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Gewaltfreie KommuniKation - Bundesverband Mediation eV

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30 15 Jahre BM<br />

Kontakt<br />

Benedikta Deym-Soden,<br />

info@deym-soden.de<br />

War es denn überhaupt richtig, <strong>Mediation</strong>, in der<br />

es ganz zentral um Selbstverantwortung geht, in<br />

Standards zu pressen? Durfte man „marktgerechte”<br />

Honorare verlangen? Was bedeutete das für<br />

diejenigen, welche sich <strong>Mediation</strong> nicht leisten<br />

können würden? Und was bedeutete das für die<br />

mit viel Engagement und viel Herz angebotene<br />

ehrenamtliche <strong>Mediation</strong>? Würde es genügen,<br />

dafür eigene Standards zu formulieren – bzw.<br />

würden wir das überhaupt noch tun, wenn wir die<br />

bisherigen Standards erst mal verabschiedet haben?<br />

Haben wir? Gibt es sie noch – die Ehrenamtlichen?<br />

Das Infoblatt wurde vom Verein finanziert – auch<br />

wenn wir uns das nicht wirklich leisten konnten. So<br />

kam es aber auch zu Menschen, die das Geld<br />

für ein Abonnement nicht investiert hätten. Finanziell<br />

saniert zu sein ist ein wichtiges Ziel – es gibt<br />

auch noch andere – und diese Ziele stritten<br />

schon damals im BM.<br />

Wegen dieser großen Ziele (die Strukturen schaffen<br />

und die Werte hochhalten), ließen sich in<br />

Kröchlendorff alle Vorstandsmitglieder neu wählen,<br />

auch die, deren Amtszeit noch nicht ausgelaufen<br />

war. Die Pläne wurden den Mitgliedern vorgelegt<br />

und man entschied sich nach heißen Debatten<br />

um alternative Pläne (und auch Beschimpfungen,<br />

die aber verdeckt geführt wurden – ist das eigentlich<br />

immer noch so?) für diesen neuen Vorstand<br />

und seine Pläne ohne Gegenstimmen mit einer<br />

Enthaltung.<br />

Um den nächsten Schritt vorzubereiten, nämlich<br />

eine ordnungsgemäße Geschäftsstelle einzurichten,<br />

konnte und wollte man sich zunächst nur die<br />

gering bezahlte Tätigkeit leisten. In Kröchlendorff<br />

hatten Katharina, ich und Inge Thomas-Worm<br />

zeitgleich die gleiche Idee: und so übernahm Inge<br />

Thomas-Worm gegen eine Bezahlung, die wir<br />

uns leisten konnten und mit viel ehrenamtlichem<br />

Anteil die Abwicklung der Geschäfte. Mit dieser<br />

Tätigkeit verbunden war als eine der allerersten<br />

wichtigen Aufgaben das „Durchforsten” der Unterlagen<br />

nach der Bezahlung der Mitgliedsbeiträge.<br />

Aufgrund der Überforderung der Ehrenamtlichen<br />

waren diese zum Teil jahrelang nicht<br />

bezahlt worden – wer hätte die Zeit gehabt, mit<br />

Nachdruck daran zu erinnern? Die Mitglieder reagierten<br />

darauf. Die erste Anschubfinanzierung<br />

wurde so geschafft.<br />

All diese ersten Schritte waren – wie hätte es anders<br />

sein können – auch mitgeprägt vom alten<br />

Idealismus: die Räume wurden dem BM von Inge<br />

Thomas-Worm günstig vermietet, manches<br />

stammte aus Privatbeständen z. B. der Anrufbeantworter<br />

von der 1. Vorsitzenden, auch die ersten<br />

Möbel wurden von einem Mitglied gestiftet. Auch<br />

beim Etablieren der Anerkennungstätigkeit waren<br />

Anfangsschwierigkeiten zu überwinden. Auf der MV<br />

in Steyerberg 2002, als die Standards verabschiedet<br />

wurden, war eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrags<br />

beschlossen worden. Trotz eines flexiblen<br />

Anteils gab es hier eine Zerreißprobe hinsichtlich<br />

der alten Wurzeln, wegen der Befürchtung, dass<br />

die Inklusivität so nicht gehalten werden kann. Es<br />

steht zu befürchten, dass manche der Austritte<br />

in den folgenden Jahren (jedenfalls auch) damit<br />

zu tun gehabt haben. Die nächste Stufe der<br />

Veränderung sollte uns einen hauptamtlichen Geschäftsführer<br />

bringen. Wir waren immer wieder in<br />

der Schleife gefangen gewesen, dass wir mehr<br />

Mittel benötigten, aber die Zeit zu deren Akquise<br />

nicht aufbrachten – wir hätten das auch erst lernen<br />

müssen. Also rieten uns kluge Leute, die zwei<br />

Dinge zusammen zu packen: mehr Zeit einkaufen<br />

und gleichzeitig das nötige Geld akquirieren. Mit<br />

anderen Worten, die Finanzierung unseres anzustellenden<br />

Geschäftsführers sollte dieser selbst erarbeiten.<br />

Seine Haupttätigkeit sollte generell auf<br />

dem Gebiet der Akquise von Finanzmitteln liegen:<br />

Für das eigene Gehalt und für die verschiedenen<br />

weiteren anstehenden Herausforderungen. Dass<br />

das erste Projekt und die Arbeitsbeziehungen nicht<br />

klappten und wir uns wieder voneinander trennen<br />

mussten, ist ein offenes Geheimnis – ich empfand<br />

es als eine größere Katastrophe, die mich immer<br />

noch traurig macht. Umso erfreulicher sind alle<br />

weiteren Entwicklungen: die finanzielle Entwicklung,<br />

die Mitgliederzahlen, die Aktivitäten auf allen Ebenen<br />

und vor allem auch die Anerkennung des BM<br />

in der <strong>Mediation</strong>s-Öffentlichkeit. Selbst hier in Ostbayern<br />

sind wir nun aktiv und gut sichtbar. Dafür<br />

habe ich gekämpft und deshalb bin ich auch so<br />

zufrieden mit dem, was der BM ist, was wir sind und<br />

tun, über alle Nachdenklichkeiten und selbstkritischen<br />

Fragen hinweg. Vielleicht wurde ich/unsere<br />

Tätigkeit während der Wechseljahre wegen unserer<br />

strukturierten und zielgerichteten Vorgehensweise<br />

als eine missverstanden, die sich den Strukturen<br />

und Abläufen und der Professionalisierung verschrieben<br />

hatte. Das wäre ein Missverständnis: Mir jedenfalls<br />

ging und geht es um Strukturen nur in so weit,<br />

als sie das Eigentliche stützen sollen: und das sind<br />

die Wurzeln und das Herz der <strong>Mediation</strong>, des BM.<br />

In der Praxis heißt das, dass wir eine Gratwanderung<br />

machen müssen: denn das eine kann ohne<br />

das andere nicht leben und das andere macht<br />

ohne das eine keinen Sinn. Ein Körper hat ja auch<br />

ein Skelett und Muskeln, kann aber nicht leben ohne<br />

Herz und Hirn – es hätte auch gar keinen Sinn.<br />

(Guter alter Pestalozzi) Mein Geburtstags-Wunsch<br />

für den BM und für die <strong>Mediation</strong> ist: halten wir das<br />

Pendel nicht rechts oder links fest, es muss auch<br />

über die Mitte und es muss schwingen.<br />

Spektrum der <strong>Mediation</strong> 28/2007 – Fachzeitschrift des <strong>Bundesverband</strong>es <strong>Mediation</strong> e. V.

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