gelebt<br />
hatten? Ein grausames Rätsel, welches wir bis zum Tage unseres Todes zu lösen<br />
suchen.<br />
- Aus Vicissitudes von Meridian<br />
Da also ein Fürst gezwungen ist, von der Natur der Tiere den rechten Gebrauch<br />
machen zu können, muß er sich unter ihnen den Fuchs und den Löwen<br />
auswählen; denn der Löwe ist wehrlos gegen Wölfe und der Fuchs gegen Wölfe.<br />
Man muß also ein Fuchs sein, um die Schlingen zu erkennen, und ein Löwe, um<br />
die Wölfe zu schrecken.<br />
- Niccolo Machiavelli, Der Fürst<br />
13
Die Nachfolge der <strong>Amaris</strong>-Dynastie war keineswegs gesichert, als Cynthia<br />
<strong>Amaris</strong> 2692 Präsidentin der Republik der Randwelten wurde. Die ruhige und<br />
distanzierte Cynthia war ziemlich desinteressiert gegenüber dem anderen<br />
Geschlecht und blieb für fast ein Vierteljahrhundert unverheiratet. Obwohl viele<br />
Bewerber um ihre Hand in die Republik kamen, wurden sie alle von ihrem<br />
eiskalten Verhalten und ihrer Hingabe für den Staat verprellt. Obwohl sie keine<br />
so gewandte Politikerin wie ihre Großmutter Selanta war, besaß Cynthia eine<br />
anmutige äußere Schönheit und Unschuld, mit der sie die meisten Bürger der<br />
Republik für sich einnahm. Das Propagandaministerium der Republik<br />
produzierte regelmäßig Holovids mit Betonung auf ihrem charismatischen<br />
Äußeren und ihrem bescheidenen Verhalten, die dann in der gesamten Republik<br />
gezeigt wurden. Außerdem führte Cynthia einige Reformen durch, wie z. B.<br />
teilweise Pressefreiheit, was sie beliebter machte als je zuvor.<br />
14
In der Republik machte man sich jedoch Sorgen über Cynthias potentielle<br />
Nachfolge, da sie inzwischen ein mittleres Alter erreicht hatte, immer noch nicht<br />
verheiratet war und noch kein Kind für die Nachfolge geboren hatte. Würde es<br />
erneut einen blutigen Krieg um die Nachfolge in der Republik geben? Eine nicht<br />
geringe Anzahl von Mitgliedern des königlichen Hofes auf Apollo spekulierte<br />
sogar, sie würde einen kompletten Außenseiter als ihren designierten Erben<br />
benennen, so, wie es Lady Durant hunderte von Jahren zuvor getan hatte. 2716<br />
erwiesen sich alle diese Befürchtungen als unbegründet, als die Matriarchin der<br />
Republik einen wohlhabenden Industriellen namens Stefan Gorienko<br />
kennenlernte.<br />
Cynthia <strong>Amaris</strong>’ sonst so abweisendes Verhalten wich Liebe auf den ersten<br />
Blick, als sie sich augenblicklich in den superreichen Gorienko verliebte, der mit<br />
einem riesigen Diamantring um ihre Hand anhielt. Das Werben um ihre Hand<br />
ging schnell, und die Bürger der Republik waren überglücklich, als Cynthia<br />
<strong>Amaris</strong> ein Jahr später einen gesunden Jungen zur Welt brachte.<br />
15
Stefan <strong>Amaris</strong> kam 2717 auf die Welt und blieb das einzige Kind des Ehepaares.<br />
Seine Mutter Cynthia erlitt aufgrund ihres Alters bei seiner Geburt<br />
Komplikationen und konnte keine weiteren Kinder mehr bekommen. Benannt<br />
nach seinem Vater war Stefan ein sehr ruhiges Kind, das nicht mit anderen<br />
Kindern seines Alters aufwuchs; vielmehr wurde er von einer Reihe<br />
Kindermädchen und Privatlehrern versorgt, die seine einzige Gesellschaft<br />
waren. Die Ehe zwischen Stefan Gorienko und Cynthia <strong>Amaris</strong> kriselte und bald<br />
verließ Gorienko seine Familie, um an Forschungsreisen in die tiefe Peripherie<br />
teilzunehmen. Stefan Gorienkos Vermessungsschiff verschwand 2721 während<br />
eines Sprungs und wurde als vermisst betrachtet. Als Cynthia über diese<br />
Trägodie informiert wurde, zuckte sie nur mit den Schultern; scheinbar empfand<br />
sie keinerlei Gefühle mehr für ihren früheren Ehemann. Ihr Sohn Stefan erfuhr<br />
erst mit 16 Jahren vom Schicksal seines Vaters und zeigte ebenfalls keinerlei<br />
Emotionen.<br />
Basierend auf den vagen Aufzeichnungen, die ich über die Kindheit von Stefan<br />
<strong>Amaris</strong> erhalten habe, gibt es einen Vorfall, den man als Omen bezeichnen<br />
könnte. Als Stefan gerade acht Jahre alt war, entkam er seinen Aufsichtpersonen<br />
und schlich sich in die Kaserne der Palastwachen, die am Rande des <strong>Amaris</strong>-<br />
Palastes auf Apollo lagen. Der Junge wurde schnell von einem Wachhund<br />
entdeckt und von ihm am Bein verletzt, bevor der Hundeführer eingreifen<br />
konnte. Stefan zeigte keine Emotionen, als sein Bein behandelt wurde und wurde<br />
in den Palast zurückgebracht. Einige Wochen später fand man alle Hunde in der<br />
Kaserne tot auf, offensichtlich durch Rattengift getötet, das man unter ihr Futter<br />
gemischt hatte. Der Hundeführer, der Stefan <strong>Amaris</strong> gerettet hatte, war<br />
ebenfalls vergiftet worden, überlebte jedoch; allerdings wurde aufgrund der<br />
medizinischen Komplikationen durch das Gift seine Gesundheit so stark<br />
geschädigt, daß er aus dem Militärdienst ausscheiden mußte.<br />
- Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses <strong>Amaris</strong><br />
Aufzeichnungen über die jungen Jahre von Stefan <strong>Amaris</strong> lassen mehrere<br />
Schlußfolgerungen zu. Obwohl der Junge keinerlei körperliche Begabung für<br />
Sport oder Kriegskunst zeigte, war er ein ausgezeichneter Redner und besaß für<br />
sein Alter fortgeschrittene Kenntnisse in Sprachen und Literatur. Stefan war ein<br />
eifriger Leser und verschlang Bücher über Militärgeschichte und Philosophie.<br />
Während andere Kinder seines Alters Ritter, Drachen und legendäre Helden<br />
favoritisierten, befand sich unter Stefans Lieblingswerken Literatur von Sun Tzu<br />
und Machiavelli. Sein Lieblingswerk war Machiavellis „Der Fürst“, eine<br />
Abhandlung über das Erlangen und Erhalten von Macht mit allen Mitteln. Als er<br />
zu seinem zwölften Geburtstag eine antike Ausgabe dieses Buches geschenkt<br />
bekam, dankte er unter Freudentränen seiner Mutter mit den Worten, dies sei<br />
„das schönste Geschenk, das ein Junge bekommen kann“ – dies war den<br />
Unterlagen zufolge auch die einzige Gelegenheit, bei der Stefan Gefühle zeigte.<br />
Außerdem war es das einzige Mal, daß er etwas wie Zuneigung seiner Mutter<br />
gegenüber zum Ausdruck brachte. Cynthia <strong>Amaris</strong> betrachte ihren Sohn als das<br />
Symbol ihrer gescheiterten Ehe mit Stefan Gorienko und behandelte ihn mit<br />
16
Gleichgültigkeit. Als Stefan <strong>Amaris</strong> nach ihrem Tod viele Jahre später der<br />
Herrscher über die Republik wurde, weigerte er sich, ein Staatsbegräbnis<br />
abzuhalten, wie es für jemanden ihres Status' angemessen wäre; er verbot sogar,<br />
ihren Namen in seiner Gegenwart auszusprechen.<br />
- Der folgende Dialog ist ein Ausschnitt aus einer kürzlich entdeckten Tri-<br />
Vid Aufnahme von Stefan <strong>Amaris</strong>’ jährlichen psychologischen Gesprächen.<br />
Zum Zeitpunkt dieser Unterhaltung war er zehn Jahre alt.<br />
INTERVIEWER: Nun, Stefan, was ist Dein Lieblingstier?<br />
STEFAN: Sie werden mich mit „Lord“ anreden.<br />
INTERVIEWER: Verzeihung?<br />
STEFAN: Sprechen Sie mich mit meinem korrekten Titel an.<br />
INTERVIEWER (lacht): Tut mir leid. Lord <strong>Amaris</strong>, was ist Euer Lieblingstier?<br />
STEFAN: Ich mag… Spinnen.<br />
INTERVIEWER: Spinnen? Warum Spinnen? Weil sie so wunderschöne Netze spinnen?<br />
STEFAN: Nein.<br />
INTERVIEWER: Warum dann?<br />
STEFAN: Ich mag Spinnen, weil sie die schwächeren Insekten töten.<br />
INTERVIEWER: Stören Euch diese anderen Insekten?<br />
STEFAN: Nein, sie stören mich nicht. Ich mag Spinnen, weil sie stark sind. Meine Mutter hat<br />
mir gesagt, ich müsse stark sein, wenn ich irgendwann Herrscher sein soll. Deswegen<br />
betrachte ich Spinnen mit dem Wunsch, eine zu sein.<br />
INTERVIEWER: Also repräsentieren Spinnen Eurer Ansicht nach Stärke?<br />
STEFAN: Nicht nur das. Spinnen sind auch stark im Herzen.<br />
INTERVIEWER: Was meint Ihr?<br />
STEFAN: Spinnen sind nicht nur stark wegen ihres Giftes oder ihrer Klauen, sondern auch,<br />
weil sie keine Gnade zeigen und sich niemals fürchten. Ich möchte wie eine Spinne sein.<br />
Kurz nach seinem 18. Geburtstag 2735 schrieb sich Stefan <strong>Amaris</strong> an der<br />
Tadeo-<strong>Amaris</strong>-Militärakademie auf Apollo ein. Seine Zeugnisse zeigen, daß er<br />
hinsichtlich der MechKrieger-Ausbildung nur ein mittelmäßiger Student war; in<br />
Sprachlehre und Literatur erbrachte er ausgezeichnete Leistungen, er wurde<br />
sogar der Kapitän des Debatierklubs der Akademie. Fächer wie technische<br />
17
Planung und Mathematik langweilten ihn und nur durch den Einfluß der<br />
Regierung gaben ihm seine Dozenten die zum Bestehen nötigen Noten.<br />
Es ist interessant zu sehen, daß Stefan <strong>Amaris</strong><br />
bereits während seiner prägenden Jahre als Heranwachsender<br />
die Leute um sich herum beeindruckte.<br />
Indem er ein ein Bild von sich als charmanter<br />
Intellektueller kultivierte, gelang es ihm, eine<br />
Anzahl einflußreicher Leute für sich zu gewinnen.<br />
Auf der anderen Seite hatte Stefans scheinbar<br />
charismatische Persönlichkeit auch eine dämonische<br />
Seite; jeder, der es wagte, in einem Wettstreit<br />
gegen ihn anzutreten oder ihm öffentlich die Stirn<br />
bot, wurde Opfer eines schweren Unfalls oder<br />
erkrankte an einem Leiden und war infolgedessen<br />
aus gesundheitlichen Gründen gezwungen, die<br />
Akademie zu verlassen. Einer seiner wenigen<br />
engen Freunde in diesen acht Jahren war der junge<br />
Baron Gunthar von Strang, der spätere<br />
Kommandeur der gefürchteten 18. <strong>Amaris</strong> Jäger.<br />
Die beiden jungen Männer waren sich insofern<br />
recht ähnlich, als daß sie beide wie Raubtiere waren<br />
und andere nicht als menschliche Wesen<br />
betrachteten, sondern entweder als Werkzeug, das<br />
benutzt und weggeworfen wird, oder als Hindernis,<br />
das aus dem Weg geräumt werden muß.<br />
Eine große Zahl seiner gelegentlichen Bekanntschaften mit dem anderen<br />
Geschlecht fanden ebenfalls während dieser Zeit statt. Nach der Zerstörung der<br />
Republik 50 Jahre später wurde eine Anzahl Frauen, die während dieser Zeit mit<br />
ihm zusammen waren, im Rahmen einer Fallstudie über seine Persönlichkeit<br />
interviewt. Die meisten der Befragten sagten, Stefan wäre von einem umgänglichen<br />
Wesen gewesen, das sie für ihn eingenommen hätte; gleichzeitig<br />
hätte er pubertäre Phantasien gehabt, aus denen er, anders als die meisten<br />
anderen jungen Männer, niemals herausgewachsen war. Manchmal vertraute er<br />
sich seinen Gefährtinnen an und klagte, er sei nichts mehr als „ein Bastardprinz<br />
eines armen Königreiches aus der abgelegenen, unbedeutenden Peripherie“ und<br />
daß er wünschte, er wäre als Cameron geboren, um bis in den entferntesten<br />
Winkel des Universums über die Menschheit herrschen zu können. Er hatte ihn<br />
rasend machende Geschichten über seine Ahnin Lady Terens <strong>Amaris</strong> gehört,<br />
deren Versuche, die Liebe des Ersten Lords zu gewinnen, an ihrer<br />
unbedeutenden Abstammung gescheitert waren. Stefan erzählte seinen<br />
Freundinnen, er werde der größte Eroberer und Herrscher über die Menschheit<br />
seit Alexander dem Großen werden. Zu dieser Zeit war er bereits die<br />
zweitmächtigste Persönlichkeit der Republik, und so wagte niemand ihm zu<br />
sagen, daß er diese kindischen Phantasien aufgeben sollte; statt dessen hegte<br />
18
Stefan weiterhin seine innersten Sehnsüchte und schlug einen Pfad ein, der zu<br />
einer Tragödie für die gesamte Innere Sphäre führen sollte.<br />
Geschichte wird nicht von einer gesichtslosen Masse gemacht, sondern von<br />
einigen weitsichtigen Individuen, die bereit sind, zum Wohle aller alles zu<br />
riskieren.<br />
- Aus der Abschlußrede von Stefan <strong>Amaris</strong> an der Tadeo-<strong>Amaris</strong>-<br />
Militärakademie, 2739<br />
Einige Jahre nach seinem Abschluß an der Akademie lernte Stefan 2741 seine<br />
zukünftige Frau Eva von Strang über ihren älteren Bruder Gunthar von Strang<br />
kennen. Die von Strangs waren eine Adelsfamilie mit großem, über die<br />
Republik verteiltem Besitz und einem Familienvermögen aus Edelsteinminen.<br />
Obwohl viele innerhalb der Republik die von Strangs als potentielle Rivalen von<br />
Haus <strong>Amaris</strong> bei der Herrschaft über die Republik sahen, blieben sie der <strong>Amaris</strong><br />
Familie treu durch dick und dünn. Auch wenn es nach außen wie eine Ehe aus<br />
politischem Kalkül aussah, war Eva <strong>Amaris</strong> eine hingebungsvolle Ehefrau, loyal<br />
bis zum bitteren Ende einige Jahrzehnte später. In dieser Zeit begann die<br />
alternde Präsidentin Cynthia <strong>Amaris</strong>, die Verantwortung für die Republik mehr<br />
und mehr in die Hände ihres Sohnes Stefan zu legen. Mit seinem Charme und<br />
seinem unverhohlenen Ehrgeiz lernte Stefan schnell das Handwerk der Politik,<br />
während er begann, seinen Einfluß auf die Republik zu festigen.<br />
Im Winter 2741 heiratete Stefan <strong>Amaris</strong> Eva von Strang in einer pompösen<br />
Zeremonie. Obwohl bei der Feier viele Adlige aus der gesamten Inneren Sphäre<br />
vertreten waren, kam nicht ein einziges Mitglied der Cameron Familie.<br />
Angeblich schwor Stefan <strong>Amaris</strong> einige Tage nach der Hochzeit, die Camerons<br />
würden für diese Beleidigung mit „jedem Tropfen ihres verfluchten Blutes“<br />
bezahlen. 2744 brachte First Lady Eva <strong>Amaris</strong> ihren ersten Sohn, Roderick, und<br />
2744 ihr zweites Kind, Anais, zur Welt. Roderick beendete zwei Jahrzehnte<br />
später seine Ausbildung an der Tadeo-<strong>Amaris</strong>-Militärakademie mit höchster<br />
Auszeichnung und wurde ein hochrangiger Offizier der vielgerühmten 4. <strong>Amaris</strong><br />
Dragoner. Anais spezialisierte sich als Austauschstudentin mit der Hegemonie<br />
an der Universität Cambridge (Terra) auf Philosophie und Soziologie. Während<br />
Roderick in den stürmischen letzten Tagen des unglückseligen Imperiums seines<br />
Vaters im Kampf sterben sollte, würde Anais scheinbar überleben und die Saat<br />
für eine zukünftige Rückkehr des <strong>Amaris</strong>-Erbes säen.<br />
DIE GRUNDLAGEN DES KRIEGES<br />
Ehrgeiz ist es, was unser Schicksal bestimmt. Nicht Begabung, sondern Wille<br />
ändert den Lauf der Geschichte. Wie viele träumten davon, unsterblich zu<br />
werden, sich zu verewigen, und scheiterten wegen ihres Mangels an<br />
Durchhaltevermögen? Ein wenig Geduld, Vorbereitung und äußerste<br />
Hartnäckigkeit schaffen eine fast unschlagbare Kombination.<br />
- Aus Vicissitudes von Meridian<br />
19
Ein Fürst darf also weder ein<br />
anderes Ziel noch einen anderen<br />
Gedanken haben oder sich mit<br />
irgendeiner anderen Kunst<br />
befassen als der Kriegskunst,<br />
ihren Regeln und der ihr<br />
eigenen Disziplin; denn dies ist<br />
die einzige Kunst, die man von<br />
dem erwartet, der befiehlt.<br />
- Niccolo Machiavelli, Der<br />
Fürst<br />
Im Frühjahr 2742 erlitt Cynthia<br />
<strong>Amaris</strong> einen Schlaganfall, nach<br />
dem sie fast vollständig gelähmt<br />
war. Obwohl sie immer noch<br />
den Titel der Präsidentin trug,<br />
hatte sie schon beinahe ihre<br />
gesamten Amtsbefugnisse auf<br />
ihren Sohn Stefan übertragen,<br />
was ihn de facto zum Herrscher<br />
über die Randwelten machte. Während er seine Macht weiter konsolidierte,<br />
begann Stefan, Männer und Frauen, die nur ihm loyal ergeben waren, in<br />
Schlüsselpositionen des Randwelten-Militärs und den Senat zu manövrieren.<br />
Oppositionsführer wurden schikaniert und jeder, der ihm öffentlich trotzte, erlitt<br />
das gleiche Schicksal wie seine Gegner auf der Akademie und wurde<br />
anschließend durch jemanden ersetzt, der Stefan gegenüber loyal war.<br />
Eines der ersten Projekte Stefans war die Wiederbelebung der Geheimdienste<br />
der Republik. Zu Lebzeiten von Lady Terens <strong>Amaris</strong> waren die Büros für innere<br />
Sicherheit in der Republik die skrupellosesten und effizientesten Geheimdienste,<br />
die jemals eingerichtet wurden. Lady <strong>Amaris</strong>’ Nachfolger als Führer der<br />
Republik jedoch hatten die Geheimdienste langsam entmachtet und zugelassen,<br />
daß ihre Spionagenetzwerke zu einem Schatten ihres früheren Selbst verkamen.<br />
2740 brach Stefan <strong>Amaris</strong> mit dieser Politik, indem er das Geheimdienstbudget<br />
vervierfachte und die weit verzweigte Kommandostruktur reorganisierte, um<br />
eine bessere Zusammenarbeit der Geheimdienste zu bewirken. Im selben Maße,<br />
wie die Spionagenetzwerke an Qualität und Quantität gewannen, fühlten sich die<br />
Geheimdienste in Stefan <strong>Amaris</strong>’ Schuld und setzten ihr gesamtes Vertrauen<br />
und ihre Loyalität in den zukünftigen Präsidenten der Republik der Randwelten.<br />
Nach zwei Jahren gab Stefan <strong>Amaris</strong> den Geheimdiensten zwei neue Missionen:<br />
erstens die Sammlung von militärischen Daten über die wichtigsten Mächte der<br />
Inneren Sphäre, besonders über die mächtige Terranische Hegemonie, und<br />
20
zweitens Industriespionage, um die Technologie des Randwelten-Militärs zu<br />
verbessern.<br />
Als Antwort auf einige verheerende Piratenangriffe griff eine lyranische Einheit<br />
gegen Ende 2742 die öde Peripheriewelt Butte Holde an. Dort entdeckten die<br />
Lyraner, daß das Draconis Kombinat verschiedene Peripheriemächte illegal mit<br />
fortschrittlichen BattleMechs beliefert hatte. Schnell folgten gegenseitige<br />
Beschuldigungen, die Lyraner drohten dem Kombinat mit Krieg. Die Republik<br />
der Randwelten überstand diesen Skandal größtenteils unbeschadet, da ihre<br />
ausgezeichneten Geheimdienste in der Lage waren, die Spur der Transporte in<br />
die Randwelten zu verschleiern. Dieser Vorfall weckte Stefans Neugier<br />
bezüglich der Waffenlieferungen, die sein Großonkel Tadeo <strong>Amaris</strong> begonnen<br />
hatte. Anfang 2743 begab sich Stefan <strong>Amaris</strong> auf eine Reise, um die Wahrheit<br />
über die Kriegsmaschinerie der Randwelten herauszufinden.<br />
Als sein Flaggschiff, die Worm Ouroboros, die versteckten Militärbasen der<br />
Randwelten in den öden Chainelane Isles erreichte, war Stefan angenehm<br />
überrascht und verblüfft über Tadeos Weisheit. Tadeo hatte die Möglichkeit<br />
eines Krieges mit den Mächten der Inneren Sphäre vorausgesehen und den<br />
Großteil der Rüstungsindustrie der Republik auf versteckte Stützpunkte in der<br />
tiefen Peripherie verlegt, weg von den kaum zu verteidigenden Kernwelten. Die<br />
Chainelaine Isles, eine verlassene Region im Weltall, auf die niemand Anspruch<br />
erhob, Heimat von Piraten, Banditen und anderen Elementen, dienten als<br />
perfektes Versteck. Die größte Militärbasis der Republik mit dem Codenamen<br />
21
Knossos lag versteckt in einem bedrohlichen Asteroidenfeld und besaß sowohl<br />
Waffenfabriken als auch Schiffswerften. Zur Zeit von Stefans Besuch standen<br />
vier Panzerschiffe der Necronomicon-Klasse kurz vor ihrer Fertigstellung. Diese<br />
neuen Panzerschiffe wurden illegal konstruiert, in Verletzung der Verträge zur<br />
Rüstungsbegrenzung, die die Größe des Republikmilitärs einschränkten.<br />
Weiterhin gab es riesige Lagerhallen voller BattleMechs und nukleare<br />
Wiederaufbereitungsanlagen zur Herstellung waffenfähigen Plutoniums liefen<br />
auf Hochtouren. Es ist überflüssig zu erwähnen, daß Stefan <strong>Amaris</strong> über alle<br />
Maßen erfreut war und eine Erweiterung der Anlagen befahl. Anstatt<br />
menschliche Arbeitskräfte einzusetzen, was ständige Versorgung erfordert und<br />
zudem eine Entdeckung der geheimen Stützpunkte durch eine undichte Stelle<br />
wahrscheinlich gemacht hätte, benutzte Stefan <strong>Amaris</strong> das riesige Erbe seines<br />
verstorbenen Vaters, um die Anlagen zu automatisieren; somit konnte das<br />
Personal auf eine Handvoll Eingeweihter reduziert werden, während die<br />
Fabriken weiter mit voller Auslastung Militärmaterial produzierten. Diese<br />
Vorgehensweise hatte zur Folge, daß nur ein kleiner, vertrauter Kern von<br />
Personen im Militär der Republik die genaue Lage dieser Stützpunkte kannte;<br />
ein Faktor, der sich als sehr wichtig erweisen sollte, als die SBVS einige<br />
Jahrzehnte der Republik den Krieg erklärten und begannen, sie systematisch zu<br />
zerstören.<br />
22
AN: Stefan <strong>Amaris</strong>, Oberbefehlshaber, Republik der Randwelten-Streitkräfte<br />
VON: Dr. Harold Rohrs, Knossos Schiffswerften<br />
DATUM: 18. Mai 2743<br />
BETREFF: Eure Anfrage bezüglich des Produktionsstandes der Kriegsschiffe<br />
Mit großer Freude verkünde ich Euch hiermit die Einführung unserer neuen,<br />
dem aktuellsten Stand der Technik entsprechenden Panzerschiffen der<br />
Necronomicon-Klasse. Da ich hörte, daß Ihr Geschichte zu Euren<br />
Leidenschaften zählt, beschlossen wir, diese neuen Kriegsschiffe mit einer<br />
Bezeichnung des Nazireichs aus Terras entfernter Vergangenheit zu<br />
klassifizieren. Der Begriff „Panzerschiff“ bezieht sich im Wesentlichen auf ein<br />
Kriegsschiff, das jeden Kreuzer an Feuerkraft übertrifft und gleichzeitig schnell<br />
genug ist, um vor einem größeren Gegner zu fliehen. Diese neuen Kriegsschiffe<br />
werden unseren geliebten Republikstreitkräften gute Dienste leisten und sie<br />
könnten sogar der vielgepriesenen Flotte des Sternenbundes entgegentreten,<br />
sollte es jemals so weit kommen. Bei einer Verdrängung von fast 900.000<br />
Tonnen starrt diese furchterregende Schiffsklasse vor Schiffslasern, PPKs,<br />
Autokanonen sowie acht Abschußrampen für Barracuda- und Schwertwal-<br />
Raketensysteme, nicht zu vergessen einige kleinere Waffen zur Jägerabwehr.<br />
Diese Großkampfschiffe können weiterhin wegen ihrer Ferro-Karbid-<br />
Konstruktion und maximaler Panzerung gewaltigen Schaden einstecken, was<br />
ihnen ein noch nie gesehene Überlebensdauer in den tödlichen Raumschlachten<br />
verleiht. Für Notfälle besitzt jedes Schiff außerdem eine Lithium-<br />
