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1 So geht Jungenarbeit Geschlechtsbezogene Entwicklung von ...

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DIFFERENZIERUNGEN<br />

MÄNNER UND FRAUEN – MÄDCHENARBEIT UND JUNGENARBEIT<br />

te auf dem Land wird vieles leichter möglich – allerdings besteht auch eine höhere<br />

soziale Kontrolle. Durch die institutionelle Distanz in der Stadt sind Kontakte häufig<br />

formalisiert oder unmöglich, andererseits ist auch die institutionelle Profilierung <strong>von</strong><br />

Spezialprojekten (abgesehen <strong>von</strong> der Finanzierung) leichter.<br />

Bisweilen erhielten wir den Eindruck, dass wir durch den Projektbüro-Standort, also<br />

durch unsere Präsenz in (bzw. am Rand) der ländlichen Region gerade in der Stadt<br />

institutionell nicht ganz ernst genommen wurden. Es gab nicht wenige Erstkontakte,<br />

die bei uns nachträglich betrachtet das Gefühl hinterließen, dass wir geprüft<br />

wurden, ob wir in irgend einer Hinsicht institutionell gefährlich werden könnten<br />

(vor allem als Konkurrenten). Nachdem dies nicht der Fall war – unser Projekt war<br />

ja kooperativ und kompetenzstärkend angelegt – sahen mehrere Institutionen keinen<br />

Anlass mehr für eine weitere Zusammenarbeit.<br />

Ein weiteres, typisch großstädtisch-institutionelles Phänomen begegnete uns in der<br />

Trägerkonkurrenz. Im Ballungsraum gab es z.B. im Bereich der Prävention eine Institution,<br />

die aufgrund <strong>von</strong> Sponsorenzuwendungen über sehr viele Mittel verfügt,<br />

allerdings – wegen hoher Personalfluktuation – fachlich nicht unbedingt gute Arbeit<br />

leistet (sondern Schulen mit standardisierten Programmen bedient). Diese Angebote<br />

sind kostenlos, weswegen es dann zu Konflikten und Verdrängungsphänomenen<br />

kommen kann, wenn finanziell nicht so gut ausgestattete Organisationen<br />

für ihre Leistungen einen Eigenbeitrag verlangen.<br />

DER PRAXISTIPP – SO WIRD´S GEMACHT:<br />

Für die geschlechtsbezogene <strong>Entwicklung</strong> <strong>von</strong> Jugendhilfe sind regionale Ansätze notwendig. Bewährt<br />

hat sich, besonders lokale und regionale Arbeitsgruppen zu bestimmten Themen zu erschließen<br />

(z.B. »Jungen und Arbeit«) oder einfach, um interessierte Männer zusammenzubringen (»Pädagogen<br />

aus XY«). Regionale Vernetzung leitet sich vor allem aus fachlichen Interesseen ab. Sie entsteht<br />

über thematische Foren, Fachveranstaltungen oder in kompetenzorientierten Arbeitsgruppen (z.B.<br />

Männer aus einem Arbeitsfeld werden über ihre Erfahrungen befragt und tauschen sich darüber<br />

aus). Aber auch aus der jungenpolitischen Vertretung heraus sind zunächst regionale Zusammenschlüsse<br />

erfolgversprechend (z.B. Arbeitsgemeinschaften nach § 78 KJHG; fachpolitische Gremien;<br />

Jugendhilfeplanung).<br />

Männer und Frauen – Mädchenarbeit und <strong>Jungenarbeit</strong><br />

Männer und Frauen<br />

Insgesamt lassen sich in Bezug auf die Geschlechter keine erkennbaren Unterschiede<br />

in Art oder Qualität der Zusammenarbeit mit Männern und Frauen feststellen:<br />

Wir haben sowohl mit Frauen, wie auch mit Männern intensiv und qualifiziert kooperiert<br />

– oder auch nicht. Mit Frauen und Männern gab es teils sehr gute und<br />

stabile Kontakte, wie es mit Männern und Frauen selbstverständlich bisweilen auch<br />

Schwierigkeiten gab. Die konstruktivistische Geschlechtersichtweise können wir so<br />

gesehen nur bestätigen: Es gibt eben jeweils solche und solche, und die Bandbreiten<br />

sind groß.<br />

Auch im »Über-Kreuz-Bereich« zeigten beide Geschlechter ein gleich hohes Interesse:<br />

Frauen und Männer waren sehr aufgeschlossen und dankbar dafür, dass wir<br />

diese Aspekte nicht ausgespart, sondern explizit angesprochen und bedient haben<br />

(Frauen in der Arbeit mit Jungen/Männer in der Arbeit mit Mädchen), nicht nur bei<br />

den entsprechend pointierten Veranstaltungen. Phasenweise konnten wir an uns<br />

selbst feststellen, dass sich »Sättigungsgefühle« in Bezug auf heterosoziale Zusammenhänge<br />

einstellten – also in oder nach Phasen, in denen wir länger gemischtgeschlechtlich<br />

gearbeitet haben. Dann waren wir auch wieder froh, ins Homosoziale<br />

zurückkehren zu können. Umgekehrt stieg nach längeren homosozialen Phasen<br />

das Interesse am Heterosozialen.<br />

Nur an wenigen Stellen sind uns Dinge aufgefallen, die eine Differenzierung nach<br />

Geschlecht sinnvoll erscheinen lassen.<br />

Männer<br />

Vor allem <strong>von</strong> Männern, die auch aus einer Strukturebene <strong>von</strong> <strong>Jungenarbeit</strong> kommen<br />

oder Kontakt dazu haben, wurde eine spürbare Ambivalenz geäußert: Auf der<br />

einen Seite war es offensichtlich und wurde auch als Gewinn registriert, dass das<br />

Projekt gut gearbeitet hat, dass es die Arbeit mit Jungen qualifizierte und greifbare<br />

Ressourcen lieferte usw. Auf der anderen Seite – und partiell genau damit zusammenhängend<br />

– wurde die Befürchtung deutlich, dass das Projekt »dominant« werden<br />

könnte und anderes verdrängt. Das Projekt professionalisierte <strong>Jungenarbeit</strong><br />

und bot entsprechende Ressourcen an. Beides kann anderes gewissermaßen gefährden<br />

und verdrängen. Diese Verdrängung war nicht konkret, aber als Bedrohung<br />

wahrnehmbar: etwa im Vergleich der Anfänge <strong>von</strong> <strong>Jungenarbeit</strong> (mühsame<br />

Anfangsarbeit) mit unserem professionellen Erscheinungsbild und Auftreten und<br />

der Idee, <strong>Jungenarbeit</strong> »leichter« zu machen. Durch unseren fachlichen Hinter-<br />

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