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1 So geht Jungenarbeit Geschlechtsbezogene Entwicklung von ...

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DIFFERENZIERUNGEN<br />

Differenzierungen<br />

In diesem Kapitel werden wir unsere Projektzugänge, -erfahrungen und ergebnisse<br />

differenzieren, und zwar zunächst nach den Jugendhilfebereichen, danach betrachten<br />

wir die Stadt-Land-Differenzierungen und schließlich geschlechtsbezogene Differenzierungen<br />

nach Männern und Frauen bzw. Mädchenarbeit und <strong>Jungenarbeit</strong>.<br />

Die Jugendhilfebereiche<br />

In diesem Kapitel kommen wir jeweils kurz und pointiert auf unsere Erfahrungen in<br />

unterschiedlichen Arbeitsfeldern und Bereichen der Jugendhilfe zu sprechen. Bei<br />

den Beschreibungen handelt es sich um Verdichtungen, Strömungen oder Tendenzen<br />

– quasi die jeweilige Regel, <strong>von</strong> der es ohne Frage auch Ausnahmen gibt. Die<br />

Darstellungen enthalten Ideen und Beispiele dafür, wie <strong>Jungenarbeit</strong> bzw. Jungenpädagogik<br />

in diesen Arbeitsfeldern »<strong>geht</strong>«. Jeweils am Schluß des Abschnitts garnieren<br />

wir die Schilderungen mit einem Praxistipp.<br />

Unsere Erfahrungen gehen dabei über Einzelfälle hinaus, wir hatten durch vielfältige<br />

und unterschiedliche Kontakte »ins Feld« die Gelegenheit, Einblick in mehrere<br />

Institutionen zu erhalten. Gleichwohl sind Verallgemeinerungen deshalb schwierig,<br />

weil es ja nicht Ziel unserer Kontakte war, eine Bestandserhebung zu liefern – unsere<br />

Interessen waren andere und sehr speziell. Außerdem lagen die meisten Einrichtungen<br />

in Baden-Württemberg, was bisweilen die institutionelle Lage durchgängig<br />

mit definiert. Es braucht nicht weiter erklärt zu werden, dass aufgrund der Verschiedenheit<br />

<strong>von</strong> Praxis auch die exemplarischen Zugänge keinesfalls Allgemeingültigkeit<br />

beanspruchen. Selbstverständlich gibt es in den verschiedenen Bereichen<br />

<strong>von</strong> Jugendhilfe wieder sehr viel Unterschiedliches. Eine Binnendifferenzierung einzelner<br />

Jugendhilfebereiche muß einer eigenen späteren Untersuchung vorbehalten<br />

bleiben.<br />

Offene und mobile Jugendarbeit<br />

In der offenen und in der mobilen Jugendarbeit gab es in den beiden Projektregionen<br />

ganz unterschiedliche Ausgangsbedingungen: im städtischen Raum sind offene<br />

und mobile Jugendarbeit ausdifferenziert, professionalisiert und fest als Teil einer<br />

sozialen Infrastruktur etabliert. In den ländlichen Regionen gibt es professionell<br />

geführte Einrichtungen eher selten und in den Mittelpunktsorten, das Angebot ist<br />

eher allgemein (»breit«). Mobile Jugendarbeit als eigenständigen Ansatz mit einer<br />

entsprechenden Trägerstruktur gibt es in der Landregion nicht (wohl aber mobile<br />

Ansätze der Jugendhilfe). Zur Differenzierung gehört in der Stadtregion auch, dass<br />

es sowohl beim Träger der offenen, als auch bei den unterschiedlichen Trägern<br />

mobiler Jugendarbeit schon seit Jahren fachliche Arbeitsgruppen <strong>von</strong> Männern zur<br />

<strong>Jungenarbeit</strong> gibt.<br />

Diese Voraussetzungen spielten jedoch bei der Umsetzung jungenpädagogischer<br />

Ansätze eher eine geringe Rolle. Maßgeblich ist, was der einzelne Mitarbeiter anfängt,<br />

was er kann und umsetzt – Jungenpädagogik ist in der offenen und mobilen<br />

Jugendarbeit demnach eher eine »Privatsache«. Die Träger der offenen und mobilen<br />

Einrichtungen haben nicht – oder nicht mit dem nötigen Nachdruck – dafür<br />

gesorgt, dass geschlechterbezogene Konzeptionen in den Einrichtungen entwikkelt,<br />

breit durchgesetzt und verankert werden (d.h. jenseits <strong>von</strong> den persönlichen<br />

Vorlieben der Mitarbeiter). Reine »Mädchenkonzepte« sind <strong>von</strong> dieser Einschätzung<br />

natürlich ausgenommen, häufig sind die Männer der Ansicht, dass sie mit<br />

dem Zugeständnis <strong>von</strong> Mädchenkonzepten das Geschlechterthema ein für allemal<br />

abgehakt haben.<br />

Wenn aber das Interesse der Mitarbeiter vorhanden ist, kann <strong>Jungenarbeit</strong> in der<br />

offenen und mobilen Arbeit ohne weiteres »gehen« – auch über längere Zeiträume.<br />

Dazu drei Beispiele:<br />

• In einem ländlichen Jugendhaus mit multinationalem Besucherstamm und je einer<br />

Mitarbeiterin und einem Mitarbeiter gibt es seit 20 Jahren den »Club« für<br />

Jungen (14- bis 16jährige) – ein gut durchmischtes Freizeitangebot, das die Jungen<br />

interessiert und das selbstverständlich ist. Die meisten Club-Treffen finden<br />

im Jugendhaus selbst statt, nur 10% außerhalb – die Erfahrung zeigte: draußen<br />

»<strong>geht</strong>« dann unter den Jungen nicht so viel. Wichtig ist – neben einer hohen<br />

Verbindlichkeit des Programms – ein klarer Beginn (Musik wird abgedreht, Einführung<br />

ins Thema, Absprachen über das Programm) und ein vereinbartes Ende:<br />

Schluß ist erst, wenn alles fertig ist (also z.B. bei Koch-Aktionen abgespült und<br />

aufgeräumt).<br />

• Ein kleiner Jugendtreff in einer ländlichen Gemeinde wird während der allgemeinen<br />

Öffnungszeiten überwiegend <strong>von</strong> Jungen besucht. Die weibliche (und einzi-<br />

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