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1 So geht Jungenarbeit Geschlechtsbezogene Entwicklung von ...

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DIFFERENZIERUNGEN<br />

DIE JUGENDHILFEBEREICHE<br />

Veranstaltung außerhalb ihres »Reviers« (also außerhalb ihrer Gruppe im Verband)<br />

einlassen, tun sie das nur dann, wenn das Angebot reizvoll genug ist. Als »opener«<br />

für Gespräche rund um’s Mann sein sind in erster Linie Aktionen geeignet, bei<br />

denen Kooperation und Konzentration gefragt sind. Gepaart mit dem Anspruch,<br />

Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen, liegen nämlich dann Fragen nach<br />

dem eigenen Jungensein und Mannwerden auf der Hand.<br />

Die Ursachen dafür, dass jungenpädagogische Konzepte in Verbänden oft nicht<br />

umgesetzt werden, müssen woanders gesucht werden: Bei den ehren- und hauptamtlichen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und in den verbandlichen Strukturen.<br />

Von außen ist es oft unverständlich, warum <strong>Jungenarbeit</strong> im Verband nicht »einfach<br />

gemacht« wird. Aus der Verbandslogik heraus zeigt sich aber ein ganzes Bündel<br />

<strong>von</strong> Gründen, warum <strong>Jungenarbeit</strong> im Verband nicht »gehen« kann, die wir<br />

hier zugespitzt formuliert skizzieren:<br />

• Für die verbandlich engagierten Männer stellt sich zunächst oft das Problem,<br />

dass sie sich nicht – wie frauenbewegte Frauen – <strong>von</strong> »den« (rückständigen,<br />

unterdrückenden usw.) Männern abgrenzen können. Denn damit müßten sie<br />

sich <strong>von</strong> sich selbst abgrenzen. In stärker traditionellen Verbänden und Vereinen<br />

gäbe es zwar die Möglichkeit der Generationsabgrenzung (<strong>von</strong> den alten Männern),<br />

<strong>von</strong> denen die Verbände aber abhängig sind; oder die Generationsabgrenzung<br />

geschieht bereits – nur nicht im Konflikt, sondern über das Verlassen<br />

des Verbands. Die fehlende Abgrenzungsdynamik verhindert einen Schub in Richtung<br />

einer geschlechterdifferenzierenden Arbeit <strong>von</strong> Männern mit Jungen.<br />

• Ein weiterer Aspekt ist die fehlende Tradition modernisierter geschlechtsbezogener<br />

pädagogischer Zugänge in Verbänden. Eine wichtige Motivation für das Engagement<br />

im Jugendverband ist häufig, »das weiterzugeben, was ich selbst erfahren<br />

habe«. Und wenn geschlechtsdifferenzierte Arbeit dazu nicht gehörte,<br />

gibt es keine Vorstellungen, wie diese aussehen könnte und keinen Anlass, <strong>Jungenarbeit</strong><br />

einzuführen.<br />

• Auch in Verbänden zeigen sich – dort wo es Motivation für <strong>Jungenarbeit</strong> gibt –<br />

extrem hohe Ansprüche an <strong>Jungenarbeit</strong>. <strong>Jungenarbeit</strong> soll alles mögliche regeln<br />

und beseitigen (Strukturen, sexistisches Verhalten, das Patriarchat...), muß alle<br />

Jungen ansprechen und absolut toll sein – unter solchen Vorzeichen kann nichts<br />

pädagogisches gelingen. Einfache und »leichte« Dinge als <strong>Jungenarbeit</strong> zu definieren<br />

(z.B. mal eine Reflexion geschlechtsgetrennt durchführen; eine Aktion nur<br />

mit den Jungen machen usw.) – das fällt nicht unter »<strong>Jungenarbeit</strong>«.<br />

• Daran schließt sich eine weitere Beobachtung an: <strong>Jungenarbeit</strong> wird nicht als<br />

selbstverständlicher Bestandteil der verbandlichen Pädagogik gesehen, sondern<br />

als etwas zusätzliches. Zusätzlich »riecht« aber natürlich immer nach zusätzlicher<br />

