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1 So geht Jungenarbeit Geschlechtsbezogene Entwicklung von ...

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DIFFERENZIERUNGEN<br />

MÄNNER UND FRAUEN – MÄDCHENARBEIT UND JUNGENARBEIT<br />

• Die Veranstaltung »Wollen wir gezähmte Jungs? Frauen in der pädagogischen<br />

Arbeit mit Jungen« war zweimal ausgebucht. Umgekehrt stieß auch der Fachtag<br />

»Brauchen Mädchen Männer« auf sehr gute Resonanz bei den Kollegen.<br />

• Die Arbeit mit Kolleginnen der Mädchenarbeit ist dort ausgesprochen anregend,<br />

wo gemeinsame Praxisprojekte mit homopädagogischen und gemeinsamen Phasen<br />

konzipiert werden. Besonders spannend wird es dann, wenn diese Konzepte<br />

– zum Beispiel für eine gemeinsame Antragstellung – auch noch aufgeschrieben<br />

werden müssen und der jeweilige Hintergrund aus Mädchen- und <strong>Jungenarbeit</strong><br />

vermittelt werden muss.<br />

• Bei den drei geschlechtergemischten Foren gab es großes gegenseitiges Interesse,<br />

Offenheit und Neugier aufeinander. Die Fortführung des Austauschs zwischen<br />

Mädchenarbeit und <strong>Jungenarbeit</strong> war damit gut begründet und angelegt.<br />

Ähnliche Erfahrungen entstanden bei einem Seminar zur Genderthematik in der<br />

Jugendhilfe.<br />

• Diese Veranstaltungen wurden selbstverständlich <strong>von</strong> einem gemischten, fachlich<br />

ausgewiesenen Team geleitet – und auch auf dieser Ebene zeigt sich, dass<br />

durch die positive gegenseitige Konfrontation neue Fragestellungen und Perspektiven<br />

geöffnet werden, die teilweise auf die auf die homosozialen Zusammenhänge<br />

(die weiterhin ein Kernstück der geschlechtsbezogenen Arbeit bleiben)<br />

zurückwirken.<br />

Wo nützte die Arbeit im Projekt »Jungenpädagogik« der Mädchenarbeit?<br />

Das Projekt »Jungenpädagogik« war zunächst vor allem auf einer strukturellen Ebene<br />

für Mädchenarbeit und insgesamt für die Verankerung der Geschlechterdifferenzierung<br />

in der Jugendhilfe nützlich. Wieder einige Beispiele dafür:<br />

• Ein Verein, der Ressourcen aus dem Projekt »Jungenpädagogik« bezieht und in<br />

bezug auf Praxisprojekte eng mit einer Mädcheninitiative kooperiert, nützt dem<br />

Anliegen, Jungen und Mädchen in ihrer Interaktion und Selbstbehauptung zu<br />

stärken. Das zeigt sich in den Rückmeldungen aus der Praxis, in der steigenden<br />

Nachfrage und in der kollegialen Multiplikation und Qualifizierung des Ansatzes.<br />

• Es gab einige Einrichtungen, in denen die <strong>Jungenarbeit</strong> situativ tatsächlich stabiler<br />

dasteht als Ansätze der Mädchenarbeit. Im einzelnen gibt es dafür ganz unterschiedliche<br />

Gründe, gemeinsam ist jedoch die Erfahrung, dass unter solchen<br />

Bedingungen jungenpädagogisch orientierte Männer aufgeschlossen sind und<br />

sich mitverantwortlich fühlen, dass Mädchenarbeit gefördert und mit den notwendigen<br />

Ressourcen ausgestattet wird.<br />

• Im Bereich der Tageseinrichtungen für Kinder haben sich ganz besonders deutlich<br />

die optimistisch koedukativen Ideen der sechziger und siebziger Jahre festgesetzt.<br />

Dort fällt häufig zunächst die Situation »der« Jungen auf und verlangt<br />

nach einer Klärung. In der Bearbeitung wird immer wieder die Frage nach den<br />

Mädchen, nach Geschlechtergerechtigkeit aufgeworfen. Ein geschärfter geschlechtsbezogener<br />

Blick ermöglicht es, nach einer Phase der Konzentration auf<br />

die Jungen die – verdeckten – Geschlechterstrukturen insgesamt in den Blick zu<br />

nehmen und als pädagogisches Thema zu heben.<br />

• Drei Facharbeitskreise »Jungen«, die als Arbeitsgemeinschaft nach § 78 KJHG<br />

anerkannt werden sollen, befanden sich zu Projektende noch im Aufbau. Sie<br />

werden als Pendant zu entsprechenden Mädchenarbeitskreisen ihren Teil der Implementierung<br />

<strong>von</strong> Geschlechterpädagogik aufnehmen und diese damit insgesamt<br />

voranbringen. Diese Vernetzung kann im Gesamtfeld der Jugendhilfe <strong>von</strong><br />

nicht zuletzt strategischem Vorteil sein – im Sinn einer Geschlechterbalance und<br />

auch in der Perspektive auf Geschlechterdemokratie und »gender mainstream«.<br />

In diesem Sinn stützen einige Erfahrungen die Ausgangshypothese und den Auftrag<br />

für das Projekt »Jungenpädagogik«. Im Detail wird selbstverständlich nicht<br />

jede Implementierungs- und Vernetzungsaktivität seitens der <strong>Jungenarbeit</strong> unmittelbar<br />

auf der Mädchenseite sichtbar. Und gerade im koedukativen Bereich sind<br />

Prognosen nicht einfach. Ob diese »Funktion« <strong>von</strong> <strong>Jungenarbeit</strong>, wie auch dieser<br />

Teil des Projekts tatsächlich und dauerhaft erfolgreich ist, kann so noch nicht beantwortet<br />

werden – Anzeichen dafür finden sich jedoch. Insofern müßte der Frage, ob<br />

und wie <strong>Jungenarbeit</strong> der Mädchenarbeit nützt und umgekehrt, ein eigenes Evaluations-<br />

bzw. Forschungsprojekt gewidmet werden.<br />

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