Handbuch für den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst im Land ...
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geändert April 2008<br />
Nerven/Psyche<br />
2<br />
2.8 Visuelle Wahrnehmungsstörungen - Kita-Alter (30. - 48. Lebensmonat)<br />
Die Untersuchung der visuellen Wahrnehmung ist Teil des Entwicklungsscreenings<br />
von <strong>Kinder</strong>n <strong>im</strong> Alter 30 bis 48 Lebensmonate (s. 5.2 Erläuterungen zum<br />
Entwicklungsscreening). Der Begriff „Wahrnehmungsstörung“ benennt keine<br />
Krankheit, sondern ein Symptom gestörter neurologischer oder psychischer Funktionen<br />
(Karch 2002). Wahrnehmung, Motivation, Gedächtnis <strong>und</strong> Aufmerksamkeit sind die<br />
wesentlichen Voraussetzungen <strong>für</strong> Lernprozesse. Vigilanz, selektive Aufmerksamkeit,<br />
Gedächtnis, Motivation <strong>und</strong> Emotion sowie Intelligenz beeinflussen die<br />
Wahrnehmungsfunktionen, wer<strong>den</strong> aber auch von ihnen beeinflusst. Die vielfältigen<br />
Wahrnehmungsfunktionen müssen bei <strong>den</strong> Kita-Untersuchungen aus untersuchungsökonomischen<br />
Grün<strong>den</strong> auf die am besten untersuchten visuellen<br />
Perzeptionsstörungen begrenzt wer<strong>den</strong>.<br />
Die Ursachen von Wahrnehmungsstörungen sind wie bei <strong>den</strong> meisten<br />
Entwicklungsstörungen vielfältig <strong>und</strong> unklar. Durch psychosoziale Faktoren ausgelöste<br />
Hirn- <strong>und</strong> Reifungsstörungen bis zu massiven neuroanatomisch definierbaren<br />
Defekten können auslösende Ursachen sein.<br />
Die visuelle Wahrnehmung kann in folgende Unterbereiche differenziert wer<strong>den</strong>:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Unterschei<strong>den</strong> von Objektgrößen <strong>und</strong> -formen; Farbendifferenzierung; Hell-<br />
Dunkel-Diskr<strong>im</strong>ination<br />
Raumlage von festen <strong>und</strong> beweglichen Objekten<br />
optische Einzelzeichen aus einer Masse verschie<strong>den</strong>er Zeichen<br />
wiedererkennen (Differenzierung vom Hintergr<strong>und</strong>)<br />
Herstellung räumlicher Beziehungen zu Objekten; Verfolgen von Zielen<br />
mit <strong>den</strong> Augen<br />
Viele Unfälle <strong>im</strong> Kindesalter entstehen nicht durch Unvorsichtigkeit oder<br />
Ungeschicklichkeit, sondern durch die noch nicht ausgereifte visuelle, räumliche<br />
oder auditive Wahrnehmungsentwicklung.<br />
Im Interesse der Untersuchungsökonomie wurde bei der visuellen Wahrnehmung auf<br />
eine Differenzierung in drei Altersgruppen innerhalb des Kita-Alters<br />
(dreistufige Untersuchung) verzichtet. Wegen der raschen Entwicklung der<br />
Wahrnehmung in <strong>den</strong> untersuchten Altersgruppen <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der Auswahl der<br />
Aufgaben (90. <strong>und</strong> 95. Perzentile) sind Auffälligkeiten einem Controlling unbedingt<br />
zuzuführen.<br />
Funktionsgruppen<br />
2.8 – 1 Ein Kind ist auffällig, wenn es zwei der jeweils drei Aufgaben nicht<br />
bewältigen kann<br />
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