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1 So geht Jungenarbeit Geschlechtsbezogene Entwicklung von ...

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ANHANG<br />

ANHANG<br />

Arbeit im Bereich Gewaltprävention und -intervention<br />

Für die Arbeit im Gewaltbereich gibt es reichlich Praxismaterial. Präventive Spiele<br />

und Übungen reichen selbstverständlich nicht aus, wenn es tatsächlich zu Gewaltübergriffen<br />

in Einrichtungen kommt.<br />

Anzusprechen und zu bearbeiten sind – hier mehr assoziativ zusammengetragen –<br />

die folgenden Themen, die in der Gewaltarbeit und -prävention berücksichtigt<br />

werden müssen.<br />

Beziehung<br />

Hier <strong>geht</strong> es um ein »Pochen« auf die Beziehung (zwischen Pädagoge und Jungen<br />

bzw. unter den Jungen) und um Rückmeldungen aus der Beziehungsebene (Enttäuschung,<br />

Freude...); die Beziehungsqualität kann angesprochen und betont werden.<br />

Das Gewalthandeln soll aus der eigenen Position bewertet werden. Z.B. »Mir<br />

macht das Angst«; »Ich weiß (wenn du so drauf bist/wenn du zuschlägst) oft gar<br />

nicht, was ich mit dir machen soll«; »Du hast es mir zugesagt – und jetzt?«<br />

Gesetz (Zwang, Regeln)<br />

Oft sind Jungen Regeln und vor allem die Konsequenzen nicht klar, es gilt, klare<br />

Absprachen zu treffen; das Vermitteln <strong>von</strong> »Gesetzen« hat dabei einen hohen Stellenwert<br />

(Wiederholen des Gesetzes, vor der Sanktion!); die Konsequenzen bei Regelverstößen/Gesetzesbrüchen<br />

müssen verdeutlicht, ggf. ein Täter-Opfer-Ausgleich<br />

eingeführt werden. »Hier (in der Einrichtung) gilt aber die Regel, dass...«; »Hier<br />

hast du dich gut an die Abmachungen gehalten«; »Das ist verboten!«; »Im Gesetz<br />

steht, ...!«; »Es verstößt gegen unsere Regeln/unser Gesetz.«<br />

Mythos<br />

Bei vielen marginalisierten Jungen helfen gegen Gewalt Mythen, in die sie sich<br />

»einhängen« können: Mythos der Einrichtung, jugendkulturelle Mythen, Stilmythen,<br />

Schichtmythen; dann käme der Mythenkonstruktion/-rekonstruktion (Cliquen-<br />

Name, Sportgruppe) oder Männermythen (»männlicher Ethos«) eine besondere<br />

Bedeutung zu. »Ein Mann hat sich aber im Griff«; »Kleinere/Mädchen/Frauen zu<br />

schlagen ist gegen die männliche Ehre«; »Zur männlichen Ehre gehört der Schutz<br />

<strong>von</strong> Kleineren/ Mädchen/Frauen«; »Ein richtiger ... müßte das anders hinkriegen«;<br />

»Wir sind hier die ... – und wir machen so was nicht!«<br />

Kompetenz<br />

Mit Deklassierung/Statusverlust und Angriffen auf die »Ehre« nicht gewalttätig<br />

umzugehen, ist eine wichtige Kompetenz (diejenigen anerkennen, die das können!),<br />

ebenso das Aushalten <strong>von</strong> Spannung (Differenzen, Konflikte, Bedürfnisbefriedigung;<br />

Abwarten, Geduld) und der Umgang mit Frustration/Enttäuschungen.<br />

»Ich habe es gemerkt: Das hat dich angegriffen – und du hast nicht<br />

zurückgeschlagen – prima«; »Da hast du jetzt gut abwarten können«; »In dem<br />

Konflikt warst du wichtig, du hast gut vermitteln können«;<br />

Nicht zuletzt <strong>geht</strong> es in der Gewaltarbeit um eine »doppelte« Empathie: Hier ist<br />

zum einen die Opferperspektive angesprochen, gleichzeitig <strong>geht</strong> es aber auch um<br />

ein (gewisses) Verständnis der »Notlage« des gewalttätigen Jungen. Immer ist im<br />

Gewaltbereich »Schutz« ein wichtigesThema: Verantwortlichkeit für den Schutz<br />

der (potentiellen) Opfer und Verantwortlichkeit für den Schutz der Aggressoren.<br />

Darüber hinaus muß berücksichtigt werden, dass Gewalt gewissermaßen auch eine<br />

funktionale (also »sinnvolle«) Bewältigungsform für Lebenslagen sein kann. Dann<br />

kommt es verstärkt auf die Suche nach »funktionalen Äquivalenten« an, bzw. <strong>geht</strong><br />

es auch um das Registrieren und die Suche nach den »anderen« Seiten (auch gewaltbereite<br />

Jungen sind nicht ständig).<br />

Schutzräume schaffen – Was tun bei/nach Gewaltübergriffen <strong>von</strong> Jungen?<br />

(nach dem »Konfliktfahrplan« <strong>von</strong> Gernot Krieger, Berlin)<br />

1. Wenn möglich und wenn für den eigenen Schutz des Pädagogen gesorgt ist:<br />

Intervenieren, Gewaltübergriff beenden.<br />

2. Verletzte versorgen - bei den Opfern und bei den Agressoren (Linderung, Wunden<br />

verbinden, trösten usw.)<br />

3. Für Schutz, Sicherheit und Vorbeugung <strong>So</strong>rge tragen. Schutz ist das zentrale<br />

Thema: Wie können wir dafür sorgen und dir dabei helfen, dass du andere nicht<br />

mehr verletzt? Eigene Schutzmöglichkeiten erarbeiten (Verhaltensänderung, Einstellungsänderung).<br />

Gewalt als Gewalt und als eindeutigen Regelverstoß immer<br />

wieder benennen.<br />

Kein Thema!: Nach Gründen suchen, die Vorgeschichte hören, sich die Gewalt<br />

erklären lassen. Es gibt keinerlei Rechtfertigung für Gewalt - es ist nicht sinnvoll,<br />

nach Gründen für etwas unbegründetes zu suchen!<br />

4. (Eventuell und zeitlich getrennt): Suche nach Auslösern für Affekte und grenzenloses<br />

Gewaltverhalten - immer in Verbindung mit der Schutzthematik (was können<br />

wir tun, um dich davor zu schützen, dass du dich und die anderen nicht<br />

mehr wahrnimmst? Wenigstens so lange, bis du dich selbst wieder im Griff hast?)<br />

5. (Eventuell:) Gegenseitige Empathie, Einsicht, Bitte um Entschuldigung und Verzeihen<br />

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