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1 So geht Jungenarbeit Geschlechtsbezogene Entwicklung von ...

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PARADIGMEN DES ERFOLGS<br />

ARBEITSSTIL<br />

diese Schleier zu lichten, kommt zum Vorschein, dass es fast überall bereits einiges<br />

an qualifizierter pädagogischer Arbeit mit Jungen gibt. Hohe Ansprüche und Ideale<br />

verhindern es oft, diese Arbeit als »<strong>Jungenarbeit</strong>« und »Jungenpädagogik« zu bezeichnen.<br />

Immer wieder ist es notwendig zu vermitteln, dass <strong>Jungenarbeit</strong> und<br />

Jungenpädagogik nicht die Krönung der Pädagogik sind, dass dabei auch nur mit<br />

Wasser gekocht wird und dass das Ziel nicht ist, innerhalb <strong>von</strong> drei Wochen sämtliche<br />

patriarchalen Reste abzuschaffen. Das hört sich zwar eher selbstverständlich<br />

oder witzig an, führt in der Praxis jedoch oft zur befreienden Erkenntnis und zur<br />

Erlösung <strong>von</strong> übergewichtigen Ideologien – ebenfalls wichtige Grundlagen für erfolgreiches<br />

Arbeiten.<br />

Am meisten überrascht der Blick aufs Vorhandene und Gelingende oft die Jungenpädagoginnen<br />

und <strong>Jungenarbeit</strong>er selbst. Nicht wenige konnten gelungene Veranstaltungen<br />

mit einem scheinbar neuen – oder vielleicht besser: einem neu geweckten<br />

– Gefühl für die eigene Kompetenz, ihre jungenpädagogischen Leistungen,<br />

Qualifizierung und damit für die eigenen jungenpädagogischen Möglichkeiten verlassen.<br />

Der Zugang über das Vorhandene und Gelingende trägt dazu bei herauszufinden,<br />

was schon da ist, um den Startpunkt einer möglichen <strong>Entwicklung</strong> (selbst)<br />

zu bestimmen. Und in der Tat: vieles ist schon da! Immer kann auf Bestehendes<br />

zurückgegriffen werden – im Hinblick auf theoretisches Rüstzeug genauso wie in<br />

Bezug auf die Praxis.<br />

Der Ansatz am Gelingenden ist eigentlich ganz einfach – wir müssen nur...<br />

WIR BRAUCHEN DAS JUNGENPÄDAGOGISCHE RAD NICHT NEU ERFINDEN. WIR KÖNNEN UNSEREN<br />

TEIL DAZU BEIGETRAGEN, DASS ES SICH BEWEGT UND WOHIN.<br />

WIR ORIENTIEREN UNS AN DEN RESSOURCEN UND VERSUCHEN EINE KRAFTFELDANALYSE. WIR<br />

NEHMEN WAHR: WO SIND ENGAGIERTE MÄNNER, WO IST DIE ENERGIE? DANACH BESTÄRKEN,<br />

VERSTÄRKEN, VERNETZEN WIR (UNS). AUCH DIESE VORGEHENSWEISE BRAUCHEN WIR NICHT NEU<br />

ERFINDEN, SIE GEHÖRT ZU DEN GRUNDREGELN VON ENTWICKLUNG.<br />

IN ANDEREN WORTEN: ZUNÄCHST GEHT ES UMS ANALYSIEREN UND REFLEKTIEREN. DANACH<br />

KOMMT – WENN NÖTIG – (WEITER-) QUALIFIKATION. UND ZWAR DORT, WO AUCH BEDARF BE-<br />

STEHT.<br />

NICHT WIR FORMULIEREN DEN BEDARF, SONDERN DIEJENIGEN, DIE MIT JUNGEN ARBEITEN. SIE<br />

BRINGEN IHRE JEWEILIGE FELDKOMPETENZ MIT. WIR VERSCHAFFEN DEM BEDARF EIN FORUM UND<br />

STIMMEN DIE JEWEILIGE PROJEKTENTWICKLUNG DARAUF AB.<br />

MIT ANDEREN WORTEN: WIR VERSUCHEN RESONANZ HERZUSTELLEN ZWISCHEN JUNGEN, JUN-<br />

GENPÄDAGOGINNEN UND -PÄDAGOGEN, DEN INSTITUTIONEN UND DER JUNGENPÄDAGOGIK.<br />

Arbeitsstil<br />

Die Qualität des Arbeitsstils wirkt gleichermaßen nach innen wie nach außen. Der<br />

