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1 So geht Jungenarbeit Geschlechtsbezogene Entwicklung von ...

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GEHT SO JUNGENARBEIT?<br />

EMPFEHLUNGEN FÜR IMPLEMENTIERUNG UND VERNETZUNG VON JUNGENARBEIT<br />

<strong>So</strong> gesehen macht die Idee <strong>von</strong> Jungenpädagogik als Querschnittsthema nicht nur<br />

Sinn – sie ist geradezu unvermeidlich, wenn mit beschränkten Ressourcen ein »neues«<br />

Thema implementiert werden soll. Allerdings muss gesehen werden, dass die Implementierung<br />

<strong>von</strong> Geschlechterthemen in einer gewissen Konkurrenz zu anderen<br />

Implementierungsthemen – wie etwa der Qualitätsdebatte – steht und sich entsprechend<br />

auch viele andere Vernetzungsthemen stellen. Je nach Perspektive ist<br />

das eine oder das andere wichtig. Auch hier braucht es sowohl das Besondere,<br />

markant Jungenpädagogische wie auch die Zusammenschau und Verbindung der<br />

aktuellen <strong>Entwicklung</strong>slinien in den unterschiedlichen Praxisfeldern der Kinder- und<br />

Jugendhilfe.<br />

Auf den ersten Blick scheinen nicht wenige Jugendhilfeeinrichtungen überfordert<br />

<strong>von</strong> den entsprechenden Innovationsaufgaben. Selbst die Angestellten gehen in<br />

der Mehrzahl eher da<strong>von</strong> aus, dass ihre Kollegen und Kolleginnen, ihre Institutionen<br />

und Träger verharren, dass sich Jugendhilfe insgesamt nur schwer bewegen<br />

lässt. In diesem großen, unüberschaubaren System werden eher <strong>Entwicklung</strong>sstau<br />

und Blockaden als <strong>Entwicklung</strong>spotenziale registriert. Unsere Projekterfahrung ist<br />

die, dass wir am besten dann etwas bewegen können, wenn wir uns in eine gegebene<br />

Grund-Motivation einhängen oder uns »einklinken« können in etwas, was<br />

bereits anfanghaft angelegt ist. <strong>So</strong> betrachtet ist Jugendhilfe in großen Teilen innovations-<br />

und entwicklungsbereit, sie läßt sich »bewegen«, wenn der Bewegungsimpuls<br />

dem »Mitschwingen« folgt. Institutionell gesehen war das oft dann der Fall,<br />

wenn die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen interessiert und angerührt waren und<br />

sich die Institutionen offen und flexibel zeigten – und zwar nicht unbedingt nur auf<br />

Geschlechterthemen hin. Hier war der Einsatz <strong>von</strong> Projektressourcen gut angebunden.<br />

Allerdings muss eine <strong>Entwicklung</strong> allein »aus gutem Willen« früher oder später<br />

stecken bleiben. Dies erscheint uns gerade im Bereich <strong>von</strong> <strong>Jungenarbeit</strong> wichtig,<br />

weil hier oft vorgehalten wird, dass es vor allem am guten Willen fehle und an der<br />

Bereitschaft <strong>von</strong> Männern, sich jungenpädagogisch zu engagieren. Unserer Erfahrung<br />

nach liegen jungenpädagogische <strong>Entwicklung</strong>spotenziale dagegen mehr im<br />

Spannungsverhältnis <strong>von</strong> Pädagogik und Strukturvorgaben: Ohne externe Motivation<br />

und die entsprechenden strukturellen »Zwänge«, zumindest als »flankierende<br />

Maßnahme«, ist eine breite Implementierung <strong>von</strong> <strong>Jungenarbeit</strong> und die jungenpädagogische<br />

<strong>Entwicklung</strong> <strong>von</strong> Jugendhilfe schwierig. Das rein Fachliche zählt in<br />

Zeiten zunehmender Ökonomisierung der Jugendhilfe wenig. Das heißt: <strong>Jungenarbeit</strong><br />

muss sich für Jugendhilfeträger lohnen, muss in das System <strong>von</strong> Leistungsvereinbarungen<br />

integriert werden. Und umgekehrt: <strong>Jungenarbeit</strong> muss sich bezahlt<br />

machen, muss sich für die Kostenträger lohnen.<br />

Ein häufig gewähltes Vorgehen ist hier ein Prozess, bei dem jungenpädagogische<br />

Standards formuliert werden. Einerseits ist das zu begrüßen, es braucht Standards<br />

und eine entsprechende Qualitätsdebatte. Andererseits zeigen sich Vorschläge für<br />

Standards, nicht zuletzt auch in den oft mühsam erstellten jungenpädagogischen<br />

Konzeptionen, vor allem als verschriftetes Regelwerk <strong>von</strong> höchster Abstraktion.<br />

Die Auseinandersetzung um jungenpädagogische Standards wird nach wie vor auf<br />

einer eher ideologischen Ebene geführt. <strong>Jungenarbeit</strong> müsse parteilich sein, der<br />

<strong>Jungenarbeit</strong>er müsse einen festen geschlechterpolitischen Standpunkt haben, so<br />

ist etwa zu lesen. Stimmt das denn? Und wie macht sich das konkret bemerkbar?<br />

Uns scheint es, dass es im Rahmen einer jungenpädagogischen Qualitätsdebatte<br />

mehr um den Blick auf Strukturqualität, Prozeßqualität und Ergebnisqualität gehen<br />

muss. Aus einer pädagogischen Perspektive ist die ideologische Qualität mehr etwas<br />

für Debattierzirkel. Auch konzeptionelle Arbeit hat nur »dienende Funktion«,<br />

ist also nicht das »Eigentliche« <strong>von</strong> <strong>Jungenarbeit</strong>.<br />

Strukturqualität sind zunächst die personellen und institutionellen Rahmenbedingungen<br />

für <strong>Jungenarbeit</strong>, darüber hinaus die Einbindung in einen fachlichen Diskurs,<br />

sind Vernetzungskompetenz und Qualifizierungsmöglichkeiten. Zur Strukturqualität<br />

gehört auch die Klärung des Auftrags in der Jugendpolitik und im System<br />

der Kinder- und Jugendhilfe. Prozeßqualität beinhaltet dann die Fragestellung: Was<br />

findet bei der <strong>Jungenarbeit</strong> »eigentlich« statt? Wie entwickelt sie sich? Und wie ist<br />

die Partizipation <strong>von</strong> Jungen geregelt? Mit einer Perspektive auf die Ergebnisqualität<br />

ist zu untersuchen: Was kommt dabei ‘raus? Was bringt und bewirkt <strong>Jungenarbeit</strong><br />

wirklich – und was nicht? Die entsprechende Evaluation jungenpädagogischer<br />

Praxis scheint uns dabei eine vordringliche Aufgabe zu sein.<br />

Empfehlungen für Implementierung und Vernetzung <strong>von</strong> <strong>Jungenarbeit</strong><br />

Zum Abschluss wollen wir unsere Projekterfahrungen noch einmal konzentrieren<br />

und in dieser eingedampften Form zur Verfügung stellen. Wir beschränken uns<br />

dabei ausnahmsweise auf <strong>Jungenarbeit</strong> »für sich« und verzichten an dieser Stelle<br />

auf einen nochmals breiten Ausgriff auf die Geschlechterdifferenzierung der Kinder-<br />

und Jugendhilfe insgesamt. Wir folgen dabei der ganz pragmatischen Fragestellung,<br />

welche basalen Implementierungsstrategien wir über unseren unmittelbaren<br />

Projektkontext für erfolgversprechend halten.<br />

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