Handbuch für den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst im Land ...
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Organübergreifende Bef<strong>und</strong>e<br />
9<br />
9.2 Untergewicht<br />
Untergewicht bzw. starkes Untergewicht liegen vor, wenn der BMI-Wert kleiner als<br />
die 10. bzw. 3. Perzentile der Referenzpopulation ist.<br />
Starkes Untergewicht lag bei Einschulungskindern <strong>im</strong> <strong>Land</strong> Bran<strong>den</strong>burg in <strong>den</strong><br />
Jahren 2006/2007 bei knapp 6 %. Jungen <strong>und</strong> Mädchen sind gleichermaßen<br />
betroffen. Starkes Untergewicht ist nach <strong>den</strong> Daten der Einschulungsuntersuchung<br />
<strong>im</strong> <strong>Land</strong> Bran<strong>den</strong>burg nicht mit dem Sozialstatus der Eltern assoziiert – <strong>im</strong><br />
Gegensatz zu Adipositas.<br />
Starkes Untergewicht bei Jugendlichen (frühes Jugendalter) ist <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
mit einer Anorexia nervosa klinisch von Bedeutung. Sie ist gekennzeichnet durch<br />
starkes Untergewicht (selbst herbeigeführter Gewichtsverlust) <strong>und</strong> ausgeprägte<br />
Ängste vor einer Gewichtszunahme (bei bestehendem Untergewicht) <strong>und</strong><br />
Störungen <strong>im</strong> Körperbild. Bei postmenarchalen Mädchen besteht eine sek<strong>und</strong>äre<br />
Amenorrhö (nach Hebebrandt et al. 1998). Nach epidemiologischen Studien lei<strong>den</strong><br />
bis zu 1 % aller jungen Frauen zwischen 14 <strong>und</strong> 25 Jahren an einer Anorexia<br />
nervosa. Das Hauptmanifestationsalter liegt bei 15/16 Jahren (Eggers et al. 2004, s.<br />
S. 28). Die Anorexia nervosa tritt 8- bis 12-mal häufiger bei Mädchen als bei<br />
Jungen auf. Desto jünger das Erkrankungsalter, desto höher ist jedoch der Anteil der<br />
Jungen. Die Krankheit geht mit hoher Letalität einher (ca. 6 %).<br />
Insgesamt zeigen 22 % aller Jugendlichen Symptome einer psychogenen Ess-<br />
Störung.<br />
Besonders bei <strong>den</strong> 10. Klasse-Untersuchungen (überwiegend 16-Jährige) sollte bei<br />
starkem Untergewicht der Verdacht auf eine Anorexia nervosa kinder- <strong>und</strong><br />
jugendpsychiatrisch abgeklärt wer<strong>den</strong>.<br />
Als Gewichtskriterium zur Verdachtsdiagnose einer Anorexia nervosa dient die 3.<br />
BMI-Perzentile bei <strong>Kinder</strong>n ab etwa 12 Jahren. Als Referenzpopulation dienen die<br />
Werte von Kromeyer et al. (2001), die in etwa <strong>den</strong> Werten der ärztlichen Reihenuntersuchungen<br />
des KJGD <strong>im</strong> Einzelnen aus dem Jahr 1999 bis 2002 entsprechen.<br />
Die Grenzwerte nach Kromeyer wer<strong>den</strong> hier aber verwendet, da sie das komplette<br />
Altersspektrum abdecken.<br />
Funktionsgruppen<br />
9.2 – 1 Untergewicht: BMI 3. Perzentile des BMI-Referenzsystems<br />
(nach Kromeyer et al. 2001)<br />
9.2 – 2 Starkes Untergewicht: BMI