Handbuch für den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst im Land ...
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Nerven/Psyche<br />
2<br />
2.3 Intelligenzdefizite<br />
Im Gegensatz zur umschriebenen Entwicklungsstörung (Bef<strong>und</strong> 2.4), geht es hier<br />
um eine breite Palette kognitiver Störungen. Intelligenzdefizite sind eine komplexe<br />
Störung der intellektuellen Leistungsfähigkeit. Das Ausmaß des geistigen<br />
Entwicklungsdefizits lässt sich nicht nur durch psychometrische Tests definieren,<br />
sondern wird auch durch das Potenzial an sozialen Fähigkeiten best<strong>im</strong>mt. Beide<br />
D<strong>im</strong>ensionen bedingen einander. Das heißt, weicht der Intelligenzquotient wenig<br />
vom Durchschnittswert ab, so ist eine Prognose der sozialen <strong>und</strong> bildungsmäßigen<br />
Entwicklung auch weniger sicher.<br />
Für die „Intelligenz“ gibt es keine allgemein akzeptierte Definition oder<br />
Messmethode. Die Ausprägung ist von kulturellen, sozialen <strong>und</strong> genetischen<br />
Faktoren abhängig. Intelligenzdefizite <strong>im</strong> Kindesalter sind <strong>im</strong>mer verbun<strong>den</strong> mit<br />
einer Entwicklungsverzögerung der kognitiven <strong>und</strong> psychischen Funktionen.<br />
Etwa 1,5 % aller 7-jährigen Schüler haben eine leichte intellektuelle Behinderung<br />
(<strong>Land</strong>gren et al. 1996), etwa 1 % der Schulkinder – so Schätzungen – sind geistig<br />
behindert (mittelgradige bis schwere Intelligenzminderung).<br />
Für die Ursache von insbesondere leichten Intelligenzstörungen sind neben<br />
biologisch-organischen Faktoren soziale, kulturelle <strong>und</strong> psychologische Faktoren<br />
von Bedeutung.<br />
Die Klassifikation der Intelligenzdefizite erfolgt über Intelligenztests. Damit wird<br />
der relative Leistungsstand definiert, <strong>den</strong> das Kind zu einer repräsentativen<br />
Stichprobe Gleichaltriger erreicht.<br />
Leichte Intelligenzminderung: Etwa 80 % der Personen mit geistigen Behinderungen;<br />
Spracherwerb verzögert, soziale <strong>und</strong> kommunikative Fähigkeiten reichen<br />
<strong>für</strong> die Bewältigung der Alltagsprobleme aus. Schwierigkeiten bestehen in der schulischen<br />
<strong>und</strong> beruflichen Ausbildung. Die Berufswahl sollte praxisorientiert sein.<br />
Mittelgradige Intelligenzminderung: Etwa 12 % der Personen mit geistiger Behinderung;<br />
Spracherwerb deutlich verzögert <strong>und</strong> bleibend beeinträchtigt (einfache<br />
Konversation möglich bis zu knappen Mitteilungen). Fortschritte in der Schule über<br />
das Niveau der 2. Klasse sind selten. Bei leichter sozialer <strong>und</strong> ökonomischer<br />
Belastung benötigen diese Menschen Aufsicht <strong>und</strong> Anleitung.<br />
Schwere Intelligenzminderung: Etwa 3 - 4 % der Personen mit geistiger Behinderung;<br />
sind <strong>im</strong> Vorschulalter schlecht motorisch entwickelt, Sprachfähigkeit<br />
min<strong>im</strong>al, lernen gar nicht oder eingeschränkt sprechen. Im Erwachsenenalter<br />
können sie unter ständiger Aufsicht einfache Arbeiten verrichten.<br />
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