eine ostasiatische Heldensage

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— 16 — \, fragte sie ihn: „Wo, mein Kind, soll ich dich betten? hier vielleicht in dieser Grube?" Als die Mutter den Knaben aufhob, entschlüpfte er ihr und fiel. Sie hob ihn wieder auf, und er, ihr abermals entschlüpfend, klammerte sich an die Mutter, indem er die Worte sprach: „Meine Mutter! der schielende Blick meines rechten Auges durchschauet das Thun und Treiben der Elje vmd Schimnus^); der gerade Blick meines linken Auges zeigt mir zugleich das gegenwärtige sowohl als das zukünftige Schicksal^ meine geschwenkte rechte Hand bedeutet meine drohende Stellung gegen alle Feinde und Widersacher, und meine zusammengeballte linke Hand bedeutet, dass ich Alles beherrsche und festhalte; mein emporgestreckter rechter Fuss bedeutet, dass ich das Religionsgesetz emporbringen werde und mein gerade ausgestreckter linker Fuss bedeutet, dass ich alle Ketzer und Ungläubige unterjochen vmd zerstreuen werde; meine fünf und vierzig zusammengebissenen Zähne, mit denen ich geboren bin, bedeuten, dass ich die Macht und Furchtbarkeit der schrecklichen S c h i m n u s verschlingen werde." — Die Mutter rief: „O W^eh, o Weh! sonst pflegen die Kinder bei ihrer Geburt mit dem vierten Finger ihrer beiden Hände sich die Nasenlöcher zuzuhalten, sie pflegen mit geschlossenen Augen geboren zu werden; was für ein schwatzhaftes, beissiges Kind habe ich da geboren, das jetzt schon sich mit mir zankt und balgt." Während dieses Worlslreites kam Sanglun zu seiner Wohnung. Das eine Mal hörte er die Stimme eines Weibes, das andere Mal hörte er eine Stimme wie die eines Tigers. Der alte Sanglun kam, sein Vieh treibend, zehn Berghasen auf dem Rücken tragend und seine eiserne Fangstange mit neun Schlingen in einer Hand nachschleppend, 9) Benennungen von teuflischen, übelwollendcu Wesen. Die Elje sind aus dem, Von mir in den Memoiren der Akademie erklärten, Steinernem Penkmale Tschinggis Chans bekannt.

_ t1 — nach riause. „Was gibt es hier!" ri^f er. Geksche Amurtschila antwortete ihm: „Du besessener, erbärmlicher, vertrockneter Schuft! du vom Glücke verlassener Taugenichts! hatte ich dich nicht gebeten, heute bei mir zu bleiben? Kurz zuvor habe ich drei Kinder aus allen verschiedenen Theilen meines Körpers zur Welt gebracht; es lauter buddhaische Verwandlungen, welche, je nach dem Orte ihrer Bestimmung, iheils gen Himmel sich erhoben, theils in die Tiefe versanken, theils zu den Däkinis sich erhoben unter dem Rufe: die Götter in der Höhe! Die Drachenfürsten der Tiefe! die Däkinis der zehn Gegenden! und was dergleichen mehr war. Unter solchem Kufe entfernten sich Alle. Nun aber so eben, du nichtswürdiger Lump! habe ich eine Teufelsbrut zur Welt gebracht, die mich packt und fressen zu ollen .sclieint und sich, Avie du siehst, gebehrdet." Der Alte sprach : „O Weh! woher weisst du. dass es eine Teufelsbrut ist? wir vermuthen diess nur so, während es vielleicht ein Buddha ist. Wie können wir unser eigenes Kind tödten ! wir wollen lieber versuchen, es aufzuziehen. Heute habe ich achtzig Berghasen getödtet. Unser weniges, künnuerliches Vieh ist sammllich trächtig und schleppt den Bauch schon beinahe bis zur Erde. Anfangs gab es in der JNäbe unserer Wohnung keine Berghasen; heute i.sl in der Entfernung eines Pfeilschusses von unserm Hause kein Schnee gefallen und alle diese Berghasen habe ich auf diesem Räume gefangen. So etwas ist mir in meinem Leben noch nicht begegnet. Mag es nun Glück sej n , mag es die Güte meiner Schlingen seyn ; diess hier habe ich mitgebracht, "' Die Mutter entgegnete hierauf: „Wenn dem so ist. wie können wir das Kind umbringen; wir wollen es aufzuziehen suchen." Zu der Zeit gab es einen Teufel, in der Gestalt eines schwarzen Raben, welcher den noch nicht jährigen Kindern die Augen auszuhacken und sie solchergestalt blind zu 2

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nach riause. „Was gibt es hier!" ri^f er. Geksche<br />

Amurtschila antwortete ihm: „Du besessener, erbärmlicher,<br />

vertrockneter Schuft! du vom Glücke verlassener<br />

Taugenichts! hatte ich dich nicht gebeten, heute bei mir<br />

zu bleiben? Kurz zuvor habe ich drei Kinder aus allen<br />

verschiedenen Theilen m<strong>eine</strong>s Körpers zur Welt gebracht;<br />

es lauter buddhaische Verwandlungen, welche, je<br />

nach dem Orte ihrer Bestimmung, iheils gen Himmel sich<br />

erhoben, theils in die Tiefe versanken, theils zu den Däkinis<br />

sich erhoben unter dem Rufe: die Götter in der<br />

Höhe! Die Drachenfürsten der Tiefe! die Däkinis der<br />

zehn Gegenden! und was dergleichen mehr war. Unter<br />

solchem Kufe entfernten sich Alle. Nun aber so eben, du<br />

nichtswürdiger Lump! habe ich <strong>eine</strong> Teufelsbrut zur Welt<br />

gebracht, die mich packt und fressen zu ollen .sclieint und<br />

sich, Avie du siehst, gebehrdet." Der Alte sprach : „O<br />

Weh! woher weisst du. dass es <strong>eine</strong> Teufelsbrut ist? wir<br />

vermuthen diess nur so, während es vielleicht ein Buddha<br />

ist. Wie können wir unser eigenes Kind tödten ! wir<br />

wollen lieber versuchen, es aufzuziehen. Heute habe ich<br />

achtzig Berghasen getödtet. Unser weniges, künnuerliches<br />

Vieh ist sammllich trächtig und schleppt den Bauch schon<br />

beinahe bis zur Erde. Anfangs gab es in der JNäbe unserer<br />

Wohnung k<strong>eine</strong> Berghasen; heute i.sl in der Entfernung<br />

<strong>eine</strong>s Pfeilschusses von unserm Hause kein Schnee gefallen<br />

und alle diese Berghasen habe ich auf diesem Räume gefangen.<br />

So etwas ist mir in m<strong>eine</strong>m Leben noch nicht begegnet.<br />

Mag es nun Glück sej n , mag es die Güte m<strong>eine</strong>r<br />

Schlingen seyn ; diess hier habe ich mitgebracht, "' Die<br />

Mutter entgegnete hierauf: „Wenn dem so ist. wie können<br />

wir das Kind umbringen; wir wollen es aufzuziehen<br />

suchen."<br />

Zu der Zeit gab es <strong>eine</strong>n Teufel, in der Gestalt <strong>eine</strong>s<br />

schwarzen Raben, welcher den noch nicht jährigen Kindern<br />

die Augen auszuhacken und sie solchergestalt blind zu<br />

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