Fusionsbatterie, sollte eine unvorhergesehene Situation eintreten. Es mag Euch<br />
überraschen, aber wir haben bereits zwei dieser Schiffe fertiggestellt; sowohl<br />
die Lovecraft als auch die Derleth werden gerade letzten Testflügen unterzogen<br />
und sollten nächsten Monat voll einsatzfähig sein. Vier weitere dieser Schiffe<br />
befinden sich in der letzten Bauphase und sollten innerhalb der nächsten sechs<br />
Monate einsatzbereit sein. Es wäre mir ein Vergnügen, Euch persönlich durch<br />
unsere Anlagen zu führen, sofern Ihr die Zeit dafür findet. Zudem möchte ich<br />
Euch meinen tiefsten Dank aussprechen für die Erhöhung unseres<br />
Herstellungsbudgets und die Einführung des Automatisierungsprojektes,<br />
welches unsere Produktion um das Zehnfache gesteigert hat. Heil <strong>Amaris</strong>!<br />
Ende 2743 erlag Cynthia <strong>Amaris</strong> schließlich den Heimsuchungen von Alter und<br />
Krankheit. Bei seinem Amtsantritt als Präsident hielt Stefan <strong>Amaris</strong> eine kurze<br />
Rede, in der er die Bedeutung von Einheit und Kooperation mit den Mächten der<br />
Inneren Sphäre, besonders dem Sternenbund, hervorhob, was viele Experten<br />
dazu veranlaßte, ihn als das dem Sternenbund gegenüber am freundlichsten<br />
gesonnene Staatsoberhaupt der Peripherie seit seinem Vorfahren Gregory zu<br />
bezeichnen, wobei Stefan <strong>Amaris</strong> anders als Gregory die Loyalität seiner Bürger<br />
behielt. Dieser berechnende Schachzug verstärkte die diplomatischen und<br />
wirtschaftlichen Beziehungen mit der Terranischen Hegemonie und führte zu<br />
einem wirtschaftlichen Boom in der Republik. Im Laufe seiner Amtszeit weckte<br />
Stefan die Neugier vieler Bürger der Republik, da er, ganz anders als seine<br />
Mutter, die Öffentlichkeit scheute. Präsident Stefan <strong>Amaris</strong> arbeitete lieber<br />
23
unerkannt und umgab sich mit Leuten vom Militär, obwohl er bei den wenigen<br />
öffentlichen Veranstaltungen, bei denen er zu sehen war, seinen berühmten<br />
Charme zur Schau stellte.<br />
In seinem Inneren<br />
bereitete sich Stefan<br />
<strong>Amaris</strong> darauf vor, ein<br />
Führer der Republik zu<br />
werden, der sich von<br />
seinen Vorgängern unterschied,<br />
ein Führer, der<br />
überall erkannt würde.<br />
Als leidenschaftlicher<br />
Student der Geschichte<br />
befaßte sich <strong>Amaris</strong><br />
sorgfältig mit den<br />
Methoden des Diktators<br />
Adolf Hitler aus dem 20.<br />
Jahrhundert; dieser hatte<br />
seine Haltung verändert<br />
und seinen Schnurrbart<br />
so rasiert, daß er aus der<br />
Masse herausstach.<br />
Daher stellte <strong>Amaris</strong> jede<br />
Art körperlicher Übung<br />
ein und begann,<br />
zuzunehmen, besonders<br />
am Kinn, was ihm den<br />
Anschein erheblichen<br />
Übergewichts verlieh,<br />
obwohl er nur etwas<br />
korpulent war. Zudem<br />
rasierte er sich den Kopf und ließ sich einen Bart nach der Art antiker<br />
mongolischer Eroberer wie Dschingis Khan wachsen. Obwohl dies sein<br />
körperliches Erscheinungsbild grotesk aussehen ließ, gelang es ihm mit seinem<br />
charmanten Lächeln und seinem umgänglichen Verhalten, die Furcht und den<br />
Schock der meisten Leute angesichts seines Äußeren zu zerstreuen.<br />
2744 gelang den republikanischen Geheimdiensten ein großer Coup - sie kamen<br />
in den Besitz geheimer technische Pläne und Muster der fortschrittlichsten<br />
Waffen des Sternenbundes. Schwarzmarktlieferungen von ER-Lasern und ER-<br />
PPKs, LB-X- und Ultra-Autokanonen, Gaußgeschütze, Doppelwärmetauscher,<br />
sogar ein gestohlener extra-leichter Reaktor wurde zum neu eingerichteten<br />
Zentrum für Forschung und Entwicklung in den Chainelane Isles gebracht. Die<br />
besten Wissenschaftler der Republik sowie hochbezahlte, unabhängige<br />
Techniker begannen dort mit dem langen, anstrengenden Prozeß des Nachbaus<br />
24
dieser militärtechnischen Innovationen, um es der Republik zu ermöglichen,<br />
diese selbst in Serie zu fertigen, anstatt vom hoch riskanten und kostenintensiven<br />
Handel auf dem Schwarzmarkt abhängig zu sein. Um 2750 erhielt der<br />
Großteil des Republikmilitärs Feldnachrüstsätze, mit denen seine BattleMechs<br />
mit diesen neuen Technologien nachgerüstet werden sollten. Anstatt mit neuer<br />
Technologie ausgerüstete neue Mechs von Grund auf neu zu konstruieren<br />
entschied Stefan <strong>Amaris</strong>, es sei weniger kostenaufwendig, die bereits vorhandenen<br />
Mechs nachzurüsten. Diese Vorgehensweise war nicht nur billiger, sie<br />
erweckte auch nicht den Verdacht, die Randwelten würden fortschrittliche<br />
Ausrüstung einsetzen, die nur dem Sternenbund zur Verfügung stand.<br />
VORZEICHEN DES UNTERGANGS<br />
Es ist nämlich eine allgemeine Regel, die nie fehlgeht, daß ein Fürst, der nicht<br />
selber klug ist, auch nicht gut beraten werden kann, es sei denn, er verließe sich<br />
ganz auf die Führung eines einzigen besonders klugen Mannes.<br />
- Niccolo Machiavelli, Der Fürst<br />
Jede Untersuchung über Stefan <strong>Amaris</strong> wirft augenblicklich eine Reihe von<br />
Fragen auf. Hatte er irgendwelche Gefühle gegenüber dem jungen Ersten Lord<br />
Richard Cameron, als dieser zu ihm als seinen einzigen engen Freund aufblickte<br />
oder war seine Freundschaft mit dem zukünftigen und letztem Herrscher über<br />
den Sternenbund nur Fassade? Wichtiger noch, hegte <strong>Amaris</strong> einen starken<br />
persönlichen Haß auf die Blutlinie der Camerons im Allgemeinen? Urteilt man<br />
nach seinem Wutausbruch, als er von den Camerons an seinem Hochzeitstag<br />
brüskiert wurde, oder nach seiner Meinung, der Sternenbund betrachte die<br />
Peripheriestaaten gewissermaßen als Sklaven, die man ausbeutet, hatte er wohl<br />
genug Gründe. Geht man aber nach seinem psychologischen Profil und seinem<br />
Mangel an Einfühlungsvermögen gegenüber anderen Menschen, könnten die<br />
Camerons nicht einfach nur weitere Hindernisse auf seinem Weg zur Macht<br />
gewesen sein, die es zu entfernen galt?<br />
- Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses <strong>Amaris</strong><br />
Als die Menschheit begann, weit entfernte Planeten zu kolonisieren, ersetzte die<br />
Wissenschaft Religion und Mystizismus als den Hauptglauben für die<br />
Unternehmungen der Menschheit. Aber trotz aller Einflüsse der Wissenschaft<br />
auf das Leben der Menschen gab es noch immer unbeantwortete Fragen in<br />
Bezug auf Prophezeiungen und darüber, ob es ein vorherbestimmtes Schicksal<br />
gibt, welches sich voraussagen läßt. 2742 wurde eine Schützin der 70.<br />
Infanteriedivision der SBVS vom Blitz getroffen und war in Folge taubstumm<br />
und blind. Nachdem sie fünf Tage im Krankenhaus gelegen hatte, schien sie ihre<br />
Sinne wiederzuerlangen, obwohl die Ärzte meinten, sie würde möglicherweise<br />
für immer in diesem Zustand bleiben. Sie redete für einige Stunden<br />
unzusammenhängendes Zeug; danach erklärte sie vertraulich unter Zeugen, der<br />
Erste Lord Simon Cameron würde den Tod durch die „Grabmaschine eines<br />
Mörders“ finden. Drei Jahre vorher wurde Lieutenant Saul Robstein von der<br />
25
191. Royal BattleMech Division ebenfalls mit Blind- und Taubheit geschlagen;<br />
auch er erlangte seine Sinne zurück und sagte voraus, Jocasta Cameron, die<br />
Schwester des ehemaligen Ersten Lords Jonathan Cameron, werde in drei Jahren<br />
sterben. Das Merkwürdige war, daß Jocasta Cameron am selben Tag starb, als<br />
die namentlich unbekannte Schützin, die den Tod Lord Simon Camerons<br />
voraussagte, ihrer Sinne beraubt wurde. Waren diese Geschehnisse nur seltsame<br />
Zufälle, die mit der Geschichte zusammenspielten oder war eine höhere Macht<br />
am Werk? Diese Fragen bleiben bis heute unbeantwortet. Der Name der<br />
Schützin wurde nicht in den offiziellen Aufzeichnungen festgehalten und somit<br />
gab es keine weitergehenden Nachforschungen über diese Behauptungen nach<br />
dem <strong>Amaris</strong> Bürgerkrieg.<br />
Entgegen offiziellen Behauptungen, diese Zeiten seien die „Guten Jahre“<br />
gewesen, begannen 2750 diverse versteckte Kriege und Konflikte. Es gab<br />
zahlreiche Grenzvorfälle zwischen den Großen Häusern. Auch in der Peripherie<br />
war man verärgert über die zunehmende Besteuerung durch die<br />
Mitgliedsstaaten, so daß sich erneut einige Widerstandsgruppen, die das Ziel<br />
hatten, das Joch des Sternenbunds abzuwerfen, zu organisieren begannen. Die<br />
Innere Sphäre schien wie ein Pulverfaß kurz vor der Explosion. Der Erste Lord<br />
Simon Cameron, damaliger Herrscher des Sternenbundes, schien zu erkennen,<br />
daß die Dinge aus dem Ruder liefen und traf Vorbereitungen für eine Rundreise,<br />
die ihn durch das gesamte Gebiet des Sternenbundes führen sollte. Seine Berater<br />
waren der Ansicht, diese Geste sei notwendig, um in einer Zeit, in der das<br />
Vertrauen in eine geeinte Menschheit an einem Tief angelangt war, politische<br />
Unterstützung zu erhalten.<br />
Der exakte Zeitpunkt, an dem Stefan <strong>Amaris</strong> sich entschloß, für die Erlangung<br />
der absoluten Macht die Übernahme des Sternenbundes zu planen und<br />
auszuführen, ist unbekannt, aber Lord Camerons Ankündigung seiner Rundreise<br />
war ein günstiger Augenblick für ihn. Die Streitkräfte der Republik waren dank<br />
der Basen in den Chainelane Isles im Geheimen stetig weiter gewachsen, bis sie<br />
sogar den Armeen der Großen Häuser an Quantität und technologischer Qualität<br />
gleichkamen, da vorhandene Einheiten im Stillen mit fortschrittlicher<br />
Sternenbund-Bewaffnung ausgerüstet und weitere Einheiten in versteckten<br />
Stützpunkten in der tiefen Peripherie ausgehoben wurden. Indem er die<br />
leistungsfähigen Geheimdienste der Republik benutzte, um feindliche Spione zu<br />
eliminieren und fremde Mächte mit falschen Informationen zu füttern, besaß<br />
Stefan <strong>Amaris</strong> nun die Mittel, mit denen er seine langgehegten Ambitionen<br />
verwirklichen konnte.<br />
Einer vor kurzem durchgeführten Analyse freigegebener Dokumente zufolge,<br />
die den SBVS während der Besatzung und Zerstörung der Republik der<br />
Randwelten Jahre später in die Hände gefallen waren, scheint es klar, daß es den<br />
republikanischen Geheimdiensten gelungen war, diverse Militärcodes zu<br />
knacken; herausragende Beispiele sind die verschlüsselten Übertragungen des<br />
Sternenbund-Militärs und der Taurischen Verteidigungsstreitkräfte, welche<br />
26
damit weit offen für eine Überwachung durch Geheimdienstanalysten der<br />
Republik waren. Dies stellte <strong>Amaris</strong> nicht nur ein Frühwarnsystem zur<br />
Verfügung für den Fall, daß seine Feinde seine wahren Absichten entdeckten,<br />
sondern lieferte ihm auch die genauen Reisedaten des Ersten Lords und die<br />
Zusammensetzung seiner Leibwache.<br />
Obwohl die Ereignisse, die zu dem Vorfall während des Besuchs der<br />
Minenanlagen auf New Silesia Anfang 2751 durch Lord Simon Cameron<br />
führten, nicht bestätigt sind, können einige Annahmen gemacht werden. Erstens<br />
wußte Stefan <strong>Amaris</strong> als erster außerhalb des SBVS Oberkommandos von Lord<br />
Camerons Besuch der Minenanlage und seiner genauen Route. Zweitens hätte<br />
<strong>Amaris</strong>, ausgestattet mit diesem Wissen, ein Team von Undercover-Agenten<br />
losschicken können, um eine Schürfmaschine in Vorbereitung des Besuchs Lord<br />
Camerons zu sabotieren. Drittens hätte <strong>Amaris</strong> die Informationen über<br />
Reiseroute und Sicherheitsvorkehrungen an eine dritte, dem Sternenbund<br />
feindlich gesinnte Partei, verkaufen können – zum Beispiel den Tauriern. Was<br />
auch die Ursache gewesen mag, Lord Simon Cameron kam tatsächlich während<br />
der Besichtigung der Minenanlagen bei einem Unfall ums Leben und bestätigte<br />
so die Vision der namenlosen SBVS-Schützin. Die folgende Untersuchung kam<br />
zu dem Schluß, daß keine Sabotage vorliege und der Fall wurde geschlossen.<br />
Obwohl bis heute mehrere Verschwörungstheorien existieren, wird das Rätsel<br />
um den schockierenden Tod von Lord Simon Cameron wohl nie gelöst werden,<br />
sofern keine neuen Beweise auftauchen.<br />
Während die Nachricht vom Tode Simon Camerons die Innere Sphäre<br />
erschütterte, entstand eine Krise um seinen Nachfolger als Erster Lord; Simons<br />
Erbe war sein Sohn Richard, der zu dieser Zeit gerade acht Jahre alt war. Am<br />
dritten April 2751 bestätigten die Mitglieder des Hohen Rats des Sternenbundes<br />
27
den Jungen als Ersten Lord und ernannten General Aleksandr Kerensky, den<br />
Oberkommandierenden der SVBS, bis zum 18. Geburtstag Richards zum<br />
Regenten und Lordprotector des Reiches.<br />
Obwohl diese Vorgehensweise den<br />
Bund erneut zu stabilisieren schien,<br />
nutzten die Großen Häuser sofort die<br />
Schwäche des Sternenbundes, um ein<br />
Gesetz zu verabschieden, welches<br />
ihnen die Verdoppelung ihrer Streitkräfte<br />
zugestand. Das einzige Ratsmitglied,<br />
das gegen das Gesetz<br />
stimmte, war Stefan <strong>Amaris</strong>. Obwohl<br />
er von vielen als Moralist und<br />
Friedensstifter gepriesen wurde, war<br />
<strong>Amaris</strong> in Wirklichkeit ein Wolf im<br />
Schafspelz. Schon einige Jahre vorher<br />
hatte er seine Armeen im<br />
Geheimen mehr als verdoppelt und<br />
war den anderen damit weit voraus.<br />
Sein Handeln brachte ihm lediglich<br />
politisches Ansehen bei den<br />
machtlosen Adeligen der Inneren<br />
Sphäre und den Menschen im<br />
Sternenbund.<br />
2753 kam der Rat erneut auf Terra<br />
zusammen und erließ ein weiteres Edikt zur Erhöhung der Besteuerung der<br />
Peripheriestaaten, um die massiven Erhöhungen des Militärbudgets zu<br />
finanzieren – entgegen dem vehementen Widerstand von General Kerensky und<br />
Stefan <strong>Amaris</strong>. Ohne einen starken Ersten Lord, der sie im Zaum hielt, fuhren<br />
die Lordräte fort, die Einheit des Sternenbundes zu unterminieren, während sie<br />
versuchten, ihre militärische Stärke drastisch zu erhöhen. Da es ihm an<br />
politischer Erfahrung fehlte und er beständig von den erfahreneren Lordräten<br />
ausmanövriert wurde, beschloß General Kerensky verärgert, bei seinen Truppen<br />
zu bleiben, anstatt zu versuchen, ein Rudel von „Halsabschneidern“ zu<br />
kontrollieren. Kerensky als Mann des Militärs war enttäuscht und angewidert<br />
von dem politischen Chaos um ihn herum und ließ den Lordräten somit fast<br />
völlige Freiheit. Nur Stefan <strong>Amaris</strong> stellte sich den Machenschaften der Großen<br />
Häuser in der Öffentlichkeit entgegen, obgleich er ständig überstimmt wurde.<br />
Dies machte ihm allerdings wenig aus, da er bereits für einen solche Eventualität<br />
vorgesorgt hatte. Tatsächlich gewann Stefan <strong>Amaris</strong> bereits beträchtlichen<br />
Einfluß unter dem unzufriedenen, führerlosen Adel des Sternenbundes, der sich<br />
für die Vertretung seiner Interessen mehr und mehr auf <strong>Amaris</strong> verließ.<br />
28
Während die Peripheriestaaten vor Unzufriedenheit zu brodeln begannen,<br />
brachte <strong>Amaris</strong> weitere Oppositionsführer auf seine Seite. Einige Adelige aus<br />
der Peripherie verließen sich darauf, daß er versuchen würde, die harten<br />
Steuergesetze aufzuheben, aber vergeblich. Obwohl er gelegentlich seine<br />
Proteste lautstark den anderen Ratsmitgliedern gegenüber vorbrachte, spielte<br />
<strong>Amaris</strong> beide Seiten gegeneinander aus, während sein politisches Ansehen<br />
weiter stieg. Die Bürger der Republik der Randwelten verherrlichten ihn als<br />
großen Anführer und Friedensstifter und schätzten sich glücklich, einen so<br />
wohlwollenden Herrscher zu haben. Beinahe über Nacht verschwand die<br />
ohnehin schon schwache Opposition gegen <strong>Amaris</strong> und sein Volk (und viele<br />
andere in den Peripheriestaaten) folgte ihm blind vorwärts in eine scheinbar<br />
glückliche und friedvolle Zukunft. Die einzige Person, die seinen politischen<br />
Intrigen widerstand, war General Aleksandr Kerensky, der scheinbar Stefans<br />
Fassade durchschaute und ihm gegenüber gleichgültig blieb.<br />
Das erste, ebenso wie die darauffolgenden Treffen Stefan <strong>Amaris</strong>’ mit<br />
General Aleksandr Kerensky erreichten nicht das vom Herrscher der<br />
Republik der Randwelten erhoffte Ziel. <strong>Amaris</strong> dachte, er könnte General<br />
Kerensky unter seinen Einfluß bringen, aber der General spürte, das<br />
etwas nicht stimmte mit dem, was hinter <strong>Amaris</strong> stählernen, kalten,<br />
grauen Augen lag. Es schien fast, als wüßte Kerensky, daß <strong>Amaris</strong><br />
hinter jeder Geste, hinter jedem Wort, etwas versteckte und man ihm<br />
deswegen nicht trauen konnte. Stefan versuchte zahlreiche Male, das<br />
Eis zwischen ihnen zu brechen, wurde aber jedesmal mit kühler,<br />
professioneller Höflichkeit zurückgewiesen. Nach einem halben Dutzend<br />
Versuchen gab <strong>Amaris</strong> schließlich auf und begann stattdessen, diejenige<br />
Person innerhalb des Sternenbundes auf seine Seite zu ziehen, die für<br />
seine Intrigen am verwundbarsten war – Richard Cameron.<br />
- Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses <strong>Amaris</strong><br />
Stefan <strong>Amaris</strong> traf Richard Cameron zum ersten Mal im Spätsommer 2753, als<br />
der Junge zehn Jahre alt war. Aufgrund der Vorsichtsmaßnahmen für seine<br />
Sicherheit war es dem einsamen Kind nicht gestattet, mit Gleichaltrigen zu<br />
spielen; er wuchs mit erwachsenen Bediensteten als einziger Gesellschaft auf<br />
und durfte zudem das Palastgelände nicht verlassen. Einsam und traurig, brach<br />
Richard Cameron beinahe in Tränen aus, als ihm Stefan <strong>Amaris</strong> während ihres<br />
ersten Treffens ein kleines Geschenk überreichte. Stefan <strong>Amaris</strong> spürte eine<br />
verwandte Seele, verschob seine anderen Pflichten im Rat und verbrachte die<br />
nächsten Tage mit Richard Cameron; sie unterhielten sich, spielten und<br />
amüsierten sich. Anders als die anderen Erwachsenen in seiner Umgebung<br />
behandelte <strong>Amaris</strong> Richard nicht wie ein Kind, sondern wie einen<br />
Gleichgestellten und gewann ihn so für sich. Während die Jahre vergingen,<br />
versäumte es Stefan <strong>Amaris</strong> nie, dem Jungen einen Besuch abzustatten, und<br />
Richard revanchierte sich, indem er regelmäßig über HPG mit <strong>Amaris</strong><br />
korrespondierte, wenn sie durch die Entfernung voneinander getrennt waren.<br />
29
Richard war vollständig eingenommen vom Herrscher der Randwelten und<br />
vertraute „Onkel Stefan“ als einzigem Freund; als er erwachsen wurde, ernannte<br />
er <strong>Amaris</strong> zu seinem persönlichen Beschützer. Der Sternenbundadel bemerkte<br />
<strong>Amaris</strong>’ wachsenden Einfluß auf den jungen Cameron und begann, ihn mit<br />
Handelsverträgen und Geschäftsvorschlägen zu hofieren. <strong>Amaris</strong> nahm jedes<br />
Angebot mit Freuden an und Wirtschaft und militärische Stärke seines Reiches<br />
wuchs.<br />
2755 nahm der zwölfjährige Richard Cameron zum ersten Mal am jährlichen<br />
Treffen des Hohen Rates des Sternenbundes teil. Die Lordräte waren überrascht,<br />
Stefan <strong>Amaris</strong> zur Rechten des jungen Ersten Lords zu sehen, gewannen aber<br />
ihre Fassung schnell zurück und nahmen ihre politischen Gespräche wieder auf.<br />
Richard Cameron war geschockt und verletzt, als ihn die Lordräte geradezu<br />
ignorierten und stand kurz davor, weinend aus dem Raum zu stürmen, doch die<br />
beruhigende Hand von Stefan <strong>Amaris</strong> hielt ihn davon ab. Während des Treffens<br />
schlug Lord Minoru Kurita eine weitere Verdopplung der jeweiligen Hausarmeen<br />
vor und trieb eine neue Verteidigungssteuer voran, die gegen die<br />
Peripheriestaaten erhoben werden sollte. Entgegen den Protesten Richard<br />
Camerons setzten die Lordräte beides durch. Als man ihm schließlich erlaubte,<br />
zu Ende der Versammlung das Wort zu ergreifen, ernannte Richard Cameron<br />
Stefan <strong>Amaris</strong> zum Ritter des Sternenbunds und erklärte, er werde General<br />
Kerensky unverzüglich befehlen, sämtliche Truppen des Sternenbundes aus dem<br />
Gebiet der Republik der Randwelten abzuziehen. Danach verließ der junge Erste<br />
Lord zusammen mit einem lächelnden <strong>Amaris</strong> den Raum und ließ die anderen<br />
Lordräte schockiert und ungläubig zurück.<br />
Es gab ein weiteres Vorzeichen des Untergangs, das sich erfüllen sollte: einige<br />
Tage nach dem Tode Simon Camerons’ fiel Sergeant Heinz Mann von der 290.<br />
mechanisierten Infanteriedivision in ein achttägiges Koma. Nach seiner<br />
Genesung berichte er von Visionen von Dutzenden Mitgliedern der Cameron-<br />
Familie, die tot in ihrem eigenen Blut lagen.<br />
30
MERIDIAN<br />
Kein Tyrann, egal aus welcher Zeit, hätte<br />
sein Ziel ohne die Hilfe eines<br />
zuverlässigen Vollstreckers erreicht, der<br />
den Großteil des Teufelswerkes für sie<br />
erledigte. Lenin hatte Stalin und Trotzki,<br />
Capone hatte Nitti, Hitler hatte Röhm<br />
und später Himmler, und <strong>Amaris</strong> hat<br />
Meridian.<br />
- General Aaron DeChavilier während<br />
der Befreiung Terras durch die SBVS,<br />
2779<br />
Meridian war eine der großen „Was<br />
wäre, wenn...“-Fragen der Geschichte.<br />
Obwohl er allgemein als Verräter<br />
ohnegleichen gilt, der beim Fall des<br />
Sternenbundes mithalf, war es eine Reihe<br />
von Tragödien in seinem Leben, die ihn<br />
schließlich dazu brachten, zu tun, was er<br />
tat. Wären die Geschehnisse jener<br />
verhängnisvollen Nacht nie passiert,<br />
hätte die Geschichte einen anderen<br />
Verlauf genommen?<br />
- Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des<br />
Hauses <strong>Amaris</strong><br />
Der Mann, der später den Namen<br />
„Meridian“ tragen würde, wurde als<br />
Christopher Fokker geboren. Fokker, der<br />
mit Auszeichnung an der Sandhurst<br />
