eine ostasiatische Heldensage

eine ostasiatische Heldensage eine ostasiatische Heldensage

17.11.2013 Aufrufe

— XII — eine Ilias^ Odyssee, befrei tes Jerusalem u. s. . zu stellen. Dessenungeachtet behauptet unser Gesser Chan immer seine besondere Eigenthümlichkeit, die ihn dem vissenschaftliche Interesse zuwendet. Denn ist gleich seine Poesie etwas Avüste und wild, sind gleich seine Metaphern etAvas barok, roh und handgreiflich, ähnelt gleich die Darstellung der Begebenheiten sehr oft mehr einem Mährchen als einer böhern Dichtung, — so zeigt er uns dafür fast ununterbrochen die Volksthümlichkeit Mittelasiens in der lebendigsten Veranschaulichung. Und ist diess nicht für den, der Wissenschaft lebenden, Erforscher des alten Griechenlands , neben dem Sprachschatze und dessen Ausbeutung, gleichfalls der anziehendste Theil in den Homerischen Gedichten? Denn der Rausch der Poesie, die Gasperlen der begeisterten Phantasie vermögen es allein nimmer, den freien, nüchternen Geist auf die Dauer zufrieden zu stellen. Ganz gegen die Gevohnheit ist der Mongolische Text unserer Heldensage nicht in gebundener Rede, d. h. nicht in Versen und Strophen von einer bestimmten Anzahl Sylben, abgefasst. Man kann dafür froh seyn, weil dadurch die Sprache der Dichtung ihren freyen, ungehemmten Gang behalten hat und nicht durch den Zwang der Sylbenzählung verrenkt ist. Bei der Uebersetzung habe ich mich bestrebt, durchaus nichts von der Farbe des Originals zu vcr»

- XIII - wischen und die möglichste Treue zu beobachten, ohne jedoch dadurch der Deutschen Sprache Gewalt anzuthun, dieselbe ungelenk und das Lesen des Buches unangenehm und besch\verlich zu machen. Für diejenigen meiner Leser, denen es auffallen möchte ^ dass ich in dieser Vorrede und in meinen sonstigen Schriften Tibet und nicht Tübet schreibe, 4vogegen in der Uebersetzung unserer Heldensage die letztere Schreibart überall beibehalten ist, finde ich nöthig zu bemerken, dass wenn ich die Sage aus dem Tibetischen übersetzt hätte , ich das besagte Land Bod, und aus dem Kalmükischen, Töböd genannt haben würde. Bod ist jedenfalls die richtige Benennung, weil die Einwohner des Landes dasselbe sowohl als ihre Sprache und alle ihre Landes- und Volkseigenthümlichkeiten also nennen. Tübet oder Töböd ist aus dem Mongolischen Worte tüb oder tob entstanden, Avelches „die Mitte, der Mittelpunkt" bedeutet, weil Tibet von den buddhaistischan Völkern des innern Asiens als das Mittelland der Erde 2;- sehen wird und in den Tibetischen Schriften selbst oft unter der Benennung ssaji ITe „der Nabel der Erde erscheint. Ich halte es, ausgenommen etwa in Üebersetzungen, für ganz unnöthig und zwecklos, von der von jeher gebräuchlichen Europäischen Benennung Tibet blos deswegen abzugehen, veil die Mongolen Tübet schreiben. Wie abgeschmackt würde es nicht

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<strong>eine</strong> Ilias^ Odyssee, befrei tes Jerusalem u. s. .<br />

zu stellen.<br />

Dessenungeachtet behauptet unser Gesser<br />

Chan immer s<strong>eine</strong> besondere Eigenthümlichkeit, die<br />

ihn dem vissenschaftliche Interesse zuwendet. Denn<br />

ist gleich s<strong>eine</strong> Poesie etwas Avüste und wild, sind<br />

gleich s<strong>eine</strong> Metaphern etAvas barok, roh und handgreiflich,<br />

ähnelt gleich die Darstellung der Begebenheiten<br />

sehr oft mehr <strong>eine</strong>m Mährchen als <strong>eine</strong>r böhern<br />

Dichtung, — so zeigt er uns dafür fast ununterbrochen<br />

die Volksthümlichkeit Mittelasiens in der lebendigsten<br />

Veranschaulichung. Und ist diess nicht für den, der<br />

Wissenschaft lebenden, Erforscher des alten Griechenlands<br />

, neben dem Sprachschatze und dessen Ausbeutung,<br />

gleichfalls der anziehendste Theil in den Homerischen<br />

Gedichten? Denn der Rausch der Poesie,<br />

die Gasperlen der begeisterten Phantasie vermögen es<br />

allein nimmer, den freien, nüchternen Geist auf die<br />

Dauer zufrieden<br />

zu stellen.<br />

Ganz gegen die Gevohnheit ist der Mongolische<br />

Text unserer <strong>Heldensage</strong> nicht in gebundener Rede,<br />

d. h. nicht in Versen und Strophen von <strong>eine</strong>r bestimmten<br />

Anzahl Sylben, abgefasst. Man kann dafür<br />

froh seyn, weil dadurch die Sprache der Dichtung<br />

ihren freyen, ungehemmten Gang behalten hat und<br />

nicht durch den Zwang der Sylbenzählung verrenkt<br />

ist. Bei der Uebersetzung habe ich mich bestrebt,<br />

durchaus nichts von der Farbe des Originals zu vcr»

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