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1 So geht Jungenarbeit Geschlechtsbezogene Entwicklung von ...

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TEILPROJEKTE IM IRIS-PROJEKT »JUNGENPÄDAGOGIK«<br />

Teilprojekte im IRIS-Projekt »Jungenpädagogik«<br />

Im Verlauf der Arbeit im Projekt differenzierten sich Angebot und Nachfrage in<br />

viele kleinere und mittlere Teilprojekte aus. Einige <strong>von</strong> ihnen, die aus unserer Sicht<br />

besonders wichtig sind, erfolgreich waren oder wegweisende Ergebnisse erbracht<br />

haben, wollen wir etwas ausführlicher vorstellen. Die Unterschiedlichkeit und Vielfältigkeit<br />

der einzelnen Teilprojekte spiegelt sich auch in der folgenden Darstellung,<br />

die die jeweils beteiligten Projektmitarbeiter verantworten. Neben dem bloßen Berichts-<br />

und Informationsanteil <strong>geht</strong> es uns in dieser Präsentation vor allem auch um<br />

die Anregung durch das Gelungene und das Zeigen des Möglichen. Die Teilprojekte<br />

können so gesehen exemplarisch verstanden werden – was hier ging, <strong>geht</strong> auch<br />

anderswo.<br />

<strong>Jungenarbeit</strong> als Bereichsentwicklung<br />

Von einer traditionsreichen, größeren Jugendhilfeeinrichtung wurden wir für eine<br />

längerfristige Bereichsentwicklung angefragt. Als Institution hatte das Waldhaus<br />

in Hildrizhausen als stationäre Einrichtung für Jungen begonnen und sich seither<br />

kontinuierlich weiterentwickelt. Flexible und ambulante Hilfen gehören mittlerweile<br />

ebenso zum Angebot wie kommunale Jugendarbeit – jeweils für Jungen<br />

und Mädchen. Dieser Prozess hatte zur Folge, dass sich einer der ursprünglichen<br />

Kernbestandteile der pädagogischen Arbeit – die gezielte <strong>Jungenarbeit</strong> – mehr<br />

oder weniger verflüchtigt hatte. Dagegen hatten Diskurse der Mädchenarbeit<br />

Eingang in die Teams gefunden und dort nicht zuletzt auch eine gewisse Polarisierung<br />

erzeugt. Geblieben war allerdings eine dezidiert sport- und erlebnispädagogische<br />

Orientierung sowie eine Menge an Erfahrung mit Jungenalltag in Erziehungshilfen.<br />

Der Grundauftrag für dieses Teilprojekt bezog sich entsprechend auf die Wiederaneignung<br />

<strong>von</strong> »Jungenpädagogik als fachlicher Standard« der Einrichtung. Sehr erfreulich<br />

war dabei, dass diese Initiative sowohl <strong>von</strong> Team und Einrichtungsleitung<br />

ausging wie auch vom Träger unterstützt wurde. Das gab uns die Möglichkeit,<br />

gemeinsam mit den Beteiligten einen zweijährigen jungenpädagogischen <strong>Entwicklung</strong>sprozess<br />

zu beginnen. Ausgehend <strong>von</strong> einem gemeinsamen Fachtag wurden<br />

dessen einzelne Elemente nach und nach vereinbart und geplant, zum Teil mit den<br />

Teams, zum Teil in den Planungs- und Koordinierungstreffen. Ursprünglich war<br />

vorgesehen, dass alle fünf sozialpädagogischen Bereiche die Möglichkeit haben<br />

sollten, für eine gewisse Zeit jeweils teambezogen mit uns zusammenzuarbeiten.<br />

Aufgrund der Situation in einzelnen Bereichen ließ sich dieses Vorhaben nur für drei<br />

Teams durchhalten. Zwei dieser Teams waren gemischt, eines ausschließlich <strong>von</strong><br />

Männern besetzt. Die übrigen Teams waren allerdings wie auch der Ausbildungsbereich<br />

an den übergreifenden Fachtagen beteiligt. Bis auf den Fachtag zu Homosexualität<br />

in Erziehungshilfen waren dabei alle Arbeitstreffen offen für beide Geschlechter.<br />

Als Klammer für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diente dann der<br />

gemeinsame Fachtag zum Abschluss des Projekts.<br />

An dieser Stelle können die Inhalte der Arbeitstreffen und Fachtage nur angedeutet<br />

werden. Sie wurden <strong>von</strong> den beiden kontinuierlich beteiligten Projektmitarbeitern<br />

vorbereitet – jeweils mit Input und Gelegenheit, die vorhandenen jungenpädagogischen<br />

Erfahrungen zu reflektieren und konzeptionell zu fassen. Der Bogen spannte<br />

sich dabei <strong>von</strong> Grundsätzlichem zu <strong>Jungenarbeit</strong> und Jungenpädagogik über Themen<br />

wie »Identität«, »Sexualität« oder »Gewalt«, dem Konzept »Lebenslagen«<br />

und dem Balancemodell bis hin zur biografisch orientierten Fallarbeit. Ein entsprechend<br />

breiter thematischer Strom durchzog den Prozess, der zum Abschluss in die<br />

Formulierung jungenpädagogischer Standards und <strong>Entwicklung</strong>sperspektiven in den<br />

einzelnen Bereichen sowie in der Gesamteinrichtung mündete. Einen Eindruck über<br />

den Gesamtverlauf gibt das Schema auf der folgenden Seite.<br />

Die jungenpädagogische Fachberatung in Verbindung mit einer konzeptionellen<br />

Weiterentwicklung hat sich als sehr fruchtbar erwiesen. Der weite Zeitrahmen einerseits<br />

und der offene Ansatz andererseits ermöglichten ein Arbeiten entlang der<br />

<strong>Entwicklung</strong>spotenziale der einzelnen Teams und lassen eine Nachhaltigkeit des<br />

Prozesses erwarten. Dieser hat offenbar auf ganz unterschiedlichen Ebenen gewirkt:<br />

hinsichtlich Reflexion und Abbau bislang latent wirkender, pädagogisch blokkierender<br />

Geschlechter-Moral, in Form einer konzeptionellen Weiterentwicklung,<br />

als Impuls und Freisetzung <strong>von</strong> Energien für die notwendigen Umsetzungsfragen.<br />

Darüber hinaus wurden einige Nebeneffekte in der Gesamteinrichtung beobachtet:<br />

Geschlechterthemen – in Bezug auf Jungen und Mädchen sowie zwischen Männern<br />

und Frauen in den Teams – rückten im Verlauf wieder stärker als grundlegende<br />

Perspektive pädagogischer Arbeit der Einrichtung in den Blick. Der jungen- und<br />

geschlechtsbezogene Austausch zwischen Männern und Frauen wurde mit einer<br />

gewissen Erleichterung als »wieder möglich«, spannend und belebend erfahren.<br />

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