Militärakademie auf Terra graduierte und<br />
auch das SLVS ACMS (Advanced<br />
Combat and Maneuvering Skills)<br />
erfolgreich abschloß, war einer der<br />
intelligentesten jungen Offiziere der<br />
SBVS. Nachdem Fokker bei der 146.<br />
Royal BattleMech-Division gedient<br />
hatte, wurde er als einer der wenigen Ausbildungsoffiziere für das „Gunslinger-<br />
Programm“ der SBVS ausgewählt.<br />
Das Gunslinger-Programm war eine geheime Trainingseinheit, die als Antwort<br />
auf die „Versteckten Kriege“, während denen die Privatarmeen der Lordräte<br />
Soldaten der SBVS zu geheimen Duellen auf Leben und Tod herausforderten,<br />
gegründet wurde. Nachdem Urizen Kuritas „Ronin“ (in Wirklichkeit bestens<br />
31
ausgebildete DEST-Kommandosoldaten) die SVBS-Soldaten regelmäßig<br />
besiegten, wurden im Gunslinger-Programm sorgfältig ausgewählte<br />
MechKrieger der SBVS einem intensiven Training mit den fortschrittlichsten<br />
Simulatoren und den besten Ausbildern unterzogen. Wie erwartet war Fokker in<br />
diesem Programm unübertroffen und wurde zum obersten Ausbilder dieser<br />
Einheit befördert; hier erhielt er auch den Rufnamen „Meridian“. Es war fast<br />
sicher, daß Fokker einmal einen hohen Rang im SBVS Oberkommando<br />
bekleiden würde. Ein Ereignis in seinem Privatleben sollte jedoch den Verlauf<br />
seines Lebens dramatisch verändern.<br />
Im Gunslinger-Programm lernte Major Fokker eine junge Mechkriegerin<br />
namens Tanya Kerensky kennen, die Nichte des kommandierenden Generals der<br />
SBVS, Aleksandr Kerensky. Die Beiden verliebten sich ineinander, sehr zum<br />
Verdruß von Tanyas Vater, Colonel Oleg Kerensky. Colonel Kerensky mißfiel<br />
die „bäuerliche“ Herkunft des jungen Mannes und eines Abends ertappte er das<br />
junge Paar beim Küssen vor seinem Haus. Der wütende Colonel zog seinen<br />
Dolch und stürmte auf Christopher Fokker zu, dem es dank seiner<br />
Kampfsportausbildung gelang, seinen Gegner zu Boden zu werfen.<br />
Unglücklicherweise war dabei Olegs Hand unter seinen Körper gerutscht und<br />
sein eigener Dolch durchbohrte sein Herz. Christopher Fokker hatte<br />
versehentlich Tanyas Vater getötet. Schnell wurde der junge SBVS-Offiizier<br />
wegen Mordes vor ein Kriegsgericht gestellt; den Vorsitz hatte General<br />
Aleksandr Kerensky persönlich.<br />
Nachdem er auf einen Unfall plädiert hatte, verwandelte sich Fokkers Hoffnung<br />
in Schock, als ihn das Gericht für schuldig befand, einen vorgesetzten Offizier<br />
getötet zu haben und ihn zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilte. Die<br />
Bestätigung des Urteils durch General Kerensky verstärkte seinen Kummer<br />
noch. Drei Monate nach Antritt seiner Strafe eruhr Fokker, daß Tanya<br />
Selbstmord begangen hatte – im dritten Monat schwanger mit ihrem<br />
gemeinsamen Kind. Während aus den Monaten Jahre wurden, verwandelte sich<br />
Fokkers Schmerz in Wut auf General Kerensky und den Sternenbund. Er schwor<br />
Rache und daß er sie alle für die Zerstörung seines Lebens und seiner Familie<br />
bezahlen lassen würde.<br />
2749 gelang Christopher Fokker zusammen mit einigen Komplizen eine<br />
spektakuläre Flucht aus dem Militärgefängnis der SBVS auf Terra; 2751 kam er<br />
in der Republik der Randwelten an. Stefan <strong>Amaris</strong> selbst begrüßte den<br />
abtrünnigen SBVS-Offizier und bot ihm einen Posten in seinen Streitkräften an.<br />
Innerhalb von zwei Jahren hatte Fokker die besten Offiziere und Soldaten<br />
versammelt, um eine Elite-Kommandoeinheit zu bilden, die 13. <strong>Amaris</strong> Special<br />
Forces Group. Indem er die gleichen Trainingsmethoden wie beim Gunslingerund<br />
ACMS-Programm benutzte, verwandelte Meridian (wie Fokker nun genannt<br />
wurde) eine zusammengewürfelte Truppe unerfahrener Haussoldaten in eine<br />
Einheit, die den Vergleich mit den besten der SBVS nicht zu scheuen brauchte.<br />
Nachdem Meridian als persönlicher Berater dem Kommandostab Stefan <strong>Amaris</strong><br />
32
zugeteilt worden war, begann er außerdem, neue aktualisierte Doktrinen<br />
einzuführen; zudem brachte er wichtige Informationen über die Taktiken und<br />
Schwächen der SBVS mit, ein Vorteil für die Streitkräfte der Republik, sollten<br />
sie jemals gegen den Sternenbund zu Felde ziehen.<br />
2762 war ein turbulentes Jahr für den Sternenbund. In diesem Jahr endete<br />
General Kerenskys Regentschaft mit dem 18. Geburtstag Richard Camerons und<br />
seiner Einsetzung als Erster Lord des Sternenbunds. Beim ersten Treffen des<br />
Hohen Rates in diesem Jahr legte Richard Cameron den Lordräten<br />
Exekutivbefehl 156 vor, der sie verpflichtete, sämtliche Hausarmeen aufzulösen.<br />
Beinahe augenblicklich sah er sich Protesten und Spott ausgesetzt, womit er<br />
nicht gerechnet hatte. Aus der Fassung gebracht war der junge Lord zu der<br />
Erniedrigung gezwungen, den Befehl zurückzunehmen. Nur Stefan <strong>Amaris</strong><br />
unterstützte die Initiative wie gewöhnlich. Als letzten Akt des Widerstandes<br />
entschied Lord Cameron, den Hohen Rat zu aufzulösen und nur noch per Dekret<br />
zu regieren. Während die gekränkten Parteien auseinander gingen, erkannte<br />
Richard, daß die Großen Häuser militärisch so stark geworden waren, daß nicht<br />
einmal der Sternenbund es alleine mit ihnen aufnehmen konnte.<br />
Im folgenden Jahr erfuhr Stefan <strong>Amaris</strong>, dessen Geheimdienst die taurischen<br />
Geheimcodes geknackt hatte, vom Aufbau einer geheimen taurischen<br />
Freiheitsarmee und traf sich mit General Kerensky in der Peripherie, wo er ihm<br />
die genauen Koordinaten dieser Armee mitteilte. In der darauffolgenden<br />
Operation ging den SBVS beinahe die gesamte Führung der taurischen<br />
Freiheitsarmee ins Netz. Obwohl General Kerensky immer noch gegen <strong>Amaris</strong><br />
war, war Richard Cameron nun überzeugt, nur die Republik der Randwelten<br />
könnte ein vertrauenswürdiger Verbündeter sein. Die Taurier waren gelinde<br />
gesagt alles andere als erfreut und bezeichneten <strong>Amaris</strong> als einen Verräter, dem<br />
die Sache der Peripherie vollständig egal sei.<br />
In der Zwischenzeit verschlechterte sich die Situation in der Peripherie – die<br />
Zwangsbesteuerung erhitzte die Gemüter und bewaffnete Proteste entbrannten.<br />
Auf Rat von <strong>Amaris</strong> befahl Richard Cameron General Kerensky, die SBVS<br />
Truppen in der Peripherie zu verstärken und persönlich das Kommando zu<br />
übernehmen. Kerensky protestierte, die Truppen in der Peripherie zu verstärken<br />
würde alle Reserven in der Hegemonie aufbrauchen. Als Richard seinen Befehl<br />
wiederholte, schluckte Kerensky seinen Stolz herunter und reiste in die<br />
Peripherie; er war Soldat und hatte genug davon, sich mit Politikern abzugeben.<br />
Unterdessen schlug <strong>Amaris</strong> dem vertrauensvollen Ersten Lord vor, mit seinen<br />
eigenen republikanischen Truppen die Gebiete der Hegemonie im Falle weiterer<br />
Konflikte zu verstärken. Richard stimmte rückhaltlos zu und schickte 2764<br />
Lieferungen fortschrittlicher Militärausrüstung, unter anderem auch modernste<br />
BattleMechs der SBVS, sowie Berater, die die Republikanischen Streitkräfte in<br />
fortgeschrittenen Militärtaktiken unterrichten sollten, in die Republik der<br />
Randwelten. Das Militär der Randwelten hatte schon an einigen gemeinsamen,<br />
großangelegten Manövern der SBVS teilgenommen.<br />
33
Trotz ihrer Rückschläge einige Jahre zuvor waren die Taurier mehr als je zuvor<br />
entschlossen, ihre Welten vom Joch des Sternenbundes zu befreien. 2765<br />
gruppierten sie ihre Kräfte erneut und sagten sich offen vom Sternenbund los.<br />
Innerhalb von Wochen griff die gesamte Peripherie, mit Ausnahme der Republik<br />
der Randwelten, zu den Waffen und trieben die SBVS Garnisonen in die<br />
Defensive. Der Erste Lord Richard Cameron bat die Hausfürsten um Hilfe bei<br />
der Niederschlagung der Rebellion, jedoch vergebens. Während die Kämpfe<br />
tobten, schickte Lord Cameron den Großteil der SBVS gegen die<br />
Peripherierebellen und bat Stefan <strong>Amaris</strong>, seine Truppen als Garnison auf den<br />
Welten der Hegemonie einzusetzen, falls es Probleme mit den Großen Häusern<br />
geben sollte.<br />
Dies war der Moment, auf den Stefan <strong>Amaris</strong> gehofft hatte. Die 13. <strong>Amaris</strong> SFG<br />
war bereits heimlich auf Terra stationiert worden.<br />
KURZLEBIGES IMPERIUM<br />
Der Tag war endlich gekommen. Es war ein blutiger Tag voller Schlechtigkeit<br />
und Zorn. Wir versuchten das Schicksal und es war uns wohlgesonnen an jenem<br />
Tag. Aber letztendlich war unsere Sache bereits verloren, wir hatten es nur nicht<br />
erkannt.<br />
- Aus Vicissitudes von Meridian<br />
Falls Stefan <strong>Amaris</strong> sein lebenslanges Bestreben, der größte Eroberer, den die<br />
Menschheit je gesehen hatte, zur Erfüllung bringen wollte, hatte ihm die<br />
Vorhersehung 2766 endlich die Chance dazu gewährt. Dieses Jahr war die<br />
Belohnung für seine Geduld und seine Vorbereitungen. Es war sein Moment des<br />
34
Ruhms, in dem alle seine Schachfiguren an der richtigen Stelle waren.<br />
Möglicherweise spürte er, daß er keine zweite Gelegenheit erhalten würde,<br />
wenn er jetzt nicht handelte. Der Preis war da, alles, was er tun mußte, war die<br />
Hand auszustrecken und die Zügel der Macht ergreifen. Und das tat er.<br />
-Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses <strong>Amaris</strong><br />
Anfang 2766 waren die 4. <strong>Amaris</strong> Dragoner, eine Eliteeinheit, nach Terra<br />
verlegt worden. Dort verrichteten die Einheiten Stefan <strong>Amaris</strong>’ zusammen mit<br />
dem genauso berühmten Royal Black Watch Regiment des Ersten Lords<br />
Garnisonsdienst am Hof des Sternenbundes. Die meisten der 25 Divisionen der<br />
Terranischen Hegemonie waren mit Offensivoperationen in der entlegenen<br />
Peripherie beschäftigt, so daß nur 8 Divisionen, wovon nur 2 BattleMech-<br />
Divisionen waren, im Hegemonieraum zurückblieben. Im Winter desselben<br />
Jahres hatten sich 16 Divisionen der Republik auf den wichtigsten Welten der<br />
Hegemonie positioniert. Dazu hatten verdeckte Agenten der Randwelten<br />
begonnen, das Frühwarnsystem des Sternenbundes sowie die kürzlich gebauten<br />
automatisierten Raumverteidigungssysteme zu infiltrieren. Am 26. Dezember<br />
kehrte Stefan <strong>Amaris</strong> nach Terra zurück und erteilte seine letzten Befehle. Er<br />
ernannte Mohammed Selim zu seinem Regenten in der Republik der<br />
Randwelten und versetzte die verbliebenen Truppen in Kampfbereitschaft.<br />
Vielleicht hatte Stefan <strong>Amaris</strong> die Möglichkeit zu Scheitern vorausgesehen, als<br />
er seine älteste Tochter Anais anwies, ihre Sachen zu packen und sein<br />
abfliegendes Flaggschiff zu begleiten. Anais <strong>Amaris</strong> protestierte, aber ihr Vater<br />
bestand darauf mit den Worten, sie würde dort gebraucht. Als das<br />
republikanische Kriegsschif Worm Ouroboros sprang, hatte Stefan <strong>Amaris</strong><br />
Zeugen zufolge Tränen des Abschieds von seiner Tochter in den Augen.<br />
Am darauffolgenden Tag begann der <strong>Amaris</strong>-Putsch mit<br />
Überraschungsangriffen des Republikmilitärs auf die Sternenbundgarnisonen im<br />
Hegemonieraum. Auf Terra wurde der Großteil des Royal Black Watch<br />
Regiments bei der Explosion einer Atombombe in ihren Quartieren in der Nähe<br />
des Sternenbundhofes, höchstwahrscheinlich von der 13. <strong>Amaris</strong> SFG dort<br />
platziert, ausgelöscht. Während die 4. <strong>Amaris</strong> Dragoner die 191. Royal<br />
BattleMech-Division und ihre Reserveeinheiten angriffen, begleitete Stefan<br />
<strong>Amaris</strong> die 13. <strong>Amaris</strong> SFG in einem waghalsigen Angriff auf den Palast des<br />
Ersten Lords. Zwar wurde die unmittelbare Umgebung des Ersten Lords immer<br />
noch von mehr als einer Kompanie Krieger der Black Watch bewacht, aber die<br />
Spezialeinheiten unter dem Befehl von Meridian machten kurzen Prozeß mit<br />
ihnen. Einige Stunden später wurde der völlig überraschte Erste Lord Richard<br />
Cameron von Stefan <strong>Amaris</strong> persönlich ermordet. Anschießend ließ <strong>Amaris</strong> alle<br />
Mitglieder der Cameron Familie zusammentreiben und einen nach dem anderen<br />
im Thronsaal hinrichten. An diesem Tag eroberten die republikanischen Kräfte<br />
95 der 103 Welten der Terranischen Hegemonie; ein Lehrbuchbeispiel für einen<br />
Sieg durch vollständige Überraschung.<br />
35
Stefan <strong>Amaris</strong> begann sofort, seine Position zu festigen. Militär und<br />
Geheimagenten übernahmen HPG-Stationen und Raumverteidigungssysteme in<br />
der gesamten Hegemonie. Die dunklen Prophezeiungen über zahlreiche tote<br />
Camerons, die in ihrem eigenen Blut lagen, waren erfüllt. Dennoch war nicht<br />
alles verloren: die spätere Begründerin der Jadefalken, Elisabeth Hazen, bildete<br />
zusammen mit einer Handvoll Überlebender der Royal Black Watch eine<br />
Guerillatruppe, die bis zur Befreiung Terras 2779 durchhielt. Auch einige<br />
Camerons entkamen als Mitglieder von in die Peripherie entsandten SBVS-<br />
Einheiten Stefan <strong>Amaris</strong>’ Säuberung. Dennoch waren Anfang 2767 alle Welten<br />
der Hegemonie in der Hand der Randweltenstreitkräfte. Während General<br />
Aleksandr Kerensky im Februar die Eroberung von New Vandenburg im<br />
Taurischen Konkordat abschloß, erhielt er eine HPG-Nachricht von Stefan<br />
<strong>Amaris</strong>, in der dieser sich zum Ersten Lord des neu gegründeten <strong>Amaris</strong>-<br />
Imperiums ausrief und den General zum Treueschwur aufforderte. Ähnlich der<br />
Denkweise der Japaner im Bezug auf die Amerikaner im Zweiten Weltkrieg<br />
dachte <strong>Amaris</strong> anscheinend, Kerensky würde allermindestens zähneknirschend<br />
einsehen, daß ein Angriff auf die schwer befestigten Hegemoniewelten sehr<br />
verlustreich werden würde, was zu einem unruhigen Frieden zwischen ihnen<br />
führen und <strong>Amaris</strong> erlauben würde, seine Eroberungen zu halten. In dieser<br />
Hinsicht hatte er die Beharrlickeit und den Gerechtigkeitswillen des Generals<br />
ernsthaft unterschätzt. Sofort erklärte Kerensky dem Usurpator den Krieg und<br />
sammelte seine Truppen für eine Invasion der Republik der Randwelten.<br />
Nachdem es ihm nicht gelungen war, sich die Loyalität der SBVS zu sichern,<br />
bat <strong>Amaris</strong> die Hausfürsten ein letztes Mal, ihm in dem aufziehenden Sturm zu<br />
helfen. Er hoffte, daß er mit der Unterstützung wenigstens eines der Großen<br />
Häuser eine Allianz bilden könnte, die ihm erlauben würde, weiter Erster Lord<br />
36
zu bleiben. Aber keiner der Hausfürsten entsprach seiner Bitte um Hilfe. In<br />
diesem Moment dachte <strong>Amaris</strong>, er sei nun wohl wahrhaftig alleine. Alles, was er<br />
jetzt noch tun konnte, war, seinen kürzlich eroberten Besitz zu befestigen und zu<br />
verteidigen, in der Hoffnung, den Ansturm zu überstehen. Wenn seine<br />
Streitkräfte den angreifenden SBVS genug Verluste beibringen konnten, wäre<br />
Kerensky möglicherweise geneigt, den Kampf aufzugeben. Aber auch in dieser<br />
Hinsicht unterschätzte er den Willen seines Feindes, Dinge zu Ende zu bringen.<br />
Im August erreichte die komplette Flotte der SBVS die Grenzen der Republik<br />
der Randwelten und bot den wenigen Truppen der Republik, die dort stationiert<br />
waren, die Chance zur Kapitulation. Regent Mohammed Selim weigerte sich,<br />
loyal bis zuletzt. 2770 fielen die letzten Verteidiger Apollos und die Republik<br />
der Randwelten existierte offiziell nicht mehr. Der Feldzug zur Befreiung der<br />
Hegemonie begann 2772 und Terra selbst wurde von den SBVS 2779 erobert.<br />
Die Kämpfe waren hart und blutig, und die SBVS mußten schreckliche Verluste<br />
hinnehmen, aber am Ende stand der Ausgang nie in Zweifel. Meridian, der es<br />
beinahe geschafft hätte, General Kerensky zu töten, wurde von General Aaron<br />
DeChavilier abgeschossen. Baron Gunthar von Strang starb zusammen mit<br />
seiner Einheit, die auf der Flucht von vorrückenden SBVS-Kräften zerstört<br />
wurde. Stefan <strong>Amaris</strong> selbst wurde zusammen mit seiner Familie gefangen<br />
genommen und von einem rachedurstigen General Kerensky hingerichtet. In den<br />
darauffolgenden Säuberungen befahl Kerensky den SBVS, jeden, der auch nur<br />
ein bißchen <strong>Amaris</strong>blut in sich trug, zur Strecke zu bringen.<br />
37
In den Nachwehen des <strong>Amaris</strong>-Bürgerkriegs, als seine Überlebenden mit dem<br />
Wiederaufbau begannen, schien es, als sei der Name <strong>Amaris</strong> Geschichte.<br />
38
KINDER DER VERLORENHEIT<br />
Doch hätte nicht ein Gott das Obere<br />
nach unten umgewühlt, wir würden,<br />
ruhmlos, nicht gepriesen, die wir jetzt<br />
den Musen unserer Nachwelt Stoff<br />
zum Lied gegeben.<br />
- Euripides, Die Troerinnen<br />
Damals lag ein langer, dunkler Weg<br />
vor uns. Die Kinder der Verlorenheit<br />
schrien nach ihren fehlenden Müttern<br />
und ihren toten Vätern. Doch die<br />
einzige Antwort war Schweigen. Die<br />
Sterne starrten in der leeren Nacht<br />
zurück, ihr gleichgültiges Schimmern<br />
ein Leuchtfeuer der Schwermut. Wir<br />
waren allein auf einer kleinen Insel,<br />
die durch das Meer der Unendlichkeit<br />
trieb.<br />
- Aus Vicissitudes von Meridian<br />
2769 unternahm die Worm<br />
Ouroboros ihren letzten Versorgungsflug<br />
zur Knossos Basis. Doch diesmal<br />
brachte sie nicht nur Fracht zu<br />
der versteckten <strong>Amaris</strong>basis in den<br />
Chainelaine Isles, sondern auch<br />
Familienangehörige des Randweltenadels.<br />
Unter ihnen war Anais <strong>Amaris</strong>,<br />
Fatima, die junge Tochter des<br />
Regenten Mohammed Selim, und der<br />
zehnjährige Matthias von Strang, der<br />
jüngste Sohn von Baron Gunthar von<br />
Strang. Obwohl sie darum gefleht<br />
hatten, bei ihren Familien bleiben zu<br />
dürfen, war Regent Mohammed<br />
Selim der Ansicht, sie wären angesichts<br />
der bevorstehenden Invasion der SBVS auf Knossos sicherer als in der<br />
Republik.<br />
40
Kurz bevor er sich während des letzten Angriffs der rachsüchtigen SBVS auf<br />
Apollo 2070 das Leben nahm, konnte Mohammed Selim alle Aufzeichnungen über<br />
Existenz und Lage von Knossos zerstören. Die letzten Befehle des Oberkommandos<br />
der Republik lauteten, daß alle Kontaktversuche von Knossos mit der<br />
Republik einzustellen seien und niemand die Chainelaine Isles verlassen dürfe, um<br />
die Lage des Stützpunktes nicht zu verraten. Der letzte Satz der schriftlichen Befehle,<br />
die der Kommandant von Knossos erhielt, lautete, sie sollten versuchen, zu<br />
überleben und warten, bis ein Schiff der Republik kommen und sie zurück nach<br />
Hause bringen würde. Als die Wurm Ouroboros die letzten Sprungvorbereitungen<br />
durchlief, um zu versuchen, sich den Kräften der Republik bei Terra anzuschließen,<br />
gab es noch einen Hauch von Hoffnung, daß die SBVS vielleicht ihren Feldzug zur<br />
Rückeroberung der Hegemonie aufgeben und daß ein Friedensabkommen<br />
geschlossen werde. Als das Flaggschiff der Republik in die sternenübersäte Leere<br />
sprang, herrschte wieder Stille.<br />
Da das Militär zu dieser Zeit vollständig loyal zur <strong>Amaris</strong> Familie war, wurde<br />
Anais <strong>Amaris</strong> schnell zur Kommandantin aller Republikstreitkräfte in den<br />
Chainelane Isles. Anais kam zu dem Schluß, daß die Rettungsschiffe sich<br />
möglicherweise verspäten würden und bestimmte, das oberste Gebot sei Überleben.<br />
Es gab drei größere versteckte Stützpunkte: auf dem größten, Knossos, befanden<br />
sich die Schiffswerften und Waffenfabriken; zwei kleinere Befestigungen mit<br />
Codenamen Phaestos und Millia waren Vorratslager mit Waffen und Rohstoffen.<br />
Durch mehrere tausend Menschen an Personal und nun zusätzlich tausende<br />
Flüchtlinge wurden Nahrung und Instandhaltung der Lebenserhaltungssysteme zu<br />
einem akuten Problem. Glücklicherweise war ein Großteil der Besatzung des<br />
Stützpunktes Wissenschaftler und Techniker und so wurden Projekte ins Leben<br />
gerufen, um Nahrungsmittel zu entwickeln. Angeführt von dem brillianten<br />
Genetiker Dr. Ivo Wong kam es 2774 zum Durchbruch bei der Erschaffung von<br />
eßbaren Pilzen und Flechten, die in speziell entworfenen Treibhäusern, die in<br />
umliegende Asteroiden gebohrt wurden, gezüchtet werden konnten.<br />
41
2780 entdeckten die Überwachungsstationen der Knossos ein ankommendes<br />
Sprungschiff. Das Basispersonal hetzte in Verteidigungspositionen, sehnsüchtig<br />
hoffend, daß es sich um ein Schiff der Republik handle; ihre Hoffnung stieg für<br />
eine kurze Zeit, als das Schiff auf die Abfrage der Sicherheitsprotokolle eine<br />
entsprechende Kennung ausstrahlte. Noch während die Besatzung jubelte, begann<br />
ihnen mit der Annäherung des Schiffes auf den Überwachungsmonitoren die<br />
Wahrheit zu dämmern. Es handelte sich um ein Starlord-Klasse-Sprungschiff der<br />
Marine der Republik mit fürchterlichen Schäden, verteilt über seine gesamte Hülle.<br />
Zwei schwer beschädigte Overlord-Landungsschiffe hingen an seinen Dockkragen.<br />
Die Überlebenden wurden in die Basis gebracht und bei der folgenden<br />
Einsatzbesprechung wurde die gesamte Tragödie, die das Imperium von Stefan<br />
<strong>Amaris</strong> erlitten hatte, deutlich. Nicht nur, daß die gesamte Republik der<br />
Randwelten unter der Macht der SBVS gefallen war, auch sämtliche Welten der<br />
Hegemonie waren zurückerobert und die <strong>Amaris</strong> Familie bis ins letzte Glied<br />
abgeschlachtet worden.<br />
Überwältigt von ihrer Trauer und der Demütigung, begingen mehrere hundert<br />
Zivilisten und Soldaten Selbstmord. Ein paar der pragmatischeren Männer und<br />
Frauen blickten auf Anais <strong>Amaris</strong> als Anführerin, aber die einzige überlebende<br />