Stil provoziert und ermöglicht es, sich in eine Idee oder in ein Vorhaben einzuhängen<br />

oder auch, sich da<strong>von</strong> abzugrenzen. Den eigenen Stil zu entdecken, zu entwikkeln<br />

und immer wieder zu reflektieren ist deshalb eine wichtige Voraussetzung für<br />

jungenpädagogischen Erfolg und ganz besonders für Professionalität Zu einem guten<br />

Arbeitsstil gehört zunächst ein hoher Grad an Verbindlichkeit: Absprachen werden<br />

möglichst klar getroffen und auch eingehalten, Anfragen werden zügig bearbeitet,<br />

Planung hat Bedeutung, es gibt Ziele und Prioritäten in der Arbeit, die Effizienz<br />

der eigenen Arbeit wird geprüft und reflektiert. Nach außen wird die Dienstleistungs-Haltung<br />

vermittelt: »Sie dürfen etwas <strong>von</strong> mir/uns erwarten«.<br />

Das kann allerdings nicht alles sein. Eine Managerwelt aus Termindruck und emotionsbereinigtem<br />

Hochleistungsfunktionieren, wie sie in manchem aufsteigen mag,<br />

wenn es darum <strong>geht</strong> präzise, verbindlich, professionell zu handeln, beschreibt das,<br />

was das IRIS-Projekt Jungenpädagogik nicht war. Gerade wer sich im Bereich Jungen<br />

und Männer betätigt kommt leicht in Verdacht, sich effizienzorientierten ökonomischen<br />

Anforderungen vorschnell zu unterwerfen. Zu einem produktiven Arbeitsstil<br />

gehört deshalb darüber hinaus, der Bedeutung des Persönlichen Gewicht<br />

zu geben: z.B. die Beziehungen untereinander zu entwickeln und zu pflegen, sich<br />

wertzuschätzen, Anerkennung zu äußern, der Gruppendynamik Raum zu geben.<br />

Und schließlich kommt der Kultur eine hohe Bedeutung zu – nicht nur (aber auch)<br />

demonstrativ nach außen, sondern vor allem nach innen: Insbesondere die Spaßund<br />

Lustaspekte in der eigenen Arbeit brauchen ebenfalls Resonanz. Alle Teams<br />

oder Arbeitsgruppen dürfen und sollen auch darüber nachdenken. Schließlich heißt<br />

im Balancemodell »Entspannung« der Gegenaspekt zu »Leistung« – gute Leistung<br />

kann nur integriert mit Entspannung entstehen. Phasen des konzentrierten und<br />

effektiven Arbeitens brauchen immer wieder andere, eher reflexive oder erholsame<br />

Perioden – nicht nur im privaten bzw. reproduktiven Bereich.<br />

SIE PRÄGTE OFT DEN ERSTEN EINDRUCK DER BESUCHERINNEN UND BESUCHER DES PROJEKTBÜ-<br />

ROS: DIE GALERIE DER MÄNNERBILDER. WILDE MÄNNER, EROTISCHE MÄNNER, ZÄRTLICHE MÄN-<br />

NER, NACHDENKLICHE, GUT GEKLEIDETE UND »UNDERDOGS«. EIN KALEIDOSKOP DER BILDER VOM<br />

MANNSEIN, WIE SIE VON DEN PRINTMEDIEN – IN WERBUNG UND REPORTAGEN – PRODUZIERT<br />

UND REPRODUZIERT WERDEN: KONDENSATE DES VERÖFFENTLICHTEN BLICKS AUF MÄNNER, MÄNN-<br />

LICHKEIT UND MANNSEIN. UNTER UND ZWISCHEN DEN GERAHMTEN ZEITSCHRIFTENFOTOS WUR-<br />

DE IM PROJEKT GEARBEITET. DIESES ARRANGEMENT – JUNGENPÄDAGOGEN IN DER KONFRONTA-<br />

TION MIT DEN MÄNNERBILDERN – KANN ALS KUNSTWERK GESEHEN WERDEN, ALS ABBILDUNG<br />

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