Dokumentation zum Symposion - Verband Bildungsmedien eV
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<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Weiße<br />
auf die Relevanz einer möglichen Vergewisserung und Ausbildung eigener Religiosität bei<br />
gleichzeitiger kritischer Infragestellung. Ein solcher Religionsunterricht ist im Rahmen eines<br />
schulpädagogischen Ansatzes zu verstehen, der angesichts zunehmender kultureller<br />
Heterogenität und sozialer Spaltung der Bevölkerung nicht die Aufgabe hat, Trennungen zu<br />
spiegeln oder gar zu vertiefen. Aus diesem Grunde versuchen wir in Hamburg so weit<br />
möglich Schülerinnen und Schüler nicht nach Konfessions- und Religionszugehörigkeit im<br />
Religionsunterricht zu trennen.<br />
Dialog ist in diesem Ansatz nicht Ziel, sondern Strukturprinzip von Unterricht. Unsere<br />
Anstrengungen richten sich auf den Religionsunterricht im Bereich der Schule. Schulischer<br />
Religionsunterricht sollte nicht mit Aufgaben überfrachtet werden, die in familiärer<br />
Sozialisation und in der Gemeinde vorrangig ihren Platz haben. Was dort an Defiziten zutage<br />
tritt, kann im Religionsunterricht öffentlicher Schulen zwar beachtet, nicht aber kompensiert<br />
werden. Wir plädieren für eine Unterscheidung – nicht für eine absolute Trennung –<br />
religiösen Lernens in Familie bzw. Religionsgemeinschaften und in der Schule.<br />
Unser Ansatz eines dialogischen Religionsunterrichts bezieht Grundüberlegungen eines<br />
Öffnungsprozesses ein, der als interreligiöser oder interkultureller Religionsunterricht bezeichnet<br />
worden ist, er geht aber darüber hinaus. Es erscheint uns als unbefriedigend, den Religionsunterricht<br />
auf eine interreligiöse Dimension einzuengen. Ein solcher Ansatz birgt u.a. die Gefahr,<br />
sich ausschließlich an kultureller und religiöser Heterogenität zu orientieren und Schulen mit<br />
homogener Schülerschaft zu vernachlässigen, die Brüche und die kulturell bedingten<br />
Unterschiede innerhalb von Religionen zu übersehen und atheistische Schüler vom<br />
Religionsunterricht auszuklammern, auch wenn sie Interesse an religiösen Fragen haben.<br />
Kennzeichen eines dialogischen Religionsunterrichts<br />
Ein dialogischer Religionsunterricht ist folgendermaßen ausgerichtet:<br />
1.) Lebensweltlich-erfahrungsorientiert<br />
Unsere Betonung eines lebensweltlichen Ansatzes ist im Rahmen einer Schülerorientierung zu<br />
verstehen, in der der Austausch von unmittelbaren Erfahrungen und das Interesse an Themen<br />
miteinander zu verbinden sind. Beide Dimensionen stehen in einem notwendigen Ergänzungszusammenhang,<br />
<strong>zum</strong>al sie je in sich Defizite aufweisen: Der erfahrungsorientierte Ansatz steht<br />
in der Gefahr, dass der strikt darauf begrenzte Dialog auf Dauer zu wenig Substanz hat und sich<br />
in einem ständigen „Drehen-in-sich-selbst“ erschöpft. Umgekehrt wird ein von jeweiligen<br />
Erfahrungen abgehobener, stofforientierter Ansatz die SchülerInnen nicht erreichen und ist damit<br />
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