Tochter von Stefan <strong>Amaris</strong> war voller Trauer. Anais, die ihre Emotionen kaum<br />
unter Kontrolle hatte, rannte in eines der Laboratorien im inneren Teil der Station<br />
und nahm einen schädlichen Pilz zu sich, der als nicht eßbar eingestuft war.<br />
Beinahe augenblicklich brach die junge Frau zusammen und fiel in ein tiefes<br />
Koma. Das medizinische Personal, das sie untersuchte, gab ihr höchstens eine<br />
42
Woche. Die nächsten Tage regierte völlige Verwirrung den Stützpunkt, die<br />
Menschen irrten ziellos umher und wußten nicht, was sie tun sollten.<br />
Als sich der Schock und die Trauer in Verzweiflung verwandelten, befürwortete<br />
eine große Mehrheit der Stationsbewohner eine Rückkehr in die Innere Sphäre, um<br />
dort ihr Glück zu versuchen. Die Verwirrung, was zu tun sei, stieg weiter, und so<br />
bildeten Matthias von Strang und Fatima Selim eine Koalition mit dem Ziel, den<br />
letzten Befehlen des Oberkommandos der Republik Folge zu leisten; die beiden<br />
jungen Leute argumentierten, sie müßten vom Rest der Menschheit versteckt<br />
bleiben und sich neu gruppieren. Mit Einzug der Verzweiflung entstanden<br />
Konflikte zwischen beiden Seiten; die „Rückkehrer“ versuchten, das beschädigte<br />
Sprungschiff zu übernehmen und die anderen hielten sie davon ab. Während sich<br />
die unbedeutenden Streitigkeiten zu gewalttätigen Auseinandersetzungen auswuchsen,<br />
blieben Matthias und Fatima bei der komatösen Anais <strong>Amaris</strong> und<br />
schworen, sie mit ihrem eigenen Leben zu beschützen. In den folgenden zwei<br />
Wochen holten sich beide Seiten immer mächtigere Waffen aus den Vorratslagern,<br />
bis schließlich ein offener Krieg ausbrach.<br />
Die Kämpfe in den drei Basen wurden zu blutigen Belagerungen, beide Parteien<br />
verwandelten sich in wilde Tiere, die Männer, Frauen und Kinder gleichermaßen in<br />
einer Orgie aus Blut und Gewalt abschlachteten. Während die Auseinandersetzungen<br />
in einem Zermürbungskrieg weiter tobten, sammelten Matthias und<br />
Fatima ihre Truppen und führten sie unbarmherzig gegen die feindlichen<br />
„Rückkehrer“, bis von diesen nur noch ein paar hundert übrig waren, die dann<br />
gefangen genommen wurden. Die Bilanz, die die Überlebenden nach Ende des<br />
Gemetzels zogen, war erschreckend: die beiden kleineren Basen hatten gewaltige<br />
Schäden einstecken müssen, Phaestos war praktisch unbewohnbar, da jemand das<br />
Lebenserhaltungssystem sabotiert und jeden an Bord dem tödlichen Vakuum des<br />
Weltraums ausgesetzt hatte, und auf Mallia war es zu einer Kernschmelze des<br />
Reaktors gekommen, die die gesamte Basis mit tödlicher Strahlung geflutet und<br />
die Hälfte der kostbaren unterirdischen Pilztreibhäuser zerstört hatte. Die<br />
Schiffswerften von Knossos, ebenso wie das Starlord-Sprungschiff, waren schwer<br />
beschädigt und konnten mit den vorhandenen Mitteln nicht repariert werden. Der<br />
Konflikt zwischen denen, die zurückkehren wollten, und denen, die bleiben<br />
wollten, hätte sie beinahe alle vernichtet.<br />
Nach dieser Bestandsaufnahme sah die Zukunft düster aus. Von denen, die in die<br />
Innere Sphäre oder die Peripherie zurückkehren wollten, waren nur ein paar<br />
hundert übrig. Die Koalition von Fatima und Matthias bestand aus knapp tausend<br />
Männern, Frauen und Kindern. Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit durchdrang die<br />
Knossos und während Fatima Selim ihre Tage kniend und fieberhaft betend bei der<br />
immer noch komatösen Anais <strong>Amaris</strong> verbrachte, wachten Matthias von Strang und<br />
43
seine Gruppe aus ehemaligen Militärs über die Gefangenen. Als die Situation den<br />
Punkt erreichte, an dem die Besatzung am Existenzminimum vegetierte, begann<br />
sich auch unter den loyalsten Gefolgsleuten von Fatima und Matthias Unruhe breit<br />
zu machen. Während die Tage zu Monaten wurden, stellten einige ihre<br />
Befehlsgewalt offen in Frage. Nachdem die Stimmen der Opposition immer lauter<br />
wurden, erwachte Fatima aus ihrer Lethargie und sagte ihnen, sie warte darauf, daß<br />
Anais <strong>Amaris</strong> aufwache und sie führe; sie müßten nur Geduld haben. Auf die Frage<br />
von einem von Matthias’ Lieutenants, wie lange sie warten müßten, antwortete<br />
Fatima, die Länge der Zeit sei ein Test ihrer Loyalität. Je länger es dauere, desto<br />
mächtiger würde Anais bei ihrem Erwachen sein.<br />
Am Morgen des vierten Monats nach Beginn des inneren Konflikts erwachte<br />
Fatima Selim vor dem leeren Bett von Anais. Sie eilte hastig zur Tür, die sich<br />
öffnete, und herein trat die hellwache Anais <strong>Amaris</strong>, bekleidet nur mit ihrem<br />
Nachthemd, bleich wie ein Geist und vom Nahrungsmangel ausgezehrt. In diesem<br />
Moment betrat Matthias von Strang den Raum und warf sich bei diesem Anblick<br />
auf den Boden. Obwohl sie für fast sechs Monate im Koma gelegen hatte, konnte<br />
Anais <strong>Amaris</strong> aus eigener Kraft stehen und gehen, wenn auch unbeholfen. Voller<br />
Ehrfurcht angesichts dieses scheinbaren Wunders warf sich auch Fatima zu Boden<br />
und sie und Mathias knieten vor Anais nieder. Die letzte Überlebende der <strong>Amaris</strong>'<br />
saß auf ihrem Bett, während ihre zwei loyalsten Gefolgsleute ihr nun über den<br />
katastrophalen Krieg im Inneren berichteten.<br />
Bereits nach weniger als einer Stunde ging Anais <strong>Amaris</strong>, flankiert von Matthias<br />
und Fatima, zu dem Teil des Stützpunktes, in dem sich der Großteil der Bevölkerung<br />
aufhielt und sprach sowohl zu ihren treuen Untertanen als auch zu den<br />
Gefangenen. Sie behauptete, ihr Vater hätte im Schlaf zu ihr gesprochen; es sei ihre<br />
Aufgabe, mit den Überresten ihres Volkes den Kampf gegen den Sternenbund und<br />
die Innere Sphäre fortzusetzen. Der genaue Wortlaut der Rede wurde nicht<br />
aufgezeichnet, aber es heißt, die Zuhörer seien von ihren Worten und ihrer<br />
wundersamen Genesung so bewegt gewesen, daß sie angesichts ihrer Anführerin,<br />
die endlich zurückgekehrt war, um ihnen den Weg zu weisen, auf die Knie gefallen<br />
seien.<br />
DIE GEBURT DER VERBORGENEN GESELLSCHAFT<br />
Mutter Anais, unsere Matriarchin, war zu uns zurückgekehrt. Die Schlafende, aus<br />
dem Land der Träume und Weissagungen erwacht, brachte eine Vision mit. Ihre<br />
Klarheit gab ihr Stärke, der Fluch, der auf ihrer Familie lag, gab ihr Willenskraft.<br />
Es war eine Bewährungsprobe für uns und wir waren fest entschlossen, sie zu<br />
bestehen, koste es, was es wolle. So verfügte sie, wir müßten unser vorheriges<br />
44
Leben aufgeben und ein neues beginnen, ein neues Leben voller Verheißung und<br />
Hoffnung auf Frieden für die gesamte Menschheit.<br />
-Aus Vicissitudes von Meridian<br />
Sobald sich die politische Lage stabilisiert hatte,<br />
begann Mutter Anais, wie sie von nun an genannt<br />
wurde, eine komplett neue Zivilisation zu formen.<br />
Zuerst legte sie die Umrisse der sozialen Lehre in<br />
einer „Der Schwur der Rose“ genannten Rede dar.<br />
Sie erklärte, es sei nicht möglich, in die Peripherie<br />
oder die Innere Sphäre zurückzukehren; vielmehr<br />
sollten sie alle hier bleiben und an Kraft gewinnen,<br />
bis sie mit genug Macht und militärische Stärke<br />
eines Tages zurückkehren könnten, um die<br />
korrupten Großen Häuser ein für allemal zu<br />
stürzen. Es ist ironisch, daß der Schwur der Rose<br />
General Kerenskys Doktrin der versteckten<br />
Hoffnung in Klang und Inhalt so erschreckend<br />
ähnelt, daß die Übereinstimmungen schlicht<br />
erschütternd sind. So wie die Überlebenden des<br />
Exodus, die schließlich zu den Clans wurden,<br />
begannen auch die Überlebenden des Hauses<br />
<strong>Amaris</strong>, ihre Gesellschaft umzugestalten. Die<br />
verbliebene Bevölkerung der Knossos sehnte sich<br />
nach dem monatelangen Bruderkonflikt, der sie<br />
beinahe ausgelöscht hätte, so sehr nach Führung,<br />
daß sie die Reformen von Mutter Anais vollständig<br />
annahm , und so veränderte sie die Gesellschaft zu<br />
etwas völlig Fremdartigen.<br />
Wie ihr, so trauere auch ich um meine Liebsten, die verloren sind. Mein Vater,<br />
unser aller Vater, war alles für mich. Nun ist er fort und ich werde ihn schrecklich<br />
vermissen. Aber ich werde mich an seine Taten erinnern, und seine Sache wird<br />
nicht vergessen werden. Wir können weder in die Innere Sphäre noch in die<br />
Peripherie zurückkehren. Wenn unsere Feinde entdecken, wer wir sind, werden sie<br />
uns jagen und erschlagen wie räudige Hunde. Wir müssen in den Schatten leben.<br />
Wir müssen verborgen bleiben und dürfen uns niemandem zeigen. Unser Symbol<br />
wird die Rose sein, denn in alten Zeiten war die Rose ein Symbol des Schweigens<br />
und der Verborgenheit. In der griechischen Mythologie schenkte die Göttin der<br />
Liebe dem Gott des Schweigens eine Rose, damit er nicht die Schwächen der<br />
anderen Götter verriete; ebenso werden wir nur durch das Leben in unserer<br />
verborgenen Gesellschaft unsere Stärke, unsere Macht wiedererlangen können, für<br />
45
den Tag, an dem wir uns zeigen und unsere Gefallenen rächen werden. Es wird ein<br />
strahlender und glorreicher Tag sein, wenn wir endlich die tyrannischen Soldaten<br />
des Sternenbundes und die verderbten Häuser stürzen und es der Menschheit<br />
ermöglichen, in einer neuen Gesellschaft aufzugehen, einer Gesellschaft ohne<br />
Kriege, Konflikte und Tyrannei.<br />
-Anais <strong>Amaris</strong>, Der Schwur der Rose<br />
Als ersten Schritt bei der Erschaffung ihrer neuen<br />
Gesellschaft führte Anais <strong>Amaris</strong> eine Kaste ein,<br />
die es seit den Anfangstagen der Republik der<br />
Randwelten unter dem psychotischen Hector Rowe<br />
nicht mehr gegeben hatte. Anais bestimmte, harte<br />
Arbeit und banale Aufgaben seien der neu<br />
geschaffenen Unterkaste der Heloten zu<br />
übertragen. Die Heloten hätten den Status von<br />
Sklaven und würden die Hauptlast der physischen<br />
Beschwernisse dieser neuen Gesellschaft tragen;<br />
die ehemaligen Gefangenen, die für eine Rückkehr<br />
in die Innere Sphäre waren, bildeten die Grundlage<br />
für die neuen Heloten. Weiterhin wurde festgelegt,<br />
daß der Großteil der Gesellschaft aus Heloten<br />
bestehen werde, da jedes Kind, das aus der uralten<br />
Vereinigung von Mann und Frau hervorgehen<br />
würde, als Helot zur Welt käme. Diese Sklaven<br />
hatten gewisse Rechte, waren aber den anderen<br />
Kasten gegenüber vollständig untertan; die<br />
Heloten hatten kein Wahlrecht, sie konnten<br />
lediglich innerhalb ihrer Untergruppe einen<br />
Anführer bestimmen. Heloten hatten außerdem<br />
keine individuellen Namen, vielmehr bekam jeder<br />
Helot zur Identifizierung eine Ziffern- und<br />
Buchstabenkombination, z. B. XHT-8311, zugewiesen.<br />
Um die für das Überleben ihrer Gesellschaft in der<br />
harten Realität notwendigen technischen<br />
Fertigkeiten und Kenntnisse zu bewahren, schuf Mutter Anais die Gilden. Die<br />
Gilden waren im wesentlichen Speicher des Wissens; ihre Aufgabe war es,<br />
Lehrlinge auszubilden, außerdem waren sie Teil des Fundaments der neuen<br />
Verborgenen Gesellschaft. Sie ähnelten in unheimlicher Weise dem Kastensystem<br />
der Clans, mit dem Unterschied, daß Menschen nicht in die Gilden hineingeboren<br />
wurden, sondern die Gilden vielmehr die Möglichkeit besaßen, aus der Menge der<br />
46
Heloten zu rekrutieren; damit erhielten auch die untersten Schichten der<br />
verborgenen Gesellschaft die Möglichkeit, aus ihrer faktischen Leibeigenschaft<br />
aufzusteigen. So hatten die talentiertesten und ehrgeizigsten Heloten die<br />
Möglichkeit, ihren sozialen Status zu verbessern, indem sie Mitglieder der Gilden<br />
wurden. Wurde ein Helot in einer Gilde aufgenommen, erlaubte man ihnen, einen<br />
selbstgewählten Namen zu tragen. Daher war es mit großem Ansehen verbunden,<br />
Mitglied einer Gilde zu werden. Die Gilden jedoch benutzten ein hartes<br />
Auswahlsystem und nahmen nur diejenigen auf, die sich als würdig erwiesen, im<br />
Spezialgebiet der jeweiligen Gilde ausgebildet zu werden.<br />
Die zahlreichen Gilden hatten ihr jeweiliges Spezialgebiet und waren<br />
dementsprechend organisiert. Zu den größten und einflußreichsten Gilden zählten<br />
die Wissenschaftlergilde, die Technikergilde, die Händlergilde, die Künstlergilde<br />
und natürlich die Kriegergilde. Speziell die mächtige Kriegergilde war<br />
verantwortlich dafür, Rekruten für die neuen <strong>Amaris</strong>-Streitkräfte auszubilden und<br />
war je nach Spezialgebiet in zahlreiche Subgilden unterteil: so gab es<br />
MechKrieger-, FLUM-, Infanterie/Gefechtsrüstungs-, Jäger-, Panzer/Fahrzeug-,<br />
Transport-, Sprung-/Landungsschiff- und Kriegsschiff-SubGilden. Naturgemäß<br />
47
hatten diese Kriegergilden wegen ihres Einflusses auf das Militär große Macht und<br />
hohes Prestige unter den Gilden.<br />
Es gab zwei weitere Organisationen, deren Zweck darin bestand, die Bevölkerung<br />
loyal und politisch stabil<br />
zu halten. Die erste war die<br />
neue <strong>Amaris</strong>-Armee. Diese<br />
Armee, das sogenannte<br />
Schattenkorps, sollte die<br />
Grundlage für eine Rückkehr<br />
Haus <strong>Amaris</strong>’ in die<br />
Innere Sphäre darstellen<br />
und deshalb langsam bis<br />
zur notwendigen Stärke<br />
aufgebaut werden. Da das<br />
Schattenkorps Personal aus<br />
allen Gilden, besonders<br />
natürlich der Kriegergilde<br />
rekrutieren konnte, wuchs<br />
es über die nächsten zwei<br />
Jahrhunderte sprunghaft<br />
an. Während die Innere<br />
Sphäre in den endlosen<br />
Kreislauf der Nachfolgekriege<br />
gezogen wurde, der<br />
sie militärisch schwächte,<br />
gewann das Schattenkorps<br />
sowohl an Stärke als auch<br />
an technischer Qualität.<br />
Die zweite Einrichtung<br />
wurde die „Inquisition“<br />
genannt. Die Aufgabe der<br />
Inquisition, die ebenso<br />
gefürchtet und respektiert<br />
wurde wie das<br />
Schattenkorps, war es,<br />
durch Eliminierung potentieller Bedrohungen die innere Stabilität der Verborgenen<br />
Gesellschaft zu gewährleisten als auch Informationen von externen Quellen zu<br />
sammeln, um den Weg für die Rückkehr des Hauses <strong>Amaris</strong> in die Innere Sphäre<br />
zu ebnen. Diese im Verborgenen arbeitende Organisation wurde von einer<br />
Handvoll überlebender ehemaliger Geheimdienstler der Republik gegründet, die<br />
48
Anais <strong>Amaris</strong>’ Person gegenüber loyal geblieben waren; sogar ROM wurde in den<br />
kommenden Jahrhunderten von der Inquisition an Rücksichtslosigkeit und<br />
Effizienz übertroffen.<br />
An der Spitze dieser neu gebildeten Gesellschaft standen die <strong>Schattenlords</strong>, die<br />
Aufseher des versteckten Volkes. Ihre Herrschaft war geheimnisumwittert und<br />
wurde von Schattenkorps und Inquisition gestützt. Es ist bekannt, daß die ersten<br />
<strong>Schattenlords</strong> Fatima Selim und Matthias Von Strang waren, die loyalsten<br />
Leutnants von Anais <strong>Amaris</strong>. Zu dieser Zeit war die Befehlskette so geheim, daß<br />
nicht einmal die gewöhnliche Bevölkerung wußte, wer ihre Herrscher waren.<br />
Höchstwahrscheinlich wählten die Nachfolger der ersten <strong>Schattenlords</strong> ihre<br />
Nachfolger aus dem Schattenkorps oder der Inquisition, da diese beiden<br />
Einrichtungen als Ausbildungskader für zukünftige Anführer dienten.<br />
49
DAS JARNFOLK UND CLAN VIELFRASS<br />
Endlich, endlich war das Gerüst fertiggestellt. Nun hatten wir die Pläne und Mittel<br />
zur Erschaffung einer perfekten Gesellschaft. Alles, was noch zu tun war, war die<br />
Pläne auszuführen.<br />
- Aus Vicissitudes von Meridian<br />
Noch während sich die innere Lage stabilisierte, gab Mutter Anais einige Projekte<br />
zur Reparatur und Erweiterung der geheimen Stützpunkte in den Chainelane Isles<br />
in Auftrag. Nach Beginn der Aufräumarbeiten auf den beiden kleineren Basen<br />
befahl Anais die Entfernung der Insignien der Republik der Randwelten auf dem<br />
Sprungschiff der StarLord-Klasse. Nach seiner Reperatur sollte es Informationen<br />
außerhalb der Chainelane Isles sammeln. Obwohl der lange Weg zur Erholung<br />
begonnen war, gab es, was Rohstoffe anbelangte, immer noch gravierende<br />
Defizite, die eine autarke Versorgung erschwerten. Die Lösung für dieses Problem<br />
kam von höchst unerwarteter Seite.<br />
Das Jarnfolk war schon seit Hunderten von Jahren ein halbnomadisches Volk, das<br />
regelmäßig durch die tiefe Peripherie reiste; extrem verschlossen und unzugänglich<br />
50
für Außenseiter war es in gewisser Weise eine Art Zigeunervolk, das die Sterne<br />
bereiste und gelegentlich mit anderen Kulturen der Peripherie Handel trieb.<br />
2785, während General Kerensky seine Doktrin der versteckten Hoffnung ausgab<br />
und in der Inneren Sphäre die Nachfolgekriege begannen, wagte sich ein Jarnfolk<br />
Sprungschiff in die Asteroidenfelder nahe Knossos und begann dort mit<br />
Reparaturen an seinem beschädigten Sprungsegel. Interessanterweise war dies nicht<br />
das erste Mal, daß sich ein Jarnfolk Schiff in die Nähe der versteckten <strong>Amaris</strong><br />
Stützpunkte verirrte; es gab eine Reihe von Beinahe-Zwischenfällen, bei denen die<br />
Besatzung von Knossos kurz davor stand, die „Weltraumnomaden“ anzugreifen,<br />
aber die Geduld behielt in all den Jahren die Oberhand. Andererseits war dies das<br />
erste Mal, daß ein Jarnfolk Schiff länger als nur ein paar Stunden blieb, da es ganz<br />
offensichtlich reparaturbedürftig war.<br />
Nach Rücksprache mit ihren engsten Beratern beschloß Mutter Anais, es sei auf<br />
lange Sicht von Vorteil, zu versuchen, mit dem Jarnfolk Kontakt aufzunehmen.<br />
Daher ließ sie die teilweise reparierten (und neu lackierten) Overlord-<br />
Landungsschiffe von Knossos starten und direkten Kurs zum Jarnfolk-Schiff<br />
aufnehmen; während ihres Anflugs sendeten die Landungsschiffe kontinuierlich<br />
freundliche Botschaften. Die Besatzung des Jarnfolk-Schiffes zögerte zunächst,<br />
akzeptierte dann aber, immer noch zurückhaltend, die überraschend aufgetauchten<br />
Bewohner des Asteroidenfelds. Die Bewohner von Knossos halfen bei der<br />
Reparatur des Schiffs und waren überglücklich, als die Jarnfolk-Besatzung ein<br />
Handelsabkommen mit ihnen schloss. Im Austausch für Waffen und die Benutzung<br />
der Werften würde das Jarnfolk ihnen Rohstoffe zum Wiederaufbau ihrer<br />
beschädigten Basen liefern. Weiterhin legte eine Klausel des Handelsabkommens<br />
fest, daß keine Seite die Existenz der anderen Außenseitern gegenüber enthüllen<br />
würde.<br />
Ein Jahr nach Abschluß des Handelsabkommen kamen Jarnfolk-Schiffe nach einem<br />
festgelegten Plan regelmäßig zum Handeln und für Instandsetzungsarbeiten nach<br />
Knossos. Die Asteroidenfelder enthielten außerdem eine hohe Konzentration an<br />
Germanium, einem wichtigen Bestandteil von K-F-Sprungtriebwerken. Während<br />
der Abbau dieser Resource begann, wurde das Jarnfolk immer abhängiger von<br />
Knossos. Obwohl die Verborgene Gesellschaft dem Jarnfolk nie seinen wahren<br />
Ursprung verriet, ist es gut möglich, daß die Weltraumnomaden darüber Bescheid<br />
wußten, da die zufällige Reparatur ihres Sprungschiffes in der Nähe von Knossos<br />
ein wenig „zu gut um wahr zu sein“ war.<br />
Im 29. Jahrhundert wuchsen und gediehen die drei in den Chainelane Isles<br />
versteckten Stützpunkte. Die Macht der <strong>Amaris</strong>-Blutlinie war bewahrt worden und<br />
alle Mitglieder dieser neuen, vereinten Gesellschaft waren zufrieden – natürlich gab<br />
51
es einige Abweichler, die jedoch von der Inquisition schnell ausfindig gemacht und<br />
unverzüglich eliminiert wurden. 2811 beschloß Mutter Anais den Beginn erster<br />
Streifzüge der Verborgenen Gesellschaft zurück in die Innere Sphäre, um<br />
Informationen zu sammeln.<br />
Es waren bereits einige Sprungschiffe, getarnt als Handelsschiffe aus der<br />
Peripherie, gebaut worden; sie sollten sowohl anonym mit der Inneren Sphäre<br />
Handel treiben als auch Agenten der Inquisition transportieren. Einige Jahre später<br />
hatten die Agenten der Inquisition ihre Fähigkeiten weiter verbessert und<br />
erstatteten Bericht über die zahlreichen Kriege, die die Innere Sphäre entflammt<br />
hatte, sehr zur Freude der Verborgenen Gesellschaft. Wenn die Großen Häuser sich<br />
gegenseitig zerstören könnten, um so besser. Mutter Anais fragte sich außerdem,<br />
was aus dem Exodus der SBVS geworden war. Hatte er ein vorzeitiges Ende<br />
gefunden oder würden die SBVS irgendwann zurückkehren, um den Sternenbund<br />
zu erneuern? Diese Frage quälte sie bis zum Zusammentreffen mit einem<br />
einzelnen, verlorenen Sprungschiff Jahrzehnte später.<br />
Wenn die Verborgene<br />
Gesellschaft etwas von<br />
Wert von einer anderen<br />
Kultur wollte, trieb sie<br />
entweder Handel, um an<br />
das entsprechende Gut zu<br />
g elangen (ohne ihre<br />
wahre Identität zu<br />
offenbaren), oder sie<br />
nahm es sich einfach.<br />
2818 wurden einige<br />
Korvetten in den<br />
Knossos Schiffswerften<br />
fertiggestellt. Diese<br />
kleinen Kriegsschiffe<br />
wurden dann für Überfälle<br />
benutzt, bei denen<br />
sich die Verborgene<br />
Gesellschaft nehmen<br />
konnte, was sie wollte.<br />
Die einzige Auflage bei<br />
diesen Überfällen war es,<br />
Konflikte mit dem<br />
verbündeten Jarnfolk zu<br />
vermeiden, alles andere<br />
52
war erlaubt. Im Laufe der Jahre gelang es mithilfe dieser Kriegsschiffe, einige<br />
Handelssprungschiffe zu kapern und die Crew zu versklaven, wodurch die<br />
Helotenpopulation weiter anstieg. Trotz der gelegentlichen Überfalle in der<br />
Peripherie, bei denen Männer, Frauen und Kinder entführt wurden, um sie in die<br />
Kaste der Heloten zu integrieren, litt die Verborgene Gesellschaft unter einem<br />
kritischen Mangel an Arbeitskräften.<br />
Um dieses Problem zu lösen, befahl<br />
Mutter Anais die Erschaffung eines<br />
