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Gewaltfreie KommuniKation - Bundesverband Mediation eV

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Das Interview<br />

57<br />

Sabine Kamp<br />

Der BM ist ein inklusiver Verband<br />

Interview mit Roland Kunkel-van Kaldenkerken<br />

Roland, was heißt das überhaupt, der BM ist<br />

ein inklusiver Verband?<br />

Erstmals hat Benedikta von Deym-Soden den Begriff<br />

Inklusivität geprägt, auf dem Jahrestreffen in<br />

Frauenchiemsee 2001.<br />

Inklusivität meint, das der BM – im Gegensatz zu<br />

anderen <strong>Mediation</strong>s-Verbänden – offen ist für die<br />

Vielfalt in der <strong>Mediation</strong> und ihrer AnwenderInnen.<br />

Der BM bietet jeder/jedem einen Platz und versucht,<br />

die spezifischen Beiträge zu würdigen. Wir<br />

sehen Differenz als Stärke, als Plus und die Interaktion<br />

zwischen ganz unterschiedlichen Fachgebieten,<br />

unterschiedlichen Professionalisierungsgraden<br />

und ideellen Hintergründen beflügelt den<br />

Verband.<br />

Wenn ich mir den Jahresbericht zur Mitgliederversammlung<br />

2007 ansehe, finde ich, es gibt<br />

viele Fachgruppen, reicht das inzwischen nicht?<br />

Wir haben viele Fachgruppen mit ganz heterogenen<br />

Niveaus, das ist gut so und wird akzeptiert.<br />

Wo wir schwächer als nötig sind, das ist die<br />

politische Szene. Obwohl <strong>Mediation</strong> in allen Bereichen<br />

der politischen Konfliktbewältigung (regional,<br />

national und international) durchaus eine<br />

Rolle spielt, bilden wir diesen Teil verbandsmäßig<br />

(noch) zu wenig ab. Zum Teil wird dies über Kooperationen<br />

ausgeglichen.<br />

Die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden<br />

wird ja derzeit institutionalisiert…<br />

Für den BM sind die Fachgruppen und Regionalgruppen,<br />

sowie die systematische Kooperation<br />

der AusbilderInnen typisch, das haben die anderen<br />

Verbände so nicht, die sind eben mehr exklusiv<br />

und agieren um ein Thema und/oder auch um<br />

Personen. Solche LeistungsträgerInnen der <strong>Mediation</strong><br />

haben es in exklusiven Verbänden leichter.<br />

Im BM waren und sind die horizontalen Strukturen<br />

entwickelt und arbeitsfähig, die vertikalen Wege<br />

sind noch immer nicht so alltäglich. Ich bemerke<br />

eine gewisse Scheu mit Hierarchien um zu gehen,<br />

vertikalen Entscheidungswegen – bis hin zu<br />

Führungsmöglichkeiten – wird eher noch misstraut.<br />

Das hat auch damit zu tun, dass <strong>Mediation</strong><br />

sich als Agieren auf Augenhöhe begreift. Da<br />

wünsche ich dem Verband mehr Mut, neben<br />

der zeitlichen Würdigung von Engagement auch<br />

qualitative Aspekte – welche Reputation jemand<br />

für <strong>Mediation</strong> erwirkt – an zu erkennen und LeistungsträgerInnen<br />

damit wert zu schätzen.<br />

Was sind denn die Vorteile der Inklusivität?<br />

Die Unterschiede lehren uns den produktiven<br />

und friedlichen Umgang miteinander, wir fallen<br />

nicht in Trott. Irritationen sind wie Weckrufe<br />

der Achtsamkeit, sie mobilisieren uns. Sicher<br />

hängt auch damit das hohe Engagement innerhalb<br />

der Mitgliedschaft zusammen, das im<br />

Vergleich zu anderen Organisationen (z. B. Gewerkschaften,<br />

Parteien) enorm ist, das heißt wir<br />

verschenken wenig Potenziale und haben einen<br />

hohen Wirkungsfaktor.<br />

…und die Nachteile?<br />

Wo siehst du die Gefahr von Inklusivität?<br />

Der Preis ist die Langsamkeit, der es bedarf,<br />

um alle mit zu nehmen. Mein Einwurf: Das ist<br />

ja durchaus ein Prinzip in der <strong>Mediation</strong>spraxis,<br />

dieses Verlangsamen. Manches muss reifen und<br />

braucht Zeit, das ist OK. Wenn aber der fachliche<br />

Diskurs gebremst wird, weil zu viele mitreden,<br />

verlieren wir Wettbewerbsfähigkeit an spezialisiertere<br />

Organisationen und Netzwerke.<br />

Roland, wie siehst du den BM und seinen Platz<br />

in der Gesellschaft der Zukunft?<br />

Die Kooperation des BM mit anderen <strong>Mediation</strong>s-Verbänden<br />

ist ein guter Ausgangspunkt, wir<br />

sollten aber über den fachlichen Horizont und<br />

den Konfliktfokus hinausgehen.<br />

Ich sehe den Platz der <strong>Mediation</strong> im weltweiten<br />

Nachhaltigkeitsdiskurs: im Rahmen von ökologischer,<br />

ökonomischer und sozialer Vernunft hat<br />

<strong>Mediation</strong> zweifelsohne in letzterer ihren Stellenwert,<br />

da gilt es an zu koppeln.<br />

Als MediatorInnen sind wir meines Erachtens Teil<br />

der „Reflexionsbranche”, dort gibt es wertvolle<br />

BündnispartnerInnen, die uns helfen können, den<br />

Nutzungs- und Wirkungsgrad von <strong>Mediation</strong> in<br />

der Gesellschaft zu erhöhen.<br />

Dann freue ich mich auf weitere spannende<br />

Diskussionen dazu und danke dir, Roland, für<br />

diese erhellenden Ausführungen.<br />

„Vielfalt und Qualität”, Überlegungen von Roland<br />

Kunkel sind auf der Website des BM nach zu lesen.<br />

Das Interview führte Sabine Kamp.<br />

Roland Kunkel,<br />

Dipl. Volkswirt,<br />

Organisationsberater,<br />

Supervisor (DGSv) und<br />

Mediator BM<br />

Sabine Kamp,<br />

Diplompädagogin,<br />

Mediatorin BM<br />

Kontakt<br />

Sabine Kamp,<br />

sabine-kamp@arcor.de<br />

Spektrum der <strong>Mediation</strong> 28/2007 – Fachzeitschrift des <strong>Bundesverband</strong>es <strong>Mediation</strong> e. V.

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