17.11.2013 Aufrufe

1 So geht Jungenarbeit Geschlechtsbezogene Entwicklung von ...

1 So geht Jungenarbeit Geschlechtsbezogene Entwicklung von ...

1 So geht Jungenarbeit Geschlechtsbezogene Entwicklung von ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

DIFFERENZIERUNGEN<br />

DIE JUGENDHILFEBEREICHE<br />

Jugendsozialarbeit<br />

Zur Jugendsozialarbeit entstanden im Projektverlauf vielfältige und unterschiedliche<br />

Bezüge, <strong>von</strong> kurzzeitigen Kontakten am Telefon oder bei Veranstaltungen, verschiedene<br />

Gelegenheiten zum gemeinsamen Austausch, über länger dauernde Arbeitsgruppen<br />

oder die häufige Teilnahme <strong>von</strong> Mitarbeitern aus der Jugendsozialarbeit<br />

an unseren Qualifikationsveranstaltungen. Allerdings auch hier: Fast keine »offiziellen«<br />

Kontakte zu Institutionen, sondern Bezüge über die Mitarbeiter – sie wurden<br />

allerdings häufig auch <strong>von</strong> der Institution delegiert. Das Feld der Jugendsozialarbeit<br />

erwies sich als sehr heterogen, so dass hier kaum verallgemeinernde Aussagen getroffen<br />

werden können. Im Bereich Jugendsozialarbeit ist uns – mehr als anderswo<br />

– aufgefallen, dass es bei den Mitarbeitern in diesem Feld viele interessante und<br />

markante »Typen« gibt. Geschlechterthemen zählen bei vielen selbstverständlich<br />

zum Standard und werden auch umgesetzt. Sich schuldig und »ertappt« fühlen,<br />

wenn Geschlecht zum fachlichen Thema wird, muß dann nicht sein – vielleicht gibt<br />

es deshalb mehr Offenheit für geschlechtsbezogen Neues. Umgekehrt hatten wir<br />

den Eindruck, dass die Mitarbeiter in der Jugendsozialarbeit unsere Angebote gut<br />

nutzen, »gebrauchen«, in die eigene Arbeit integrieren und umsetzen konnten,<br />

sowohl in der Gruppen-, wie auch der Einzelarbeit. Die geplanten Kooperationsprojekte<br />

auf der praktischen Ebene scheiterten allerdings oft an der Unzuverlässigkeit<br />

der Jugendlichen. Dennoch gibt es auch in der Jugendsozialarbeit gelingende<br />

<strong>Jungenarbeit</strong>, z.B. eine kontinuierliche Jungengruppe in einem sozialen Brennpunkt.<br />

Damit <strong>Jungenarbeit</strong> und Jungenpädagogik in der Jugendsozialarbeit noch besser<br />

<strong>geht</strong>, wäre es sicher sinnvoll, das institutionelle Potenzial besser auszuschöpfen<br />

und geschlechtsbezogene Konzeptionen institutionell zu verankern. Dies betrifft<br />

wiederum auch die Träger und Dachverbände, bei denen – wenn überhaupt – unter<br />

»Geschlecht« nach wie vor »Mädchen« verstanden wird.<br />

DER PRAXISTIPP – SO WIRD´S GEMACHT:<br />

In der Arbeit mit marginalisierten Jungen wird oft eine (versteckte) Sehnsucht nach Status und Anerkennung<br />

spürbar. Gleichzeitig verhindert eine verborgene Status-Scham (Loser-Sein) das offensive Arbeiten<br />

damit. <strong>Jungenarbeit</strong> in der Jugendsozialsarbeit kann diesen Wünschen in doppelter Hinsicht<br />

entsprechen: In Form und Qualität der Zuwendung zu den Jungen über die <strong>Jungenarbeit</strong>er; und in den<br />