Eugenik-Programms. Obwohl erschreckend<br />
ähnlich zum späteren<br />
Eugenik-Programm der Clans, unterschied<br />
sich das der Verborgenen<br />
Gesellschaft insofern, als daß es<br />
zwei Typen von genetisch<br />
veränderten Menschen gab. Beim<br />
ersten Typ benutzte man gesplicete<br />
DNS der geeignetsten Spender, um<br />
Soldaten zu erschaffen, während<br />
beim zweiten Typ Individuen, die<br />
herausragende Fähigkeiten oder<br />
Loyalität zu Haus <strong>Amaris</strong> besaßen,<br />
direkt geklont wurden. Der alternde<br />
Dr. Ivo Wong erklärte sich sofort<br />
bereit, das Projekt zu leiten; sein<br />
Großvater war Jahrzehnte zuvor ein<br />
Pionier fortschrittlicher Klontechnik<br />
im Sternenbund gewesen, bis ihm<br />
weitere Forschungen untersagt<br />
wurden. Jetzt verfolgte Dr. Wong,<br />
ausgestattet mit absoluter Machtbefugnis,<br />
seinen lebenslangen Traum<br />
vom perfekten Klon weiter. Schon<br />
nach wenigen Jahren gelang der<br />
Verborgenen Gesellschaft mit der<br />
Entwicklung einer künstlichen<br />
Gebärmutter der Durchbruch und sie<br />
begann, Menschen „herzustellen“.<br />
Der erste Typ von Menschen wurde<br />
nach dem Begriff „Gensplicing“<br />
„Splicer“ genannt, während man den<br />
zweiten Typ als „Replikanten“<br />
53
ezeichnete. Letztere waren identische Klone ihres jeweiligen „Originals“ mit geringfügigen<br />
Modifikationen, um genetische Degradation zu verhindern.<br />
Mit der Zeit entstanden so drei unterschiedliche Arten Mensch in der Verborgenen<br />
Gesellschaft. Die erste wurde „Naturals“ genannt, Produkt der uralten Vereinigung<br />
von Mann und Frau; jeder so geborene Mensch war automatisch Helot. Die zweite<br />
Art waren die Splicer, deren Charakteristika denen von Clan-Wahrgeborenen ähnelten,<br />
da sie wie diese aus gespliceten Genen erschaffen und künstlich zur Welt<br />
gebracht wurden. Zuletzt gab es die Replikanten, direkte Kopien ihrer<br />
menschlichen Vorlage, ausgestattet mit Gedächtnisimplantaten, die ihnen Fähigkeiten<br />
und Talente ihres früheren Lebens verliehen und auf völlige Loyalität<br />
gegenüber der Sache der <strong>Amaris</strong>’ konditioniert waren. Anders als die Naturals<br />
wurden Splicer und Replikanten für den Einsatz als Soldaten und Attentäter<br />
geschaffen: wer während der harten Ausbildung versagte, wurde „entsorgt“ – unter<br />
den Überlebenden war keiner, der jemals versagt hätte.<br />
Während das Eugenikprogramm der Verborgenen Gesellschaft entwickelt wurde,<br />
entdeckten die Scouts der Verborgenen Gesellschaft einen auf keiner Karte<br />
verzeichneten Planetoiden in der riesigen Kluft zwischen den Chainelane Islands<br />
und Nueva Castile in der tiefen Peripherie - einen sog. rogue planet. Rogue planets<br />
sind Anomalien, die den Rahmen der konventionellen wissenschaftlichen Denkweise<br />
sprengen. Anders als die meisten Planeten, die in der Nähe anderer Sterne<br />
entstehen und auf diesen Ort beschränkt sind, treiben rogue planets fast unentdeckt<br />
durch die weite Leere des Alls. Nur durch blankes Glück gelang es dem <strong>Amaris</strong><br />
Sprungschiff, dieses Exemplar zu entdecken. Nachdem sie seine Position und seine<br />
wahrscheinliche Abtrift in ihren Sternenkarten verzeichnet hatten, kehrte das<br />
Sprungschiff sofort zu Knossos zurück und berichtete den <strong>Schattenlords</strong> von dieser<br />
Entdeckung. Innerhalb weniger Wochen organisierte die Verborgene Gesellschaft<br />
eine Expedition, die losgeschickt wurde, diesen rogue planet zu finden.<br />
54
Den Ergebnissen der Expedition zufolge hatte der Planetoid eine dünne<br />
Atmosphäre und war praktisch ohne Leben. Allerdings gab es große Mineralvorkommen,<br />
die aus dem Felsgestein abgebaut werden konnten. Man entschloß,<br />
riesige, unterirdische Städte für die wachsende Helotenbevölkerung zu bauen; die<br />
Gilden errichteten dort Bergbauanlagen und Fabriken für die Schwerindustrie. 2822<br />
war die erste Stadt auf dem „Sanctuary“ getauften Planetoiden fertig. Wegen der<br />
niedrigen kosmischen Strahlung, bedingt durch den Mangel an Sternen in der<br />
Umgebung, brauchten Sprungschiffe, die nach Sanctuary reisten, Monate, um ihre<br />
Batterien aufzuladen. 2841 gelang es der Verborgenen Gesellschaft, automatisierte<br />
Ladestationen in nahegelegenen, nicht kartographierten Sternensystemen<br />
einzurichten; sie waren als Asteroiden getarnt, so daß kein vorbeifliegendes Schiff<br />
sie entdecken konnte. Die Zeit verging, und die Bevölkerung der Verborgenen<br />
Gesellschaft wuchs.<br />
Erste Erkenntnisse über das Schicksal der SBVS nach ihrem Exodus erhielt die<br />
Verborgene Gesellschaft, als eine ihrer Korvetten gegen Ende 2823 ein fliehendes<br />
Sprungschiff, das hoffnungslos vom Kurs abgekommen war, abfing und<br />
aufbrachte. Durch die Befragung der gefangengenommenen Crew kam das volle<br />
Ausmaß von <strong>Amaris</strong>’ Vermächtnis ans Tageslicht. Nicht nur, daß General<br />
Aleksandr Kerensky und seine Anhänger die Innere Sphäre ihrem Schicksal<br />
überließen, sein Sohn Nicholas Kerensky gründete eine völlig fremdartige<br />
Gesellschaft, die der Schöpfung von Mutter Anais sehr ähnlich war. Bei der<br />
Durchsuchung des Sprungschiffes und der angekoppelten Landungsschiffe gelang<br />
es der Inquisition, einige sorgfältig versteckte Kernspeicher sicherzustellen, die<br />
Daten von BattleMech-Konstruktion bis hin zu neuen Methoden des Terraforming<br />
enthielten. Die Gefangenen waren Wissenschaftler, Techniker und Händler eines<br />
gewissen „Clan Vielfraß“; sie wurden sofort verschiedenen Methoden der<br />
Gehirnwäsche unterzogen, um sie gefügig zu machen, so daß man Zugang zu ihrem<br />
kulturellen und technischen Wissen erhielt. Obwohl viele dieser Gefangenen später<br />
starben, gelang es doch, dank ihres Wissens und dem Speicherkern aus dem<br />
Sprungschiff, einige wichtige technologische Entdeckungen zu machen.<br />
Nachdem sie ihrem Volk für mehr als fünf Jahrzehnte gedient hatte, starb Mutter<br />
Anais 2826 friedlich im Schlaf. Sie hatte ein Keuschheitsgelübde abgelegt, als sie<br />
Anführerin der Verborgenen Gesellschaft wurde und erklärt, sie werde die letzte<br />
<strong>Amaris</strong> sein, die auf natürlichem Wege zur Welt kommen werde. Fortan sollten alle<br />
Anführer entweder als Splicer oder Replikanten „geboren“ werden. Die Menschen<br />
der Verborgenen Gesellschaft weinten, als sie von ihrem Tod erfuhren, und<br />
nachdem ihr Körper auf allen Stützpunkten aufgebahrt worden war, setzte man sie<br />
schließlich in einer Gruft auf Sanctuary bei. Dort bekamen die Leute ein halbes<br />
Dutzend in Roben vermummte Individuen zu sehen, die sich selbst als<br />
55
„<strong>Schattenlords</strong>“ bezeichneten und erklärten, der Krieg gegen die Kinder des<br />
Sternenbunds und die verdorbenen Großen Häuser würde nun beginnen.<br />
FÜHLER<br />
Wenn diese Clans von Kerensky sich für den Mongolensturm halten, eine<br />
unaufhaltbare Armee von Kriegern, dann sind wir die Verkörperung der Ninja –<br />
lautlos, schnell und tödlich.<br />
- Aus Vicissitudes von Meridian<br />
Gefährlich ist der verborgene Zorn, denn unverhohlener Haß verspielt die<br />
Gelegenheit zur Vergeltung.<br />
- Seneca<br />
Während für die Clans das begann, was sie als das “Goldene Jahrhundert”<br />
bezeichnen, war auch die Verborgene Gesellschaft nicht untätig. Die versteckten<br />
Städte im Untergrund von Sanctuary hatten sich in ein halbes Dutzend blühender<br />
Metropolen verwandelt, und Knossos war vollständig ausgelastet mit der<br />
Produktion von Kriegsmaterial. Mit den Navigationsaufzeichnungen des eroberten<br />
Sprungschiffs von Clan Vielfraß gelang es den Agenten der Inquisition, die<br />
ungefähre Lage der Clan-Heimatwelten zu bestimmen. Obwohl die Kinder von<br />
<strong>Amaris</strong> ihre ewigen Feinde vernichten wollten, wußten sie, daß es ihnen an der<br />
dafür nötigen Stärke mangelte. Es mußte eine Strategie entwickelt werden, mit der<br />
sie mehr über den Feind herausfinden konnten, ohne entdeckt zu werden. Die<br />
Lösung sollte bald gefunden werden und lag in der Clangesellschaft selbst.<br />
Die Clans von Kerensky sind eine Gesellschaft, die auf einem Kastensystem basiert<br />
und von den Kriegern beherrscht wird. In dieser starren Kultur gibt es<br />
unausweichlich Abweicher, die nicht in das strikte Kastensystem passen oder seine<br />
Regeln verletzen. In den folgenden Jahrzehnten des Goldenen Zeitalters begann<br />
sich eine Subkultur der Ausgestoßenen zu entwickeln. Bekannt als die Dunkle<br />
Kaste oder Banditenkaste, wurden diese Außenseiter der Clangesellschaft gnadenlos<br />
von ihren früheren Clans gejagt. Ins Exil gezwungen und von Kriegern aller<br />
Clans zur Übung gejagt, flohen sie in gestohlenen Landungs- und Sprungschiffen<br />
und versuchten sich im Caliban Nebula, einem gewaltigen, gasförmigen Schleier,<br />
der den Clanraum vor den neugierigen Augen der Inneren Sphäre verbarg, zu<br />
verstecken. Um zu überleben, wurden die Mitglieder dieser Banditenkaste zu<br />
Piraten, die Clanenklaven überfielen, um sich mit dem Notwendigsten zu<br />
versorgen. Zuerst hatten die <strong>Schattenlords</strong> überlegt, die Banditen, die sich im<br />
Caliban Nebula versteckten, als Übung für das gedeihende Schattenkorps<br />
56
auszulöschen, dann jedoch entdeckten sie, wie sie diese Facette der Clangesellschaft<br />
zu ihrem Vorteil nutzen konnten.<br />
Das Schattenkorps eliminierte eine einzelne Einheit der Dunklen Kaste und gab<br />
sich als die zerstörte Einheit aus, um mehr über die Ausgestoßenen der Clans in<br />
Erfahrung zu bringen. Dazu kontaktierte die falsche Einheit der Dunklen Kaste<br />
andere Clan-Banditen in der Region und behauptete, man hätte nützliches Kriegsund<br />
Transportmaterial geborgen. Im Austausch für die Versorgung anderer Clan-<br />
Banditen mit Nachschub wollte man alles an neuer Technologie, was die Dunkle<br />
Kaste bei ihren gelegentlichen Überfällen auf Clan-Enklaven erbeutet hatte. Arglos<br />
stimmten die anderen Einheiten der Dunklen Kaste zu und formten eine loses<br />
Bündnis untereinander, nicht wissend, daß sie damit ihrem Feind in die Hände<br />
spielten. Diese Strategie erwies sich im Laufe des folgenden Jahrhunderts als so<br />
erfolgreich, daß es quasi ein Initiationsritus für Rekruten des <strong>Amaris</strong>-Militärs<br />
wurde, sich als Banditen der Dunklen Kaste zu tarnen und Überfälle auszuführen,<br />
um selbst Clanausrüstung zu erbeuten und Wissenschaftler und Techniker zu<br />
entführen. 2887 kamen die ersten Prototypen eines <strong>Amaris</strong> OmniMechs aus den<br />
umgerüsteten Mechfabriken auf Knossos. Im Laufe der Zeit gelang es<br />
Wissenschaftler- und Technikergilde, fast jede fortschrittliche Technologie der<br />
Clans zu kopieren.<br />
Wärend das Schattenkorps sowohl an Erfahrung als auch technologischer Qualität<br />
gewann, war auch die Inquisition nicht untätig. Schon 2811 hatten die ersten<br />
Undercover-Agenten der Inquisition von dem gewaltigen Chaos berichtet, das die<br />
Innere Sphäre verschlang, da die Hausfürsten in ihrem Kampf um die<br />
Vorherrschaft endlose Kriege gegeneinander führten. Trotz ihrer Freude darüber,<br />
daß sich die korrupten Häuser sich wie Schakale aufeinander gestürzt hatten, waren<br />
57
die <strong>Schattenlords</strong> weitaus mehr fasziniert von der Nachricht der Geburt einer<br />
neuen, auf Technologie basierenden Fraktion – ComStar.<br />
Gegründet von früheren Technikern des<br />
Sternenbundes, hatte sich ComStar dem<br />
Ziel verpflichtet, die HPG-Stationen der<br />
Inneren Sphäre zu beschützen und das<br />
durch die Vernichtungskriege der Hausfürsten<br />
rapide schwindende technische<br />
Wissen zu bewahren. Als ComStar<br />
begann, seinen eigenen Geheimdienst,<br />
ROM, aufzubauen, gelang es der<br />
Inquisition, Agenten in hoher Position<br />
einzuschleusen, wodurch die Verborgene<br />
Gesellschaft Zugriff auf alle<br />
Geheimdienstoperationen ComStars erhielt;<br />
außerdem konnte so die Existenz<br />
der Verborgenen Gesellschaft noch<br />
besser verschleiert werden, was sich in<br />
den kommenden Jahren als strategisch<br />
entscheidend erweisen sollte.<br />
Wegen der Unterwanderung ROMs<br />
durch die Inquisition sowie einer Reihe<br />
merkwürdiger Zufälle um Blakes<br />
Nachfolger Conrad Toyama sind einige<br />
interessante, aber unbewiesene Hypothesen<br />
entstanden. Es ist bekannt, daß<br />
Jerome Blake, der legendäre Gründer<br />
ComStars, Anfang 2819 erkrankte und<br />
noch im selben Jahr starb. Conrad<br />
Toyama war der letzte, der Blake<br />
lebend sah und er war es auch, der<br />
Blake als Prime Administrator<br />
ComStars nachfolgte. Nach seiner Einsetzung begann Toyama augenblicklich,<br />
ComStar in einen quasi-religiösen Orden umzuformen, der auf der Anbetung der<br />
Technologie fußte. Zieht man den Einfluß der <strong>Amaris</strong>-Inquisition in Betracht,<br />
erscheint es plausibel, daß die <strong>Schattenlords</strong> Toyama dabei „halfen“, Blakes<br />
Nachfolger zu werden und so in gewisser Weise den Wandel ComStars in einen<br />
Orden von „Fanatikern“ stark beeinflußten. Obwohl diese Theorie etwas weit<br />
hergeholt ist, so verleihen ihr seltsame Zufälle in der Zukunft, die zur Spaltung des<br />
58
Ordens und der Entstehung der Word of Blake-Reaktionäre führten, etwas an<br />
Glaubwürdigkeit.<br />
Eine der vielen neuen Erfindungen, welche die Inquisition so effektiv machte, war<br />
die „Supersedure“ genannte Infiltrationstechnik, bei der ein ausgewähltes Ziel<br />
eliminiert und durch ein „Double“ ersetzt wurde, das sich als das Opfer ausgab und<br />
dessen Leben fortsetze, als sei nichts gewesen. Dieser Doppelgänger war in Wirklichkeit<br />
ein Agent der Inquisition und arbeitete als geheime Informationsquelle<br />
oder beeinflußte die Entscheidungen der<br />
Organisation, der er angehörte; außerdem<br />
war ein solcher Doppelgänger fast<br />
vollständig vor Verdacht gefeit. Durch<br />
fortschrittliche biometrische Modifikationen,<br />
die auch die zuverlässigsten<br />
Tests bestanden, hatte die Inquisition<br />
eine absolut sichere Möglichkeit, ihre<br />
Agenten in die höchsten Ränge der<br />
feindlichen Einrichtungen zu schleusen.<br />
Es wurde nie bestätigt, daß Toyama ein<br />
Agent der Inquisition war, aber bei<br />
seinem Nachfolger, Raymond Karpov,<br />
besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit,<br />
daß er ein Opfer des Supersedure-<br />
Programms wurde. Nach Toyamas Tod<br />
und seinem Aufstieg zum neuen Primus<br />
ComStars 2837 erteilte Karpov sofort<br />
den Befehl, Wissenschaftler der Inneren<br />
Sphäre zu töten, die bei der<br />
Wiederentdeckung von verlorengegangener<br />
Sternenbundtechnologie Fortschritte<br />
machten. Könnte dies eine<br />
Langzeitstrategie der <strong>Schattenlords</strong> gewesen<br />
sein, um die Innere Sphäre<br />
technologisch im Rückstand zu halten<br />
und so eine künftige Invasion von Haus<br />
<strong>Amaris</strong> zu erleichtern? Bis heute bleibt<br />
diese Frage unbeantwortet.<br />
Wie in allen Kulturen entwickelten sich<br />
auch in der Verborgenen Gesellschaft<br />
Mythen und Legenden um die<br />
Gründung ihrer Gesellschaft als<br />
59
Symbole der Hoffnung für die Zukunft. Während Stefan <strong>Amaris</strong> in den<br />
Geschichtsbüchern der Inneren Sphäre für seine Taten verachtet wurde, stellten ihn<br />
die Dichter und Künstler der Verborgenen Gesellschaft als wohlwollenden<br />
Anführer dar, der sein Bestes gab, um die Unterdrückten zu befreien, aber durch<br />
die Verdorbenheit und Ignoranz der Inneren Sphäre betrogen und umgebracht<br />
wurde. Für sein Volk war er kein Tyrann, sondern ein Freiheitskämpfer, der sein<br />
Leben gegeben hatte, um die Innere Sphäre von der blutigen Tyrannei des<br />
Sternenbundes zu befreien. Die Verborgene Gesellschaft betrachte das Bild Stefan<br />
<strong>Amaris</strong>’ als brutaler Diktator, der alles für sich selbst wollte, als falsch; sie<br />
stilisierte ihn als Märtyrer, der ermordet wurde, weil er dem faschistischen<br />
Sternenbund getrotzt hatte. Im Lauf der Zeit erhob man Stefan <strong>Amaris</strong> und seine<br />
Tochter Anais in den Rang von Halbgöttern. Zum Lobpreis ihrer Leistungen<br />
wurden Lieder und Gedichte geschaffen. Unter den Heloten entstanden religiöse<br />
Bewegungen, die glaubten, Stefan <strong>Amaris</strong> werde von den Toten auferstehen und sie<br />
triumphierend in die Innere Sphäre zurückführen. Im selben Maße wie sie <strong>Amaris</strong>’<br />
Namen verehrten, haßten die Mitglieder der Verborgenen Gesellschaft die Großen<br />
Häuser, war es doch ihre Gier und Verdorbenheit gewesen, die es den SBVS<br />
erlaubt hatten, die Republik der Randwelten zu zerschlagen. Eine besondere<br />
Feindseligkeit hegten sie gegen die Clans, die Nachkommen von General Kerensky<br />
selbst, die alle zur Hölle fahren würden.<br />
KRIEG DER ATTENTÄTER<br />
Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht?<br />
Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht?<br />
Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht?<br />
Und wenn ihr uns beleidigt, wollen wir uns nicht rächen?<br />
- William Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig<br />
Der Tag der Abrechnung war nah. Wie sehr würden selbst die Mächtigsten zittern,<br />
wenn sie erführen, daß wir nicht nur zurückgekehrt, sondern bereits mitten unter<br />
ihnen waren?<br />
- Aus Vicissitudes von Meridian<br />
Trotz seiner vielen Erfolge wäre das Spionagenetzwerk der Inquisition innerhalb<br />
ComStars 2901 beinahe aufgedeckt worden. In diesem Jahr kam der Erste Primus<br />
ComStars bei einem HoverLimousinen-Unfall, bei dem sein Nachfolger, Dwight<br />
Kurstin, möglicherweise die Hände im Spiel hatte, ums Leben. Während die<br />
Inquisition angesichts des Verlustes ihres wichtigsten Agenten innerhalb ComStars<br />
schwankte, versuchte Primus Kurstin, den Ersten Kreis aufzulösen und heuerte<br />
Söldner an, um seine Mitglieder zur Strecke zu bringen. Nur seine rechzeitige<br />
Ermordung durch einen Agenten der Inquisition bewahrte die Verborgene<br />
Gesellschaft vor der Entdeckung durch die Innere Sphäre, denn Kurstin war es<br />
60
gelungen, eine weitreichende Verschwörung innerhalb ComStars aufzudecken und<br />
er war kurz davor, damit an die Öffentlichkeit zu treten.<br />
Zu einer weiteren Beinahe-Katastrophe kam es, als Primus York 2947 versuchte,<br />
ROM aufzulösen und die Aufgaben des Geheimdienstes den ComGuards zu<br />
übertragen. Wiederum verhinderte nur die Ausschaltung des Primus durch einen<br />
anderen Inquisitor die Auflösung des Spionagenetzwerks der Verborgenen Gesellschaft.<br />
Außerdem gelang es der Inquisition, das neu gegründete Explorer Corps<br />
zu infiltrieren und so ComStar an der Entdeckung der versteckten Stützpunkte in<br />
den Chainelane Isles zu hindern . Indem sie das Explorer Corps beeinflußte, andere<br />
Gebiete zu erforschen, gelang es der Verborgenen Gesellschaft, ihre Existenz<br />
61
weiter geheim zu halten. 3001 brachte die Inqusition den Ersten Kreis ComStars<br />
dazu, Piratenbanden in der Peripherie finanziell zu unterstützen und zu bewaffnen.<br />
Bald gewannen die „Banditenkönigreiche“ im Gebiet der ehemaligen Republik der<br />
Randwelten an Stärke und überfielen nahegelegene Welten der Nachfolgerstaaten –<br />
sehr zur Zufriedenheit der Verborgenen Gesellschaft.<br />
Ein anderes Beispiel für ihre Manipulation der Gesellschaften der Inneren Sphäre<br />
und der Clans ist die versteckte Weitergabe der DNA und biologischen Daten des<br />
Aquasauriden, einem auf Apollo heimischen Meeresräuber, der als Vorlage für das<br />
Symbol der Republik der Randwelten diente, an das Clan-PlauderNetz durch die<br />
<strong>Schattenlords</strong>. Wissenschaftler von Clan Schneerabe benutzten die Informationen,<br />
um eine überlegene Art von Hai zu schaffen, mit der ihr Khan den Seefuchs, das<br />
Totemtier des gleichnamigen Clans, ausrotten wollte. Die <strong>Schattenlords</strong>, darauf<br />
hoffend, daß die Seefüchse von den anderen Clans absorbiert würden, waren<br />
schockiert, als Clan Seefuchs seinen Namen 2985 in Clan Diamanthai änderte. Als<br />
Wolf’s Dragoner 3005 als Kundschafter der Clans in die IS kamen, erlitt die<br />
Inquisition einen weiteren Rückschlag, da es ihre Agenten nicht schafften, die Einheit<br />
zu infiltrieren. Trotz vieler Versuche gelang es ihnen nicht, in die innere<br />
Struktur und abgeschottete Organisation der Dragoner einzudringen. Verärgert<br />
durch die wiederholten Fehlschläge bei der Infiltration der Claneinheit entschied<br />
sich die Inqusition, ihren Schläfer Vesar Kristofur zu aktivieren und seinen Einfluß<br />
über Anton Marik, den Bruder des Generalhauptmanns der Liga Freier Welten,<br />
Janos Marik, zu benutzen, um eine Revolte zu beginnen und Wolf’s Dragoner als<br />
Dreh- und Angelpunkt bei seinem Griff nach der Macht zu benutzen. Kristofur<br />
dachte, die Dragoner würden zerschlagen werden und er würde die Wahrheit über<br />
ihre Ursprünge enthüllen können. Die Dragoner jedoch gaben nicht nach, selbst als<br />
die Revolte an Schwung verlor, und töteten Anton Marik, als er einige Angehörige<br />
der Dragoner entführen und hinrichten ließ (darunter auch Oberst Wolfs Bruder<br />
Joshua). Vesar Kristofur kam wegen seines Versagens in ein ComStar<br />
Umerziehungslager, doch zur Erleichterung der Verborgenen Gesellschaft sprach er<br />
niemals über seine wahre Herkunft.<br />
Als sich die Clans 3049 anschickten, die Invasion der Inneren Sphäre zu beginnen,<br />
war die Verborgene Gesellschaft dank der Inquisition bereits im Bilde über<br />
„Operation Auferstehung“. Die <strong>Schattenlords</strong> entschieden, nicht einzugreifen und<br />
die Geschehnisse lediglich über ihre Verbindungen zu ROM zu überwachen.<br />
