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1 So geht Jungenarbeit Geschlechtsbezogene Entwicklung von ...

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DAS PROJEKT »JUNGENPÄDAGOGIK«<br />

VORAUSSETZUNGEN FÜR DAS PROJEKT<br />

Voraussetzungen für das Projekt »Jungenpädagogik«<br />

Theoretisches Bezugssystem<br />

Das Projekt »Jungenpädagogik« hat natürlich eine Vorgeschichte. Es ist entstanden<br />

aus einer personellen und institutionellen Tradition der Auseinandersetzung mit<br />

Jungenthemen. Direkt vor dem Projekt konnten wir im Fachbereich »Jungen und<br />

Männer« im Institut für regionale Innovation und <strong>So</strong>zialforschung für die Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung die erste größere qualitative Jungenstudie<br />

erstellen (vgl.Winter/Neubauer 1998). Sie bildete gleichsam unser theoretisches<br />

Bezugssystem, vor allem hinsichtlich der Perspektive auf ein gelingendes Jungesein<br />

und das dort erstmals entfaltete Variablenmodell »Balanciertes Jungesein«. Während<br />

dieser Arbeit waren bei uns Idee und Wunsch entstanden, dieses Bezugssystem<br />

im Rahmen eines Praxisprojekts ins Spiel zu bringen und auf seine Tauglichkeit<br />

hin zu überprüfen. An verschiedenen Stellen im Projekt war es dann auch <strong>von</strong><br />

Vorteil, hier auf ein eigenes, durchgearbeitetes Konzept zurückgreifen zu können.<br />

Eine andere Ressource waren die vielfältigen Kontakte zu Schlüsselpersonen in den<br />

Projektregionen, die wir auch über die im Rahmen der Studie geführten Interviews<br />

geschlossen oder gefestigt hatten. Im gewissen Sinn war das eine beginnende Vernetzung,<br />

die im Projekt selbst weiter ausgebaut und gefestigt werden konnte.<br />

in einen Strudel <strong>von</strong> Trägerkonkurrenz und institutionellen Vorbehalten geraten<br />

kann – insbesondere dann, wenn ein einzelner Träger mit jungenpädagogischer<br />

Implementierung beauftragt würde oder damit, andere Einrichtungen jungenpädagogisch<br />

auf Vordermann zu bringen.<br />

Schnittstelle Theorie – Praxis<br />

Eine weitere Ausgangsbedingung war, dass sich IRIS e.V. als Schnittstelle zwischen<br />

sozialwissenschaftlicher Theorie und sozialpädagogischer Praxis versteht. Dazu zählen<br />

Praxisforschung, -begleitung und eigene Praxisprojekte, wie auch Ausbildungsveranstaltungen<br />

am Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Tübingen<br />

oder die Mitwirkung bei Fachtagungen, Fort- und Weiterbildungen. Die Projektmitarbeiter<br />

konnten entsprechend breit gefächerte methodische Kompetenzen ins<br />

Projekt einbringen. Und auch in diesen Zusammenhängen lagen bereits Anknüpfungspunkte<br />

für die weitere Vernetzung im Projekt »Jungenpädagogik«. Nicht zuletzt<br />

über Bezüge im Institut für Erziehungswissenschaften hatten wir auch Kontakt<br />

zu Studenten und Kollegen, die später als Praktikanten oder Honorarmitarbeiter<br />

die dünne Personaldecke im Projekt etwas aufstocken halfen. Über die BZgA-Jungenstudie<br />

war ein Kernteam bereits in der Zusammenarbeit erprobt – allesamt<br />

Männer, die eine Liebe zu den Jungen und nicht zuletzt ihr Kontakt zu ihrem inneren<br />

Jungen verbindet.<br />

Institutionelle Bindung und Unabhängigkeit<br />

Auf der einen Seite konnten wir da<strong>von</strong> profitieren, dass die Zugehörigkeit zu<br />

unserem Trägerinstitut IRIS e.V. sowohl institutionelle Bindung als auch Unabhängigkeit<br />

bedeutete. IRIS e.V. ist einerseits als Träger <strong>von</strong> Jugendforschung, Projektbegleitung,<br />

Jugendhilfeplanung und Praxisentwicklung bekannt und ausgewiesen.<br />

Im kooperativen Netzwerk <strong>von</strong> IRIS e.V. standen uns so kompetente<br />

Kolleginnen und Kollegen mit Sachverstand und Erfahrungen im Projektmanagement<br />

zur Seite. Auf der anderen Seite lässt sich IRIS e.V. als unabhängiges Institut<br />

sozialwissenschaftlicher Forschung und Beratung nicht so leicht im Feld der Kinder-<br />

und Jugendhilfe einordnen. Das Institut hat eine hohe Autonomie und damit<br />

eher geringe Abhängigkeiten und Loyalitätsverpflichtungen gegenüber anderen<br />

Trägern. Und es ist selbst kein Träger <strong>von</strong> Angeboten und Maßnahmen der Kinder-<br />

und Jugendhilfe.<br />

Auf dieser Basis konnten wir uns erlauben, vom Projekt aus das Gesamt der Kinderund<br />

Jugendhilfe in den Projektregionen anzugehen. Diese Unabhängigkeit erscheint<br />

uns <strong>von</strong> Vorteil, weil <strong>Jungenarbeit</strong> als Modernisierungsthema <strong>von</strong> Jugendhilfe leicht<br />

Jungenpädagogische Praxiserfahrung<br />

Hervorzuheben ist nicht zuletzt, dass in diesem Kreis der IRIS Projektgruppe Jungenpädagogik<br />

einige konkrete jungenpädagogische Erfahrung vorhanden war. Von<br />

dort aus konnten wir eine pädagogische Präzisierung und Bestimmung <strong>von</strong> <strong>Jungenarbeit</strong><br />

vornehmen – wiederum in Verbindung mit einem Rückgriff auf das Bezugssystem<br />

der BZgA-Jungenstudie. Manche Debatten im Diskurs über <strong>Jungenarbeit</strong><br />

schienen uns wenig hilfreich oder praxisrelevant. Mit unserer eigenen<br />

Standortbestimmung wollten wir versuchen, Engführungen zu überwinden und<br />

Festgefahrenes wieder in Bewegung zu bringen. Im Sinn einer Verbreiterung jungenpädagogischer<br />

Praxisreflexion war uns dabei eine gleichzeitige Perspektive der<br />

Entideologisierung und Politisierung <strong>von</strong> <strong>Jungenarbeit</strong> wichtig: Die Rückführung<br />

<strong>von</strong> Kategorien wie Benachteiligung, soziale Ungleichheit, Marginalisierung als Bezugspunkte<br />

<strong>von</strong> Geschlechterpädagogik war uns gleichermassen wichtig wie die<br />

<strong>Entwicklung</strong> fachpolitischer Zusammenhänge.<br />

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