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Dokumentation zum Symposion - Verband Bildungsmedien eV

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<strong>Symposion</strong> 2005 - Vortrag Wellenreuther<br />

Vergleich: Neuseeländischer und deutscher Leseunterricht:<br />

1) In Neuseeland werden Lernmaterialien nach Schwierigkeit geordnet. „Im Gleichschritt<br />

marsch“ gilt in Neuseeland nur für die Lernaktivitäten der homogenen Lerngruppe. Wenn<br />

ein Schüler die Schwierigkeiten seiner Kompetenzstufe gemeistert hat, kann er in die<br />

nächsthöhere Kompetenzstufe aufsteigen. Dadurch wird sichergestellt, dass sich keine<br />

größeren Lücken im systematischen Wissensaufbau ergeben. In Deutschland gilt dagegen<br />

für die ganze heterogene Lerngruppe „im Gleichschritt marsch“.<br />

2) In Neuseeland geht es um das Erreichen flüssigen Lesens für möglichst alle Schüler.<br />

Das ist eine absolute, keine relative Norm. Schüler vergleichen sich hauptsächlich mit dieser<br />

absoluten Norm. Das Erreichen der Zwischenstufen <strong>zum</strong> Erreichen dieses Endziels ist<br />

klar geregelt: Ein Schüler muss, um in die nächst höhere Kompetenzstufe aufzusteigen,<br />

beim Lesen einer Geschichte seiner Kompetenzstufe 95 % der Wörter richtig lesen. Falls<br />

das Erreichen des End-Ziels „flüssiges Lesen“ gefährdet ist, werden massive Maßnahmen<br />

wie z. B. zusätzlicher individueller Unterricht durch eine dafür abgestellte Lehrkraft ergriffen.<br />

Deutsche Lehrer können für ihre Klassen am Ende der 2. Klasse gar nicht sicher angeben,<br />

wie viele Schüler nicht flüssig lesen können. In deutschen Schulen wird als normales Ergebnis<br />

hingenommen, wenn etwa 20 % der Schüler in den ersten zwei bis drei Schuljahren<br />

nicht lernen, Texte wirklich flüssig zu lesen.<br />

Vermutlich hängen die Erfolge des Lesenlernens in Neuseeland mit zwei Faktoren zusammen:<br />

(1) Die Durchführung von individuellen Lesetests ermöglicht eine genaue Platzierung der<br />

Schüler in einer leistungshomogenen Gruppe.<br />

(2) Durch diese Platzierung wird eine adaptive Strukturierung des Lernangebots erst möglich:<br />

Die Schüler können in den leistungshomogenen Gruppen Lernangebote in der Zone<br />

der nächsten Entwicklung erhalten.<br />

Die Durchführung von individuellen Lesetests vermitteln den Schülern das Gefühl, ein konkretes<br />

Ziel bis zur Meisterschaft erreicht zu haben, ohne dabei das zu erreichende Endziel<br />

aus dem Blick zu verlieren. Dadurch kann auf identitätsverletzende Informationen <strong>zum</strong><br />

Rangplatz in der Klasse verzichtet werden. Diese Interpretation steht in Übereinstimmung<br />

mit den Ergebnissen einer experimentellen Studie von Butler (1988). Erhielten hier die<br />

Schüler keine Noten, sondern nur Kommentare, dann verbesserten sie ihre Leistungen.<br />

Die Gruppe, die Noten und Kommentare erhielt, zeigte ein signifikantes Absacken der Leistungen,<br />

ähnlich wie die Gruppe, die nur Noten erhielt. 3<br />

3 Was könnte in Deutschland gemacht werden, um diese Situation zu verbessern, wenn man nicht die neuseeländischen<br />

Bedingungen auf Deutschland übertragen kann? Ein erster Schritt zur Verbesserung dieser Situation wäre, Unterrichts-<br />

Mittwoch, den 2. März 2005<br />

Dr. Martin Wellenreuther – Institut für Pädagogik – Universität Lüneburg<br />

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