Methoden und aufgegriffenen Themen. Immer dann, wenn es gelingt, dass die Jungen etwas <strong>von</strong> dem,<br />

was sie haben registrieren oder präsentieren, wird ihre Statussehnsucht genährt (vor allem in Präsentationsformen<br />

über Kunst oder Medien: Fotos, Dias, Radio- oder Videoproduktion).<br />

Kooperation Jugendhilfe – Schule<br />

Als Jugendhilfeprojekt war im IRIS-Projekt »Jungenpädagogik« die Kooperation<br />

mit Schulen nicht ohne weiteres angelegt. Allerdings wurden wir <strong>von</strong> Anfragen aus<br />

der Schule <strong>von</strong> Anfang an fast erschlagen. Ursache dafür war zum einen der hohe<br />

Bedarf in der Schule selbst. Zunehmend wird dort wahrgenommen, dass für die<br />

modernisierten Lebenslagen der Schüler und Schülerinnen traditionelle Schulkonzepte<br />

nicht weiter helfen. Die Lehrerinnen und Lehrer können sich immer weniger<br />

auf ihren Lehrer-Status zurückziehen, ihre Arbeit wird zwangsläufig sozialpädagogischer.<br />

Zum anderen führte eine mädchenspezifische Einrichtung, die »Tübinger<br />

Initiative für Mädchenarbeit« (TIMA) seit längerem und erfolgreich Präventionsprojekte<br />

in Schulen für Mädchen durch. Weil es in diesem Rahmen häufig organisatorische<br />

Probleme und Konflikte gab – was tun mit den Jungen, während mit Mädchen<br />

gearbeitet wird? – lag die Kooperation nahe.<br />

Die Jungen sind begeistert – der erste Tag des Schulprojekts »Starke Mädchen – Starke Jungen« ist<br />

soeben zu Ende gegangen. Auch aus dem Nebenraum kommen die Mädchen, ähnlich gut angeregt.<br />

Eigentlich erstaunlich, das sich die Kinder nach einem Vormittag rund um das Thema Selbstbehauptung,<br />

Aggressionstraining und gewaltpräventives Arbeiten so positiv äußern. Jungen- und Mädchenarbeit<br />

an Schulen macht Spaß und darf auch Spaß machen – gerade weil es ein »schweres« Thema ist.<br />

Wichtig ist selbstverständlich, dass die Arbeit nicht nur den Kindern, sondern auch der Lehrerin, dem<br />

Lehrer und den Trainern und Trainerinnen selbst Spaß machen.<br />

An Schulen besteht die Möglichkeit alle Mädchen und Jungen zu erreichen – nicht<br />

nur die Kinder und Jugendlichen, die als schwierig gelten oder irgendwie auffällig<br />

geworden sind. Dies umschreibt den Grundgedanken unserer Arbeit in den Schulprojekten:<br />

es <strong>geht</strong> zunächst um alle Jungen und besonders auch um die »normalen«.<br />

Projekte unter dem Motto »Starke Mädchen – Starke Jungen« unterstützen<br />

die geschlechtsbezogenen Ansätze, wie sie im Bildungsplan für die Grundschule<br />

und im Kinder- und Jugendhilfegesetz formuliert sind. Fachliche Standards, die in<br />

der außerschulischen Jugendbildung entwickelt und fundiert wurden – insbesondere<br />

der Bezug auf unterschiedliche Lebenslagen <strong>von</strong> Mädchen und Jungen – finden<br />

durch die Einbeziehung <strong>von</strong> externen Fachkräften als »Experten/Expertinnen<br />

an der Schule« Eingang in den schulischen Kontext. Dabei wird nicht nur ein interessantes<br />

Programm und <strong>Entwicklung</strong>smöglichkeiten für Jungen und Mädchen geboten.<br />

Die Schulprojekte erreichen auch die Eltern und sie haben Fortbildungscharakter<br />

für die beteiligten Lehrkräfte. Sie werden darin unterstützt und ermutigt,<br />

68 69

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!