Während des Angriffs der Jadefalken auf Von Strang’s World an der Lyranischen<br />
Grenze propagierte das Schattenkorps eine sofortige Intervention, was die<br />
<strong>Schattenlords</strong> aber ablehnten. Obwohl es schmerzte, widerstand die Verborgene<br />
Gesellschaft der Versuchung, ihren entfernten Brüdern, die immer noch loyal zu<br />
<strong>Amaris</strong> standen, zu helfen; die <strong>Schattenlords</strong> erkannten, daß es zur Katastrophe<br />
62
kommen würden, sollten sie sich zu erkennen geben, während die Clans in die<br />
Inneren Sphäre einfielen, und hielten sich aus dem Geschehen heraus.<br />
Im Kampf um Tukayyid 3052 erlaubten sie der Inquisition, wichtige militärische<br />
Informationen an ROM durchsickern zu lassen, um ComStar den Sieg zu<br />
ermöglichen. Nach dem Schisma ComStars konzentrierte die Inquisition ihre<br />
Ressourcen auf das neu entstandene Wort Blakes, nachdem sich ComStar zu einer<br />
säkularen Einrichtung reformierte. Es ist höchst wahrscheinlich, daß Prima Myndo<br />
Waterly Agentin der Inquisition war, da sie einen Plan umzusetzen schien, der<br />
ComStar, durchdrungen von der Inquisition, die vollständige Kontrolle über die<br />
Innere Sphäre gebracht hätte; allerdings wurde sie von ihrem Präzentor Martialum,<br />
Anastasius Focht, aufgehalten. War Operation Skorpion ein Versuch der<br />
<strong>Schattenlords</strong>, durch ComStar die Macht über die Innere Sphäre zu erlangen,<br />
nachdem die Clans geschlagen waren? Basierend auf den vorhergehenden<br />
Annahmen ist die Wahrscheinlichkeit dafür hoch.<br />
Doch der größte Erfolg der Inquisition war es wahrscheinlich, einen Doppelgänger<br />
einzusetzen, der zum Herrscher über die Liga Freier Welten wurde. 3035 tötete die<br />
Bombe eines unbekannten Attentäters den damaligen Generalhauptmann der Liga,<br />
Janos Marik. Obwohl angenommen wurde, sein Sohn Thomas sei ebenfalls ums<br />
63
Leben gekommen, tauchte er ein Jahr später wieder auf und übernahm das Amt des<br />
Generalhauptmanns der Liga Freier Welten. Obwohl die Liga aufgrund ihrer<br />
ständigen internen Querelen als eher schwach angesehen wurde, begann Thomas<br />
sofort mit einer Reihe von Reformen und erreichte einen sowohl ökonomischen als<br />
auch militärischen Wandel, der an ein Wunder grenzte. Während die Fabriken der<br />
Liga in der Zeit der Claninvasion gewaltige Mengen an Kriegsmaterial für die<br />
anderen Nachfolgerstaaten produzierten, zog Generalhauptmann Marik die<br />
Reaktionäre vom Wort Blakes auf seine Seite, indem er ihnen das Gebiet der Liga<br />
als Zufluchtsort vor ComStar anbot. So waren die Blakisten in der Lage, ihre Kräfte<br />
zu festigen und 3058 Terra zu erobern, während ComStar mit der Clanbedrohung<br />
beschäftigt war. Es stellen sich einige beunruhigende Fragen zur wahren Natur<br />
Thomas Mariks: wenn der Herrscher über die Liga Freier Welten tatsächlich ein<br />
Doppelgänger ist, was passierte dann mit dem echten Thomas Marik? War es ein<br />
reaktionäres Element innerhalb ComStars, welches den Austausch der Liga-<br />
Führung befürwortete, oder stecken die <strong>Schattenlords</strong> selbst dahinter? Und am<br />
wichtigsten, was bezwecken die Verantwortlichen für den Austausch damit? Es ist<br />
von äußerster Bedeutung, daß wir die wahre Absicht dahinter entdecken, bevor es<br />
zu spät ist.<br />
Im Juni 3055 forderte eine Bombenexplosion während einer Wohltätigkeitsveranstaltung<br />
auf Tharkad das Leben des geliebten Archons des Vereinigten<br />
Commonwealth, Melissa Steiner Davion, und verletzte Großherzog Morgan Kell<br />
schwer. Ein Jahr später wurde Ryan Steiner, Anführer der Skye-<br />
Separatistenbewegung, von einem Unbekannten erschossen. Diese Morde markierten<br />
das Ende des einst so mächtigen Vereinigten Commonwealth, der Allianz<br />
zwischen dem Lyranischem Commonwealth und den Vereinigten Sonnen. Einige<br />
Zeit später spalteten sich die beiden Reiche und führten schließlich gegeneinander<br />
Krieg, als Melissas Kinder Victor und Katrina um die Macht rangen. Die Drahtzieher<br />
hinter den Morden, die schließlich zum VerCom-Bürgerkrieg führten,<br />
wurden nie entdeckt, und es gibt mehrere Verschwörungstheorien, die entweder die<br />
verbannte Katrina Steiner-Davion oder ihren Bruder Victor als schuldig ansehen.<br />
Jedoch erscheint es mit diesen neuen Erkenntnissen sehr gut möglich, daß die<br />
<strong>Schattenlords</strong> bei diesen Geschehnissen eine Rolle spielten, da ein mächtiges Reich<br />
wie das Vereinigte Commonwealth die Menschheit am Ende durch schiere Waffengewalt<br />
wiedervereint und unter den Einfluß der Familie Steiner-Davion gebracht<br />
hätte, was die Verborgene Gesellschaft offensichtlich niemals zulassen würde.<br />
Doch auch hier wird die Wahrheit durch den Mangel an Beweisen möglicherweise<br />
niemals ans Licht kommen.<br />
Obwohl sich die Verborgene Gesellschaft beim Einfall der Clans in die Innere<br />
Sphäre heraushielt, erhöhten sie die Unterstützung der Banditenkaste, die weiterhin<br />
Überfälle auf die Clan-Heimatwelten verübte. Viele Garnisonseinheiten der Clans<br />
64
waren geschockt, wenn sie von gut ausgerüsteten Einheiten der Banditenkaste<br />
angegriffen wurden. Einer der Clans, Clan Felsengräber, wurde erfolgreich von<br />
Doppelgängern der Inquisition unterwandert, so daß schließlich Clan Felsengräber<br />
selbst die Banditenkaste in einem Versuch, sie als Handlanger zu benutzen, mit<br />
Informationen über andere Clans und militärischer Ausrüstung versorgte. Ohne es<br />
zu wissen spielten die Felsengräber damit den <strong>Schattenlords</strong> in die Hände, denn<br />
Agenten der Inquisition ließen Informationen über ihre Kontakte mit der<br />
Banditenkaste an die anderen Clans durchsickern, was schließlich 3059 zur<br />
Absorption der Felsengräber durch Clan Sternennatter führte. Obwohl der Touman<br />
der Felsengräber weitgehend intakt von den Sternennattern absorbiert wurde,<br />
konnte die Inquisition heimlich große Teile der Arbeiter-, Wissenschaftler- und<br />
Technikerkaste, die bei der Absorption übersehen worden waren, gefangen<br />
nehmen. Zudem hatte das Schattenkorps selbst mehrere erfolgreiche Überfallaktionen<br />
durchgeführt, besonders gegen Clan Gletscherteufel (dabei gelang es<br />
ihnen, Khan Stephen Tyler zu töten und saKhanin Danielle Lienet schwer zu<br />
verletzen), was den Truppen enorme Kampferfahrung verlieh.<br />
Obwohl diese Erfolge die verborgene Gesellschaft in ihrer „Euphorie“, die<br />
überlegene Gesellschaftsform zu sein, bestärkte, waren die <strong>Schattenlords</strong> sehr verärgert<br />
über die Gründung des Zweiten Sternenbunds 3058. Unter all ihren Feinden<br />
war der acht-zackige Cameron-Stern der verhaßteste. Zwar linderte die Feindseligkeit<br />
der Clans den Schmerz ein wenig, aber die Erinnerung an die vergangenen<br />
Niederlagen Haus <strong>Amaris</strong>’ brachte ihr Blut zum Kochen. Es dürfte ziemlich offen-<br />
65
sichtlich sein, daß die Herrscher des neuen Haus <strong>Amaris</strong> in rasender Wut bereits<br />
Pläne ersannen, um ihre Feinde so blutig wie möglich zur Strecke zu bringen.<br />
DER UNSICHTBARE FEIND<br />
Von all den Gefühlen, die einem am Büffet des Lebens dargereicht werden, ist<br />
keines saftiger oder wohlschmeckender als die Rache. Ob sie eiskalt oder glühend<br />
heiß serviert wird, die Befriedigung, seine Rache bekommen zu haben, ist von<br />
exquisiter Köstlichkeit.<br />
- Aus Vicissitudes von Meridian<br />
Also muß der Schaden, den man<br />
anderen zufügt, so groß sein, daß<br />
man keine Rache zu fürchten<br />
braucht.<br />
-Niccolo Machiavelli, Der Fürst<br />
66<br />
Im Oktober 3067 wurde die<br />
Jadefalken Garnison auf Winfield<br />
von einer HPG-Nachricht in<br />
Alarmbereitschaft versetzt, die<br />
augenscheinlich von einer Einheit<br />
der Wölfe kam und die die Falken zu<br />
einem Besitztest um die Überreste<br />
der ausgelöschten lyranischen Einheit<br />
Winfield’s Regiment forderte.<br />
3050 hatten die Jadefalken Winfield<br />
angegriffen und wären beinahe von<br />
Leftenant Davis Winfield und seiner<br />
Eliteeinheit besiegt worden. Nachdem<br />
sie den Clannern einen harten<br />
Kampf geliefert hatten, zog sich<br />
Winfield’s Regiment von Winfield<br />
zurück, nur um in einem zweiten<br />
Angriff einige Wochen später auf<br />
Butler vernichtet zu werden. Die<br />
meisten Mitglieder des Regiments<br />
endeten als Leibeigene und wurden<br />
zu Arbeitern, als der Planet Teil der<br />
Jadefalkenbesatzungszone wurde.<br />
Nach anfänglicher Verwirrung
darüber, wie die Wölfe unentdeckt durch das planetare Frühwarnsystem gekommen<br />
waren, reagierte der 8. Talon Cluster und bot einen Trinärstern gegen die Angreifer,<br />
die man nahe der Falkenbasis in Empfang nehmen wollte. Die Falken warteten<br />
mehrere Stunden auf ihren Gegner und verloren schnell den Kontakt mit ihrer<br />
Luftunterstützung und der örtlichen HPG-Station. Da die Falken zögerten, wurde<br />
einige Minuten später ihr Stützpunkt von unbekannten Jägern angegriffen. Noch<br />
während man sich auf Luftabwehr vorbereitete, verging der Stützpunkt in einem<br />
nuklearen Feuerball, der auch den Großteil des 8. Clusters und seine<br />
Unterstützungseinheiten verschlang. Die verbliebenen Clanner wurden von einer<br />
augenscheinlich neuen Generation von FLUMs mit Clantechnologie attackiert.<br />
Innerhalb von Minuten war der Kampf vorbei und auch die restlichen Falken<br />
getötet. Einige Tage später landeten Verstärkungen der Jadefalken und stellten<br />
Untersuchungen an, bereit, einen Krieg gegen die Wölfe zu beginnen. Die<br />
Nachforschungen ergaben jedoch, daß die Angreifer nicht aus den Reihen der<br />
Wölfe stammen konnten. Die Jadefalken konnten keine Schiffe der Wölfe im<br />
System entdecken, außerdem würden die Wölfe keine ehrlosen Atomwaffen<br />
einsetzen. Aber was die Falken schließlich erkennen ließ, daß die Angreifer weder<br />
aus der Inneren Sphäre noch von anderen Clans stammen konnten, war ihr Einsatz<br />
von fortschrittlichen FLUMs einer Art, wie man sie bis dahin noch nicht kannte.<br />
Man vertuschte den Vorfall, so gut es ging, und begann im Stillen, den 8. Talon<br />
Cluster wieder aufzubauen und die Untersuchungen fortzusetzen. Bis jetzt ist<br />
unbekannt, ob die Jadefalken Fortschritte dabei gemacht haben, die unbekannten<br />
Angreifer zu identifizieren und/oder zu lokalisieren.<br />
Winfield’s Regiment war der direkte Nachfolger einer Einheit der Republik der<br />
Randwelten, den 23. Republic Light Lancers, die im <strong>Amaris</strong> Bürgerkrieg gekämpft<br />
hatte. Die Lancers, auch „Stealths“ genannt, überlebten die Kämpfe um die<br />
Terranische Hegemonie relativ unbeschadet und arbeiteten schließlich während der<br />
Nachfolgekriege als Söldner für Haus Steiner. Dank ihrer großen Erfahrung im<br />
Durchführen von „Hit & Run“-Angriffen waren die Stealths bei den Lyranern so<br />
angesehen, daß sie schließlich in Ruhestand gingen; der Familie Winfield (der<br />
Kommandeur der Einheit stammte traditionell aus dieser Familie) wurde ihr<br />
eigener Planet als Lehen zugesprochen und zu ihren Ehren in „Winfield“<br />
umbenannt. Nach diesem Zwischenfall war klar, daß die Überbleibsel von<br />
Winfield’s Regiment evakuiert worden waren; ihr tatsächliches Schicksal bleibt<br />
bis heute ein Rätsel. Anhand der vorliegenden Beweise kann man annehmen, daß<br />
die <strong>Schattenlords</strong> offensichtlich einen Grund dafür hatten, die Überlebenden zu<br />
bergen. Welchen, ist noch unbekannt.<br />
Andere, beunruhigende Daten über diese Fraktion stammen aus einem kürzlich<br />
freigegebenen Bericht des ExplorerCorps, der 3066 über versteckte Kanäle an das<br />
WolfNetz weitergegeben wurde. 3064 stolperte die Star Seeker, ein Forschungs-<br />
67
schiff der Magellan-Klasse, das die äußeren Grenzen der Chainelane Isles in der<br />
tiefen Peripherie kartographierte, über eine gewaltige Flotte unbekannter Schiffe.<br />
Als das ExplorerCorps-Schiff zu fliehen<br />
versuchte, wurde es von unbekannten<br />
Luft/Raumjägern sowie einer Kriegsschiffklasse,<br />
die seit dem <strong>Amaris</strong>-<br />
Bürgerkrieg nicht mehr gesehen worden<br />
war, angegriffen. Innerhalb von<br />
Minuten wurde die Star Seeker zerstört,<br />
aber einem Landungsschiff gelang es,<br />
sich kurz vor der Explosion des schwer<br />
angeschlagenen Schiffes zu lösen und<br />
sich in einem nahe gelegenen Asteroidenfeld<br />
zu verstecken. Nach einem<br />
quälenden Leidensweg über mehrere<br />
Monate wurden die Überlebenden von<br />
einem Handelssprungschiff des Rim-<br />
Kollektivs entdeckt und zurück in<br />
lyranischen Raum gebracht.<br />
Bei der folgenden Befragung sowohl<br />
durch das lyranische Militär als auch<br />
durch ComStar kam ein Schreckensszenario<br />
gigantischen Ausmaßes ans<br />
Licht. Die fassungslosen Überlebenden<br />
sprachen von fast 50 Kriegsschiffen,<br />
begleitet von etwa 40 Sprungschiffen<br />
und Hunderten von Jägern. Eine<br />
Analyse der Schiffstypen, vorgenommen<br />
anhand der Aufzeichnungen,<br />
die die Besatzung des entkommenen<br />
Landungsschiffes aufgenommen hatte,<br />
ergab eindeutig, daß die Kriegsschiffe mit Clanwaffen bestückt waren und im<br />
Rumpfaufbau mit der berüchtigten Necronomicon-Klasse übereinstimmten, die<br />
während des <strong>Amaris</strong>-Bürgerkriegs von der nicht mehr existenten Republik der<br />
Randwelten eingesetzt worden war. Obwohl die Lyraner und ComStar versuchten,<br />
diese Informationen zu vertuschen, gingen einige der Überlebenden mit ihren<br />
Erfahrungen an die Öffentlichkeit. Bei der Suche nach diesen Individuen für eine<br />
weitere Analyse einige Monate später kam heraus, daß inzwischen jeder<br />
Überlebende der Expedition bei verschiedenen Unfällen ums Leben gekommen<br />
war. Agenten des WolfNetzes versuchten Kopien der angeblich existierenden Aufzeichnungen<br />
dieser Phantomschiffe ausfindig zu machen, konnten sie aber in den<br />
68
Archiven ComStars nicht entdecken. Wo sich diese Beweise jetzt finden, ist uns<br />
vollständig unbekannt.<br />
Von: General Maeve Wolf<br />
An: Commander Jaime Wolf<br />
Datum: 1. Dezember 3067<br />
Dies ist die Zusammenfassung dessen, was wir über den historischen Hintergrund<br />
dieser geheimen Gesellschaft wissen, basierend auf den spärlichen Informationen,<br />
die wir erhalten haben. Der Rest dieses Berichtes dreht sich um neue militärische<br />
Ausrüstung, deren Daten wir mit verschiedenen Quellen, wie ComStar oder den<br />
Clans abgeglichen haben; weiterhin folgt eine Analyse der Organisationen<br />
innerhalb dieser gefürchteten Fraktion. Aufgrund des Mangels an handfesten<br />
Beweisen basiert ein Großteil dieser Informationen auf Theorien und Vermutungen<br />
und mag deshalb ungenau, vielleicht sogar falsch sein. Der einzige Weg, wie wir<br />
diese Behauptungen verifizieren könnten, wäre eine schwer bewaffnete Expedition,<br />
die die Chainelane Isles nach dem angeblich dort versteckten Stützpunkt absucht.<br />
Unglücklicherweise können wir jetzt, da sich der Sternenbund aufgelöst hat, keine<br />
Unterstützung von den ehemaligen Mitgliedstaaten erwarten, und wir können auch<br />
keine Kräfte aus den Chaosmarken abziehen, um dieser möglichen neuen<br />
Bedrohung zu entgegnen. Das Wort Blakes behindert unsere Anstrengungen in<br />
dieser Region, und wenn wir Aufklärungseinheiten von dort in die tiefe Peripherie<br />
verlegen, würde unsere Front dort erheblich geschwächt. Eine beunruhigende<br />
Schlußfolgerung dieses Berichts ist, daß diese sogenannte „Verborgene<br />
Gesellschaft“ entweder mit den Blakisten im Bunde ist oder sie sogar kontrolliert,<br />
was schlimme Aussichten für uns bedeutet. Wir haben bereits von einem geheimen<br />
Projekt von Blakes Wort erfahren, Projekt „Erinyes“, an dem in der Nähe der<br />
Chainelane Isles gearbeitet wird und das sich somit in der Nähe des angeblichen<br />
Stützpunktes befindet; aber durch die gegenwärtige Situation sind wir nicht in der<br />
Lage, uns damit zu befassen. Ich ersuche Sie hiermit nachdrücklich darum, ein<br />
diesbezügliches Treffen auf höchster Ebene mit Präzentor Martialum Victor<br />
Steiner-Davion abzuhalten. Ich habe das Gefühl, daß es vielleicht schon zu spät ist,<br />
aber wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.<br />
69
Soziopolitische und militärische Strukturen<br />
DIE HELOTEN<br />
Ich fürchte mich – ich fasse Mut, ich sehe – ich träume, ich lerne – ich wachse, ich<br />
fühle – ich handle, ich will – ich erschaffe.<br />
- Aus einem Helotenbuch mit Kinderreimen<br />
Den vorhergehenden Berichten zufolge könnte man denken, das Leben eines<br />
Heloten bestünde aus nichts als jahrzehntelanger Plackerei im Dienste eines äußerst<br />
unnachsichtigen Regimes, jedoch scheint es<br />
persönlichen Angaben nach so, daß die meisten ihr<br />
Leben mit stiller Zufriedenheit und einem<br />
gewissen Zukunftsoptimismus sehen. Ein Teil<br />
dieser Zufriedenheit mit ihrem sozialen Status<br />
scheint von dem mystisch-religösen Glauben<br />
herzurühren, daß alle Mitglieder der Verborgenen<br />
Gesellschaft nach der triumphalen Wiederkehr<br />
Haus <strong>Amaris</strong>’ und der Rückeroberung der früheren<br />
Welten der Terranischen Hegemonie reich belohnt<br />
werden. Ein weiterer Faktor, der die Heloten von<br />
einer offenen Revolte abhält, ist die Chance selbst<br />
für die niedrigsten Mitglieder der Verborgenen<br />
Gesellschaft durch Eintritt in eine Gilde aufzusteigen.<br />
Es ist eine weit verbreitete Redensart unter<br />
den Heloten, daß man sich, wenn man nicht<br />
zufrieden mit einem Leben als Sklave ist, für die<br />
große Prüfung vorbereiten muß, um von einer der<br />
Gilden akzeptiert werden; versagt man und bleibt<br />
Helot, ist es allein die eigene Schuld. Da jeder<br />
Natural als Helot geboren wird, wird jeder von<br />
ihnen als Gleicher unter Gleichen angesehen und<br />
kann an sich arbeiten und sich verbessern – bis hin<br />
zum Eintritt in eine Gilde. Heloteneltern, deren<br />
Kind in eine der Gilden aufgenommen wird,<br />
genießen großes Prestige unter ihresgleichen und<br />
werden mit Stolz betrachtet.<br />
Sobald ein Natural geboren wird, wird das Kind auf genetische Defekte untersucht.<br />
Wird ein Defekt entdeckt, wird das Kind in aller Stille getötet und vergessen. Besteht<br />
es den Test, bekommt es einen Namen, zusammengesetzt aus Buchstaben und<br />
71
Zahlen, und wird in die Familie aufgenommen. Eltern, die wollen, daß ihr Kind in<br />
eine der Gilden aufgenommen wird, stellen oft Tutoren ein, um ihrem Sprößling<br />
einen Vorteil beim großen Test zu verschaffen.<br />
Sobald ein Helot ein gewisses Alter erreicht hat, erhält er den Titel eines „Ältesten“<br />
und wird zu einem der Repräsentanten aller Heloten. Die Ältesten werden für<br />
gewöhnlich von den Gilden beauftragt, die vielen Spezialisten unter den Heloten<br />
bestimmten schweren Arbeiten zuzuweisen. Die Heloten regieren sich zum Großteil<br />
selbst, aber es ist ihnen verboten, eigenen Besitz zu haben; jeder Gegenstand<br />
eines Helotenhaushalts gehört der Verborgenen Gesellschaft als Ganzes. Kleinere<br />
Vergehen innerhalb der Helotengemeinschaft werden normalerweise von den<br />
Ältesten verhandelt, die dann eine angemessene Strafe verhängen. Schwerere<br />
Vergehen, wie Mord oder Volksverhetzung, fallen in den Zuständigkeitsbereich des<br />
Schattenkorps oder der Inquisition, und das Urteil ist fast immer die Todesstrafe.<br />
Bei Vergehen gegen die Heloten von Seiten der Gilden oder des Militärs wird für<br />
gewöhnlich von Seiten der Helotenältesten vermittelt, die gelegentlich die<br />
<strong>Schattenlords</strong> um Gerechtigkeit ersuchen. Obwohl keiner der Heloten jemals<br />
behauptet hat, einen Schattenlord in Person gesehen zu haben, werden die<br />
rätselhaften Herrscher der Verborgenen Gesellschaft von ihnen quasi als<br />
Halbgötter verehrt. Regelmäßig werden Gebete an sie gerichtet, und jedes Jahr<br />
werden mehrere Feste zum Gedenken an ihre Herrschaft gefeiert. Es grassieren<br />
Gerüchte, daß die <strong>Schattenlords</strong> sich verkleiden und sich unter die Heloten<br />
mischen. Helotenmütter erzählen ihren Kindern oft, daß unartige Kinder vom<br />
gefürchteten Inquisitor für immer weggebracht, aber gute Kinder von einem<br />
wohlwollenden Schattenlord gesegnet, möglicherweise sogar unsterblich gemacht<br />
werden.<br />
Es ist ziemlich merkwürdig, daß die Heloten die Anbetung der <strong>Schattenlords</strong> schon<br />
beinahe zu einer Religion erhoben haben. Durch das Eugenikprogramm kann ein<br />
Helot tatsächlich die Unsterblichkeit anstreben, und zwar durch einen Selektionsprozeß,<br />
da er nach der Aufnahme in eine der Gilden neue Fähigkeiten erlernt und<br />
dann möglicherweise ins Militär oder zur Inquisition gelangt. Soldaten oder<br />
Inquisitoren, die große Beiträge zum Wohlergehen der Verborgenen Gesellschaft<br />
geleistet haben, können die ultimative Belohnung für ihre loyalen Dienste erhalten:<br />
Replikation. Replikanten werden als unsterbliche Wesen mit der Fähigkeit,<br />
unzählige Male wiedergeboren zu werden, verehrt; daher können sie ewig leben.<br />
Naturals und Splicers streben danach, Replikanten zu werden, denn man glaubt,<br />
daß diese exakten Klone fast immer <strong>Schattenlords</strong> werden.<br />
72
DIE GILDEN<br />
Dies ist Deine erste Lektion als Lehrling: das Wissen ist unendlich, doch Dein<br />
Verstand ist begrenzt. Du mußt Deine eigenen Grenzen kennen, um zu wissen, wo<br />
Deine wahre Stärke liegt. Arbeite an Deinen Schwächen, und Du wirst<br />
vollkommen. Betrachte Niederlagen nicht als Versagen, sondern als Gelegenheit.<br />
Konzentriere Deinen Willen, und kein Hindernis wird Dir im Weg stehen.<br />
- Das Gilden-Handbuch<br />
Die Gilden formen das Herzstück der Wirtschaft und Industrie der Verborgenen<br />
Gesellschaft. Im Grunde Bibliotheken technischen und wissenschaftlichen Wissens,<br />