Arbeit. Dazu wären Kapazitäten notwendig, die weder Ehrenamtliche noch Hauptberufliche<br />

vermeintlich oder tatsächlich haben. Es ist nicht gelungen, geschlechtsdifferenzierende<br />

Ansätze in die tatsächlich verwendete Pädagogik einzubinden.<br />

(Dabei fällt eine Diskrepanz zwischen verschriftlichtem pädagogischem Anspruch<br />

und gelebter Pädagogik auf)<br />

• Natürlich ist <strong>Jungenarbeit</strong> in Verbänden auch ein geschlechtsinteraktives Thema.<br />

Vordergründig wünschen Frauen, dass endlich mit Jungen reflektiert gearbeitet<br />

wird – aber selbstverständlich so, wie sie sich das vorgestellt haben. Die Themen,<br />

die Frauen dabei interessieren, sind oft strukturbezogen, im Schlagwort:<br />

»Abschaffen der männlichen Strukturen«. Dabei wird übersehen, dass sich mit<br />

dem Abschaffen der Strukturen die Verbände auflösen, denn Strukturen und<br />

Traditionen sind ein wesentlicher Teil dessen, was Verbänden Halt gibt. Und<br />

dafür, wie bessere »weibliche« Strukturen aussehen könnten, gibt es keine<br />

Beispiele.<br />

• Viele Verbände sind vom Programm her anders orientiert(z.B. die Jungfischer<br />

oder die Marinejugend), das Verbandsthema (Fischen, Bootfahren) steht stark<br />

im Vordergrund und läßt wenig Platz für Differenzierung<br />

• Pädagogik ist ohnehin in vielen Verbänden kein oder nur ein ganz peripheres<br />

Thema. Für viele Verbände ist es in der kurzen Ehrenamtszeit nicht möglich, die<br />

eigene pädagogischen Grundsätze zu vermitteln. Geschlechtsdifferenzierte Arbeit<br />

bekommt als randständiges Spezialthema schon gar keine Chance.<br />

• Strukturell gesehen bedeutet die Reflexion <strong>von</strong> Männlichkeitsformen letztlich,<br />

die Strukturen zu hinterfragen und zu demontieren, die die Verbände ausmachen<br />

und die Männern (und Frauen) in Verbänden Sicherheit bieten.<br />

• Viele Mitarbeiter in Verbänden – vor allem »verdiente« Strukturmitarbeiter –<br />

beantworten die Frage nach dem Sinn der Verbandsarbeit verbandsbezogen: der<br />

Verband braucht die Jungen und Mädchen, damit es den Verband weiter gibt.<br />

Hier könnte nur das Versprechen etwas bewirken, dass durch geschlechtsbezogene<br />

<strong>Jungenarbeit</strong> auf jeden Fall mehr Jungen zum Verband kommen (aber wer<br />

kann das schon?). Wenn wir sagen: die Jungen brauchen den Verband, weil der<br />

Verband ihnen etwas bringt oder sie sich dort aufgehoben fühlen, müßte der<br />

Verband sich viel stärker an ihnen orientieren – und damit sich auch mit geschlechtsbezogenen<br />

Fragestellungen auseinander setzen. Das ist aber offenbar<br />

nicht der Fall.<br />

• In Jugendverbänden dominiert das Thema »Jugend« in zweifacher Hinsicht: Zum<br />

einen <strong>geht</strong> es als versteckte Aufgabe der Verbände immer noch darum, »Jugend«<br />

als eigenständige Lebensphase zu verstehen und abzusichern. Jede Differenzierung<br />

nimmt etwas <strong>von</strong> dieser allgemeinen Energie weg. Auf der anderen<br />

Seite wird die pädagogische Arbeit in vielen Verbänden <strong>von</strong> selbst noch Jugendlichen<br />

gemanagt. Als Jugendliche haben diese Ehrenamtlichen oft keine Idee,<br />

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