17.11.2013 Aufrufe

1 So geht Jungenarbeit Geschlechtsbezogene Entwicklung von ...

1 So geht Jungenarbeit Geschlechtsbezogene Entwicklung von ...

1 So geht Jungenarbeit Geschlechtsbezogene Entwicklung von ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DIFFERENZIERUNGEN<br />

DIE JUGENDHILFEBEREICHE<br />

• pädagogische Kurzzeitberatung für Teams, teils als einmalige Krisenintervention,<br />

teils zwischen drei und fünf Sitzungen<br />

• Beratung bei Facharbeiten<br />

• Elternabende zu Jungen, Vätern, Aggressionen und Sexualität<br />

• Mitarbeit am Projekt »Geschlechterwelten«<br />

Bei diesen Veranstaltungen kam es überwiegend zu einer anregenden Auseinandersetzung<br />

mit Jungen- und Geschlechterpädagogik. Es zeigte sich, dass der Kita-<br />

Bereich eine Grundvorstellung <strong>von</strong> geschlechtsbezogen reflektierter und qualifizierter<br />

Koedukation braucht. Sie wird in geringerem Umfang ergänzt durch<br />

geschlechtsspezifische Teile im Sinn <strong>von</strong> Jungen- und Mädchenarbeit. (Ein interessanter<br />

Effekt war, dass hier für das Projekt – viel stärker als in anderen Bereichen –<br />

mit der »Zuständigkeit« für Geschlechterthemen eine inhaltliche Nachfrage auf der<br />

Mädchenseite verbunden war.) Jungenbezogener <strong>Entwicklung</strong>sbedarf besteht bei<br />

Fragen der Raumkonzeption (»weibliche« Raumgestaltung), bei der Erweiterung<br />

des pädagogischen Angebots (z.B. bewegungsbezogen) und in der Entfaltung jungenpädagogischer<br />

Zugänge zu »kritischen« Themen wie Aggressionen und Sexualisierungen.<br />

Eine jungenbezogene Vernetzung im bzw. mit dem Kita-Bereich halten<br />

wir für schwierig, solange keine Impulse zur professionellen Geschlechterparität<br />

entwickelt werden.<br />

DER PRAXISTIPP – SO WIRD´S GEMACHT:<br />

Jungen in der Tagesbetreuung lassen sich <strong>von</strong> Männern sehr gut und gerne erreichen. Schon alleine<br />

wegen der Symbolik ist es für Jungenprojekte in der Kindertageserziehung wichtig, dass parallel dazu<br />

Mädchenprojekte stattfinden – am besten nicht <strong>von</strong> den »normalen« Erzieherinnen gestaltet (sonst<br />

wird vermittelt: Jungen sind/bekommen etwas besonderes).<br />

Vor allem für ältere Jungen haben sich thematische Projekte bewährt, in die viele Erfahrungsebenen<br />

eingehängt werden können (z.B. Expedition, Weltreise, Erfindertraining, Piloten- oder Piratenschule).<br />

Kleinere Jungen reagieren auf solche Themen bisweilen etwas ängstlich (»müssen wir da wirklich wegfahren?«;<br />

»darf da auch meine Mama mit?«), weshalb klare und behutsame Einführungen wichtig sind.<br />

Beratung<br />

Etablierte, institutionell definierte, also »klassische« Beratungsstellen in den beiden<br />

Projektregionen hielten sich vornehm vom Projekt fern (Erziehungsberatung, Familienberatung,<br />

Sexualberatung). Auch vorhandene persönliche Bezüge in die Institutionen<br />

halfen dabei nichts. Dies änderte sich selbst dann nicht, als wir – ausgehend<br />

vom starken <strong>Entwicklung</strong>sbedarf – zu einem Werkstattgespräch »Jungen und<br />

Beratung« eingeladen hatten. Gleichwohl gab es kontinuierliche Kontakte in Arbeitsfelder<br />

der Beratung (Berufsberatung, Beratungsstellen gegen sexuelle Gewalt,<br />

Jugendberatung, Schulberatung) – oft allerdings außerhalb unserer »eigentlichen«<br />

Projektregionen; dort gab es einige wenige Mitarbeiter auch aus den »klassischen«<br />

Beratungsstellen, die die Angebote des Projekts intensiv nutzten.<br />

Den institutionellen Aspekt beim Thema »Jungen und Beratung« (etwas hart) zusammengefasst,<br />

könnten wir sagen: Es ist nicht so, dass sich Jungen nicht für Beratung<br />

interessieren, sondern umgekehrt: die klassische institutionelle Beratung scheint<br />

wenig Interesse an Jungen(themen) zu haben, sondern wirkt eher »verbunkert« im<br />

eigenen Milieu; dabei gibt es wenig Anlass, die für viele Jungen hohe Schwellen zu<br />

reflektieren, denn in der Regel sind die Beratungsstellen (<strong>von</strong> anderen Klienten) gut<br />

ausgebucht. Das bedeutet, dass Jungenthemen auch institutionelle Themen sind<br />

bzw. sein sollten, die »in die Institution (Beratungsstelle) hereingeholt« werden<br />

müssen.<br />

Zwischen den Jungen und der (klassischen) Beratung besteht häufig eine Kluft. Um<br />

Jungen zu erreichen, benötigt gelingende Jungenberatung (siehe auch unten im<br />

Abschnitt »Jungenpädagogische Beratung einer Beratungsstelle«) einen Prozeß, in<br />

dem sich Beratung auf Jungen hin entwickelt. Gleichzeitig sind Vermittlungspersonen<br />

zwischen den Jungen und der (veränderten) Beratung notwendig. Die Kluft<br />

zwischen »Beratung« und Jungen kann sich dann verringern: wenn sich Beratung<br />

auf Jungen hin entwickelt und wenn zwischen den Jungen und der Beratung Vermittlung<br />

stattfindet (z.B. durch Jugendarbeiter, Lehrer, Schulsozialarbeiter).<br />

In den Kontakten zu Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in der Beratung wurden<br />

Ansätze benannt, die auch Potenziale für die Beratungsarbeit mit Jungen beinhalten:<br />

Dazu gehört<br />

• die Angebots- (hier kriegst du was!) und Kompetenzorientierung (anstelle einer<br />

Problemorientierung, die es erfordert, die Selbstdefinition als problematisch quasi<br />

als »Eintrittskarte« mitzubringen),<br />

• Kontinuität der jungenbezogenen Beratung (nach etwa drei Jahren zeigt sich<br />

Stabilisierung und Außenwirkung, auch das Profil der Beratungsstelle entwickelt<br />

sich in diesem Zeitraum) und<br />

• niedrigschwellige Zugänge bzw. Vermittlungsleistung »vor der Beratung«.<br />

Selbstverständlich gehören neben der Erfahrung auch die eigene Kompetenz dazu;<br />

das meint vor allem auch Methodenkompetenz – verbales Beratenkönnen allein<br />

genügt sicher nicht. Viele Jungen mögen die Arbeit mit Methoden und Medien<br />

(Spiele, Übungen, Fragebogen, Video, Cassettengerät...) und lassen sich gut darauf<br />

ein – sie wollen nur nicht bzw. nicht nur »psychomäßig rumlabern«. Als sehr<br />

hilfreich – auch unter dem Aspekt der Vermittlung – hat sich in der jungenbezogenen<br />

Beratung die Kooperation mit anderen Institutionen erwiesen (Jugendhaus,<br />

74 75

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!