stellen sie die Güter her, die die Verborgene Gesellschaft benötigt. Nachdem ein<br />
Helot eine Reihe schwieriger Tests bestanden hat, wird er in Abhängigkeit von<br />
seinen Fähigkeiten und Talenten einer<br />
passenden Gilde zugeteilt. Neue<br />
Rekruten erhalten den Rang eines<br />
Lehrlings sowie die Erlaubnis, ihre<br />
alte Identifikationsnummer abzulegen<br />
und einen selbstgewählten Namen anzunehmen.<br />
Weiterhin dürfen sie von<br />
nun an eigenen Besitz haben. Obwohl<br />
Gildenmitglieder hohes Ansehen genießen,<br />
stehen sie unter konstantem<br />
Druck und in ständigem Wettbewerb.<br />
Zwar betrachtet sich jede Gilde als<br />
gleichwertig den anderen gegenüber,<br />
aber es gibt einige angesehene Gilden,<br />
die mehr Macht als andere haben. Die<br />
Wissenschaftsgilde setzt sich<br />
gegenüber den vielen Subgilden/<br />
Untergilden durch, hat sie doch<br />
Einfluß auf Entdeckung und<br />
Weiterentwicklung neuer Technologien,<br />
insbesondere für das Militär.<br />
Wissenschaftler der Verborgenen Gesellschaft<br />
sind Experten, was das<br />
Nachbauen erbeuteter feindlicher<br />
Technologien und die Gentechnik<br />
angeht, daher spezialisieren sich die<br />
meisten innerhalb dieser beiden Felder. Dennoch gibt es Hinweise auf Durchbrüche<br />
im Bereich dunkler Materie und elektromagnetischer Energiefelder. Auch die<br />
73
Technikergilde besitzt großen Einfluß, da sie eng mit der Wissenschaftlergilde<br />
zusammenarbeitet, um den technischen Standard im Militär und der Verborgenen<br />
Gesellschaft selbst aufrechtzuerhalten.<br />
Trotz der Tatsache, daß die Verborgene Gesellschaft scheinbar auf alle<br />
Technologien sowohl der Clans als auch der Inneren Sphäre Zugriff hat, sind ihre<br />
Produktionskapazitäten begrenzt, wodurch sie sich auf einige Kernindustriezweige,<br />
vor allem auf das Militär, beschränken muß, was erklären könnte, warum die<br />
Streitkräfte Haus <strong>Amaris</strong>’ nur einige wenige Standard-Mechtypen einsetzt und sich<br />
stark auf OmniMechs verläßt. Auch ihre Waffenproduktionstrassen scheinen<br />
begrenzt zu sein, weisen ihre verschiedenen Mechs doch fast immer dieselbe<br />
Waffenkombination auf. Deshalb sind ihre wenigen Typen von Kriegsmaschinen<br />
auf maximale Flexibilität und Widerstandsfähigkeit ausgelegt; diese Designphilosophie<br />
gibt dem Militär der Verborgenen Gesellschaft einen tödlichen Vorteil im<br />
Kampf.<br />
Die Gilden produzieren sehr wenig an Konsumgütern und richten ihre begrenzte<br />
Schwerindustrie lieber auf die Produktion von militärischen Komponenten aus. Die<br />
wenigen zivilen Gebrauchsartikel, die sie herstellen, entfallen auf zum Überleben<br />
notwendige Dinge wie Nahrung, Kleidung und Umweltanpassung. Deshalb bietet<br />
die Verborgene Gesellschaft ihren Bürgern nur wenige Luxusgüter, und die<br />
wenigen, die hergestellt werden, werden hochgeschätzt. Die Gilden versuchen<br />
diesen Mangel zu beheben, indem sie einen Teil ihrer Hochtechnologie bei<br />
ahnungslosen Peripheriemächten, vor allem dem Jarnfolk, gegen diese begehrten<br />
Waren eintauschen.<br />
74
DIE INQUISITION<br />
Durch Täuschung sollst Du Krieg führen.<br />
- Motto des israelischen Mossad, 20. Jahrhundert<br />
Die Hauptaufgaben der<br />
Inquisition sind abwechslungsreich<br />
und keinesfalls<br />
einfach; es fällt in ihren<br />
Aufgabenbereich, die<br />
Existenz der Verborgenen<br />
Gesellschaft vor der<br />
Menschheit geheimzuhalten,<br />
Informationen über<br />
die anderen Mächte der<br />
Peripherie, der Clans und<br />
der Inneren Sphäre zu<br />
sammeln und alle<br />
potentiellen Feinde durch<br />
nichtkonventionelle Mittel<br />
zu eliminieren. Sogar das<br />
sonst so einflußreiche<br />
Militär muß sich diesen<br />
Aufgaben unterordnen und<br />
die Inquisition hat in diesen<br />
Bereichen Befehlspriorität.<br />
Um diese Aufgaben zu<br />
erfüllen hält sich die<br />
Inquisition an einfache<br />
Grundsätze: Infiltration,<br />
Desinformation und<br />
Attentate.<br />
Wie das Militär rekrutiert<br />
auch die Inquisition aus<br />
allen Subklassen der<br />
Verborgenen Gesellschaft, möglicherweise sogar unter den <strong>Schattenlords</strong>, was den<br />
Agenten der Inquisition eine sehr große Flexibilität bei der Erfüllung ihrer<br />
vorgegebenen Mission gibt. Aber der wahrscheinlich größte Vorteil der Inquisition<br />
ist ihre Unbekanntheit: ihre Feinde können sich nicht gegen sie verteidigen, da sie<br />
75
nichts von ihrer Existenz ahnen. Diese Tatsache, zusammen mit intensivem<br />
Training, Erfahrung und Fanatismus, macht die Inquisition zu einer äußerst<br />
effizienten und tödlichen Organisation, die Chaos in der gesamten inneren Sphäre<br />
säen könnte. Doch auch dieser Vorteil hat seinen Preis: das Personal der Inquisition<br />
ist begrenzt, so daß nur wenige feindliche Fraktionen gleichzeitig beeinflußt<br />
werden können. Aus einer Analyse ihrer Geschichte geht hervor, daß sich die<br />
Inquisition auf zwei Fraktionen konzentriert hat: ComStar und die Banditenkaste<br />
der Clans. Seit dem Schisma innerhalb ComStars hat sie sich hauptsächlich darauf<br />
verlegt, die Blakistenfraktion ROMs zu infiltrieren, während sie sich bei den<br />
anderen großen Fraktionen auf ein Minimum an Einmischung beschränkt. Die<br />
Anonymität der Inquisition ermöglicht ihr, ein großes Unterstützungsnetzwerk aus<br />
bezahlten Informanten und unabhängigen Söldnern ohne Furcht vor Entdeckung<br />
und darauffolgender Zerschlagung aufrechtzuerhalten. Es ist höchstwahrscheinlich,<br />
daß Verbündete wie ROM vom Wort Blakes und angeheuerte Söldner keine<br />
Ahnung haben, wer sie tatsächlich kontrolliert.<br />
Infiltrationstechniken wie Supersedure und der Einsatz von Replikanten erlaubt der<br />
Inquisition ihre Spione beliebig in jede feindliche Organisation einzuschleusen.<br />
Besonders die Heloten leben in ständiger Angst und erzählen Geschichten von<br />
Müttern, die den Tod fanden, nachdem ihre eigenen Kinder von jungen Agenten<br />
der Inquisition ersetzt worden waren und sie schließlich an die Inquisition<br />
verrieten. So sehr die Heloten die geheimnisvollen <strong>Schattenlords</strong> verehren, so sehr<br />
fürchten sie den langen Arm der mächtigen Inquisition. Es gibt keine Aufzeichnungen<br />
über Abtrünnige, denen es gelang, aus der Verborgenen Gesellschaft<br />
zu fliehen; alle nicht-loyalen Personen wurden offensichtlich getötet, bevor sie<br />
entkommen konnten. Die Inquisition arbeitet in Angelegenheiten der inneren<br />
Sicherheit eng mit dem Militär zusammen: alle Sprung- und Landungsschiffe der<br />
Verborgenen Gesellschaft haben mindestens einen Inquisitor und ein kleines<br />
Truppenkontingent an Bord, um sicherzustellen, daß es niemandem jemals gelingt,<br />
zum Feind überzulaufen.<br />
76
DAS SCHATTENKORPS<br />
Die genaue Größe der Kriegsmaschinerie Haus <strong>Amaris</strong>’ ist unbekannt, aber anhand<br />
der Gesamtbevölkerung läßt sich schätzen, dass sie glücklicherweise relativ klein<br />
sein muß. Allerdings ist diese Armee dank ihrer fortgeschrittenen Technologie und<br />
ihres Fanatismus trotz ihrer geringen Größe extrem tödlich.<br />
Obwohl das Schattenkorps eine unverkennbare Rangordnung besitzt, kann sich<br />
seine Organisation situationsabhängig ändern. Es heißt, die Soldaten des Schattenkorps<br />
könnten ihre militärischen Strukturen entweder dem fünfer-basierten System<br />
der Clans, dem vier-drei-System der Inneren Sphäre oder sogar dem Sechser-<br />
System Comstars/WoBs anpassen. Dieser Faktor erlaubt ihnen unvergleichliche<br />
Flexibilität, bedeutet aber auch eine Begrenzung des militärischen Personals durch<br />
das notwendige intensive Training. Höchstwahrscheinlich hat das Schattenkorps<br />
während der erfolgreichen Eroberung Terras durch das Wort Blakes 3058 die<br />
Blake-Milizen darin ausgebildet, die 21. Centauri Lanciers zu imitieren und/oder<br />
nahmen mit den Schattenlanciers an der Operation Odysseus teil.<br />
77
Sollten sich diese Berichte als wahr herausstellen, könnte sich jeder in Zukunft der<br />
erschreckenden Vorstellung gegenüber sehen, von Einheiten angegriffen zu<br />
werden, die nicht das sind, was sie zu sein scheinen.<br />
Allerdings hat das Schattenkorps auch eine eigene Organisationsstruktur, die<br />
benutzt wird, wenn sich das Schattenkorps offen zeigen will. Die kleinste Einheit<br />
ist eine Zelle, bestehend aus 3 oder 4 BattleMechs. 3 oder 4 Zellen bilden einen<br />
Zirkel; es wurde berichtet, daß während des Talos-Feldzuges die Angreifer in<br />
Gruppen von 12 Mechs, manchmal ergänzt durch einen dreizehnten, operierten.<br />
Mehrere Zirkel formen einen Kabal, die genaue Größe ist zwar unbekannt, dürfte<br />
sich aber an einem Regiment der Inneren Sphäre oder einer Clan-Galaxis<br />
orientieren.<br />
78
Noch beunruhigender ist die Größe der Kriegsschiffsflotte des Schattenkorps. Es<br />
tauchen mehr und mehr unbestätigte Berichte über Sichtungen unbekannter<br />
Kriegsschifftypen in der tiefen Peripherie auf. Sollte es tatsächlich eine Allianz<br />
zwischen dieser Fraktion und den Blakisten geben, wäre ihre kombinierte<br />
Streitmacht größer als die jeder anderen Fraktion der Inneren Sphäre oder der<br />
Clans. Falls es die Verborgene Gesellschaft wirklich gibt, hätte sie über 200 Jahre<br />
ununterbrochenen technologischen Fortschritts vorzuweisen; Produktion und<br />
Aufbau dieser Einheiten wäre der nächste logische Schritt.<br />
Auch die Gerüchte, Haus <strong>Amaris</strong> habe Zugriff auf moderne Gefechtsrüstungen<br />
könnten sich als wahr erweisen, da die Agenten des Republikanischen Geheimdienstes<br />
während des <strong>Amaris</strong> Coup an die Pläne der Nighthawk-Gefechtsrüstung<br />
des Ersten Sternebundes gelangten. Eine neu entwickelte Rüstung, basierend auf<br />
der neuesten Clan-Technologie und Stealth-Technologie der Inneren Sphäre, stellt<br />
eine beängstigende Möglichkeit dar.<br />
79
UNBESTÄTIGTE MILITÄRISCHE AUSRÜSTUNG<br />
Datum: 17. Oktober 3067<br />
An: Präzentor Martialum Victor Steiner-Davion<br />
Von: Adept Dennis Surban<br />
Betreff: BattleMechs, Kriegsschiffe und Gefechtsrüstungen der neuen Fraktion<br />
Basierend auf Berichten der vom Unglück verfolgten Talos-Expedition und<br />
abgefangenen Übertragungen der Blakisten und der Clans haben wir ein kleines,<br />
aber wichtiges Handbuch der militärischen Hardware der noch größtenteils<br />
unbekannten, neuen Fraktion zusammengestellt. Zu meinem Bedauern muß ich<br />
Ihnen mitteilen, daß wir aufgrund von Schwierigkeiten mit Blakes Wort bis<br />
jetzt nicht in der Lage waren, die Existenz dieser Fraktion zu bestätigen oder zu<br />
widerlegen. Ich schlage vor, diesen Bericht an unsere Verbündeten, besonders<br />
das WolfNetz von Oberst Wolf weiterzuleiten; vielleicht finden sie einen Weg,<br />
die Gerüchte zu untermauern. Nur durch die entschlossene Zusammenarbeit mit<br />
unseren verbliebenen Verbündeten können wir uns dem heranziehenden Chaos,<br />
welches uns möglicherweise alle verschlingen wird, entgegenstellen.<br />
Ausgehend von der Vollkommenheit und Tödlichkeit der im Folgenden aufgeführten<br />
Maschinen können wir nur annehmen, daß diese Fraktion über<br />
bedeutsame Produktionskapazitäten verfügt und Zugriff auf die fortschrittlichsten<br />
Technologien jeder bekannten Fraktion hat; wie sie dies erreichen<br />
konnte, ist uns ein Rätsel. Am beunruhigendsten ist, daß diese unbekannte<br />
Macht sowohl die Banditenkaste der Clans als auch die Reaktionäre vom Wort<br />
Blakes in einem Maße mit Nachschub versorgt hat, daß diese zu einer akuten<br />
Bedrohung werden konnten. Über ihre wahren Absichten wissen wir jedoch<br />
überhaupt nichts.<br />
Gravedigger OmniMech<br />
65-Tons (Clan Technology)<br />
Chassis: Unknown<br />
Power Plant: Unknown 390 XL (Clan)<br />
Cruising Speed: 64.5<br />
Maximum Speed: 96.75<br />
Jump Jets: none<br />
Jump Capacity: none<br />
Armor: Unknown<br />
Armament: 8 ER Medium Lasers<br />
Manufacturer: Unknown<br />
Primary Factory: Unknown<br />
Communications System: Unknown with Guardian ECM Suite<br />
Targeting and Tracking System: Unknown with Beagle Active Probe, Special<br />
Targeting Computer<br />
80
Übersicht:<br />
Wie sein Schwestermodell, der Inquisitor, erschien der Gravedigger erstmals in<br />
den Berichten der IS-Geheimdienste nach der fehlgeschlagenen SBVS-<br />
Expedition zur entfernten Peripheriewelt Talos gegen Ende 3066. Als zweithäufigster<br />
Mech in einigen neuen und mysteriösen Einheiten stellt der<br />
Gravedigger ein ebenso großes Rätsel dar wie die Einheiten, zu denen er gehört.<br />
Bis jetzt wurde kein intakter Gravedigger oder Inquisitor intakt erbeutet; beide<br />
BattleMechs scheinen mit einer Art Selbstzerstörungsmechanismus ausgestattet<br />
zu sein. Berichten zufolge erfolgte, kurz nachdem einer der Mechs ausgeschaltet<br />
worden war (entweder durch Verlust eines Beines, Zerstörung des Cockpits oder<br />
des Reaktors), eine katastrophale Implosion, die den Reaktorkern zerstörte und<br />
eine kleine nukleare Schockwelle auslöste. Die Untersuchungen der Überreste<br />
ergaben lediglich, daß diese Maschinen mit Clan-Technologie hergestellt<br />
wurden; sonst konnte nichts von Bedeutung festgestellt werden. Wir wissen bis<br />
heute nichts über die Organisation, die diese Mechs einsetzt, wo sie hergestellt<br />
werden, wer sie steuert und welchen strategischen Zweck außer blanker<br />
Zerstörung sie erfüllen.<br />
Neuere Berichte der Clans bestätigen unsere Annahme, daß es eine Verbindung<br />
zu einigen Einheiten der Banditenkaste gibt, die mit diesen Mechtypen<br />
ausgestattet sind. Merkwürdig ist, daß die Angreifer, Angehörige dieser Kaste,<br />
die mehrere Clan-Heimatwelten angegriffen haben, extrem gut ausgerüstet zu<br />
sein scheinen; 3064 gelang es ihnen sogar, genetisches Material aus dem<br />
Genarchiv auf Strana Mechty zu stehlen. Erst kürzlich freigegebenen Berichten<br />
der Clans zufolge hatten die Angreifer nicht nur Luftunterstützung durch einen<br />
bis dato unbekannten Omnijäger, der mit einer Clan-Version von Haus Liaos<br />
Stealth-Panzerung ausgestattet war, sondern auch durch eine große Zahl an<br />
Kriegsschiffen. Ein Clan-Kriegsschiff der McKenna-Klasse mußte sich aufgrund<br />
schwerer Schäden aus dem Kampf zurückziehen. Es gibt zwei mögliche<br />
Erklärungen: entweder ist die Dunkle Kaste nicht nur irgendwie an Kriegsschiffe<br />
gelangt, sondern hat auch an einem unbekannten Ort mit der Produktion<br />
von OmniMechs begonnen, oder es existiert eine den Nachrichtendiensten der<br />
Inneren Sphäre und der Clans unbekannte Macht, die anfängt, Ihre Präsenz<br />
spüren zu lassen. Nur die Zeit wird zeigen, ob diese Gerüchte tatsächlich wahr<br />
sind.<br />
Mit einer hohen Geschwindigkeit für seine Gewichtsklasse bei gleichzeitig<br />
vergleichsweise schwächerer Bewaffnung stellt der Gravedigger ein Rätsel für<br />
uns dar. Die Primärvariante scheint mit ihren 8 mittelschweren ER-Lasern und<br />
den für ihren Einsatz nötigen Wärmetauschern dem Black Hawk der Clans<br />
nachempfunden zu sein. Sowohl die primäre als auch die A-Variante sind mit<br />
einem Zielcomputer ausgestattet, der eine unvergleichliche Treffergenauigkeit<br />
ermöglicht, wobei die A-Variante für Langstreckenunterstützung, die<br />
Primärvariante dagegen für kurze bis mittlere Distanz konzipiert zu sein scheint.<br />
81
Zudem besitzen beide Varianten verschiedene elektronische Systeme, was den<br />
Schluß nahelegt, daß der Gravedigger als ScoutMech eingesetzt wird.<br />
Mit ihren beiden ATM-Werfern ist die B-Variante auf Feuerunterstützung<br />
ausgelegt, während die C-Variante akkurate Unterstützung im Kurz- und<br />
Langstreckenbereich liefert. Einer Analyse der Clans zufolge, die vor kurzem in<br />
die Hände ROMs gelangte, wird dieser Mech ausschließlich als Unterstützungseinheit<br />
eingesetzt. Einer anderen Theorie nach wurde der Gravedigger als Jäger<br />
leichterer gegnerischer Mechs designt, während er größere Beute seinem<br />
Schwestermodell überläßt. Auf jeden Fall wurden alle vier Konfigurationen in<br />
jeder Einheit zusammen gesichtet, was nahelegt, daß die einzelnen Varianten<br />
zusammen benutzt werden, um die jeweiligen Missionsparameter zu erfüllen.<br />
82
Gravedigger Prime<br />
65-Tons (Clan Technology)<br />
Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)<br />
Equipment Mass<br />
Internal Structure: - (C) EndoSteel 3.5<br />
Engine: 390 XL (Clan) 23<br />
Walking MP: 6<br />
Running MP: 9<br />
Jumping MP: 0<br />
Heat Sinks: 18(36) - (C) Double 8<br />
Gyro: 4<br />
Cockpit: 3<br />
Armor Factor: 211 - (C) Ferro-Fibrous 11<br />
Internal Armor<br />
Structure Value<br />
Head 3 9<br />
Center Torso 21 32<br />
Center Torso(rear) 10<br />
R/L Torso 15 23<br />
R/L Torso(rear) 7<br />
R/L Arm 10 20<br />
R/L Leg 15 30<br />
Weapons and Ammo Location Critical Tonnage<br />
(C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1<br />
(C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1<br />
(C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1<br />
(C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1<br />
Targeting Computer RT 2 2<br />
(C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1<br />
(C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1<br />
(C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1<br />
(C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1<br />
(C) [Pod] ECM Suite CT 1 1<br />
(C) [Pod] Light TAG CT 1 0.5<br />
(C) [Pod] Active Probe H 1 1<br />
Gravedigger A<br />
65-Tons<br />
Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)<br />
Equipment Mass<br />
Internal Structure: - (C) EndoSteel 3.5<br />
Engine: 390 XL (Clan) 23<br />
Walking MP: 6<br />
Running MP: 9<br />
83
Jumping MP: 0<br />
Heat Sinks: 17(34) - (C) Double 7<br />
Gyro: 4<br />
Cockpit: 3<br />
Armor Factor: 211 - (C) Ferro-Fibrous 11<br />
Internal Armor<br />
Structure Value<br />
Head 3 9<br />
Center Torso 21 32<br />
Center Torso(rear) 10<br />
R/L Torso 15 23<br />
R/L Torso(rear) 7<br />
R/L Arm 10 20<br />
R/L Leg 15 30<br />
Weapons and Ammo Location Critical Tonnage<br />
(C) [Pod] ER Large Laser LA 1 4<br />
(C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1<br />
Targeting Computer RT 2 2<br />
(C) [Pod] ER Large Laser RA 1 4<br />
(C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1<br />
(C) [Pod] ECM Suite CT 1 1<br />
(C) [Pod] Light Active Probe H 1 0.5<br />
Gravedigger B<br />
65-Tons<br />
Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)<br />
Equipment Mass<br />
Internal Structure: - (C) EndoSteel 3.5<br />
Engine: 390 XL (Clan) 23<br />
Walking MP: 6<br />
Running MP: 9<br />
Jumping MP: 0<br />
Heat Sinks: 11(22) - (C) Double 1<br />
Gyro: 4<br />
Cockpit: 3<br />
Armor Factor: 211 - (C) Ferro-Fibrous 11<br />
Internal Armor<br />
Structure Value<br />
Head 3 9<br />
Center Torso 21 32<br />
Center Torso(rear) 10<br />
R/L Torso 15 23<br />
R/L Torso(rear) 7<br />
R/L Arm 10 20<br />
R/L Leg 15 30<br />
Weapons and Ammo Location Critical Tonnage<br />
84
(C) [Pod] ATM-9 LA 4 5<br />
(C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1<br />
(C) [Pod] ATM-9 ER Ammo LT 2 2<br />
(C) [Pod] ATM-9 HE Ammo LT 1 1<br />
(C) [Pod] ATM-9 ER Ammo RT 1 1<br />
(C) [Pod] ATM-9 HE Ammo RT 2 2<br />
(C) [Pod] ATM-9 RA 4 5<br />
(C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1<br />
(C) [Pod] ECM Suite CT 1 1<br />
(C) [Pod] Light TAG H 1 0.5<br />
Gravedigger C<br />
65-Tons<br />
Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)<br />
Equipment Mass<br />
Internal Structure: - (C) EndoSteel 3.5<br />
Engine: 390 XL (Clan) 23<br />
Walking MP: 6<br />
Running MP: 9<br />
Jumping MP: 0<br />
Heat Sinks: 12(24) - (C) Double 2<br />
Gyro: 4<br />
Cockpit: 3<br />
Armor Factor: 211 - (C) Ferro-Fibrous 11<br />
Internal Armor<br />
Structure Value<br />
Head 3 9<br />
Center Torso 21 32<br />
Center Torso(rear) 10<br />
R/L Torso 15 23<br />
R/L Torso(rear) 7<br />
R/L Arm 10 20<br />
R/L Leg 15 30<br />
Weapons and Ammo Location Critical Tonnage<br />
(C) [Pod] Large Pulse Laser LA 2 6<br />
Targeting Computer RT 3 3<br />
(C) [Pod] Large Pulse Laser RA 2 6<br />
(C) [Pod] ECM Suite CT 1 1<br />
(C) [Pod] Medium Pulse Laser CT 1 2<br />
(C) [Pod] Light Active Probe H 1 0.5<br />
85
Inquisitor OmniMech<br />
85-Ton OmniMech<br />
Chassis: Unknown<br />
Power Plant: Unknown 340 XL (Clan)<br />
Cruising Speed: 43<br />
Maximum Speed: 64.5<br />
Jump Jets: none<br />
Jump Capacity: none<br />
Armor: Unknown with CASE<br />
Armament:<br />
2 ER PPCs<br />
1 Gauss Rifle<br />
2 ER Medium Lasers<br />
2 Medium Pulse Lasers<br />
Manufacturer: Unknown<br />
Primary Factory: Unknown<br />
Communications System: Unknown<br />
Targeting and Tracking System: Unknown with Special Targeting Computer<br />
Übersicht:<br />
Ende 3066 wurde eine Einsatzgruppe bestehend aus der kürzlich gegründeten 3.<br />
Royal Guards BattleMech Division der SBVS und Stilicho´s Stilettos, einer<br />
Söldnereinheit aus der Peripherie, zu einem entfernten Planeten am äußeren<br />
Rand der lyranischen Grenze entsandt, um merkwürdigen Ortungen auf der<br />
Oberfläche und Berichten, daß dieser Planet als Operationsbasis für Überfälle<br />
von unbekannter Seite diente, nachzugehen. Kurz nachdem der Großteil der<br />
Einheit gelandet war, wurden ihre Luftunterstützung und Sprungschiffe augenscheinlich<br />
von Caspar-Drohnenschiffen angegriffen und vernichtet. Auch die<br />
Bodeneinheiten sahen sich bald unbekannten Mechs verschiedener Bauart gegenüber,<br />
die sofort angriffen und die Einsatzgruppe auslöschten. Nur eine<br />
Handvoll Überlebender konnte schließlich einige Wochen später gerettet<br />
werden. Dies war der erste Zusammenstoß der Inneren Sphäre mit dem<br />
Inquisitor.<br />
Interessanterweise berichten Clan-Quellen von zahlreichen ähnlichen Zwischenfällen<br />
mit der Banditenkaste. Von den Clans gemieden, war die Banditenkaste in<br />
