Handbuch für den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst im Land ...
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geändert April 2008<br />
Stütz- <strong>und</strong> Bewegungsapparat<br />
7<br />
7.6 Störungen der Feinmotorik –Kita-Alter (30. – 48. Lebensmonat)<br />
Die Entwicklung der Feinmotorik spielt <strong>für</strong> die Gesamtentwicklung der Motorik,<br />
der Wahrnehmungsfähigkeiten <strong>und</strong> vor allem kognitiver Leistungen eine wichtige<br />
Rolle, auch wenn bei Auffälligkeiten <strong>im</strong> Kleinkindesalter eine Prognose zu<br />
späteren schulischen Leistungen kaum möglich ist (Neuhäuser 2004, Esser <strong>und</strong><br />
Schlack 2004). Frühe feinmotorische Auffälligkeiten lassen sich in Zusammenhang<br />
mit anderen Funktionsstörungen (bspw. der Wahrnehmung <strong>und</strong> der Sprache) über<br />
einen langen Zeitraum bis zum Gr<strong>und</strong>schulalter nachweisen (Münchener<br />
Pädiatrische Längsschnittstudie, Schirm 1986). Ein förderndes oder<br />
förderungsschwaches psychosoziales Umfeld ist mitentschei<strong>den</strong>d <strong>für</strong> die<br />
Entwicklung feinmotorischer Fähigkeiten, die schon <strong>im</strong> Säuglingsalter eine<br />
wichtige Entwicklungsfunktion darstellen.<br />
Feinmotorische Fähigkeiten spielen in vielen Alltagsvorgängen (Waschen,<br />
Zähneputzen, Essen, Trinken, Zeichnen, Spielen u. a.) eine wichtige Rolle. Eine<br />
geringere Entwicklung des Selbstwertgefühls kann durch eine Störung der Feinmotorik<br />
verursacht sein, was sich wiederum auf die sozialen Beziehungen des Kindes<br />
auswirken kann. Dies ist der wesentliche Gr<strong>und</strong>, feinmotorische<br />
Entwicklungsleistungen <strong>im</strong> Vorschulalter zu erfassen.<br />
Feinmotorische Entwicklungsfortschritte sind be<strong>im</strong> Kleinkind am leichtesten an der<br />
Handmotorik zu beobachten, auch wenn dabei wesentliche Elemente feinmotorischer<br />
Fähigkeiten wie z. B. M<strong>im</strong>ik <strong>und</strong> Gestik oder M<strong>und</strong>motorik unbeachtet bleiben.<br />
Isolierte Störungen der Feinmotorik sind ausgesprochen selten. Feinmotorische<br />
Leistungen setzen sich zusammen aus Wahrnehmungsfähigkeit, emotionalem<br />
Entwicklungsstand, sprachlich-rezeptiven <strong>und</strong> sozialen (kulturellen) Fertigkeiten.<br />
Die folgen<strong>den</strong> Aufgaben sind entnommen aus der Münchner Pädiatrischen<br />
Längsschnittstudie (Validierung an <strong>den</strong> Bef<strong>und</strong>ergebnissen <strong>im</strong> Alter von 5 oder 10-12<br />
Jahren), <strong>den</strong> Sheridan-Tabellen (1989), <strong>den</strong> validierten Grenzsteinen von Michaelis<br />
(2004) <strong>und</strong> <strong>den</strong> Empfehlungen der American Academy of Pediatrics (1999). Sie<br />
stellen in der Regel die 90er bzw. 95er Perzentile dar, d. h., dass Auffälligkeiten<br />
zwar nicht unbedingt pathologisch sein müssen, jedoch einem Controlling<br />
unterworfen wer<strong>den</strong> sollten.<br />
Alle Aufgaben sind vom Verhalten <strong>und</strong> der Mitarbeit des Kindes abhängig. Die<br />
Prävalenz der Auffälligkeiten (ohne Berücksichtigung anderer Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />
Funktionen) liegt in <strong>den</strong> untersuchten Altersgruppen bei 12 - 14 %.<br />
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