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Dokumentation zum Symposion - Verband Bildungsmedien eV

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<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Weiße<br />

Selbstzentrierung ein ganz anderes Modell entgegensetzten, nämlich das der Vorrangigkeit<br />

des Anderen. Kronzeuge hierfür ist Emmanuel Lévinas, der die Ethik als Relation mit dem<br />

Anderen, mit dem Nächsten definiert 1 und der in der Verantwortung für den Anderen die<br />

Voraussetzung für die eigene Subjektivität sieht.<br />

b) Konkreter Einblick: Sehen wir uns diesen Unterricht aus der Perspektive einer Mutter an,<br />

deren Kind zur Zeit der Abfassung ihres Briefes in eine Hamburger Grundschule ging mit<br />

einem Religionsunterricht für alle.<br />

„Als Mutter einer kleinen Tochter, die in die 2. Grundschulklasse geht, habe ich ein starkes<br />

Interesse an einem interreligiösen Religionsunterricht in der Schule. Wir leben im Hamburger<br />

Westen, im kleinbürgerlich geprägten Stadtteil Iserbrook in Angrenzung <strong>zum</strong> Osdorfer Born.<br />

Von der Weltoffenheit einer Großstadt ist hier nicht viel zu spüren – wohl aber von<br />

ausländerfeindlichen Aggressionen bestimmter Elternhäuser, die über die Kinder bis in die<br />

Schule getragen werden. Die Illusion vom unschuldigen Umgang von Kindern untereinander,<br />

die nicht nach Hautfarbe und Augenform diskriminierend und verletzend unterscheiden, ist<br />

mir seit der Einschulung meiner Tochter vergangen. In so einer Situation wünsche ich mir die<br />

Schule als ein Korrektiv.... Für mich ist die Schule eine Keimzelle einer Gesellschaft im<br />

Kleinen, in der Kinder und Heranwachsende modellhaft das Miteinander erlernen können, in<br />

der Bewusstsein und Haltung entsteht. Ich wünsche mir in der Schule daher einen<br />

Religionsunterricht, in dem alle Religionen als gleichwertig gesehen und gleichberechtigt<br />

behandelt werden. Ich denke, dass ein wirklich interreligiöser Unterricht den Kindern einen<br />

ganz wichtigen Lernprozess ermöglicht: Die anderen Weltreligionen kennen zu lernen und<br />

meine Klassenkameraden bzw. meinen Klassenkameraden in seiner Religion und<br />

ihrem/seinem kulturellen Hintergrund schätzen zu lernen.“<br />

Diese Passage bildet den ersten Teil eines Briefes, der mir vor einiger Zeit von einer<br />

Muslimin in Hamburg zugeschickt worden ist (Abdruck in Weiße 1999, S. 293). Er birgt<br />

erhebliche Erwartungen an den Religionsunterricht und seine Bedeutung im öffentlichen<br />

Bereich. Im Folgenden geht es darum, den Rahmen, in den hinein diese Wünsche gesprochen<br />

worden sind, zu erläutern: Das ist, wie gesagt, der dialogische Religionsunterricht für Alle in<br />

Hamburg.<br />

1 „L’´´ethique est relation evec autrui, avec le prochain, in: Lévinas 1193, 156.<br />

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