der Lage, sich bei einigen Zusammenstößen in jüngster Zeit zu behaupten –<br />
bedingt dadurch, daß diese Abtrünnigen der Clans von bis dato unbekannten,<br />
mit Clan-Technologie ausgerüsteten Einheiten unterstützt wurden. Eine Reihe<br />
weiterer Zwischenfälle mit diesen Einheiten, darunter die Gefangennahme einer<br />
großen Anzahl Wissenschaftler der Nebelparder auf Diana nach der<br />
Zerschlagung des Clans werfen mehr Fragen als Antworten auf.<br />
86
Bekannt ist bis jetzt nur, daß diese neuen BattleMechs Clan-Technologie<br />
einsetzen, aber es wurden vereinzelt auch neuere technische Innovationen der<br />
Inneren Sphäre gesichtet wie etwa die vor kurzem entwickelte Stealth-<br />
Panzerung. Die einzige Schlußfolgerung, die unser Orden ziehen kann, ist, daß,<br />
wer auch immer diese tödlichen neuen OmniMechs herstellt, sowohl Zugriff auf<br />
Technologien der Clans als auch der Inneren Sphäre hat. Noch beunruhigender<br />
ist, daß die unbekannten Einheiten, die diese OmniMechs einsetzen, das alte<br />
Wappen der nicht mehr existenten Republik der Randwelten tragen. Wir<br />
vermuten, daß sich entweder eine kleine, gut ausgerüstete Piratenbande mit<br />
diesem Symbol einen kranken Scherz erlaubt oder aber Überreste der Republik<br />
der Randwelten den <strong>Amaris</strong>-Bürgerkrieg überlebten und jetzt auf Rache aus<br />
sind. Sollte sich das letztere bewahrheiten, stehen den Clans und den Großen<br />
Häusern der Inneren Sphäre dunkle Zeiten bevor.<br />
Die Kampfberichte zeigen, daß der hier beschriebene Mech, der Inquisitor, eine<br />
furchterregende Maschine und gleichzeitig der am häufigsten vorkommende<br />
Mechtyp der rätselhaften Einheiten ist. Bei seiner Entwicklung wurde offensichtlich<br />
darauf geachtet, ihm ein möglichst furchteinflößendes Äußeres zu verleihen.<br />
Mit einer für seine Gewichtsklasse hohen Geschwindigkeit und einem<br />
beeindruckenden Waffenarsenal in Verbindung mit einem hochmodernen<br />
Zielcomputer kann der Inquisitor jeden Gegner scheinbar mit Leichtigkeit<br />
vernichten. Die A-Variante trägt eine angsteinjagende Nahkampfwaffe der<br />
Inneren Sphäre: einen Streitkolben. Bei einigen Zusammenstößen wurden<br />
gegnerische Mechs regelrecht zermalmt von diesen Maschinen, nachdem diese<br />
sie ausmanövriert und eingekesselt hatten. Die B-Variante ist mit ATMs<br />
ausgerüstet und dient wahrscheinlich als Feuerunterstützung für die Primär- als<br />
auch die A-Variante.<br />
87
Inquisitor Prime<br />
85-Tons<br />
Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)<br />
Equipment Mass<br />
Internal Structure: - (C) EndoSteel 4.5<br />
Engine: 340 XL (Clan) 13.5<br />
Walking MP: 4<br />
Running MP: 6<br />
Jumping MP: 0<br />
Heat Sinks: 18(36) - (C) Double 8<br />
Gyro: 4<br />
Cockpit: 3<br />
Armor Factor: 263 - (C) Ferro-Fibrous 14<br />
Internal Armor<br />
Structure Value<br />
Head 3 9<br />
Center Torso 27 41<br />
Center Torso(rear) 13<br />
R/L Torso 18 27<br />
R/L Torso(rear) 9<br />
R/L Arm 14 28<br />
R/L Leg 18 36<br />
Weapons and Ammo Location Critical Tonnage<br />
(C) [Pod] ER PPC LA 2 6<br />
88
(C) [Pod] ER PPC LA 2 6<br />
Targeting Computer LT 6 6<br />
(C) [Pod] Medium Pulse Laser RT 1 2<br />
(C) [Pod] Gauss Rifle RA 6 12<br />
(C) [Pod] Gauss Rifle Ammo RA 2 2<br />
(C) [Pod] ER Medium Laser CT 1 1<br />
(C) [Pod] ER Medium Laser CT 1 1<br />
(C) [Pod] Medium Pulse Laser H 1 2<br />
Inquisitor A<br />
85-Tons<br />
Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)<br />
Equipment Mass<br />
Internal Structure: - (C) EndoSteel 4.5<br />
Engine: 340 XL (Clan) 13.5<br />
Walking MP: 4<br />
Running MP: 6<br />
Jumping MP: 4<br />
Heat Sinks: 17(34) - (C) Double 7<br />
Gyro: 4<br />
Cockpit: 3<br />
Armor Factor: 263 - (C) Ferro-Fibrous 14<br />
Internal Armor<br />
Structure Value<br />
Head 3 9<br />
Center Torso 27 41<br />
Center Torso(rear) 13<br />
R/L Torso 18 27<br />
R/L Torso(rear) 9<br />
R/L Arm 14 28<br />
R/L Leg 18 36<br />
Weapons and Ammo Location Critical Tonnage<br />
(C) [Pod] Large Pulse Laser LA 2 6<br />
(C) [Pod] Large Pulse Laser LA 2 6<br />
(C) [Pod] Large Pulse Laser LT 2 6<br />
Targeting Computer LT 5 5<br />
Jump Jet LL 2 1<br />
Jump Jet RL 2 1<br />
(C) [Pod] Large Pulse Laser RT 2 6<br />
Mace RA 6 6<br />
Inquisitor B<br />
85-Ton<br />
Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)<br />
Equipment Mass<br />
89
Internal Structure: - (C) EndoSteel 4.5<br />
Engine: 340 XL (Clan) 13.5<br />
Walking MP: 4<br />
Running MP: 6<br />
Jumping MP: 0<br />
Heat Sinks: 17(34) - (C) Double 7<br />
Gyro: 4<br />
Cockpit: 3<br />
Armor Factor: 263 - (C) Ferro-Fibrous 14<br />
Internal Armor<br />
Structure Value<br />
Head 3 9<br />
Center Torso 27 41<br />
Center Torso(rear) 13<br />
R/L Torso 18 27<br />
R/L Torso(rear) 9<br />
R/L Arm 14 28<br />
R/L Leg 18 36<br />
Weapons and Ammo Location Critical Tonnage<br />
(C) [Pod] ATM-12 LA 5 7<br />
(C) [Pod] ER PPC LA 2 6<br />
(C) [Pod] ATM-12 ER Ammo LT 3 3<br />
(C) [Pod] ATM-12 HE Ammo LT 3 3<br />
(C) [Pod] ATM-12 RT 5 7<br />
(C) [Pod] ATM-12 RA 5 7<br />
(C) [Pod] ER PPC RA 2 6<br />
90
Nephilim LAM<br />
55-Ton Land-Air ‘Mech<br />
Chassis: Unknown<br />
Power Plant: Unknown 275 XL (Clan)<br />
Cruising Speed: 53.75<br />
Maximum Speed: 86<br />
Jump Jets: Unknown<br />
Jump Capacity: 150 meters<br />
Armor: Unknown<br />
Armament:<br />
2 ER Large Lasers<br />
2 ER Medium Lasers<br />
Manufacturer: Unknown<br />
Primary Factory: Unknown<br />
Communications System: Unknown with Guardian ECM Suite<br />
Targeting and Tracking System: Unknown with Special Targeting Computer<br />
Übersicht:<br />
Dieser gefährliche neue FLUM ist augenscheinlich das Produkt einer<br />
technologisch fortgeschrittenen Fraktion, die der Inneren Sphäre und den Clans<br />
bis jetzt unbekannt war. Was wir bis jetzt wissen ist, daß die Macht, die diese<br />
vielseitigen Maschinen einsetzt, über Technologien der Inneren Sphäre und der<br />
Clans verfügt. FLUMs sind bis auf wenige, schlecht erhaltene Museumsstücke<br />
von den Schlachtfeldern unserer Zeit verschwunden, aber mit dem Auftauchen<br />
dieses neuen, schlagkräftigen FLUMs wurde die Kriegsführung erneut auf den<br />
Kopf gestellt. Dank seines Waffenarsenals aus Clan-Energiewaffen ist der<br />
Nephilim perfekt für Überfälle geeignet und seine Fähigkeit, sich in einen<br />
Luft/Raumjäger zu verwandeln ermöglicht ihm, eventuelle schwerere Gegner<br />
auszumanövrieren. Obwohl er weder als reiner BattleMech noch im Vergleich<br />
mit Clan-Omnijägern herausragt, verleiht die Wandlungsfähigkeit des Nephilim<br />
dem Kampf eine neue Dimension. Durch die Beweglichkeit eines FLUMs in<br />
Kombination mit Stealth-Panzerung könnte der Nephilim unentdeckt in ein<br />
System eindringen, maximalen Schaden anrichten und dann spurlos<br />
verschwinden.<br />
Da der Großteil des Militärs der Inneren Sphäre und beinahe jeder der Krieger<br />
der Clans nur unzureichend darauf trainiert sind, den Angriff eines FLUMs<br />
abzuwehren, der noch dazu mit der neuesten Technologie ausgerüstet ist, könnte<br />
der Nephilim dank seiner bereits erwähnten Anpassungsfähigkeit eine ernsthafte<br />
Bedrohung werden.<br />
91
Nephilim LAM<br />
55-Ton Land-Air ‘Mech<br />
Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (Land-Air Mech)<br />
Equipment Mass<br />
Internal Structure: - (C) EndoSteel 3<br />
Engine: 275 XL (Clan) 8<br />
Walking MP: 5<br />
Running MP: 8<br />
Jumping MP: 5<br />
Heat Sinks: 15(30) - (C) Double 5<br />
Gyro: 3<br />
Cockpit: 3<br />
Armor Factor: 185 - Stealth 12<br />
Internal Armor<br />
Structure Value<br />
Head 3 9<br />
Center Torso 18 27<br />
Center Torso(rear) 9<br />
R/L Torso 13 20<br />
R/L Torso(rear) 6<br />
R/L Arm 9 18<br />
R/L Leg 13 26<br />
Weapons and Ammo Location Critical Tonnage<br />
92
(C) ER Medium Laser LA 1 1<br />
(C) ER Large Laser LT 1 4<br />
Jump Jet LT 2 0.5<br />
Targeting Computer LT 2 2<br />
(C) ER Large Laser RT 1 4<br />
Jump Jet RT 2 0.5<br />
(C) ER Medium Laser RA 1 1<br />
(C) ECM Suite CT 1 1<br />
Jump Jet CT 1 0.5<br />
93
Necronomicon-Class Pocket Battleship (RWR)<br />
Tech: Inner Sphere / 2680<br />
Vessel Type: WarShip<br />
Rules: Level 2, Custom design<br />
Rules Set: AeroTech2<br />
Mass: 890,000 tons<br />
K-F Drive System: (Unknown)<br />
Power Plant: Standard<br />
Safe Thrust: 4<br />
Maximum Thrust: 6<br />
Armor Type: Lamellor Ferro-carbide<br />
Armament:<br />
4 Killer Whale<br />
80 Large Laser<br />
12 NAC/30<br />
4 Barracuda<br />
12 NL45<br />
16 AMS<br />
16 NAC/25<br />
4 NAC/35<br />
Übersicht:<br />
Als die SBVS der Republik der Randwelten im August 2767 den Krieg<br />
erklärten, war die Generalität der SBVS der Ansicht, daß es dank zahlenmäßiger<br />
Überlegenheit und Feuerkraft ein Leichtes sein würde, die Welten der Republik<br />
einzunehmen. Zu Beginn der Invasion der Randwelten sahen sich die Flottenverbände<br />
der SBVS überraschend mit einer neuen Kriegsschiffklasse konfrontiert,<br />
die großen Schaden anrichtete und sogar einige wichtige Konvois, die<br />
Unterstützung für die Invasion liefern sollten, zerstörte.<br />
Die Panzerschiffe der Necronomicon-Klasse waren im Geheimen unter<br />
Verletzung der damals gültigen Rüstungskontrollverträge gebaut worden und<br />
unter Verwendung von gestohlenen Technologien des Sternenbundes speziell<br />
darauf ausgelegt, der Stärke der gefürchteten Flotte der SBVS zu widerstehen.<br />
Obwohl die SBVS während ihres Feldzuges nur auf weniger als ein Dutzend<br />
dieser Kriegsschiffe traf, konnten die Panzerschiffe, egal gegen welchen Gegner,<br />
eine beeindruckende Zahl an Abschüssen vorweisen – tatsächlich waren diese<br />
Schiffe der Grund dafür, daß sich die Eroberung der Republik so lange hinzog.<br />
Obwohl schwer gepanzert und dafür konstruiert, die gewaltigen Kriegsschiffe<br />
der SBVS auszumanövrieren, waren sie allem, was kleiner war als sie, deutlich<br />
an Feuerkraft überlegen. In den ersten paar Monaten des Feldzuges erlitten die<br />
SBVS schreckliche Verluste und mußten sich auf riesige Konvois mit<br />
Geleitschutz stützen, um ihre Nachschublinien zu erhalten. Analysten hatten<br />
einen Zusammenbruch der Republik auf ihren Zentralwelten innerhalb von drei<br />
Monaten vorhergesagt, aber dank der tödlichen Necronomicons dauerte die<br />
94
Operation insgesamt drei Jahre. Letzten Endes wurden sie von der Übermacht<br />
der SBVS überwältigt – das letzte Panzerschiff wurde 2770 beim letzten<br />
Vorstoß auf die Hauptwelt der Republik der Randwelten, Apollo, zerstört.<br />
Gerade als diese schlagkräftige Schiffsklasse im Nebel der Geschichte verschwunden<br />
zu sein schien, wurde diese Annahme 3064 durch einen Zwischenfall<br />
in der tiefen Peripherie widerlegt. Eine handvoll Überlebender (die einige<br />
Monate später alle unter mysteriösen Umständen ums Leben kamen) berichtete<br />
von einem Zusammenstoß mit einer Flotte unbekannter Kriegsschiffe mit einem<br />
der Necronomicon-Klasse ähnlichen Rumpfaufbau, die ihr ExplorerCorps-Schiff<br />
mit Leichtigkeit zerstörte. Die Überlebenden beharrten, es habe sich um<br />
denselben Schiffstyp gehandelt, allerdings mit Clantechnologie ausgerüstet –<br />
und es seien Dutzende gewesen. Aufgrund der von diesen Schiffen<br />
ausgestrahlten IFF Signale nannten die Überlebenden diese neue Schiffsart<br />
„Demonicon“. Obwohl unser Orden in den letzten Monaten nach Kopien ihrer<br />
Berichte und Nachbesprechungen gesucht hat, scheinen unsere Archive<br />
überraschenderweise leer zu sein. Möglicherweise haben WOB-Agenten innerhalb<br />
unserer Organisation die Vidbänder entweder gestohlen oder zerstört, und<br />
da alle Augenzeugen mittlerweile verstorben sind, werden wir die ganze Wahrheit<br />
vielleicht nie erfahren. Dennoch wurde an alle Schiffe des ExplorerCorps<br />
die Order ausgegeben, eventuell diesbezüglich auftauchende Spuren zu verfolgen.<br />
95
Class/Model/Name: Necronomicon-Class Pocket Batleship(RWR)<br />
Mass: 890,000 tons<br />
Equipment: Mass<br />
Power Plant, Drive & Control: 213,600.00<br />
Thrust: Safe Thrust: 4<br />
Maximum Thrust: 6<br />
Kearny-Fuchida Hyperdrive: Compact (Integrity = 18) 402,725.00<br />
Lithium Fusion Battery 8,900.00<br />
Jump Sail (Detachable): (Integrity = 5) 74.00<br />
Structural Integrity: 70 62,300.00<br />
Total Heat Sinks: 2,328 Double 1,630.00<br />
Fuel & Fuel Pumps: 5,100.00<br />
Bridge, Controls, Radar, Computer & Attitude Thrusters: 2,225.00<br />
Fire Control Computers: .00<br />
Food & Water: (90 days supply) 171.50<br />
Armor Type: Lamellor Ferro-carbide (1,288 total armor pts) 1,246.00<br />
Capital Scale Armor Pts<br />
Location: L / R<br />
Fore: 239<br />
Fore-Left/Right: 214/214<br />
Aft-Left/Right: 214/214<br />
Aft: 193<br />
DropShip Capacity: 8 Docking Hardpoints 8,000.00<br />
Grav Decks #1 - 2: (150-meter diameter) 200.00<br />
Life Boats: 64 (7 tons each) 448.00<br />
Crew and Passengers:<br />
63 Officers (63 minimum) 630.00<br />
250 Crew (160 minimum) 1,750.00<br />
68 Gunners (68 minimum) 476.00<br />
Weapons and Equipment Loc SRV MRV LRV ERV Heat Mass<br />
------------------------------------------------------------------------------<br />
4 Killer Whale(40 msls) Nose 16 16 16 16 80 2,600.00<br />
10 Large Laser Nose 8(80) 8(80) -- -- 80 50.00<br />
2 NAC/30(20 rounds) Nose 60 60 60 -- 200 7,016.00<br />
2 NAC/30(20 rounds) Nose 60 60 60 -- 200 7,016.00<br />
2 NAC/30(20 rounds) FL/R 60 60 60 -- 400 14,032.00<br />
1 Barracuda(10 msls) FL/R 2 2 2 2 20 780.00<br />
3 NL45 FL/R 14 14 14 14 420 5,400.00<br />
10 Large Laser FL/R 8(80) 8(80) -- -- 160 100.00<br />
4 AMS(144 rounds) FL/R -- -- -- -- 8 28.00<br />
2 NAC/25(20 rounds) L/RBS 50 50 50 -- 340 12,024.00<br />
2 NAC/25(20 rounds) L/RBS 50 50 50 -- 340 12,024.00<br />
2 NAC/25(20 rounds) L/RBS 50 50 50 -- 340 12,024.00<br />
2 NAC/25(20 rounds) L/RBS 50 50 50 -- 340 12,024.00<br />
10 Large Laser L/RBS 8(80) 8(80) -- -- 160 100.00<br />
96
2 NAC/30(20 rounds) AL/R 60 60 60 -- 400 14,032.00<br />
1 Barracuda(10 msls) AL/R 2 2 2 2 20 780.00<br />
3 NL45 AL/R 14 14 14 14 420 5,400.00<br />
10 Large Laser AL/R 8(80) 8(80) -- -- 160 100.00<br />
4 AMS(144 rounds) AL/R -- -- -- -- 8 28.00<br />
10 Large Laser Aft 8(80) 8(80) -- -- 80 50.00<br />
2 NAC/35(20 rounds) Aft 70 70 -- -- 240 8,020.00<br />
2 NAC/35(20 rounds) Aft 70 70 -- -- 240 8,020.00<br />
1 Lot Spare Parts (5.00%) 44,500.00<br />
------------------------------------------------------------------------------<br />
TOTALS: Heat: 4,656 875,623.50<br />
Tons Left: 14,376.50<br />
Calculated Factors:<br />
Total Cost: 24,960,230,000 C-Bills<br />
Battle Value: 250,653<br />
Cost per BV: 99,580.81<br />
Weapon Value: 110,913 (Ratio = .44)<br />
Damage Factors: SRV = 9,602; MRV = 9,434; LRV = 7,079; ERV = 2,358<br />
Maintenance: Maintenance Point Value (MPV) = 591,453<br />
(69,311 Structure, 272,922 Life Support, 249,220 Weapons)<br />
Support Points (SP) = 434,859 (74% of MPV)<br />
BattleForce2: Not applicable<br />
97
MECHWARRIOR RPG<br />
Das Haus <strong>Amaris</strong> <strong>Quellenbuch</strong> soll Spielern und Spielleitern eine Reihe neuer<br />
Möglichkeiten im Classic Battletech Universum geben. Da dieses <strong>Quellenbuch</strong><br />
die Geschichte der Republik der Randwelten von ihrer Gründung bis zum Jihad<br />
von Blakes Wort behandelt, können Rollenspieler einen beliebigen Aspekt der<br />
Timeline auswählen, um unvergeßliche Abenteuer zu erleben. Da Informationen<br />
über die Republik der Randwelten nur spärlich vorliegen, kann der Spielleiter<br />
die fehlenden Informationen, die nicht in diesem <strong>Quellenbuch</strong> behandelt<br />
wurden, beliebig ergänzen. Alternativ kann der Spielleiter das Quellenmaterial<br />
nach dem <strong>Amaris</strong>-Bürgerkrieg ändern oder löschen, wenn er sich an den<br />
geschichtlichen Kanon halten möchte. Ihr habt die Wahl!<br />
98
MÖGLICHE KAMPAGNEN<br />
HISTORISCHES SPIEL:<br />
Das Haus <strong>Amaris</strong> <strong>Quellenbuch</strong> deckt den vollständigen Zeitraum der Existenz<br />
der Republik der Randwelten von 2250 bis 2779 ab und gibt den Spielern fast<br />
völlig freie Hand, was in dieser Periode angesiedelte Kampagnen betrifft. Durch<br />
ihre mehr als 500 Jahre lange Geschichte können Spieler die Gründung der<br />
Republik durch Hector Rowe und seiner Bande von Verrückten nachspielen<br />
oder auf Seiten der SBVS die Welten der Terranischen Hegemonie aus den<br />
Klauen von <strong>Amaris</strong>, dem Usurpator, befreien. Alternativ können die Spieler Teil<br />
des Militärs von Haus <strong>Amaris</strong> sein und dabei helfen, die Republik gegen die<br />
dauernden Piratenüberfälle während ihrer Gründerjahre zu verteidigen oder als<br />
loyale Soldaten von <strong>Amaris</strong> versuchen, den Ansturm von Kerenskys Truppen<br />
aufzuhalten und so die Geschichte zu verändern. Der Spielleiter kann die Spieler<br />
als eine der Hauseinheiten, die an der Seite des Sternenbundes den brutalen<br />
Vereinigungskrieg kämpften, agieren lassen – oder sie gegen den Sternenbund<br />
antreten lassen! Da von dieser Zeit nur sehr wenig bekannt ist, kann der<br />
Spielleiter lange verlorene Mechs, Fahrzeuge und Ausrüstung als Teil der<br />
einstmals mächtigen Randwelten-Kriegsmaschinerie erschaffen. Obwohl<br />
manche Spieler wahrscheinlich nicht die zum Scheitern verurteilten Soldaten der<br />
Randwelten spielen wollen, hat das Spielen einer untergegangenen Fraktion<br />
einen gewissen romantischen Reiz. Andererseits können die Spieler auch als<br />
Teil der SBVS im <strong>Amaris</strong> Bürgerkrieg ihre Frustrationen an Stefan <strong>Amaris</strong>,<br />
einer der am meisten gehaßtesten Persönlichkeiten im BattleTech-Universum,<br />
auslassen.<br />
In solchen High Power-Kampagnen muß der Spielleiter schon früh festlegen, ob<br />
die Geschichte veränderbar ist: werden die Spieler, falls sie genug Einfluß<br />
gewinnen, in der Lage sein, den Lauf der Geschichte zu ändern? Diese Art von<br />
Kampagne erfordert einen Spielleiter, der sich mit den Schlüsselereignissen<br />
dieser Zeit genau auskennt und sie auf Ebene der Spieler dramatisch<br />
darzustellen weiß. Wichtig dabei ist, daß über die Geschehnisse, in die die<br />
Spieler verwickelt werden, das große Ganze im Blick bleibt. Wenn sie gut<br />
gespielt werden, können endlose Variationen dieser Kampagne gespielt werden<br />
– jedesmal mit einem anderen Ausgang!<br />
SPIELER ALS TEIL DER VERBORGENEN GESELLSCHAFT<br />
Falls die Gruppe es möchte, können die Spieler sogar Teil des wiedergeborenen<br />
Hauses <strong>Amaris</strong> sein und ihren Rachefeldzug gegen die Mächte der Inneren<br />
Sphäre und die Clans beginnen. Diese Kampagne wäre hauptsächlich von<br />
Ränkespielen geprägt – die Spieler könnten entweder Teil der düsteren<br />
Inquisition oder des kleinen, aber tödlichen Schattenkorps sein und ihren<br />
verschleierten Krieg gegen nahezu jede andere Fraktion führen. Es könnte den<br />
Spielern gefallen, zu einer geheimen Gesellschaft zu gehören, von deren<br />
99
Existenz niemand etwas ahnt bis es zu spät ist. Falls die Spieler die Rolle der<br />
Schurken übernehmen wollen, wäre dies ein perfektes Kampagnensetting.<br />
Dieses Setting benötigt einen vielseitigen<br />
Spielleiter, der es schafft, eine<br />
fremde Kultur, die der aus Platos Der<br />
Staat ähnelt, bildhaft darzustellen: ein<br />
Klassensystem, bestehend aus der<br />
herrschenden Intelligentia, Kriegern,<br />
Bürgern und Sklaven. Werden die<br />
Spieler loyale Mitglieder der Verborgenen<br />
Gesellschaft sein, die Verräter<br />
und Abtrünnige ausschalten, während<br />
sie auf ihrer Reise durch die Innere<br />
Sphäre versuchen, ihre Anonymität zu<br />
bewahren – oder werden sie Rebellen<br />
sein, die hoffen, die Verborgene Gesellschaft<br />
zum Guten zu verändern?<br />
SCHATTENLORDS ALS GEGEN-<br />
SPIELER<br />
Wahrscheinlich eine der spannendsten<br />
Kampagnen könnte die Spieler gegen<br />
einen unbekannten und sehr mächtigen<br />
Gegner antreten lassen; man stelle sich<br />
ihre geschockten Gesichter vor, wenn<br />
sich herausstellt, daß Haus <strong>Amaris</strong><br />
keineswegs ausgelöscht wurde, sondern<br />
überlebt hat und nun seine<br />
schreckliche Rache gegen die Nachkommen<br />
seiner alten Feinde plant!<br />
Dieses <strong>Quellenbuch</strong> ermöglicht es dem<br />
Spielleiter, Haus <strong>Amaris</strong> als ultimativen Gegner im BattleTech-Universum<br />
maßzuschneidern. Die Verborgene Gesellschaft könnte auch als Kunstgriff zur<br />
Erklärung jeder Verschwörungstheorie eingesetzt werden, die im BattleTech-<br />
Universum nie aufgeklärt wurde – angefangen beim Schicksal von Clan<br />
Vielfraß bis hin zur tatsächlichen Identität des Kopfgeldjägers. Die Spieler<br />
könnten einer beliebigen Fraktion angehören, von einer Claneinheit, die das<br />
Rätsel um die Banditenkaste lösen soll, über eine Einheit der Inneren Sphäre, die<br />
den Mord an einem bedeutenden Adeligen aufklären soll bis hin zu einer<br />
Söldnereinheit, die über eine gewaltige Verschwörung stolpert.<br />
100
Da die <strong>Schattenlords</strong> bekannte Persönlichkeiten aus der gesamten Geschichte<br />
klonen und als Attentäter einsetzen können, werden die Spieler stark unter<br />
Druck sein, die Wahrheit herauszufinden, während ihr Leben ständig durch das<br />
unbarmherzige Spionagenetzwerk der Inquisition bedroht wird. Eine solche<br />
Kampagne würde eine akribische Planung von Seiten des Spielleiters erfordern,<br />
da sie in gewisser Weise einer Zwiebel ähnelt: mit jeder Schicht, die die Spieler<br />
durchdringen, würden mehr und mehr Geheimnisse aufgedeckt werden. Obwohl<br />
es harte Arbeit für den Spielleiter darstellt, die Wahrheit über Haus <strong>Amaris</strong><br />
Stück für Stück zu enthüllen, dürften die Spieler sicherlich eine Überraschung<br />
erleben, wenn am Höhepunkt der Kampagne die Identität ihres Gegners enthüllt<br />
wird.<br />
101